Gefahrene km: 1. Etappe 695, 2 Etappe 688
06.05. (Freitag) > Siena <
Das in seiner mittelalterlichen Ausgeglichenheit erstrahlende Siena ist schon von weitem zu sehen. Die drei Hügel, auf denen die Stadt liegt, erheben sich in einer idyllischen Landschaft, in der sich die Grenzen des alten Zentrums vor einer Kulisse abzeichnen, die noch die gleiche zu sein scheint wie die, welche Ambrogio Lorenzetti in den Räumen des Palazzo Pubblico in der Allegorie der Guten Regierung verewigt hat. Noch heute zeigt sich Siena größtenteils in seinem Erscheinungsbild aus dem 14. Jhr. Das einzigartige und gut erhaltene mittelalterliche architektonische Erbe ist einer der Hauptgründe für den Besuch dieser schönen Stadt, die sich schon seit langem dieses empfindlichen Gleichgewichts bewusst ist.
Die Blütezeit der Stadt, die mit dem Aufstieg Sienas zum Rivalen von Florenz zusammenfällt, wurde im Mittelalter erreicht, als sie – auf dem Höhepunkt ihrer historisch-ökonomischen Entwicklung – ihre heutige Form annahm. Im Laufe weniger Jahrzehnte wurde der prächtige Palazzo Comunale mit der imposanten Torre del Mangia errichtet, einer der ältesten und höchsten Türme Italiens, die schöne Piazza del Campo mit Travertin in der charakteristischen Muschelform gepflastert. Der Platz ist weltweit als Austragungsort des Palio bekannt, ein Pferderennen zwischen den Contraden, das zweimal im Jahr stattfindet. Zu diesem Anlass wird der Platz mit Tuffsteinpulver bedeckt, um den Pferden das Laufen zu erleichtern. Im Mittelalter wurde auch mit dem Bau des berühmten Doms begonnen, den die Einwohner Sienas sogar noch erweitern wollten. Dieses Projekt wurde wegen der verheerenden Pestepedemie von 1348 letztendlich aufgegeben (allerdings sind die Spuren auf der Piazza Jacopo della Quercia noch heute deutlich sichtbar, wo man die Säulen für das neue Kirchenschiff und die neue Fassade, Facciatone genannt, bewundern kann).
Siena ist ein Freilichtmuseum der italienischen Gotik, die aber mit der himmelwärts strebenden nordischen Gotik, wie z.B. beim Kölner Dom, nichts gemein hat. In diesem Freilichtmuseum leben heute knapp 55000 Einwohner.
Der Sage nach wurde Siena von den Söhnen des legendären Rom-Erbauers Remus gegründet. Entsprechend ist die Wölfin mit ihren säugenden Kleinen nicht nur das Wahrzeichen von Rom, sondern auch das Sienas. Sicher ist auf jeden Fall, dass die Stadtgründung in die Zeit der Etrusker fällt.
Entgegen aller Ansagen der Rezeptionistin ist es heute früh trocken. Geschlafen haben wir übrigens beide sehr gut. Es gibt Heizung und die Betten sind mit einer Steppdecke versehen. Nach einem Selfmade-Frühstück beschließen wir als erstes den Kauf einer Kaffeemaschine. Diese komischen Brühdinger, die in Italien wohl Allgemeingut sind, damit kommen wir nicht zurecht. Als Lachnummer: den Kaffee heute gieße ich mittels Filtertüte über einen Trichter mit heißem Wasser auf, das Ergebnis landet in einem Kochtopf und von dort in den Tassen. Das mache ich bestimmt kein zweites Mal. Die Aufbackbrötchen aus dem Backofen schmecken sehr gut.
Gegen 8:30 h sind wir auf dem Weg zu unserem ersten Ziel in diesem Toscana-Urlaub: Siena. Im Vorfeld hatte ich eruiert, dass das Parkhaus Il Campo äußerst günstig zur fast autofreien Innenstadt liegt. Die Bedenken von Susanne schwinden schlagartig, als wir tatsächlich bis in das Parkhaus fahren dürfen. Es gibt reichlich Plätze und die Zufahrt ist auch für mein Auto nicht zu schmal.
Die ersten Blicke auf den Stadtkern von Siena sind wunderschön. Auf dem Weg zum Dom kommen wir an einer kleinen Kirche vorbei, Chiesa San Pietro alle Scale, aber trotzdem schön von innen.
Siena
Durch enge Gassen mit kleinen Geschäften im Untergeschoss der Häuser erreichen wir die Piazza del Duomo. Beim ersten Anblick des prachtvollen Gebäudes ist man bereits sprachlos. Ich hole uns die Eintrittskarten, Masken auf und rein in das Gewühl. Hier haben sich wohl alle Tourigruppen (überwiegend sehr alte Menschen mit biblischem Sprachgewühl) versammelt, die ihre Ausflüge in Siena beginnen. Leider ist eine Turmbesteigung nicht möglich, weil der Turm dauerhaft geschlossen ist.
Hoch über Siena liegt der prunkvolle Dom an der Piazza Duomo. Mit seinem Bau war im Jahr 1229 begonnen worden. 1263 wurde er mit einer Kuppel versehen und erst 1313 kam der Glockenturm dazu. Er überragt alles mit seinen 77 m Höhe. Nichtsdestotrotz erschien die Cattedrale di Santa Maria Assunta den Bürgern Sienas gleich nach ihrer Fertigstellung schon wieder als zu klein. Hintergrund ist der seit jeher schwelende Konkurrenzkampf Sienas mit Florenz, dessen Dom opulenter erschien und Sienas Stadtväter zu drastischen Erweiterungsplänen für das Gotteshaus veranlasste. Es war die Pest und eine Wirtschaftsflaute, die zur Einstellung des teuren Vorhabens führte. Im 14. Jhr. wurde der obere Teil der filigran gegliederten Westfassade von Baumeister Giovanni di Cecco vervollständigt. Ihr unterer Teil stammt von Giovanni Pisano. Erst im Verlauf des 19. Jhr. wurden die bunten Mosaike mit Bildern aus dem Leben Marias angebracht. Besucher sollten sich etwas Zeit zur Besichtigung der aufwändigen Marmorfassade nehmen.
Das Innere des Gotteshauses wird durch imposante, gestreifte Säulen in bestimmte Segmente unterteilt. Von den Decken erstrahlen Sterne, und besonders beeindruckend ist der so kunstvoll gefertigte Marmorboden.
In einem vom linksliegenden Seitenschiff zugänglichen Nebenraum der Cattedrale di Santa Maria Assunta befindet sich die umfangreiche Dombibliothek. Als Libreria Piccolomini war sie von Kardinal Francesco Todeschini eingerichtet worden, der als Papst Pius III. mit einer sehr kurzen Amtszeit vom 22.09.1503 – 18.10.1503 in die Geschichtsbücher Eingang fand. Besonders farbenfroh sind Fresken von Niccoló Pisano mit Darstellungen aus dem Leben römisch-katholischer Päpste. Der Bildhauer hatte 1268 auch die prachtvolle achteckige Marmorkanzel geschaffen. Sie ruht auf jeweils zwei weiblichen und männlichen Löwen und gilt als eines der Meisterwerke des Bildhauers. Besondere Beachtung verdient zudem das Chorgestühl in der Apsis. Es ist mit wertvollen Intarsienarbeiten von Giovanni da Verona dekoriert.
Cattedrale di Santa Maria Assunta
Im Inneren beeindrucken die gestreiften Säulen und der Hauptaltar für mein Gefühl am meisten. Bei 3 Orgeln höre ich auf zu zählen. Danach besuchen wir die Krypta tief unten unter dem eigentlichen Dom, das zugehörige Museum mit viel Prunk sowie das Baptisterium. Dann reicht es an Kirchen.
Dort, wo sich die 3 Stadthügel treffen, befindet sich die Piazza del Campo, der oft nur als Il Campo genannte Platz. Sowohl Einheimische als auch Touristen werden von ihm magisch angezogen. Er gehört mit seiner Ausgewogenheit und mit seiner muschelförmigen, die Unebenheiten des Bodens harmonisch ausgleichenden Krümmung zu den schönsten Plätzen der Welt. Die Architektur mit den harmonisch aufeinander abgestimmten Gebäuden ist beeindruckend, keine einmündende Straße stört das Ensemble, denn nur schmale Korridore zwischen den Palästen und Wohnbauten führen auf den Platz. Wie eine offene Muschel steigt der Campo 10 m an. Der Boden lädt ein, sich auf ihm niederzulassen, um die imposante Atmosphäre des Platzes in sich aufzunehmen.
Über halsbrecherische Stufen, alle sehr glatt, da aus Marmor gefertigt und regennass, geht es zur Piazza del Campo. Auf dem Weg dorthin führt kein Weg an einer Gelateria vorbei. Für immerhin 4,50€ für 2 Kugeln sauleckeres Eis ist es nicht zu teuer. Die Kugeln sind so groß, bei uns wären das mindestens 4 Stück. An eine Hauswand gelehnt genießen wir das Eis mit Blick auf die Piazza del Campo und den Palazzo Pubblico. Dabei stellen wir uns vor, wie die Reiter des Palio den Platz mit halsbrecherischer Geschwindigkeit umrunden, um den Sieg für ihren Stadtteil einzufahren.
Palio-Rennen
Allerdings sorgte erst mit den Jahren die Stadtverwaltung durch entsprechende Gesetze dafür, dass die Fassadengestaltung einheitlich gehandhabt wurde. So wurde beispielsweise für die Harmonie und Schönheit des Platzes ein Gebäude, das etwa 40 cm aus der Front der Bauten um den Campo ragte, völlig abgerissen.
Die Piazza del Campo ist einer der eindrucksvollsten kommunalen Plätze Italiens, ein Platz ohne Kirche, ein rein politisches Zentrum. An der untersten Stelle des leicht abschüssigen Geländes steht der Palazzo Pubblico mit dem hochragenden Turm del Mangia. In der Mitte des oberen Muschelrandes befindet sich die Fonte Gaia, ein rechteckiger nach einer Seite offener Brunnen, den Jacopo della Quercia von 1409-19 geschaffen hat. Er bekam ursprünglich mithilfe eines Aquädukts sein Wasser. Die Reliefs an den Brunnenwänden wurden zwar durch Kopien ersetzt, dennoch dokumentieren sie die Entwicklung der frühen Renaissance-Plastik.
Piazza del Campo
In den Jahren 1327-1349 erhielt der Platz eine Pflasterung, wobei auch heute noch die Einteilung in 9 Segmente an die damalige Herrschaft der Neun erinnert. Auf dem Campo fanden zu allen Zeiten historisch oder kulturell bedeutsame Ereignisse statt. 1260 wurde hier der Sieg über Florenz und heute hier noch 2x jährlich der Palio gefeiert. Dieses Pferderennen ist das größte Fest sienesischer Tradition und findet jährlich am 2. Juli und am 16. August auf dem Campo statt. Aber ganz egal, ob mit oder ohne Palio, die Piazza del Campo ist wie die ganze Altstadt sehenswert und zudem wunderschön.
Der schlanke, 102 m hohe Turm des Palazzo Pubblico (Rathaus), der Torre del Mangia, wurde zwischen 1325 und 1344 errichtet. Der Name geht auf den Glöckner zurück, der den Spitznamen Mangiaguadagni – Verdienst-Fresser – hatte.
Palazzo Pubblico
Leider ist der Turm des Palazzo Pubblico wegen Regen für den Publikumsverkehr gesperrt. So bleibt mir nur, eine Postkarte mit einer Luftansicht von Siena zu kaufen, da ich selbst wie vor beschrieben, keine Fotos machen kann. Das Museum im Palazzo ist zugänglich und beeindruckt.
Uns knurren die Mägen und was eignet sich besser als eines der unzähligen Restaurants rund um die Piazza del Campo. Gut geschützt vor dem einsetzenden leichten Regen genießen wir die italienische Küche.
Erbaut wurde die kühne Konstruktion von den Brüdern M. und F. di Rinaldi unter Leitung von Giovanni D’Agostino, und die Spitze wurde von Lippo Memmi entworfen. Der mit Luftlöchern verzierte Turm wurde – wie die oberen Etagen des Palazzo – aus roten Backsteinen erstellt.
Geziert wird der Turm mit einer Krone aus bearbeitetem Travertin, auf der die beiden Stadtwappen der Gemeinde zu sehen sind. Aus der Travertinkrone über dem Backsteinschaft entwächst ein weiterer schmaler Zinnenturm mit darüber liegendem Glockenhaus, das 1341 nach einer Zeichnung von Lippo Memmi errichtet wurde. Die große, 1665 gegossene Glocke wird Campone oder Sunto genannt, weil sie an Maria Himmelfahrt geweiht wurde.
Der Turm ist der Öffentlichkeit zugänglich und bietet von seiner Spitze einen sehr schönen Blick über die Stadt und ihre Umgebung, wenn man denn die 400 Stufen geschafft hat. Man kann sich aber auch – wie viele andere Menschen – zu seinen Füßen auf dem nackten Boden des Campo niederlassen, den Platz auf sich wirken und den Tag ausklingen lassen.
Auf dem Weg zurück zum Auto passieren wir eine Töpferei mit einzigartigen Stücken. An einem Teller mit einem typischen Toscana-Motiv kann ich nicht vorbei gehen, für 60€ wechselt er den Besitzer.
