Gefahrene km: 312
13.09. (Dienstag) > Castlebar - Galway <
Nach einem wunderbaren Frühstück, erstmals Black Pudding dabei (schmeckt mir), bin ich fast den ganzen Tag im Connemara National Park unterwegs. Die Straßen schlängeln sich durch wilde Berglandschaften und fast immer ist irgendwo Wasser dabei. Entweder es ist ein Meeresarm, zu erkennen an dem Tidenhub oder aber es sind Seen, die im Gegensatz zu Schottlands Lochs hier Lough heißen. Vor der Abfahrt in Castlebar tanke ich vorsichtshalber das Auto, nunmehr Verbrauch 4,9ltr/100 km, denn Orte gibt es nicht viele auf dem Weg.
Doo Lough
Killary Harbour, Irlands einziger Fjord, erstreckt sich mit seiner Länge von rund 16 km zwischen dem Atlantik und dem Ort Leenane. Auf kleinen Nebenstrecken gelangt man auch zu weiter westlich gelegenen Orten wie beispielsweise Rosroe. Der Wild Atlantic Way umrundet weite Teile des Fjords zwischen den Countys Mayo und Galway. Killary Harbour ist einer der "Signature Points" des Wild Atlantic Way.
Der Fjord liegt auf der einen Seite im Country Mayo und auf der anderen Seite ist Galway. Irland war im 2. Weltkrieg neutral und vor den Einfahrten in die Buchten oder auch in diesen Fjord lagen in der Tiefe die deutschen U-Boote und etwas weiter draußen patroulierten die Kriegsschiffe der Briten. Bei schweren Stürmen suchten beide in dem Fjord Schutz. Wegen der Neutralität mussten sie sich akzeptieren.
Vor der großen Hungersnot lebten hier 800000 Menschen, heute sind es mal gerade 400000.
Ein Haupterwerbszweig sind die Austernbänke und kurz vor dem offenen Atlantik wird Lachs gezüchtet, der von hervorragender Qualität sein soll.
Killary Fjord
Die Connemara Lady soll um 10:30h ablegen, kurz vor knapp erreiche ich den Parkplatz und kann noch an Bord. Auf dem Weg durch die Berge sind die Schafe wieder überall, an schnelles Fahren ist gar nicht zu denken. Es gibt nicht mal einen Pier, sondern das Schiff slippt auf. Bei der Rückkehr stehe ich neben dem Kapitän auf der Brücke und beobachte das Manöver.

Hinter den Twelve Bens, einer Bergkette, die bis in den Connemara NP hineinreicht, liegt Kylemore Abbey. Das ist jenes Dornröschenschloss, das sich ein englischer Geschäftsmann im vorigen Jhr. hatte erbauen lassen. Wenn dort jedoch heute ein Prinz zum Wachküssen vorsprechen wollte, so käme er wohl in Schwierigkeiten, denn Benediktinerinnen betreiben das Haus als Klosterinternat.
Hier steppt im wahrsten Sinne des Wortes der Bär. Unzählige Busse stehen auf dem zugehörigen Parkplatz. Ich höre mehr Deutsch als Englisch. Die Abbey ist wohl eines der absoluten Ziele bei einer organisierten Irlandrundreise. Sie liegt wirklich wunderschön am Ufer des Pollacapall Lough, der ziemlich mittig durch die Brücke der N59 geteilt wird.
Kylemore Abbey
Auf dem Gelände verlaufen sich die Besucher ein wenig. Ich besichtige das Hauptgebäude und die gothische Kapelle. Die zum Kloster gehörende Kirche hätte mich sehr interessiert, aber es gibt bedeutende Bauarbeiten, das Internat wird aufgerüstet, daher ist die Kirche für Besucher nicht zugänglich.