Das Parken kostet 14€ und noch im Parkhaus füttere ich das Navi mit den Daten eines Einkaufszentrums zum Kauf der notwendigen Kaffeemaschine, für 39,99€ sind wir stolze Besitzer. In einem Supermarkt kaufen wir etwas Obst ein, für 7 große Bananen und 1 kg Erdbeeren zahlen wir die horrende Summe von 3,02€!!! Nun heißt es nur noch, auf zum Quartier.
Webadressen:
Wetter:trocken, bedeckt, in Siena vereinzelt Tröpfelregen, ca 18°C
Gefahrene km: 98
07.05. (Samstag) > Garfagnana, Versilia <
Der Tag fängt gut an, ich sperre mich aus, weil ich den falschen Schlüssel nehme, also zur Rezeption und Ersatz holen. Aber dann, allein weil uns der Tag mit Sonne und Wärme begrüßt, hebt das die Stimmung. Heute fahren wir in den bergigen Norden der Toscana, ein Bereich, der Touristen relativ unbekannt ist. Das merken wir auch an den nicht vorhandenen ausländischen Kennzeichen. An einer Tankstelle, man höre, es gibt hier noch Bedienung, fülle ich den Tank, das Auto hat nur 5,7 ltr/100 km gebraucht. Auffällig ist hier unterwegs übrigens die fast rote Erde auf den Äckern.
Nördlich von Lucca dehnt sich das Serchio-Tal aus, eine reizvolle Landschaft, reich an unberührten Naturschönheiten und lebhaften Kontrasten. Entlang den Ufern des Flusses Serchio, der parallel zum Meer zwischen den apuanischen Alpen im Westen und dem Appenin im Osten dahinfließt, erschließt sich dem Individualisten eine Gegend, die am besten zu Fuß, mit dem Mountain-Bike oder auf dem Pferd zu entdecken ist. In der Garfagnana mit ihren zahlreichen idyllischen Dörfern, die an den Hängen links und rechts des Serchio zu kleben schein, ist der Besucher fern vom Trubel des Massen-Tourismus. Dieser toskanische Landstrich eignet sich ideal zur Entspannung. Inmitten von Italienern mit traditionellem Lebensstil wird der Gast mit unverdorbener Liebenswürdigkeit aufgenommen. Ein kleines Paradies für all diejenigen, die die Beschaulichkeit mögen.
Von Bagni de Lucca aus führt eine Landstraße durch das untere Serchio-Tal hinab nach Borgo a Mozzano, wo seit dem 12. Jhr. die spektakuläre Ponte della Maddalena in einem 37 m breiten Bogen den Fluss überspannt. Den Namen erhielt die Brücke nach einer Magdalena-Statue, die früher an dieser Stelle stand und sich heute in der Pfarrkirche des Städtchen Bagni de Lucca befindet. Unter den Einheimischen wird diese ungewöhnliche Steinbrücke auch Teufelsbrücke genannt. Vermutlich, weil sie zur damaligen Zeit eine technische Meisterleistung war, die man damals nur mit dem Werk des Teufels interpretieren konnte.
Nach einer Ehrenrunde, weil kein Parkplatz vorhanden ist, ein Bus versperrt einige davon, parken wir an der Brücke. Diese ist schmal und sehr steil. Die Pflasterung weist Kanten auf, damit man nicht rutscht. Der Fluss Serchio wird in einem weiten Bogen überspannt. Selbstverständlich queren wir die Brücke, um Fotos von allen Perspektiven machen zu können. Danach packt uns der Hunger und in einer urigen Pizzeria direkt gegenüber der Ponte della Maddalena essen wir ausgezeichnete Pizza.
Ponte della Maddalena
Der Kurort Bagni de Lucca am Eingang der Garfagnana war einst der berühmteste in ganz Europa. Bereits seit dem Mittelalter werden eisenhaltige Thermen therapeutisch genutzt. Anfang des 19. Jhr. war der Badeort im Lima-Tal auch ein beliebter Treffpunkt für Aristokraten und Literaten aus aller Welt. Tagsüber kurten sie in Mineralbädern und abends vergnügten sie sich im Theater oder Kasino. Heinrich Heine schrieb über den Ort in seinem Reisebild.
Nach einer atemberaubenden Anfahrt durch die Gallicano-Schlucht auf teils sehr enger Straße öffnet sich der Wald unvermutet zu einer von Menschenhand geschlagenen Lichtung – ein Großparkplatz mitten in der Wildnis der Apuanischen Alpen. Die Grotta del Vento, eine riesige Tropfsteinhöhle, ist schließlich die Attraktion Nummer eins in den Apuanischen Alpen. Jules Verne hätte sich die Höhle nicht spektakulärer ausmalen können. Flüsse, kleine Seen und Siphone in denen das Wasser verschwindet, Stalagmiten und Stalaktiten, in einer Formen- und Farbenpracht, die ihresgleichen sucht. Und die Natur arbeitet ständig, wenn auch im Schneckentempo. Die Grotta die Vento ist gut erschlossen mit einer konstanten Temperatur von 10,7°C, also warm anziehen.
Je weiter wir in die Berge kommen, desto abenteuerlicher wird es. Schließlich reizt die Zufahrt zur Grotta del Vento mit einem fast einspurigen Straßenbild, auf der einen Seite Abgrund und auf der anderen Fels. Unsere stillen Gebete hinsichtlich fehlendem Gegenverkehr werden fast erhört. Es ist nichts los als wir ankommen. Aber diverse Gruppen sind im Berg auf Touren unterschiedlicher Länge unterwegs. Wir hatten im Vorfeld entschieden, ob der Temperatur nur die einstündige Tour zu machen. Das bringt uns zu einer bereits begonnenen Tour. Ein Guide begleitet uns, glücklicherweise haben wir bis auf diverse Erklärungen noch nichts verpasst.
Die Grotte wurde 1898 von einem 4jährigen Mädchen entdeckt, als der Wind den Eingang frei wehte. Touristisch genutzt wird sie seit 1966. Die Natur zeigt im Inneren ihr ganzes Können hinsichtlich Stalakmiten und Stalaktiten. Selbst Wasserläufe mit 10°C kaltem Wasser fehlen nicht. Auf jeden Fall sehr beeindruckend.
Grotta del Vento
Wieder draußen füttere ich das Navi mit der Heimatadresse und los geht es. An einer Kreuzung vor einem Dorf, welches in einer Talnische klebt, geht es steil in die Berge mit atemberaubenden Ausblicken. Die Straße wirkt oneway, ist es aber definitiv nicht. Es kommt wie es kommen muss, an einer Kreuzung ist die Straße gesperrt, ein Schild sagt aus: keine Durchfahrt, auch für Fußgänger verboten. Also wenden und den ganzen Weg zurück. Nun wissen wir allerdings, es ist kein Verkehr vorhanden und für diverse Fotos und Filmchen bleiben wir einfach auf der Straße stehen.
Fornovelasco
Als Fazit des heutigen Tages kann man nur sagen, eine ganz andere Toscana, aber jeder Kilometer hat sich gelohnt.
Webadressen:
Wetter:Sonnenbrillenwetter, bis 23°C
Gefahrene km: 421
08.05. (Sonntag) > Maremma <
Für mich untrennbar mit der Maremma verbunden sind die gleichnamigen urwüchsigen Pferde, die hier gezüchtet werden. Und jetzt gleich die Lachnummer, wir haben nicht einen Huf gesehen.
Grüne Hügel ziehen sich von den Ausläufern des Monte Amiata bis zur Maremma-Küste. Alte etruskische Hohlwege, Totenstädte im Tuffstein und die Quellen von Saturnia sind die Hauptattraktionen des Landstrichs. Vielleicht fragt sich mancher, warum ich nicht von einem Besuch in dem warmen Wasser eines der hier so häufigen Thermalbäder berichte. Ganz einfache Lösung, das Wasser hat ca. 37,5°C und damit hat mein Kreislauf arge Probleme. Außerdem schlaucht ein Aufenthalt in Schwefelwasser den Körper nicht unerheblich, so dass man sich einen ganzen Tag in so einem Bad aufhalten sollte und daher wie schon vorher beschrieben, nein danke.
Das Gebiet südlich des Amiata an der Grenze zu Latium ist mit seinen von tiefen Schluchten unterbrochenen Felsplateaus landschaftlich überaus reizvoll. Zudem locken einige verwegen auf den Tuff gebaute Mittelalterstädtchen. Touristisch erfuhr die Gegend seit Jahren einen Aufschwung, erst bei Italienern, dann auch bei deutschen Urlaubern.
Der flache Landstreifen der Küste der Maremma südlich von Piombino zählte früher zu den ärmsten Regionen der Toscana. Heute sind Landwirtschaft und Tourismus die wirtschaftlichen Standbeine. Der bereits seit den Etruskern betriebene Bergbau wurde vor Jahrzehnten aufgegeben.
Am Küstenstreifen der Maremma wechseln lange Sandstrände mit felsigen Abschnitten und Sanddünen ab. Das Hinterland ist durch immergrüne Vegetation geprägt, Stein- und Korkeichen, Pinien und Macchia. Dieser Bereich eignet sich hervorragend für Bike-Touren und Wanderungen.
Wie üblich sind wir ab 8:30 h unterwegs. Es geht zunächst durch eine traumhafte Hügellandschaft, die immer wieder von tiefen Schluchten gezeichnet wird. Wir begeistern uns an der Blütenpracht entlang des Wegesrandes und auch in der Ferne. Es ist einfach eine Pracht, wenn ganze Wiesenbereiche mit gelben Butterblumen geradezu leuchten. Dazwischen einsame Gehöfte sowohl bewirtschaftet als auch verlassen. Fast alle Formen der Landwirtschaft sind vertreten: Weinbau, Olivenplantagen, Graswirtschaft und Ackerbau mit bereits im Wind wehenden Kornfeldern. Dazwischen auch kleine Zypressenalleen entlang der Zufahrten. Auch Akazien, Schirmakazien, sind vermehrt zu sehen.
Sorano liegt am östlichsten Ende der Toskana an der Grenze zu Latium. Die Sehenswürdigkeiten in Sorano? Jedes Haus in den verwinkelten Gassen, jeder Torbogen, jede Treppe und jeder Lagerraum ist in den bloßen Stein gehauen. Sorano wirkt mehr wie ein einziges Freilichtmuseum als ein bewohntes Dorf und lädt daher zum Schlendern, Staunen und Fotografieren ein.
Sorano

Das können wir nur bestätigen. Auf einem Parkplatz vor dem Carabinieri-Gebäude finden wir einen freien Platz, Parkgebühr für 2 Stunden = 1€. Die kleinen Gässchen sind total verwinkelt. Aus der Kirche ist der kraftvolle Gesang des Priesters im Bariton zu hören. Wir erklimmen diverse Stufen und haben eine grandiose Aussicht über den ganzen Ort. Von hier sind die Öffnungen der Etruskergräber deutlich zu erkennen. Zurück am Parkplatz ist eine Schlacht entbrannt, weil alles voll ist.
Die schönste Aussicht hat man von dem Platz mit dem alten Glockenturm. Von hier aus überblickt man das ganze Dorf nach allen Seiten. Am höchsten Punkt thront die Festung Fortezza Orsini, benannt nach dem Adelsgeschlecht der Orsini, die im 15. Jhr. die alles beherrschenden Aldobrandeschi ablösten. Inzwischen ist die Fortezza Orsini ein Museum, in dem es unter anderem gregorianische Noten und Fresken aus der Renaissance zu sehen gibt.
Es lohnt sich aber auch, vom Aussichtspunkt aus einen Blick in die bewaldeten Hügel des Umlands zu werfen. Immer wieder entdeckt man zwischen den Bäumen Öffnungen im Tuffgestein, die auf etruskische Gräber hindeuten. Viele von ihnen wurden in den vergangenen Jahrhunderten einfach als Lagerraum genutzt. Denn im Tuffstein herrscht praktischerweise das ganze Jahr über ein konstant kühles Klima. Der nahe gelegene Parco Archeologico Città del Tufo müsste streng genommen über das gesamte Tuffsteingebiet rund um Sorano, Sovana und Pitigliano ausgedehnt werden. Wer weiß, wie viel zugewachsene und verschüttete Nekropolen es hier noch zu entdecken gäbe!
Pitiglianos Bekanntheit rührt in erster Linie von seiner spektakulären Lage her. Der mittelalterliche Stadtkern thront unübersehbar auf einem massiven Sockel aus Tuffstein. Dass der Ort dadurch aussieht wie eine überdimensionale Sandburg, ist kein Zufall. Die meisten Gebäude wurden aus eben diesem braungrauen Gestein gebaut, einige sogar schlicht aus dem Sockel heraus gemeißelt. Um die postkartenmotivreife Totalansicht genießen und fotografieren zu können, hält man vor einem Besuch in der Stadt selbst auf dem Parkplatz vor der Kirche Madonne delle Grazie. Von hier startet auch einer der etruskischen Hohlwege. Dies gilt auch für die etruskischen Gräber bei Sovana, allerdings benötigt man mindestens 3 Stunden für den Hin- und Rückweg.