Bei der Ortschaft Clifden beginnt eine Panoramastraße namens "Sky Road" und man hat den Eindruck, auf ihr dem Himmel ein Stück näher zu kommen. Fast unmerklich windet sich die Fahrbahn in die Höhe, bis sie beinahe in die Wolken stößt. Knapp darunter schlängelt sie sich dann aber wieder hinab und eröffnet in jeder Kurve einen neuen hinreißenden Fernblick. Vor einem liegen Wiesen und Moorflächen, die durch ein Vierecksmuster aus mühsam aufgeschichteten Natursteinmauern eingefasst sind. Einzelne Flecken, auf die gerade ein Sonnenstrahl fällt, schimmern so postkartengrün, dass man seinen Augen kaum trauen mag, während gleich daneben dunkle Wolkenschatten übers Land huschen. Irgendwo am Rand leuchtet strahlendweiß die Giebelwand eines Farmhauses und ganz in der Ferne schiebt sich allmählich die Küste ins Bild. Aber es ist nicht nur der übliche Strand der dort wartet, sondern eine lange Reihe von Inseln. Nicht mehr richtig Land und doch noch nicht ganz Meer - so zieht sich alles kilometerlang hin. Die Straße umkurvt stille Buchten, sie wagt sich hinaus auf spitze Felsnasen und schmiegt sich dann wieder an die windgeschützte Seite eines Hügels. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen; stattdessen reklamieren die Kühe hier Sonderrechte und legen sich einfach mitten auf den Weg. Es dauert mitunter geraume Zeit, bis man sie endlich zum Aufstehen bewegen kann und selbst wenn sie stehen, müssen sie noch lange nicht loslaufen. Viel lieber reiben sie sich erst ein bisschen das Fell an der Autokarosserie - ein Vorgang, der zu Hause wahrscheinlich Ohnmachtsanfälle beim Fahrer ausgelöst hätte, jetzt aber höchstens zu Heiter-keitsausbrüchen führt. Im Übrigen ahnt man nun, woher die vielen Kratzer und Beulen an den einheimischen Fahrzeugen stammen. Plötzlich sehen sie gar nicht mehr so unschön aus, eher wie eine im wahrsten Sinne des Wortes "eindrückliche" Erinnerung, die da heißt: zurück zur Natur.
unterwegs auf der Sky Road
Glücklicherweise sind die Kühe alle hinter Zäunen, nur die Schafe tummeln sich wieder auf der Straße. Diese ist mit den Aussichten zu allen Seiten unbeschreiblich schön, aber vor allem sehr eng. Hier setze ich überwiegend den Camcorder ein, der gibt das erheblich besser wieder als ein Foto. Als mir ein mittlerer Kleinbus voll mit Touristen entgegenkommt und keiner weiß, wie er denn ausweichen soll, reicht es mir. Nach diversen Metern rückwärts, immer in der Hoffnung, dass da auch keiner kommt, suche ich den nächsten Weg zur Hauptstraße. Das Abenteuer muss ich heute kein zweites Mal haben. Mit Autobegegnungen ist es schon eng, aber was den Fahrer geritten hat, weiß wohl nur er allein.
Kommt man von der Abgeschiedenheit des Nordwestens, sollte die Umstellung nicht allzu krass ausfallen, dafür sorgt die Stadt Galway. Sie liegt in einer großen Bucht, wo der River Corrib in den Atlantik mündet und stellt das wichtigste Zentrum des Westens dar. Außerdem ist sie auch eine Art Lieblingsstadt der Nation. Selbst Iren, die noch nie hier gewesen sind, verfallen bei ihrem Namen in Schwärmerei. Lebhaft, pittoresk, unorthodox, ja einfach angenehm lauten die Attribute, mit denen dieser Ort immer wieder bedacht wird. Auf jeden Fall ist Galway überschaubar und fußgängerfreundlich. Und letzeres kann beileibe nicht jede irische Stadt von sich behaupten.