Pitigliano ist genauso beeindruckend wie Sorano. Wir sind uns einig, könnte man beide Orte vermixen, käme man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir schlendern durch die engen Gassen und bewundern unzählige Details in kleinen Hinterhöfen oder Durchgängen. Einen Haken hat das alles, die Häuser sind nur fußläufig zu erreichen. Daher fragen wir uns, wie die Geschäfte an ihre Waren kommen, ggf. werden die Vaporettos eingesetzt.
Pitigliano
Die Halbinsel Monte Argentario war einst wie die Inseln Giglio und Giannutri vollständig vom Meer umgeben. Durch Sandablagerungen bildeten sich im Lauf der Zeit drei schmale Verbindungen zum Festland, dazwischen breitet sich die Lagune von Ortebello aus.
Porto Ercole, der Herkuleshafen, ist reich an Geschichte und historischen Sehenswürdigkeiten. Die Historie der gesamten Halbinsel lässt sich bis in etruskische und römische Zeiten zurückverfolgen, wie zahlreiche archäologische Funde in der Umgebung belegen. Im Mittelalter war Porto Ercole Spielball wechselnder Mächte. Mehrere Adelsgeschlechter, der Stadtstaat Siena, die spanischen Habsburger, Österreicher und Bourbonen hatten nacheinander die Vorherrschaft über Monte Argentatio inne.
Forte Filippo, Santa Catarina, Stella und La Rocca, das sind die Namen der vier eindrucksvollen Festungsanlagen Porto Ercoles, die sich heute im Privatbesitz befinden. König Filippo II. von Spanien ließ im 16. Jhr. die älteste dieser Bastionen errichten, die bis heute seinen Namen trägt. Die Bollwerke waren nötig, um Freibeuter, aber auch feindliche Mächte abzuwehren, die sich über das Meer näherten.
Die hübsche Altstadt Porto Ercoles besticht durch ihre vielen kleinen Treppchen und Torbögen. Auf der Piazzetta di Santa Barbara ist der prächtige Palazzo Cansani zu bewundern. Sehenswert ist auch die Pfarrkirche Sant’Erasmo. Im Bereich des Yachthafens tobt das Leben. Die schöne Promenade lockt mit kleinen Läden, Cafés und einigen vorzüglichen Fischrestaurants. Porto Ercole verfügt zudem über den schönsten Badestrand der ganzen Maremmaküste.
Porto Ercole
Die Fahrt führt durch zunehmend flacheres Gelände bis wir das Meer erreichen. Auch hier finden wir einen Parkplatz bei den Carabinieri. Direkt am Hafen in einem Café können wir endlich unseren Hunger stillen. Sitzen wir zunächst noch draußen, öffnet der Himmel mit einem Gewitter (es blitzt und donnert ganz ordentlich) seine Schleusen und wir flüchten in das Lokal.

Il Castello di Scarlino ist eine der imposanten mittelalterlichen Burgen der Maremma. Einst war es eine Festung der Stadt Pisa. Arächologische Ausgrabungen haben hier Funde ergeben, die bis in die Bronzezeit reichen. Heute, immer noch mit einem spektakulären Panoramablick auf die Küste und die Hügel im Landesinneren, ist es eine starke Erinnerung an die politischen und familiären Fehden, die das mittelalterliche Leben in der Maremma dominierten.
Die Bauweise der Festung ist sehr ungewöhnlich, da es ein unregelmäßiges Design von 5 Seiten und 3 unterschiedlich geformten Türmen hat.
Abgesehen von einer relativ kurzen Periode unter der Kontrolle der Grafen Alberti von Prato und Mangona blieb es bis Anfang des 12. Jhr. im Besitz der mächtigen mittelalterlichen Aldobrandesca-Familie, die über einen Großteil der Maremma herrschte. Daher die Verwendung des Namens La Rocca Aldobrandesca – die Festung von Aldobrandesca. 1164 wurden die Burg und ihre Ländereien von der Stadt Pisa erobert. Die Burg wurde anschließend dramatisch zu einer militärischen Festung umgebaut, um der Stadt Pisa eine Festung in diesem Teil der Maremma zu geben und nicht nur die Kontrolle über ihre reichen metallhaltigen Hügel, sondern auch einen großen Teil der wichtigen toskanischen Küste zu kontrollieren. Daher wurde das Castello di Scarlino auch als Rocca Pisana bekannt.
Berühmt wurde das Castello di Montemassi als Vorlage für Simone Martinis riesigen Fresko im Mappamundo-Saal des Palazzo Pubblico von Siena, das Gemälde zeigt die Eroberung von Montemassi durch Siena im Jahre 1328. Heute sind von der stolzen Burg nur noch Ruinen übrig. Durch den ansonsten wenig spektakulären Ort zur Burgruine aufzusteigen lohnt wegen der wirklich herrlichen Aussicht auf die Ebene.
Die Fahrt hoch nach Scarlino führt erneut über unzählige Kurven und Serpentinen. Wir folgen dem Navi und plötzlich geht es nicht mehr weiter. Die Straße ist wegen was auch immer gesperrt, Hinweis nur in italienischer Sprache. Nun reicht es und wir fahren Richtung Quartier. Unterwegs sehen wir die ersten Graffiti.
Castello di Montemassi
Danke an alle, die heute an mich gedacht haben und mir zu meiner „Null“ gratulieren.
Webadressen:
Wetter:Sonne, Wolken, Gewitter, bis 22°C
Gefahrene km: 310
09.05. (Montag) > Florenz <
„La Bella“, wie die Hauptstadt der Toskana auch genannt wird, liegt malerisch zu beiden Seiten des Arno am Rande des Apennins. Nirgendwo sonst auf der Welt hat es eine so erfolgreiche Symbiose von Reichtum und Macht auf der einen und Kreativität und Genialität auf der anderen Seite gegeben, die eine solche gewaltige Fülle von Kunstschätzen hervorgebracht hat. Die Stadt der Medici, die Päpste und Fürsten stellten, gilt als Wiege der Renaissance und des Humanismus. Hier machte Galileo seine fundamentalen astronomischen Entdeckungen, die das Mittelalter besiegelten. 1506 wirkten hier gleichzeitig Leonardo da Vinci, Michelangelo Buonarotti und Raffael. Jährlich zieht Florenz mehr als 6 Millionen Besucher an.
Die Stadt geht wahrscheinlich auf eine Gründung der Etrusker zurück, die unterhalb von Fiesole am Arno einen Hafen anlegten. Die Stadt erhielt den Namen Florentia > die Blühende. Namen wie Medici, Pazzi-Verschwörung, Girolamo Savonarola und Niccolò Machiavelli sind untrennbar mit der Entwicklung in die heutige Zeit verbunden.
Ein Streifzug durch die im Mittelalter gewachsene Stadt mit ihren Kunstschätzen ist ein Erlebnis. Besser als in der überfüllten Gallerie degli Uffizi oder dell’Accademia lassen sich die großen Meister in den relativ ruhigen Klosterkirchen studieren. Florenz wurde im ausgehenden Mittelalter geplant und systematisch angelegt, was es heute doch erleichtert, die einzelnen Sehenswürdigkeiten zu finden und zu bewundern.
Heute ist unser Florenztag und er fängt schon gut an. Fast schon auf der Hauptstraße, stellen wir fest, dass Susanne ihre Maske vergessen hat (ab sofort liegen welche im Handschuhfach
), also wieder zurück und holen. Übrigens tragen in den Geschäften und öffentlichen Einrichtungen alle Menschen eine Maske. Wir halten uns an die Regel, innen fast immer wenn es zu voll wird.
Dann endlich los und irgendwo ist die Straße gesperrt, also wieder zurück und auf die Superstrada bis Florenz. Im Nachhinein stelle ich fest, dass die Herausnahme von Autobahn im Navi damit auch die SS > Superstrada (unseren Bundesstraßen gleich) ausschließt. Das ist geändert und wird uns manchen Kilometer sparen. Das Navi kennt heute weder die Straße an der die Parkgarage liegt, die ich im Vorfeld gebucht habe, noch den Namen dieser. Aber wozu gibt es Google Maps. Die Garage Lungano in der Nähe der Ponte Vecchio ist ein reines Frauenparkhaus mit 95 Plätzen. Das Auto wird abgegeben, der Schlüssel bleibt vor Ort und die Mitarbeiter rangieren das Auto. Ist teilweise verdammt eng, aber die können das wirklich. Das kostet für einen Tag 32€ Parkgebühr. Google Maps leitet uns prima in die Stadt und findet die Garage auf Anhieb. Die Straßen sind ganz schön eng und es wimmelt von Fußgängern.
Die 1345 erbaute Brücke Ponte Vecchio über den Arno ist eine der ältesten Segmentbrücken der Welt. An den Seiten befinden sich Gebäude, in denen früher Metzger und Gerber ihrem Handwerk nachgingen. Heute findet man dort Juweliere. Den besten Blick auf dieses Wunderwerk der Renaissance-Baukunst hat man von der Nebenbrücke, dem Ponte Santa Trinita. Von dort kann man direkt am Fluss entlang zum Ponte Vecchio gehen.
Ponte Vecchio
Auf der Ponte Vecchio reiht sich ein Juweliergeschäft an das nächste und alle machen ihren Profit. Es wimmelt geradezu vor Touristen und man hört ein babylonisches Sprachengewirr. Irgendwie hatte mir ich die Gebäude älter vorgestellt, so wie seinerzeit in Bath, aber man gibt sich zufrieden.
Bereits Ende des 13. Jhr. begann man den Bau eines Palastes zu planen, um dort einen Platz für den Hauptsitz der Regierung zu schaffen. Im Jahr 1314 wurde der Bau des Palastes vollendet. Zu jener Zeit trug er noch den Namen Palazzo Ducale, wurde vom toskanischen Großherzog Cosimo I. de’Medici bewohnt und stellte somit das Zentrum der toskanischen Macht dar. Als der Großherzog in den Palazzo Pitti umzog, wurde der Palazzo Vecchio Standort verschiedener Ämter der Regierung und diente zeitgleich als eine Art Schatzkammer.
Palazzo Vecchio
Der Palazzo ist wirklich beeindruckend, vor allem weil direkt daneben eine Halle steht, von der wir annehmen, dass die Feldherrn-Halle in München davon abgekupfert wurde. Im Palazzo im großen Saal findet eine Europa-Konferenz statt, so dass nicht alles zugänglich ist. Die Rucksäcke müssen wir einsperren und dann geht es los. Angetan haben es uns die absolut prachtvollen Decken aber auch die vielen Gemälde. Als der Palazzo noch zu offiziellen Zwecken genutzt wurde, durften die öffentlichen Bediensteten das Gebäude nicht verlassen, solange sie ihr Amt inne hatten.
Heute ist der Palast nicht nur eine der bedeutendsten Florenz-Sehenswürdigkeiten, sondern beherbergt auch ein Museum für Kinder und dient noch immer als Machtzentrum für Florenz. Die meisten Besucher kommen jedoch her, um sich den eindrucksvollen Bau des Gebäudes anzusehen und diesen mit ihren Kameras festzuhalten. Vollkommen zurecht, denn sowohl das äußere Erscheinungsbild mit dem fast 100 m hohen Arnolfo-Turm, der nach seinem Architekten benannt wurde, als auch der geschichtsträchtige Innenhof und der immense Sala dei Cinquecento bieten einen beeindruckenden Anblick. Der Saal wurde im venezianischen Stil erbaut und wirkt durch die detailreiche Verzierung mit zahlreichen Kunstwerken, Rundbögen, Säulen und Skulpturen absolut königlich. Auch das Studiolo, ein fürstliches Zimmer, das mit vielen Gemälden bestückt ist, sollte man unbedingt ansehen.
Florenz ist mit schönen Basiliken gesegnet, eine besonders schöne ist die Basilica di Santa Croce, deren Bau auf das 13. Jhr. zurückgeht. Franz von Assisi höchstpersönlich soll Erzählungen zufolge den bedeutenden ersten Stein gelegt haben. Doch er ist nicht die einzige Persönlichkeit, die sich hier verewigt hat. Die Grabstätten von Michelangelo, Galileo Galilei und weiteren großen Persönlichkeiten befinden sich in der Santa Croce.
Basilica Santa Croce
Nach dem Verlassen des Palazzo Vecchio kommt meine große Stunde. Es gibt zwar Hinweisschilder zu diversen Sehenswürdigkeiten, aber wenn die Schilder irgendwo aufhören, wird es schwierig. Aber das Handy kann ja auch Google Maps für Fußgänger. Und wieder muss ich feststellen, wie schon auf Mallorca, dass ich damit nicht so richtig umgehen kann. Meistens laufe ich erst in die entgegengesetzte Richtung bevor ich erkenne. wohin die Reise gehen muss. So auch heute, bis wir schließlich fragen und danach fast über die Santa Croce stolpern.

Der gotische Stil im Inneren beeindruckt sehr, mal abgesehen von der imposanten Fassade. Wir suchen gezielt nach den vorgenannten Gräbern und werden auch fündig. Neben weiteren Berühmtheiten, deren Namen uns nicht unbedingt etwas sagen, finden wir auch das Grab von Dante Alighieri. Neben dem Hauptaltar gibt es einige sehr schöne Nebenaltäre. Richtung Ausgang stoßen wir auf den Kreuzgang, in dem man verweilen möchte. Mittlerweile ist es kurz nach 14 h und der Hunger treibt uns in ein nettes Restaurant auf dem riesigen Platz vor der Basilika. Im Schatten, vom Wind leicht gestreichelt, genießen wir unsere Pasta und danach Caffelatte, das entspricht unserem Milchkaffee.