Anfangs war die Ansiedlung nur ein kleines Fischerdorf, von dem die Außenwelt kaum Notiz nahm. Das änderte sich jedoch im 13. Jhr., als die Anglo-Normannen hier Land nahmen und später ein Handelszentrum mit 14 einflussreichen Handelshäusern errichteten. Die engen Familienbande dieser Geschäftsleute verhalfen Galway schließlich auch zu seinem Beinamen als "Stadt der Stämme". Ansonsten ereignete sich leider das für Irland allgemein Übliche: es gab Stammesfehden, Belagerungen, Zerstörungen und Brände in Hülle und Fülle. Eine Besonderheit bestand allerdings darin, dass zwischendurch immer einmal wieder Phasen des Wohlstands eintraten. Was der Stadt trotz aller Verwüstungen stets erhalten blieb, war nämlich ihre günstige Lage am Atlantik, dank derer sie enge Handelsbeziehungen zu Portugal und Spanien entwickeln konnte. Mit dem Viertel Spanish Arch kündet bis heute ein ganzer Stadtteil davon, benannt nach dem Stadttor aus dem Jahr 1594. Sogar Christoph Kolumbus ging hier noch einmal an Land, um vor seiner transatlantischen Reise um Entdeckerglück zu beten.
Leider benötige ich aufgrund von Bauarbeiten fast 1 ½ Stunden, um zu meinem Quartier zu kommen. Meinen Plan, nochmals mit dem Auto in die City zu fahren, verwerfe ich daher ganz schnell. Aber es gibt einen Bus und für 1,90€ bin ich dabei.
Und heutzutage, wer hat nicht schon den Ohrwurm "Galway Girl" von Ed Sheeran gehört. Außerdem war Galway in 2020 zusammen mit Skopje Kulturhauptstadt Europas, das ist leider im Zeichen von Covid 19 ziemlich untergegangen.
Galway Girl
Mit dem Bau der Galway Cathedral wurde erst 1958 begonnen, eröffnet wurde sie 1965. Die grüne Kuppel ist wohl das berühmteste Wahrzeichen der Stadt. In den Säulen sowie in der Kuppel findet man Einflüsse der Renaissance. In der Chapel of the Resurrection befindet sich ein faszinierendes Mosaik von John F. Kennedy, dem ersten katholischen Präsidenten der USA. Dieses Kunstwerk verdeutlicht, wie beliebt der einstige Präsident in Irland war.
Galway Cathedral
Dank der genannten Verspätung bin ich genau 5 Minuten zu spät, um noch in die Cathedral zu kommen, der Gottesdienst beginnt um 18h. Von außen sieht man die prachtvollen Fensterrosetten, in denen die Sonne leuchtet.
Die Fußgängerzone wird von teils pittoresken Häusern eingerahmt, die wer weiß wie alt sind. Es gibt unzählige Restaurants, vor denen die Menschen ob des schönen Wetters alle draußen sitzen. Das war auch mein Ziel, aber an einer Eisdiele kann ich nicht vorbei und was ich da als 2 Kugeln erhalte, spottet jeder Beschreibung; danach brauche ich kein Essen mehr.
Auch hier sind unzählige Menschen unterwegs, aber auch kein Wunder bei rund 20000 Studenten an der hiesigen Uni, einem hypermodernen Gebäude direkt gegenüber von der Verwaltung der Garda, der irischen Polizei. Das Semester hat am Montag begonnen und so richtig ernst wird das noch nicht genommen, scheint mir zumindest. Zurück nehme ich ein Taxi, weil ich die richtige Bushaltestelle nicht finde, aber die 10€ ist mir die Sache wert.
Webadressen:
https://killaryfjord.com/
https://www.kylemoreabbey.com/
https://guidetoconnemara.com/item/sky-road/
https://www.galwaytourism.ie/
https://www.galwaycathedral.ie/
Wetter:keine Wolke am Himmel, bis 20°C
Gefahrene km: 221
14.09. (Mittwoch) > Galway – Ballyheigue (Tralee) <
Nach einer erneut ruhigen Nacht, leider mit geschlossenem Fenster ob des Lärms der nahen Straße, erwartet mich wieder ein Irish Breakfast: Bacon, Eggs, Mushrooms, Sausages und der berühmte White and Black Pudding, dazu Joghurt, Obst usw.