Die gotische Architektur lässt die Kirche noch heute besonders elegant erscheinen. Einzelne Verzierungen aus dem 19. Jhr. prägen die Außenfassade und detailreiche Sockel heben sich darauf empor. Wer genau hinschaut, entdeckt sogar kleine Gemälde, die in den Stein der Fassade gemeißelt wurden. Betritt man den Innenraum, bietet sich einem der majestätische Anblick der größten Franziskanerkirche weltweit. Gigantische Säulen halten das Gebäude, kleine Kunstwerke zieren die Wände und Fensterscheiben. Skulpturen schmücken die eindrucksvolle Basilika. Durch verschiedene Einflüsse über die letzten Jahrhunderte wird in dem Gebäude eine ganze Geschichte erzählt, die man nicht verpassen sollte.
Die Piazza del Duomo ist der Hauptplatz von Florenz. Hier steht auch das bekannteste Wahrzeichen der Stadt, die Kathedrale Santa Maria del Fiore. Die belebte Piazza bietet einen hervorragenden ersten Eindruck von Florenz und dem für die Stadt so typischen Mix aus Alt und Neu. In den sehr gut erhaltenen Gebäuden im Renaissance-Stil, die den Platz säumen, finden sich verschiedene moderne Restaurants und Shops.
Cattedrale Metropolitana Santa Maria del Fiore
Bereits Ende des 13. Jhr. startete der Bau der bedeutenden Kathedrale Cattedrale Metropolitana di Santa Maria del Fiore. Fertiggestellt wurde sie allerdings erst 1436, ganze 140 Jahre später. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Die Kirche hat heute Weltstatus, Menschen reisen von weit her an, um sie zu besuchen. Sie wurde von Papst Eugen IV. persönlich geweiht und mit dem Titel der Basilica minor, den nur bedeutende Kirchen verliehen bekommen, versehen. Zum Erzbistum Florenz gehörig, ist sie die drittgrößte Kirche weltweit, gemessen an der inneren Länge des sogenannten Kirchenschiffs. Vor ihr liegen nur die legendäre Basilika Sankt Peter im römischen Vatikan und die Saint Pauls Cathedral in London. Mit einem Durchmesser von 42 x 45 m ist die Kuppel Cupola del Brunelleschi außerdem die größte der Welt. Rein künstlerisch betrachtet, ist sie von innen wie außen ein wahres Meisterwerk. Hat man sich an der Außenfassade satt gesehen und betritt ihr Inneres, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die gigantische Kuppel erhebt sich über 100 m über dem Besucher wie ein endlos wirkender Raum, die Gemälde, die sich in ihr verstecken, erzählen eine spannende Geschichte und die großen Säulen, die die Kuppel halten, geben der gesamten Kathedrale noch mehr Größe. Ein Besuch der Cattedrale Metropolitana di Santa Maria del Fiore ist ein Muss für Begeisterte von Geschichte, Architektur und Religionen, hier kommt jeder auf seine Kosten.
Giottos Campanile ist der Glockenturm direkt neben der Kathedrale und zählt zu den höchsten historischen Gebäuden der Stadt. Den hübschen weißen Glockenturm zieren im unteren Bereich rundherum zahlreiche Skulpturen. Die meisten Besucher der Kathedrale nehmen sich auch die Zeit, um auf den etwa 84 m hohen Glockenturm zu steigen. Belohnt wird man mit einem spektakulären Panoramablick auf die Stadt. Es lohnt sich also, die ca. 400 Stufen zur Spitze hinauf zu erklimmen. Außerdem bieten sich bereits von den 3 Mittelgeschossen aus tolle Blicke auf die Stadt.
Von der Basilika laufen wir Richtung Duomo, leider gelingt es uns nicht, in das Innere zu kommen. Eine lange Schlange mit diversen Reisegruppen steht in der heißen Sonne an, um in das kühle Innere zu kommen. Wir beschließen daher, erst zum Mercato Centrale zu gehen. Leider ist entgegen anderer Märkte dieser Art das Untergeschoss mit den vielen Ständen bereits geschlossen. Allerdings bietet das Obergeschoss einen kleinen Eindruck des regen Geschehens darunter. Da auf diesem Abstecher das Florentiner Eis nicht fehlen darf, gönnen wir es uns hier. Zum einen schmilzt es nicht in der Sonne und zum zweiten kann man dabei sitzen. Zurück am Duomo stellen wir fest, dass keine Schlange mehr ansteht, aber der Einlass nur bis 16:15 h erfolgt und diese Uhrzeit ist vorbei.
Für ein bisschen Abwechslung von Geschichte und Kunst lohnt sich ein Abstecher zum Mercato Centrale. Zwar herrscht in der Markthalle nicht weniger Trubel als auf den beliebten Plätzen, allerdings liegt im Mercato der Fokus auf den Sinnen. Eine wahre Wohltat ist schon der Blick in das große Gebäude. Viele kleine Gänge führen entlang der verschiedenen Leckereien Italiens. Obst und Gemüse aus der Region, frisches Fleisch, Oliven, Käse, diverse Pastasorten, frisch gebackenes Brot und unzählige Weine warten darauf, gekostet zu werden. In kleinen Restaurants innerhalb der Markthalle kann man sich auf eine kulinarische Reise durch Italien begeben oder viele der Produkte einfach unterwegs verzehren. Das ist ein ganz neues Level von Genuss, das man sich nicht entgehen lassen darf.
Wir beschließen, über die Nachbarbrücke der Ponte Vecchio zurück zu unserer Parkgarage zu gehen, in der Hoffnung, ein Taxi zu ergattern, um zur Piazzale Michelangelo zu kommen. Zum Laufen ist es einfach zu weit und ich möchte nicht wirklich durch diese Gassen fahren, um dorthin zu gelangen. Tatsächlich gelingt es mir, an einer Straßenecke ein Taxi zu stoppen. Der Fahrer lässt sich darauf ein, uns auf den „Berg“ zu fahren, dort maximal 5 Minuten zu warten, damit wir alles auf die Geräte bekommen und uns dann zur Ponte Vecchio zurück zu fahren. Die 30€ incl. Trinkgeld lohnen sich absolut. Der Blick auf Florenz ist phänomenal.
Der Piazzale Michelangelo wurde 1865 auf einer Anhöhe in Florenz angelegt und gewährt einen tollen Blick auf die sich am gegenüberliegenden Ufer des Arno erstreckende Stadt. Von der Mitte des Platzes blickt ein maßstabsgetreuer Bronzeabguss von Michelangelos David auf Florenz (das Original steht im Kunstmuseum Galleria deli’Accademia in der Innenstadt).
Bei einem Besuch in Florenz darf natürlich auch der ein oder andere Stopp in einer Gelateria für ein köstliches, cremiges Eis nicht fehlen. Und die Auswahl ist groß, nicht nur hinsichtlich der Eisdielen, sondern auch bei den Sorten, denn jede Gelateria kredenzt ihre eigenen Spezialkreationen. Es dürfte also recht schwierig werden, sich hier für einen Favoriten zu entscheiden. In vielen Gelaterias wird auch exzellenter Expresso serviert, vielleicht der beste, den man bisher gekostet hat. Überraschenderweise finden sich die besten Eisdielen nicht unbedingt im historischen Zentrum von Florenz. Empfehlenswert ist beispielsweise die Cantina del Gelato, die über mehrere Filialen in Florenz verfügt. Eine davon befindet sich ganz in der Nähe der Ponte Vecchio. Die Gelaterias bieten für gewöhnlich etwa 20 Eissorten an, von den gängigen Sorten bis hin zu gewagten Kreationen; eine mittlere Portion kostet um die 3€.
Nach dem Taxi-Abenteuer laufen wir die wenigen Meter zur Garage, wo mein Auto auf uns wartet. Der Weg aus Florenz heraus gelingt uns problemlos. Wir tanken noch einer der vielen Tankstellen an der Ausfallstraße (Diesel zwischen 1,79 – 1,83€) und es geht heimwärts. War in Florenz tolles Wetter, sehen wir unterwegs einen Regenbogen.
Das Abenteuer Florenz verteuert sich im September diesen Jahres plötzlich um 68,88€; ein Ticket der dortigen Polizei. Ich soll auf einer für andere Fahrzeuge reservierten Spur gefahren sein und damit einen Verstoß gegen die entsprechenden Verkehrszeichen begangen haben. Mit Hilfe von Google Maps habe ich natürlich Nachforschungen angestellt, die betreffende Straße ist nur 2spurig, wo ich da gegen was auch immer verstoßen haben soll und dabei mit einem Blitzgerät erfaßt wurde, ist mir schleierhaft. Auch Susanne kann sich an nichts dergleichen erinnern. Bei Nichtzahlung sind 176€ fällig und die werden eingeklagt. Ein Telefonat mit dem Rechtsschutz des ADAC ergibt, dass das eine gängige Masche der Italiener ist. Bei dem zunächst geringen Betrag zahlen fast alle und gehen nicht dagegen an.
Blick auf Florenz von der Piazzale Michelangelo
Webadressen:
Wetter:eitel Sonnenschein, ca 23°C
Gefahrene km: 130, gelaufen 9,4
10.05. (Dienstag) > Amiata, Val d'Orcia, Crete Senesi <
Das an Siena südlich grenzende Gebiet ist landschaftlich vielfältig. Die Montagnola und die Colline Metallifere nach Westen sind waldreich und wenig besiedelt. Bergbau war hier über lange Zeit der wichtigste Wirtschaftsfaktor, für landwirtschaftliche Nutzung war das Gebiet zu wenig fruchtbar.
Es ist eine wunderbare Landschaft, die wir heute durchqueren. Wieder ganz anders und doch beeindruckend.
Crete Senesi und Val d’Orcia stehen für ein herbes Hügelland, keine Wälder, nur ab und zu unterbrechen Zypressenreihen und Weingärten die gleichförmigen Getreidefelder. Die Hänge des von der Bodenerosion geprägten Lehmlandes (crete > Tonerde) sind durchfurcht von den Spuren der winterlichen Sturzbäche. Die Crete Senesi ist zudem bekannt für zahlreiche Thermalquellen/-bäder und das bereits seit Römerzeiten. In einem der ältesten Bäder in Rapalano Therme wurde eine Badeordnung aus dem Jahr 1292 gefunden. Allerdings meide ich Thermalbäder geflissentlich, da mein Kreislauf bei den Wassertemperaturen Amok läuft.
Um Rapalano gibt es 4 große Travertinvorkommen (das ist der steinerne Edelstein für die Hausfassade!), das größte hat eine Dicke von ca. 40 m und umfasst eine Fläche von ca. 6 km². Bereits die Etrusker benutzten den harten, aber gut zu verarbeitenden Stein und fertigten daraus u.a. Graburnen. Abhängig von den im Stein gelösten Mineralstoffen haben sich helle und dunkle Travertinarten herausgebildet. Die auf den Steinen sichtbaren Strukturen wirken oft wie gemalt, entsprechend wird Travertin häufig für Fußböden verwendet.
San Giovanni d’Asso gilt als ein Zentrum für Trüffel. In kargen Jahren werden die Knollen mit bis 6000 €/kg gehandelt, der Minimumpreis liegt bei immerhin noch 2000 €/kg. Die offiziellen Trüffelsucher werden Tartuffai genannt. Jeder von ihnen besitzt mindestens 2 Hunde, die auf die Suche nach der teuren Knolle abgerichtet sind. Wichtig ist natürlich, dass sie den Fund nicht fressen, sondern nach dem Aufspüren schnell anderweitig belohnt werden, sonst war der Aufwand vergebens, und gerade die weiße Sorte mundet auch Hunden sehr.
Das Orcia-Tal zählt seit 2004 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es war das Land der Renaissance Maler, die die weiche Landschaft in ihren Werken verewigten. Die Landflucht in den 60igern sorgte dafür, dass die Gegend ihr ursprüngliches Erscheinungsbild erhalten hat und heute werden Neubauten nicht mehr genehmigt.
Wer die Gegend erkundet, sollte nicht versäumen, einen Abstecher in die alte Benediktinerabtei vom Großen Ölberg zu machen, die noch heute von den Olivetanern, einer Kongregation des Benediktinerordens, bewohnt und bewirtschaftet wird. Der Ursprung der Abbazia di Monte Oliveto Maggiore geht auf das Jahr 1313 zurück, als sich Bernardo Tolomei und seine Freunde Patrizio Patrizi und Ambrogio Piccolomini dazu entschlossen hatten, eine Einsiedelei zu gründen und ihr Leben fortan in Armut in den Dienst Gottes zu stellen. Als die kleine Gemeinschaft immer mehr Anhänger fand, die mit ihnen im Geiste des heiligen Benedikts leben wollten, wurde nach der päpstlichen Anerkennung der Bruderschaft der Bau des Klosters in Angriff genommen. Das sakrale Bauwerk aus rotem Backstein liegt in der Nähe von Buonconvento auf einem der Hügel der Crete Senesi in einem parkartigen Areal. Durch eine Zugbrücke gelangt man auf einer zypressengesäumten Allee zum Kloster, dessen berühmter Kreuzgang zu den besonderen Sehenswürdigkeiten der Abbazia di Monte Oliveto Maggiore gehört. Die Fresken, die den zweigeschossigen Kreuzgang schmücken, wurden zum Teil von Luca Signorelli gemalt. Komplettiert wurde der prächtige Freskenzyklus einige Jahre später durch Giovanni Antonio Bazzi. Die einzelnen Bilder zeigen Szenen aus dem Leben des heiligen Benedikt, nach dessen strengen Regeln die praktizierenden Ordensleute der Abtei noch heute leben und ihr abgeschiedenes Kloster bewirtschaften. Für Besucher werden auch das Refektorium, die Bibliothek und die Klosterapotheke geöffnet.
Die Abtei liegt einfach nur schön. Ein uralter Fußweg, vermutlich die ursprüngliche Zufahrt, führt neben einem Fahrweg zum Kloster vom Parkplatz hinunter. Aus der Klosterkirche ertönt Orgelmusik. Die Kirche ist beeindruckend, vor allem der Blick in die Kuppel fasziniert. Die Bilder im Kreuzgang erzählen ihre eigene Geschichte. Uns beeindruckt vor allem die Ruhe, die von der ganzen Anlage ausgeht. Einem Kellerabstieg folgend, landen wir im Weinkeller mit uralten Fässern. Vor jedem Fass steht die Flasche und zeigt an, was im Fass ist. In der Bibliothek stehen uralte Bücher, sicher verwahrt hinter Glastüren in den Schränken. Im Refektorium sind bereits die Tische für das Mittagsmahl gedeckt, ich zähle 24 Gedecke.
Abbazia di Monte Oliveto Maggiore

Zurück gehen wir über die neuere Fahrstraße zum Parkplatz auf dem gleichen Weg wie hinein und verpassen somit den Parkautomaten zum Bezahlen. Das Ganze ist hochmodern mit Scannern, vor die der QR-Code gehalten werden muss, das gilt auch beim Lesegerät für die Ausfahrt.
Der mittelalterliche Ort Petroio ist von alten Terracottamanufakturen umgeben, die seit Jahrhunderten Vasen und Töpfe produzieren. Die handgearbeiteten Stücke sind natürlich teurer als die Produkte der seriellen Fertigung im Chianti, dafür aber garantiert frostsicher. Wer sich für die Geschichte des Handwerks interessiert, macht sich im kleinen zugehörigen Museum kundig.
Schon von weitem erhaschen wir einen Blick auf Petroio, nicht ahnend was uns dort erwartet. Das Navi lotst uns den Berg hinauf und die Straße, ach was ein Gässchen, wird immer enger. Das Auto ist kaum noch um die engen Kurven zu manövrieren und an einer Stelle frage ich mich, ob die Durchfahrt überhaupt breit genug ist. Zu allem Überfluss hat das Museum bereits geschlossen und öffnet nicht vor 16 h. Um auf die Hauptstraße zu gelangen, muss ich einige Male rangieren, das Auto passt sonst nicht um die Kurve. Bei diesen ganzen Aktionen schwitze ich Blut und Wasser.
Petroio
Der weithin sichtbare wuchtige Turm der Rocca di Tentennano signalisiert, dass man im Orcia-Tal angekommen ist. Eine Besichtigung des innen restaurierten Turms aus dem 13. Jhr. lohnt wegen des spektakulären Blicks ins Umland. Etwas weiter südlich beginnt das Weinanbaugebiet des hervorragenden Rotweins Montepulciano.
Leider ist eine Besichtigung des Turms nicht möglich, da er bereits erneut wegen Renovierung geschlossen ist. Er steht völlig losgelöst an der höchsten Stelle des Hügels und beherrscht das Umland. Schade drum, wir wären wirklich gern hinauf gestiegen.
Der Gebirgszug um den 1738 m hohen, erloschenen Vulkan Monte Amiata ist ein Kontrastprogramm zu den Kulturoasen der nördlichen Toskana. Hier locken dünn besiedeltes Land, einsame, weite Kastanien- und Buchenwälder sowie heiße, heilende Quellen.
Auf dem Weg zum Monte Amiata fahren wir hinter einem Linienbus her und wir fragen uns ernsthaft wie der so schnell unterwegs sein kann. Die Passagiere müssen alle seekrank sein. Die Fahrt den Berg hinauf führt durch lichte Wälder mit noch zartem Grün, je höher man kommt, desto weniger lassen sich die Blätter bereits blicken.
Also unter wenig anstrengend stelle ich mir was anderes vor. Die letzten 200 m gehen steil den Berg hinauf über eine uralte Steinstraße. Oben werden wir mit einem grandiosen Blick belohnt, auch das Meer ist in weiter Ferne zu erkennen.
Was uns nicht gefällt ist die Tatsache, dass man über eine Strecke von vielleicht 600 m eine Skiabfahrt angelegt hat, sogar ein Schlepplift führt hinauf. Und beim Gipfelkreuz gibt es einen Sessellift zur anderen Seite hinunter. Daneben wird gerade eine Trialstrecke für Mountain Bikes gebaut mit allen Schwierigkeitsgraden. Dafür müssen viele Bäume ihr Leben lassen.
Der Gipfel des Monte Amiata , die Vetta Amiata, ist bis auf die letzten 200 m mit dem Auto erreichbar. Hier oben hat man eine fantastische Aussicht auf die südliche Toskana bis hinüber zum Meer. Das eiserne Gipfelkreuz hatte schon etliche Blitzschläge abbekommen, bevor es die Nazis bei ihrem Abzug sprengten. 1940 ließ es Papst Pius XII. wieder instandsetzen. Wer den wenig anstrengenden Aufstieg vom obersten Parkplatz zum Gipfel hinter sich gebracht hat, folgt am besten den Wegweisern zur Madonna degli Scouts noch ein Stück weiter. Nur 5 Minuten vom Gipfelkreuz entfernt erhebt sich die Felsengruppe mit einem großartigen Panoramablick.
Auf dem Rückweg zum Quartier fallen wir in einen Supermarkt ein, da wir uns heute selbst versorgen. Alle angefahrenen Restaurants suchten keine Gäste. Wir kaufen Antipasti und natürlich Vino, weil der mitgebrachte bereits vernichtet ist. Da wir im hellen Sonnenschein zurück sind, gehen wir noch ein wenig auf Fototour auf dem Gelände.
Haus Campo Lungo

Webadressen:
Wetter:leicht bewölkt, bis 26°C
Gefahrene km: 223
11.05. (Mittwoch) > Valdichiana, Valtiberina, Casentino <
In vorgeschichtlicher Zeit war das Chiana-Tal die Fortsetzung des jungen Arnotals, bis eine natürlich entstandene Flussgabelung den größten Teil des Arno-Wassers zu einer Schlaufe in die entgegengesetzte Richtung nach Florenz zwang. In der Folge verdampften große Teile des Valdichiana, bis die Etrusker das Gebiet urbar machten und hier großflächig Getreide anbauten.
Castiglion Fiorentino liegt auf einem Hügel über dem Chiana-Tal und zeigt eine noch völlig intakte mittelalterliche Stadtmauer. Für eine Besichtigung startet man am besten beim imposanten, heute noch verschließbaren Stadttor Porta Fiorentina. Es gibt diverse Sehenswürdigkeiten entlang des Weges.
Das Wetter ist uns weiter hold, kaum eine Wolke am Himmel und seit gestern trage ich wegen der Sonne und meinem vernarbten Gesicht den australischen Akubra. Der Hut bewahrt mich davor, dass die Vogelscheiße auf meinem Kopf landet, die Landung merke ich, denke mir jedoch zunächst nichts dabei. Das Stadttor Porta Fiorentina hat eine hölzerne Tür, deren Dicke ich auf mindestens 15 cm schätze. Die Beschläge haben es in sich. Mit dem Schlüssel, haben wir nicht gesehen, kann man vermutlich einen Mord begehen. Der Weg entlang der Stadtmauer führt uns durch enge Gassen und Gässchen. Wir fragen uns, wie manche Autos hier hinein gekommen sind, da wenden nicht möglich ist und sie rückwärts eingeparkt stehen.
Castiglion Fiorentino
Das Parken auf einem großen Parkplatz außerhalb der Stadtmauer ist kostenfrei. Wir genießen wirklich jeden Zentimeter dieses Weges durch die Geschichte. Archäologen sind mit Ausgrabungen hinsichtlich der Etrusker beschäftigt. Der Blick in die Täler der Toskana ist wie immer atemberaubend.

Das obere Tibertal ist eine dünn besiedelte Wald- und Weidelandschaft. In der Ebene wird Tabak angebaut. Traditionelle Spitzenklöppelei und Holzschnitzerei, aber auch das Gold- und Silberschmiedehandwerk werden hier bis heute gepflegt. Auch zwei überragende Künstler hat das Valtiberina hervorgebracht, Piero della Francesca und Michelangelo Buonarotti.
Die mittelalterliche Kleinstadt Anghiari am felsigen Talhang bietet einen großartigen Ausblick auf das hier weite Becken des oberen Tibertals. Die Hauptstraße führt wie eine Sprungschanze geradlinig in die Ebene von Sansepolcro hinunter. In den Geschichtsbüchern verewigte sich der Ort durch die Schlacht von Anghiari (1440), in der die Florentiner die Mailänder besiegten und aus der östlichen Toskana vertrieben. Ein Spaziergang durch die Gassen ist unbedingt zu empfehlen.
Anghiari

Das Handy zeigt mir einen Parkplatz innerhalb der Altstadt. Susannes Aufschrei zum Trotz fahre ich in eine relativ enge Straße zum Parkplatz, das ist kein Problem gegenüber richtig enger Durchfahrten. Anghiari ist wirklich ein Geheimtipp und gibt einem das Gefühl, dass die Zeit stehengeblieben ist. Hinsichtlich enger, ach was engster Gässchen mit liebevoll angerichteten Blumenarrangements, geraten wir ins Schwärmen. Eigentlich toppt Anghiari den vorherigen Ort um Längen.
Wir finden ein nettes kleines Lokal und genießen unter einem riesigen Sonnenschirm unser Mittagsmahl. Für Fettucine, Lasagne, 2 Caffelatte und 1 große Flasche Wasser zahlen wir 23,50€, darüber kann man nur staunen.
In dem einsam auf einer Hügelkuppe liegenden Bergdorf mit Castello Caprese Michelangelo wurde Michelangelo Buonarotti am 06.03.1475 geboren, sein Vater war als Statthalter von Florenz hierher versetzt worden. Die Akten notieren, dass Michelangelos schwangere Mutter beim Umzug vom Pferd fiel und eine Weile mitgeschleift wurde, ohne jedoch Schaden an ihrer Schönheit zu nehmen.
Das Geburtshaus ist gut erhalten und ein Museum ist angegliedert. Es gibt reichlich kostenfreie Parkplätze im Schatten, von denen bei unserer Ankunft gerade mal 2 belegt sind. Erstaunlicherweise ist Caprese Michelangelo schon weit voraus beschildert und das bleibt bis zum Ziel so, eine Seltenheit, wie wir bislang festgestellt haben.
Geburtshaus von Michelangelo

Im Geburtshaus des Künstlers sind Kopien und Fotos seiner wichtigsten Werke ausgestellt. Dass der Schöpfer so wohlgestalteter Figuren wie der des „David“ mit der Schönheit, die er seinen Werken zukommen ließ, nicht gerade gesegnet war, kommentiert ein Gemälde, die Interpretation eines Selbstporträts von Michelangelo, mit gewaltigem Kinn.
Webadressen:
Wetter:wenig bewölkt, leichter Wind, bis 28°C
Gefahrene km: 313
12.05. (Donnerstag) > Insel Elba <
Bis zu 1000 m hohe, kahle Granitgipfel hat die bergige Insel zu bieten, zum Teil üppige Vegetation in den Küstenregionen, im Westen vor allem alte Kastanienwälder. Dazu felsige Küsten mit vielen kleinen Sand- oder Kieselbuchten und kristallklares Wasser. Elba ist rund 30 km lang, 18 km breit und hat eine Küstenlänge von 147 km, die Gesamtfläche der Insel beträgt 223,5 km². Die Bevölkerung ist das Ergebnis verschiedener Einwanderungsströme aus der weiteren Nachbarschaft. Portoferraio ist ursprünglich toskanisch, Marciana korsisch und im herben Bergdorf Capoliveri siedelten einst Neapolitaner. Die Gegensätze sind natürlich längst verwischt.
Wer behauptet, noch nie von der Insel Elba gehört zu haben, stellt sich selbst ein schlechtes Zeugnis aus. Denn dann hat er/sie in der Schule in Geschichte schlichtweg gepennt. Erster Verbannungsort Napoleons ist eben diese Insel. 1814 blieb er für ganze 10 Monate, ehe er wie Phönix aus der Asche zurückkam.
Heute ist mal ganz frühes Aufstehen angesagt und auch noch Abfahrt ohne Frühstück. Aber da wir schon um 6 h aus den Federn müssen um gegen 6:30 h abzufahren, es liegen 1 ½ Std. Fahrt vor uns bis zum Hafen Piombino, ist das akzeptabel. Auf der Superstrada ist kaum Verkehr und in Piombino sind wir so rechtzeitig, dass wir in Ruhe etwas zum Frühstück beschaffen können.