Dunguaire Castle liegt malerisch auf dem nackten Felsen einer Landzunge an der Bucht von Kinvara und bietet ein schönes Fotomotiv. Vermutlich stand hier bereits im 7. Jhr. eine Festung. Die jetzige Burg wurde im Jahr 1520 erbaut und ist von einem Mauerkranz umgeben. Der dreistöckige Burgturm und die Befestigungsmauern sind noch vollständig erhalten. Jahrhundertelang war die Burg Mittelpunkt kriegerischer Auseinandersetzungen, ehe sie 1924 von Oliver St. John Gogarty, Dichter und Zeitgenosse und Freund von W.B. Yeats und Lady Gregory, erworben wurde. Die restaurierte Burg vermittelt einen Einblick in das Leben der Menschen, die zwischen 1520 und heute dort wohnten.
Dunguaire Castle
Fast pünktlich zu Beginn der Öffnung bin ich vor den Toren. Eine Steintreppe führt den Turm im Inneren hinauf. Das ist wieder was für kleingewachsene, dünne Menschen. Die einzelnen Etagen beherbergen jeweils ein Zimmer, ziemlich komplett möbliert. Beim Rundgang um den Turm an der Spitze habe selbst ich Befürchtungen, stecken zu bleiben.
Der Leuchtturm am Black Head ist an sich nicht sonderlich spektakulär. Seine unmittelbare Umgebung hingegen schon. Inmitten einer bizarren Szenerie aus steilen Kalksteinbergen und felsiger Küste wirkt der Leuchtturm, als wäre er nicht von dieser Welt.
Black Head Lighthouse
Das stimmt zwar so, aber er befindet sich ja auch mitten im Burren. Mir kommt es vor, wie durch eine Mondlandschaft zu fahren. Hier hätten auch Teile von Mad Max gedreht werden können. Der Burren ist mittlerweile ein National Park.
In dieser gespenstischen Mondlandschaft soll Tolkien, der auch einige Zeit an der Universität Galway lehrte, die Idee für "Der Herr der Ringe" entwickelt haben. Und von einem General Cromwells stammt der Ausspruch: Kein Baum um einen Mann aufzuhängen, nicht genug Wasser, um ihn zu ertränken und nicht genug Erde, um ihn zu verscharren!
Der riesige, mondähnliche Burren in der Grafschaft Clare ist eine der faszinierendsten Landschaften Irlands. In dem zerklüfteten Terrain stürzt das rissige graue Gestein in den wilden blauen Atlantik hinab. Das Resultat ist eines der außergewöhnlichsten Phänomene der Natur: eine riesige Felsplatte mit Gesteinsformationen, Höhlen und Fossilien sowie eine unglaubliche Vielfalt an Blumen, von einheimischen Arten bis hin zu arktischen, alpinen und mediterranen Pflanzen.
Landschaft des Burren
Die Kalksteinlandschaft des Burren wurde vor Millionen von Jahren unter der Oberfläche längst vergessener tropischer Meere geformt und hat zu einer beschwerlichen Landwirtschaft geführt, deren Geschichte über 6000 Jahre zurückreicht. Die alte Tradition des „Winterage“, das es Rindern ermöglicht, im Winter auf den Hügeln zu grasen, setzt sich bis heute fort. Sie befreien den Boden von zähen Gräsern und schaffen somit Platz für das gedeihende Pflanzenleben im Frühling.
Unangefochtener Besuchermagnet im Country Clare sind die Cliffs of Moher mit dem Aussichtsturm O'Brien's Tower. Aus einer Höhe von 210 m fällt dort das Land als schroffe Felsformation senkrecht zum Atlantik hin ab. Oder besser gesagt, es stürzt in den Atlantik hinein, denn da ist kein Übergang mehr, kein letztes Stück Strand, ja nicht einmal ein Geländer. Laut heult der Wind die Felsen hinauf und er schafft es sogar, einen Wasserfall in feines Stieben aufzulösen. Ganz tief unten rennt wütend das Meer gegen die Wand an, mit mächtigen Brechern, deren Wucht man im Boden spürt. Nur die Sturmmöwen schaffen es, diesem Inferno der Elemente zu trotzen. Sie nisten zu Tausenden in den Felsnischen und bedeuten zugleich das letzte Leben unter freiem Himmel, bevor nichts als 6000 km Ozean bis hinüber nach Neufundland beginnen. Charles Lindbergh soll bei seinem Alleinflug an dieser Stelle das erste Stück Europa gesehen haben. Passend wäre es schon gewesen, denn nirgendwo sonst begreift man Munster, begreift man West-Irland stärker als das, was es ist: als Willkommen und Abschied zwischen der Alten und der Neuen Welt.