Das Schiff von Blue Navy, das Retourticket hatte ich von zu Hause online gebucht, ist noch nicht an der Pier. Die Abfahrt ist für 9:15 h vorgesehen. Kurz vorher kommt die RoRo-Fähre in den Hafen und dreht rückwärts an den Pier, da sie bereits so alt ist, dass nur eine Brücke vorhanden ist. Dies ist im Gegensatz zu den heutigen modernen Fähren, die auf beiden Seiten Brücken haben. Es fahren übrigens 3 Gesellschaften vom Festland nach Elba. Da nur wenige Autos aus der Fähre kommen, erfolgt ziemlich schnell das Boarding. Wir suchen uns ein schönes, windgeschütztes Plätzchen auf dem Oberdeck und genießen die Sonne. Nach einer Stunde sind wir bereits im Hafen von Portoferraio auf Elba angekommen.
Fähre nach Elba
Einfahrt Hafen Portoferraio
Mit 1019 m ist der Monte Capanne Elbas höchster Berg. Bei klarem Wetter kann man die phantastische Aussicht genießen, die über den gesamten toskanischen Archipel bis nach Korsika auf der einen und zum italienischen Festland auf der anderen Seite reicht. Die bequeme Variante um auf den Gipfel zu kommen, ist die Seilbahn von Marciana aus. Im gelben Stehkäfig (nicht schaukeln!) schafft man die Strecke in 18 Minuten.
Diese Seilbahn ist unser erstes Ziel, das ist ein absolutes must do. In Marciana Porto zweigt die Straße Richtung Marciana ab. Mal wieder ist das Teil nur 2 m breit und windet sich steil den Berg hinauf. An einer Spitzkehre kommt uns ein Lieferwagen entgegen. Zum Glück sind nicht wir diejenigen, die rückwärts fahren müssen. Der Parkplatz an der Seilbahn ist voll, sogar 3 große Reisebusse stehen hier. Die müssen einen anderen Weg als wir genommen haben. Fast direkt neben dem Parkplatz finden wir ein schattiges Plätzchen und parken das Auto. Entgegen unseren Informationen fährt die Seilbahn ohne Pause bis 18 h.
Das Retour-Ticket kostet 20 €, wir krabbeln in einen schwankenden Käfig und die Reise bergauf geht los. Eng an eng stehen wir in dem Käfig. Mit einiger Mühe drehen wir uns so hin, dass es einigermaßen bequem ist. Die Aussicht wird mit jedem Meter sensationeller. Oben angekommen ist die hilfreiche Hand des Personals willkommen um beim Aussteigen nicht auf die Nase zu fallen. Während Susanne an der Bergstation bleibt, steige ich nur mit den Geräten bewaffnet bis zum Gipfel die etwa 150 m aufwärts. Die Aussicht ist unbeschreiblich und Korsika ist als Schatten sichtbar. Oben wird nur bayrisch/österreichisch gesprochen, ich verstehe nur, dass der Wastl-Reisedienst unterwegs ist. Nach einer kurzen Verschnaufpause fahren wir abwärts.
Seilbahn Monte Capanne
Blick auf Marciana und Marciana Porto
In Marciana Porto finden wir mal wieder einen kostenfreien Parkplatz und ich lasse das Handy Restaurants in der Nähe suchen. Es gibt reichlich und da das erste bereits einen guten Eindruck macht, nehmen wir mal wieder unter einem großen Schirm Platz. Susanne entscheidet sich für Pizza und ich habe Appetit auf eine Grillplatte, dazu noch gegrilltes Gemüse. Was da auf mich zukommt, sehe ich erst beim Servieren. 5 sehr große, absolut leckere gegrillte Fleischstücke liegen vor mir. Ich bin tapfer und schaffe die Portion. Ein Caffelatte rundet alles ab.

Danach gehen wir noch bis zur Wasserfront. Mutig halte ich die Hand ins Wasser und stelle fest, dass es fast lauwarm ist. Auf dem Rückweg zum Auto sehen wir eine Gelateria, ein Eis darf jetzt nicht fehlen. Es gibt recht ausgefallene Sorten und ich probiere u.a. roter Apfel mit Zimt, sehr lecker.
Zurück in Portoferraio zweifeln wir am Navi wie auch an Google Maps auf dem Handy. Es will uns einfach nicht gelingen, den Weg zur Villa von Napoleon zu finden. Entnervt gebe ich auf und stelle das Auto am Hafen ab. Zu Fuß findet Google den Weg sofort. Dabei kommen wir einer Megayacht von Cartier vorbei, dem Nobeljuwelier; 100 m hat das Teil auf jeden Fall. Übrigens können die Geräte den Weg nicht weiterführen, weil an einer Abzweigung die Straße vorübergehend als Sackgasse endet.
Das Wohnhaus in der Oberstadt von Portoferraio ist heute Museum. Gezeigt werden u.a. Gemälde aus dem Ersten Kaiserreich und Stiche von Portoferraio. Im Schlafzimmer überdacht ein hellblau-goldener Baldachin das Kopfende des kaiserlichen Betts, nebenan das eher bescheidene Feldbett samt Schlachtgepäck.
Napoleon

Das Haus ist nicht gerade klein zu nennen und wohl eines Kaisers würdig, wenn auch eines abgesetzten. Es wimmelt von Franzosen, die alle einen verklärten Blick im Gesicht haben. Der Garten ist wunderschön mit Blick auf die offene See. Das Wasser unten schillert in verschiedenen Blautönen.
Zurück beim Auto sind wir schon fast an Pier 6 richtig um uns für die Rückfahrt in die wartende Autoschlange einzureihen. Gerade mal halb voll ist der Bauch der Fähre. Auf der Rückfahrt sehen wir einen schönen Sonnenuntergang. Bei der Ankunft im Quartier stelle ich fest, dass ich leichten Sonnenbrand auf den Armen habe. Es war ein wunderschöner Tag.
Webadressen:
Wetter:wolkenlos, auf Elba bis 23°C, auf dem Festland bis 28°C
Gefahrene km: 301
13.05. (Freitag, keine Probleme) > Valdarno, Chianti <
Der Oberlauf des Arno war früher die Kornkammer von Florenz. Heute haben sich hier im Valdarno zahlreiche Zulieferer der Modeindustrie angesiedelt. Das Tal war stets zwischen den Machtsphären von Florenz und Arezzo hin- und hergerissen. Vielleicht war es deshalb so schwer, eine eigene Identität zu entwickeln. Ein großes Plus ist die gute Verkehrsanbindung des Tals mit 2 Autobahnausfahrten und einer guten Zugverbindung Richtung Florenz und Arezzo/Rom.
Der Roseto Botanico Carla Fineschi bei Cavriglia präsentiert die ganze Vielfalt von nicht weniger als 6500 Rosensorten. In aller Ruhe kann man durch die Reihen der dicht an dicht gepflanzten Stöcke schreiten und sich für den heimischen Garten inspirieren lassen. Nur der Schrei eines umherstolzierenden Pfaus könnte dabei stören.
Roseto Botanico Carla Fineschi
Wie wir vor Ort erfahren, sind es bereits 8000 Rosenstöcke, die ihre ganze Pracht entfalten. Es blüht und duftet und eigentlich möchte man entweder einen Strauß mitnehmen oder ganze Stöcke ausbuddeln. Hier zeigt sich aber auch, wozu das milde Klima der Toskana imstande ist, denn solche großen Stöcke haben wir zu Hause noch nie gesehen. Mir hat es eine Rose mit dem Namen Tempi Moderni angetan, die Farbe erinnert mich an Flammen. Hoffentlich ist die zu Hause zu haben.
Tempi Moderni
In Leccio befindet sich eines der bekanntesten Outlets Italien > The Mall. Hier gibt es Marken von Armani bis Zegna. Gucken kostet erst mal nichts.
stolzer Preis für die paar Riemen
Um nicht weite Umwege fahren zu müssen, nutzen wir ein kurzes Stück die mautpflichtige Autostrada, das kostet den Wahnsinnsbetrag von 1,20 €. Das Outlet ist mehr als beeindruckend, aber absolut nicht unsere Preisklasse. Alles ist klinisch sauber, das Personal absolut freundlich. Die Klientel, die wir überwiegend sehen, sind Kopftuch tragende Araberfrauen mit ihren Aufpassern im Schlepptau sowie massenhaft Asiaten. In einem Selbstbedienungsrestaurant holen wir uns leckere Salatteller, die allerdings auch ihren Preis haben.
Malerische Dörfer, weiche Landschaftsformen und nach ein paar Hügelkuppen der Horizont. Grünschwarze Zypressen, silbriggrüne Olivenbäume, etwas Ackerbau und viel, viel Wein. Zu oft riesige, glattgebürstete Flächen, die gut sind für hohe Erträge und effiziente Bewirtschaftung; all das ist die Region Chianti.
Und auch hier ist die Heuernte in vollen Gange. Irritierend sind in den Höhenlagen die Schilder, die auf Schnee hinweisen und teilweise sind sogar Schneeketten vorgeschrieben! Man fragt sich, wo der Schnee herkommen soll.
Alternativ zur Hauptroute bietet sich die landschaftlich interessantere Höhenroute von San Casciano über Mercatale nach Panzano an, ein uralter Fahrweg, den schon die Etrusker nutzten und der inzwischen geteert ist. Der Automobilhersteller Daimler Benz hatte die Strecke seinerzeit als Kulisse für einen Werbefilm ausgewählt und den Gemeinden die Asphaltierung spendiert. Die Route lässt sich seitdem bequem befahren, hat aber leider einiges von ihrem Reiz verloren.
Wir erkennen zwar nicht die Werbefilm-Strecke, aber die Route ist trotzdem reizvoll. Zunächst ist in weiter Ferne noch Florenz zu sehen, die Silhouette des Doms ist unverkennbar. Die Straße führt durch einsame Waldgebiete hügelauf und hügelab, immer wieder fordern Spitzkehren meine Aufmerksamkeit.
Auf etwa halbem Weg zwischen Mercatale und Panzano sollte man einen Abstecher zu dem 1049 gegründeten Kloster Badia a Passignano machen. Die wunderschön gelegene, dicht von Zypressen umrahmte Abtei mit ihrem zinnenbekrönten Kirchturm wird noch von einer knappen Handvoll Mönchen des Vallombrosaner-Ordens bewohnt. Das Kircheninnere ist architektonisch uneinheitlich, auffallend ist die hölzerne Trennwand zwischen Chorgestühl und Hauptraum. Nach langer Renovierung ist das Refektorium wieder zugänglich. Bereits im Mittelalter baute die Abtei ihren eigenen Wein an, heute befinden sich die Weingüter großteils im Besitz der weltbekannten Firma Antinori, die an der Straße zu Verkostung und Einkauf einlädt.
Abbazia Badia a Passignano
Die Lage des Klosters auf einem Hügel fasziniert bereits von weitem. Leider ist für uns nur die Kirche zugänglich; der Rest kann von Gruppen nach telefonischer Anmeldung besichtigt werden. Die Kuppeln dieser ganzen Klosterkirchen reichen gefühlt bis in den Himmel. Im Innenhof vor der Kirche ist der Fuhrpark der Mönche abgestellt.
Fuhrpark der Bewohner
Mitten aus den Weinbergen des Valdelsa ragt märchenhaft eine Mauer mit rundum wehrhaften Türmen heraus. Aus der Nähe dann erweist sich das 1203 zur Verteidigung Sienas errichtete Kastell als ein mittelalterliches Schmuckstück, zudem ist der Ort Monteriggioni eine wichtige Etappe auf der geschichtsträchtigen Via Francigena.
Monteriggioni
Auf dem Rückweg von Florenz war uns die Wehrmauer oben auf dem Berg bereits aufgefallen, aber auf diesen Ort/diese Burg bin ich nach Suche auf der Karte nicht gekommen. Ein Parkplatz vor den Toren ist sehr groß und wir laufen zum geöffneten Tor. Dort bekommt man die Eintrittskarten für 2 begehbare Abschnitte der Rundmauer sowie das Museum. Einstimmig sind wir der Meinung: hier könnte man sich niederlassen. In einem Restaurant trinken wir unseren üblichen Caffelatte und können an einem Eisbecher nicht vorbei.
Die 570 m lange Rundmauer mit ihren 14 Wehrtürmen ist komplett erhalten und teilweise begehbar. Im Inneren findet der Besucher eine winzige Dorfgemeinschaft von rund 60 Einwohnern vor, die sich daran gewöhnt hat, dass Touristen aus aller Welt um die paar Häuser streifen. Den Hauptplatz mit dem Brunnen säumen ein Lebensmittelladen, ein Bioladen, drei Souvenirshops, drei Bars und die Kirche. Zudem gibt es ein paar Restaurants, die mit guter, aber teurer Küche auf Touristenjagd gehen.

Seit gestern laufen mir Banksien nach und zwar mit roten Pfeifenputzern. Da mir mein Experiment mit einer angeblich winterharten Banksie (sehr teuer erworben) zu Hause nicht geglückt ist, werde ich in eine Gärtnerei einfallen und sehen, was ich mitnehmen kann. Die Banksie ist ein typisch australisches Gewächs, dort gibt es rund 84 verschiedene Sorten.
Webadressen:
Wetter:wolkenlos, bis 26°C
Gefahrene km: 265
14.05. (Samstag) > Montagna Pistoiese <
Nördlich der Stadt Pistoia erhebt sich die Montagna Pistoiese, eine einsame, erfrischend kühle Berglandschaft mit dichten Kastanienwäldern. Es gibt inzwischen 15 verschiedene Wanderwege, auf denen man die Bergwelt entdecken kann.
Ein wichtiger Erwerbszweig in der heute entvölkerten Gegend war einst die Eisproduktion. Während der Wintermonate wurden aus den Staubecken Eisblöcke geschnitten und in abgedeckten Erdhöhlen bis in den Sommer gelagert. Durch den Bau der Porretana, einer nach einem Thermalbadeort auf halbem Weg nach Bologna benannten Bahnlinie, erlebte dieser Wirtschaftszweig bis Anfang des 20. Jhr. einen Aufschwung, konnten die begehrten Kühlwürfel doch bequem bis Bologna und Florenz verschickt werden.
Wieder sehen wir eine komplett andere Landschaft, denn hier hat die Olive das Sagen und nicht die Weinrebe. An den Hügeln sieht man die exakt ausgerichteten Olivenbäume, deren Blüte gerade beginnt. Unten im Tal stehen die Edelstahltanks für das Öl bei den Pressen.
Auf einem Hügel des Monte Albano erhebt sich der Heimatort von Leonardo da Vinci > Vinci. Das Museo Leonardino erweist seinem berühmten Sohn die Ehre. Im Mittelpunkt des Museums steht nicht der Künstler Leonardo, sondern der Naturwissenschaftler, Erfinder und Tüftler. Im 3 km nördlich gelegenen Anchiano steht das Geburtshaus des Universalgenies.
Leonardo da Vinci
Blick über Vinci
Nach unseren Recherchen der letzten Nacht ist es unbedingt erforderlich, online Eintrittskarten zu ordern, da jeweils nur eine begrenzte Anzahl Besucher Zugang hat. Das ist ein wahrer Drahtseilakt, denn nirgendwo steht geschrieben, dass man ohne einen Account zu eröffnen, eine Buchung platzieren kann. Super, jetzt bin ich bei denen auch noch gelistet. Unserer Rezeption schicke ich nächtens die Email mit den Eintrittskarten weiter, denn mal wieder ist ein QR-Code gefragt. Am Morgen erhalte ich freundlicherweise die Ausdrucke. Aber es ist einfacher als gedacht, einzig die Auftragsnummer wird abgefragt. Für Senioren ab 67 gibt es Ermäßigung, auch das konnte ich online eingeben. Nicht mal belegen muss ich das an der Kasse. Es gibt einen Plan mit einzelnen Stationen und dann geht es los.
Die einzelnen Museen sind nach den Forschungen von Leonardo aufgeteilt. Im ersten Teil geht es um technische Verbesserungen und Waffen. Die Kirche, in der er getauft wurde, ist Part 2. Der dritte Teil, wieder Museum, widmet sich überwiegend der Leidenschaft des Universalgenies für das Fliegen. Unter der Decke hängt der Nachbau eines Fluggerätes, man kann sich durchaus vorstellen, dass das funktioniert, zumal ja bereits diverse Nachbauten anderen Genres dies bewiesen haben.
Weiter die Straße aufwärts liegt das Geburtshaus von Leonardo. Es ist zwar recht groß, aber sehr einfach gehalten. Das Genie wächst bei seinem Onkel und Großvater auf, da sein Vater sich überwiegend in Florenz aufhält.
Ein Bergnest wie aus dem Bilderbuch, das ist Montecattini Alto. Mit der Funiculare erreicht man nach einer 10minütigen, atemberaubenden Fahrt das Oberdorf von Montecattini, das mit einer überaus malerischen Piazza, steilen Gässchen und einer mittelalterlichen Burg aufwartet.
Für den Besuch war geplant, die Funiculare von Montecattini Alto nach Montecattini Therme zu nutzen. Wie bescheuert ist das denn, auf den Berg mit dem Auto, um dann abwärts zu fahren. Zumal wir die sowieso recht enge Straße, die das Navi vorgibt, nicht weiter fahren können wegen is nich. Genervt gehen wir erst mal Essen.
Beim Check über das Handy wird mir mein gedanklicher Fehler bewusst und danach ist die Talstation in Montecattini Therme leicht zu finden. Die Funiculare stammt von 1898 und sie fährt jeweils alle 30 Minuten zur gleichen Zeit oben und unten ab. Auf der Mitte der Strecke begegnen sich die beiden Waggons. Steil ist noch gelinde gesagt, es werden Steigungen bis 33 % angezeigt!!!
Funiculare von Montecattini Therme nach Montecattini Alto
Oben finden wir mit Montecattini Alto ein bezauberndes Bergnest vor, dass weite Blicke in die Toscana erlaubt. Um den Hauptplatz herum gibt es nette Restaurants. Nach Besichtigung aller für uns wichtigen Dinge entdecke ich wie bereits in Siena ein Geschäft, welches handbemalte Töpferwaren anbietet. An einer Blumenvase/Tischabfalleimer oder was es auch immer sein soll, kann ich nicht vorbei. Die kräftigen Farben der Toscana mit Mohnblumen, Zypressen usw. springen mich einfach an. Das Teil wechselt den Besitz.
Montecattini Alto
Jetzt ist es Zeit für einen Eisbecher in der benachbarten Gelateria. Prall gefüllt mit Himbeeren, Erdbeeren und Blaubeeren ist bei mir Genuss total angesagt. Danach fahren wir mit der Funiculare nach unten und heimwärts. Unterwegs füllen wir unsere flüssigen Vorräte auf, dazu zählt auch das Auto, das bereits auf Reserve läuft.
Webadressen:
Wetter:vereinzelt Schäfchenwolken, bis 28°C
Gefahrene km: 331
15.05. (Sonntag) > Coline Metallifere, Etruskische Riviera <
Das Gebirge zwischen Massa Maritima und Siena ist ein wellenförmiges Gebilde aus rostroter Erde und grüner Macchia mit vulkanischen Aktivitäten. Höchste Erhebung ist der 1060 m hohe Le Cornate. Die Colline Metallifere lieferten bereits den Etruskern und Römern kostbare Erze zur Gewinnung von Eisen, Silber und Kupfer, aber auch Kohle zum Betreiben der Schmelzöfen. Später wurden die Gruben von den Pisanern weiter betrieben und waren eine der wichtigsten Grundlagen ihrer Vormachtstellung im 12. Jhr. Inzwischen sind die Erzflöze längst erschöpft. Im 19. Jhr. begann man, Borsalze aus den Dampfquellen zu destillieren.
Durch eine herrliche grüne Mittelgebirgslandschaft erreicht man das kleine mittelalterliche Bergnest Monterotondo Marittimo, das einst für seine Messerschmiede bekannt war. Der letzte Schmied verstarb allerdings im Jahr 2010. Interessant ist hier oberhalb des Geomuseo (westlich der Altstadt beim Vecchio Vascone) der Naturlehrpfad nach Sasso Pisano. Ein rund 40minütiger Spaziergang führt durch die Biancane, eine von kleinen Geysiren durchsetzte dampfende Landschaft aus weißem Geröll, ein apokalyptisches Bild.
Die Fahrt dorthin ist bereits reizvoll, dichte Wälder wechseln sich mit Weinanbauflächen ab. Das Navi lotst uns zu einem Parkplatz oben am Berg und hier beginnt sofort der Naturlehrpfad. Gut, dass wir dem Navi und nicht der Beschilderung gefolgt sind. Dann hätten wir zu Fuß den steilen Berg hochkrabbeln müssen. Hatte Susanne beim Frühstück noch an meiner Erzählung hinsichtlich dieses Gebietes gezweifelt, ist sie jetzt total von den Socken. Wie ich es von Neuseeland kenne, stinkt es widerlich nach faulen Eiern > Schwefel. Der Dampf der aus der Erde kommt, kann einem schon die Hand versengen, müssen wir natürlich testen. Zu einem Aussichtspunkt geht es steil den Berg hinauf. Es ist leicht rutschig, weil viel loses Geröll vorhanden ist, aber an der Seite ist ein Seil als Handlauf installiert. Von oben erkennt man die verschiedenen Gesteinsfärbungen noch besser. Von weiß, grün, rot bis zu schwarz ist alles vorhanden. An einer Stelle ist ein gurgelndes Geräusch zu hören als ob eine Flüssigkeit darunter wäre. Nachgeschaut haben wir natürlich nicht.
Biancane
Wer am landschaftlich reizvollen Küstenabschnitt der etruskischen Riviera von Livorno bis Piombino Ruhe sucht, findet sie vor allem außerhalb der Hauptreisezeit. Vor allem in den italienischen Ferien herrscht überall viel Rummel.
Mitten im Nirgendwo liegt das Bergdörfchen Sassetta, aber immerhin an der Strada del Vino! Hatte ich eingangs geschrieben, nichts über toskanische Weißweine zu wissen, nun hier reiht sich ein Weingut an das nächste, beginnend mit weiß, folgend rosé und endend bei Weißherbst. Die gute Küche mit Polenta, Wild- und Pilzgerichten hat den Ort bekanntgemacht. Die sehr enge und kurvenreiche Straße ist landschaftlich malerisch. Sie führt durch Stein- und Korkeichenwälder und ist überwiegend schattig; die Kurven haben es in sich.
Die Fahrt Richtung Sassetta ist sehr reizvoll. Das finden mit uns auch die zahllosen Motorrad- und Rennradfahrer. Überhaupt ist an diesem Sonntag mehr Verkehr unterwegs als wir es gewohnt sind. Von Sassetta führt der Weg Richtung Bolgheri direkt über die Strada del Vino. Hier reiht sich wirklich Weingut an Weingut. Die Weinberge sind äußerst gepflegt, bei diversen Rebreihen macht ein Rosenstock den Anfang. Von all den klangvollen italienischen Namen der Weingüter, die alle zur Weinprobe einladen, bekommt man bereits einen Schwips, ohne natürlich einen Schluck Wein getrunken zu haben. Das holen wir immer abends im Quartier nach.
Richtung Bolgheri fährt man etwa 5 km auf der schönsten und bekanntesten Zypressenallee der Toskana. Der Ort bietet einen in sich wunderschön geschlossenen Kern, der um die Burg des grausamen pisanischen Herrschers Gheradesca entstand. Berühmt wurde Bolgheri durch den Dichter und Nobelpreisträger Carducci. Der Ort ist autofrei, vor dem Stadttor gibt es ausreichend Parkplätze.
Die Strada del Vino mündet in die weltberühmte Zypressenallee, allerdings sind es bis Bolgheri von hier nur 2 km. Wir können einfach nur noch staunen, das ist atemberaubend. In Bolgheri steppt im wahrsten Sinne des Wortes der Bär und wir fürchten schon, keinen Parkplatz zu bekommen, denn hier wollen wir zu Mittag essen. Während fast alle im tiefen Tal parken, das sind die ersten Parkplätze, fahren wir auf den Berg und finden einen schönen Platz auf dem Sportanger. Von hier laufen wir rund 300 m zurück in den Ort und fallen gleich in das erste Restaurant ein. Dieses macht einen sehr guten Eindruck und ist nicht allzu voll. Die italienische Küche füllt unsere Mägen. Beim Weitergang stellen wir fest, dass es genügend Restaurants gibt, aber alle ziemlich voll sind. Da auch Bolgheri für seinen Weinanbau bekannt ist, wird gefühlt in jedem 2. Haus eine Weinprobe angeboten und das bei rund 150 Einwohnern.
Zypressenallee Bolgheri
Stadttor Bolgheri
Die Weiterfahrt führt uns direkt an die etruskische Riviera. Es ist nicht voll, es ist brechend voll. Auf rund 10 km stehen dicht an dicht links und rechts Autos. Daher können wir nicht anhalten, um nachzuschauen, ob es hier Strände gibt. Aber irgendwo müssen die Menschenmassen ja hin sein. Die Restaurants sind auch proppenvoll. Weiter hinaus auf dem Mittelmeer sind erstaunlich viele Frachter zu sehen. Ich meine, sogar einen Kreuzfahrer zu erkennen.
Bei Montenero liegt auf 193 Höhenmetern der wichtigste Wallfahrtsort der Toscana. Von hier schweift der Blick weit über die Küste, an klaren Tagen sogar bis nach Korsika. Die zum Gebäudekomplex gehörende Wallfahrtskirche von 1575, die der Schutzpatronin der Toskana Madonna delle Grazie geweiht ist, glänzt innen mit einer barocken Vielfalt, die man bei dem von außen unscheinbaren Bau nicht erwartet hätte.
Unten vom Dorfplatz, wo früher die Pferdekutschen aus Livorno hielten, führt ein kleines Zugseilbähnchen zum Kloster hoch. Der echte Pilger geht natürlich zu Fuß!
Es gibt in der Nähe von Livorno 2 Orte mit dem Namen Montenero und ich bin mir nicht sicher, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Also stoppe ich kurz und falle geradezu über das Schild mit dem Hinweis Funiculare. Da wir nicht laufen wollen, folge ich dem Schild und vor dem Bahnhof gibt es einen freien Parkplatz. Die Hin- und Rückfahrt kostet die Kleinigkeit von 1,50 €. Die Bahn ist nach dem gleichen Prinzip gebaut wie die gestern in Montecattini Therme. Oben angekommen, fallen wir aus allen Wolken, Menschenmassen über Menschenmassen. Wir gehen zunächst in die Kirche und in einem Seitentrakt mit den vielen Votivtafeln frage ich eine Nonne, was denn hier los ist. Heute ist der Tag der Madonna und Menschen aus ganz Italien sind hier um das zu feiern. Auf dem großen Platz vor der Kirche wird ein Gottesdienst vorbereitet, aber wir können noch rechtzeitig weg. Der Weg führt heimwärts.