Cliffs of Moher

Schon auf dem Weg zu den Cliffs of Moher mehren sich die Reisebusse. An einer besonders engen Stelle können sich 2 nicht begegnen und einer fährt schließlich fast 100 m rückwärts zu einem breiteren Straßenstück. Demzufolge ist auf dem Parkplatz die Hölle los. Aber es gibt mehr als ausreichend Parkplätze. Der erste Blick auf die Cliffs ist wirklich spektakulär, leider alles ziemlich dunkel, weil die Sonne noch von der falschen Seite scheint. Im Sonnenuntergang muss das großartig wirken. Hinter dem O’Brien‘s Tower führt ein schmaler Pfad entlang der Klippen weiter. Eigentlich finde ich die Felsen hier viel beeindruckender, aber das darf man ja nicht mal laut sagen. Die See ist absolut ruhig und es weht nur ein laues Lüftchen. Demzufolge schwitze ich mit meiner Jacke und laufe letztendlich im T-Shirt weiter.
Sehr schön ist eine Fahrt rund um Loop Head, der südwestlichsten Ecke von Clare. Genau genommen heißt Loop Head "Leap head". Die Legende besagt, dass die Liebenden Diarmuid und Gráinne auf den Felsen sprangen, um vor ihren Verfolgern zu fliehen. Deshalb wird der Felsen auch Diarmuids und Gráinnes Bett genannt. Entlang der Klippen von Loop Head kann man herrlich wandern.
Kilkee Bay
Die Küstenszenerie ist genauso beeindruckend wie an den Cliffs of Moher, doch gibt es weitaus weniger Touristen. An klaren Tagen kann man die Berge von Kerry und die Aran-Inseln sehen. Außerdem bestehen sehr gute Möglichkeiten zur Vogelbeobachtung. Am Loop Head, wo die Klippen knapp 70 m steil abfallen, steht ein Leuchtturm.
Kilkee Cliffs
Die Fahrt ist wirklich schön, bis zum Leuchtturm bin ich allerdings nicht gefahren. Und nochmals ganz ehrlich, die Klippen hier finde ich weitaus spektakulärer als die Cliffs of Moher. Sorry about that. Ganze 6 Figuren waren hier unterwegs. Es gibt hier natürlich keinen Zaun oder eine Mauer; wer nicht aufpasst geht mehr als schnell über die Klippe im wahrsten Sinne des Wortes.
Bei der Weiterfahrt fällt mir zunehmend auf, dass es zwar leicht hügelig ist, aber die „Berge“ habe ich hinter mir gelassen. Auch dominieren hier die Kühe, überwiegend Schwarzbunte, auf den Weiden, Schafe sehe ich heute keine. Vermehrt sind Pferde zu sehen. Hinweise auf Zuchtbetriebe und Reitställe gibt es genug. Scheinbar jedes 2. Haus in Irland beherbergt ein B&B, zumindest in den Orten ist es so und oft auch einfach an der Straße. Die Iren kennen anscheinend kaum Gardinen, meistens kann man weit in die Häuser blicken.
Die Überfahrt mit der Fähre über den Shannon von Killimer nach Tarbert dauert nur 20 Minuten, erspart aber eine Straßendistanz von rund 140 km. Das kostet zwar die Kleinigkeit von 23€ oneway, aber wie vorstehend. Ärgerlich ist nur, dass weder Kreditkarte (Visa) noch Bankcard (Maestro) akzeptiert werden, so greife ich auf das gute alte Bargeld zurück. Die Fähre ist nur zu einem Drittel gefüllt.