Funiculare Montenero

Webadressen:
Gefahrene km: 356
16.05. (Montag) > Pisa <
In Pisa zeigt nicht nur der berühmte Turm Schieflage. Auch die Kathedrale und die Taufkirche auf dem Domplatz stehen schief, der Glockenturm ganz besonders, und auch die Wände des Monumentalfriedhofs biegen sich. Dass die Stadt noch viel mehr der schiefen Türme, Kirche und Paläste bietet, hat buchstäblich einen Grund: Pisa wurde auf sandigem Schwemmland gebaut.
Wie der Domplatz vor der Stadt mit seinen berühmten Bauten vermuten lässt, Pisa war im Mittelalter eine mächtige Seerepublik, die Mittel genug hatte, um die besten Baumeister und Künstler in die Stadt zu holen, eine Republik, die mit Hunderten von Schiffen das Mittelmeer durchkreuzte (der Hafen wurde erst vor kurzem entdeckt und ausgegraben), die lukrative Handelsbeziehungen pflegte, Gebiete eroberte und Töchterstädte gründete.
Heute trickse ich das Navi aus, das uns wie üblich auf den kürzesten Weg schicken will. Aber ich ziehe es bei der Strecke vor, auf der Superstrada zu fahren. Fast immer 4spurig und man kann/darf bis zu 110 km/h fahren. Irgendwo mag ich auch keine Serpentinen/Kurven mehr fahren, bei der Anzahl hätte sich der Urlaub selbst finanziert (1 € pro Kurve
). Und Kreisverkehre mag ich auch nicht mehr, da die hier manchmal etwas merkwürdig beschildert sind und mich etliche Male in die Irre geschickt haben. Die 8,50€ Mautgebühren für die Autostrada verschmerzen wir locker.
Die Fahrt in die Stadt zu dem ausgesuchten Parkplatz ist wirklich einfach. Dieses Mal ist es kein Parkhaus, sondern ein großer Platz, wo noch viel freier Raum ist. Direkt daneben ist für die menschlichen Bedürfnisse gesorgt und hier muss ich eine Lanze für die Italiener brechen, alle besuchten Toiletten, auch öffentliche, waren picobello sauber. Da bin ich von Deutschland leider oft anderes gewöhnt.
Anders als in Siena und Florenz stehen hier die berühmten Sehenswürdigkeiten direkt hinter der Stadtmauer auf einer großen grünen Wiese, die man sogar ausdrücklich betreten darf. Vor dem Museum mit dem Ticketverkauf für die Berühmtheiten stehen Carabinieri in ihren klassischen Uniformen, was nicht mehr allgemein üblich ist. Ich kann es mir nicht verkneifen, den einen gut aussehenden Beamten zu fragen, ob ich ihn fotografieren darf. Als Antwort kommt prompt, aber nur zusammen! Susanne hat die ehrenvolle Aufgabe des Fotografierens, während sich der Kollege köstlich amüsiert.
in Reihe: Baptisterium, Dom, schiefer Turm
Auf der grünen Wiese steht mit dem Baptisterium die größte Taufkapelle der christlichen Welt. 1153 wurde mit dem Bau begonnen, der romanische, gotische und antik-römische Stilelemente vereint. Das kühle Innere wird beherrscht vom achteckigen Taufbecken. In der Mitte ist es geschmückt mit einer Statue von Johannes dem Täufer. Daneben steht die Kanzel. Der Besuch des Baptisteriums lohnt sich allein wegen seiner außergewöhnlichen Akustik, jede halbe Stunde findet das sogenannte Echo statt.
Das Baptisterium ist erste Anlaufstelle, hier wie auch am Dom wird eifrig restauriert. Das Taufbecken ist so hoch, dass man sich unwillkürlich fragt, wer hier auf die Leiter steigen muss, um an das Taufwasser zu gelangen. Wir haben Glück, die Tore werden von Soldaten geschlossen und der „Aufpasser“ stellt sich in die Mitte und fordert das Echo heraus. Nach Susannes Meinung klingt es wie auf der Alm!
Ob man sich den Camposanto Monumentale anschauen sollte, bleibt jedem selbst überlassen. Der Friedhof wurde 1944 von einer Bombe getroffen, dazu kann man denken was man will. Wir verzichten dankend!
Lange Zeit galt der Dom von Pisa als der monumentalste Bau der christlichen Welt, fast allen Kathedralen in der Toscana war er ein Vorbild. 1063 begonnen, wurde die Fassade in der ersten Hälfte des 12. Jhr. hinzugefügt. Im unteren Teil spürt man sehr den orientalischen Einfluss. Die drei Bronzetüren erzählen Marien- und Jesusgeschichten. An der Ostseite des südlichen Querschiffs befindet sich das Tor des San Ranieri, das einzige, das den verheerenden Brand von 1595 überlebte. Es ist deutlich byzantinisch beeinflusst und von schöner Einfachheit. Dargestellt sind die Geschichten des neuen Testaments.
Duomo

Beim Eintreten beeindruckt die hölzerne und vergoldete Kassettendecke, die die Medici nach dem Brand der Stadt Pisa schenkten. In der Halbkuppel der Apsis befindet sich ein gigantisches Mosaik im byzantinischen Stil, 1301 gefertigt. Die Kanzel ist das großartigste Kunstwerk des Doms. Der obere Teil der Kanzel besteht aus 9 Reliefteilen mit Themen aus dem Neuen Testament. Die Kanzelsäulen ruhen auf einschüchternden Symbolen, der Löwe, Sinnbild der göttlichen Kraft der Kirche, frisst heidnische Esel. Im rechten Querschiff findet sich das Grabmal des Schutzpatrons von Pisa, des heiligen Ranieri, links daneben die schlichte Ruhestätte des weströmischen Kaisers deutscher Nation: Heinrich VII.
Die Kathedrale beeindruckt mich sehr und der für die Toscana typische Stil mit den Querstreifen ist auch hier deutlich zu sehen.
Abgesehen von seiner spektakulären Schieflage gilt der stark von der islamischen Baukunst beeinflusste Campanile als der schönste Turm Italiens. 1173 begann Romano Pisano mit dem Bau des Turms, der von Anfang an eine (damals leichte) Neigung zeigte, weil er wie die gesamte Stadt auf Schwemmland steht. Doch allem Hohn der umliegenden Städte zum Trotz wurde verbissen weitergebaut, bis zum 3. Stockwerk. Dann stockten die Pisaner den Bau vorerst. Erst 1272 fassten sie wieder Mut und stockten auf. Durch Schaden klug geworden, versuchten sie, den Schwerpunkt wieder zurechtzurücken, indem sie die neuen Stockwerke in die Gegenrichtung versetzten. Vergeblich, der Boden gab weiter nach. Noch einmal 80 Jahre verstrichen, bis die Architekten den Glockenraum in Angriff nahmen. Immer noch um statischen Ausgleich bemüht, hoben sie den Boden der obersten Ringe auf der einen Seite an, so dass auf der Südseite 6 Stufen, auf der Nordseite nur 4 Stufen hinaufführen.
Campanile
Der Turm aber kippte immer mehr und mehr. Im 20. Jhr. betrug die Neigung schließlich über 5 m. Erste Rettungsversuche gab es bereits in den 1930iger Jahren, ohne Erfolg, 1991 schließlich wurde Ernst gemacht und der Turm gesperrt. In einer spektakulären wie aufwändigen Aktion wurden bis zu 1000 t Bleigewichte an der Nordseite der Fundamente aufgestapelt, um dann an dieser Seite durch Unterbohrungen das Erdreich abzutragen, der Turm war währenddessen mit dicken Stahlkabeln gesichert und es gelang, den Neigungswinkel um fast 54 cm zu verringern.
Seit die Torre Pendente wieder für Besucher geöffnet ist, dürfen nur noch maximal 40 Personen alle 15 Minuten für jeweils 30 Minuten den Turm bis zu seiner Spitze in rund 55 m Höhe besteigen.
Wir verzichten dankend bei der Wärme auf den Turm zu steigen. Leider kann man ihn auch nicht umrunden, da der Rundweg gesperrt ist. Interessant finde ich, dass die Schieflage nicht von allen Seiten zu erkennen ist.
Entlang der Zuwegung und auch vor der Stadtmauer ist eine bunte Budenwelt aufgebaut, an deren Ständen versucht wird, den Touristen den absolut billigsten Ramsch als Souvenir anzudrehen. Wahrscheinlich ist spätestens zu Hause bereits alles kaputt und landet im Müll. Auch befindet sich vor der Stadtmauer ein riesiger McDoof, der aber kaum frequentiert wird.
Man kann wie in Florenz mit einer Kutsche (Sonnenschirm über den Sitzbänken) eine Runde drehen, daneben gibt es Rikschas zum selber strampeln und auch viele E-Bikes stehen zum Verleih bereit.
Abseits des hektischen Touri-Gewusels finden wir ein Restaurant und genießen unter einer großen Markise zum letzten Mal die toscanische Küche. Danach versuchen wir uns an der Stadtmauer, deren Tore aber leider verschlossen sind.
Die historische Stadtmauer von Pisa ist eine der ältesten Stadtmauern aus dem frühen Mittelalter. Sie wurde Anfang des 20. Jhr. fast komplett zerstört, um eine Erweiterung der Stadt zu erleichtern. Einen Teil der historischen Mauer hat man jedoch noch im Originalzustand belassen. Gegen eine geringe Gebühr kann man auf die Mauer hinaufsteigen und oben entlang gehen. Von dort hat man einen grandiosen Blick auf die Piazza dei Miracoli mit dem Ensemble aus Baptisterium, Dom und Campanile. Es sind nicht allzu viele Touristen, die sich hierher verirren, so dass man in Ruhe die architektonischen Meisterwerke von mehreren Seiten aus betrachten kann. Der Aufgang zum Spaziergang auf der Historischen Mauer befindet sich in der Porta Leone, ebenfalls ein altes Stadttor der alten Mauer. Die Porta Leone liegt hinter dem Baptisterium rechts einige Meter von der Porta Nova entfernt.
Auf einem Platz am Ufer des Lago di Massaciuccoli erinnert eine Statue an den Opernkomponisten Giacomo Puccini. In der zweigeschossigen Jugendstilvilla in Torre del Lago verbrachte der kettenrauchende Komponist seine zweite Lebenshälfte. Als er 1924 in einem Brüsseler Krankenhaus nach einer Kehlkopfkrebsoperation starb, erhielt die Familie die Genehmigung, den Meister in seiner eigenen Villa zu bestatten.
Nach Torre del Lago dauert die Fahrt nur knapp 20 Minuten. Unterwegs suchen wir eine riesige Gärtnerei auf, in der Hoffnung für mich, hier die gesichteten Banksien zu erwerben, leider Fehlanzeige.
Heute ist Simonetta Puccini, eine mittlerweile betagte Enkelin, mittlerweile 2017 verstorben, im Besitz des Nachlasses. Bei einem Rundgang durch die Villa gewinnt man einen Eindruck vom Wirken des Meisters. Es ist ein schönes Gefühl, auf den Spuren des berühmten Komponisten zu wandeln. Leider ist Fotografieren/Filmen streng verboten. Dabei ist die Villa sehr schön möbliert, auch das Klavier des Meisters wird gezeigt. In einem Vitrinenschrank sind die Original-Librettos von La Boheme und Turandot zu sehen.
Villa Puccini
Den schönsten Blick auf den Lago di Massaciuccoli genießt man von der Villa des Opernkomponisten. Auf der glatten Wasserfläche spiegelt sich das Apuianische Gebirge. Der seichte, maximal 4 m tiefe und von einem dichten Schilfgürtel umsäumte See ist ein ideales Nistgebiet für Wasservögel.
Da dies unser letzter Urlaubstag ist, kann ich nur sagen, die Toscana ist eine Gegend mit absolut abwechslungsreicher Landschaft. Die vielen Hügel wirken recht lieblich, haben es aber für Autofahrer durchaus in sich. Die Italiener haben einen flotten Fahrstil, durchgezogene Linien auf der Straße sind für sie kein Hindernis. Ich habe mich aber nie bedrängt gefühlt durch diese Fahrweise. Die Straßen sind durchweg in einem meistens besseren Zustand als bei uns, das gilt auch für kleinste Nebenstraßen. In den Städten/Orten werden ausreichend Parkplätze angeboten. Diesel kostet zurzeit zwischen 1,79 – 1,88€, je nachdem wo und bei welcher Spritmarke man tankt. An einige Tankstellenbesonderheiten gewöhnt man sich mit der Zeit, leider ist nicht immer alles auch in englischer Sprache beschildert. Aber Englisch wird hier überall gesprochen, also gibt es keine Verständigungsprobleme. Fazit: man möchte wiederkommen.
Webadressen:
Wetter:wolkenlos, bis 29°C
Gefahrene km: 399