Fähre über den Shannon
Die nächsten 3 Nächte verbringe ich in Ballyheigue direkt am Atlantik. 20 m hinter meinem Zimmerfenster rollen die Wellen ans Ufer. Der versprochene tolle Sonnenuntergang fällt leider der zunehmenden Bewölkung zum Opfer. Dafür werde ich von 3 älteren Herren angesprochen, die auf der Hausterrasse sitzen. Einer davon stammt aus Perth, Western Australia. Daraufhin wird der Abend sehr weinselig.
Blick auf den Atlantik in Ballyheigue
Webadressen:
https://www.dunguairecastle.com/
https://www.burrennationalpark.ie/
https://www.cliffsofmoher.ie/
https://www.loophead.ie/
https://www.discoverireland.ie/clare/kilkee-cliffs
https://www.shannonferries.com/c/buy-tickets-online/6
Wetter:erst total bewölkt, später lockere Wolkendecke mit Sonne, 14 – 19°C
Gefahrene km: 238
Gelaufene km: 5,8
15.09. (Donnerstag) > Rundfahrt über die Dingle Peninsula <
Zurück in die Einsamkeit führt vom kleinen Ort Dingle eine spektakuläre Route bis an die Spitze der Peninsula. Hoch über dem Meer windet sich die Straße um Felsnasen. Ein niedriges Mäuerchen schützt vor dem Sturz in die Tiefe, prachtvoll sind die Ausblicke auf das Meer. Diese Uferstraße steht den beiden südlicheren, dem Ring of Kerry und dem Ring of Beara, an Schönheit kaum nach. Die Trasse war eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme während der Großen Hungersnot im 19. Jhr. Statt Geld erhielten die Arbeiter Mehl und so heißt die Straße bis heute bei den gälischsprachigen Bewohnern "Boithre Na Mine" > Mehlstraße.
Der Slea Head Drive ist wohl der schönste Scenic Drive in Irland und natürlich Bestandteil des Wild Atlantic Way. Rund 30 km lang führt der kurvenreiche Drive entlang der spektakulären Küste. Die Route ist nicht nur mit atemberaubenden Aussichten gespickt sondern bietet mit seinen Forts, Steinkreisen und Beehive Huts auch einen Einblick in die Geschichte Irlands. Siedler aus der Bronzezeit, mittelalterliche Mönche und englische Landlords formten dieses Stück Erde und hinterließen ihre Spuren - bis heute. Übrigens konnte selbst Hollywood dem Zauber von Slea Head nicht widerstehen und so wurde die Gegend zum Schauplatz von Filmen wie "Ryans Tochter" und "In einem fernen Land".
Connor-Pass, halbe Strecke
Schon die Anfahrt ist wunderschön. Die Hügel werden zu Bergen und die Straße zum Connor-Pass hinauf wird schmal und schmäler. An einer Stelle steht ein Schild: Letzte Möglichkeit zum Umkehren! Ich fahre natürlich weiter. Nach 2/3 Strecke kommt ein Parkplatz mit einem kleinen Wasserfall. Der Blick zurück ist einfach toll. Weiter geht die Fahrt zur Passhöhe, wobei die Straße eigentlich ein Single Track sein müsste, einige wenige Ausweichstellen säumen den Weg. An einigen Stellen wurde Fels entfernt, um eine Weiterfahrt zu ermöglichen. Auf der Passhöhe lockt ein Parkplatz zum Aussteigen. Eisig kalt ist es hier oben und sichtlich stürmisch. Dafür bietet sich dem Betrachter ein nach beiden Seiten hin offenes Land und Blick jeweils bis zur Küste. Die Straße abwärts ist auf dieser Seite deutlich breiter.
Pass-Straße
die andere Seite
Der Connor-Pass krönt gewissermaßen als Dach die Halbinsel. Es ist eine auf 500 m ansteigende Pass-Straße, die nur in wenigen, aber steilen Windungen die Verbindung zur Nordseite schafft. Vom Parkplatz, der im Sommer leider voller Autos und Menschen ist, hat man eine grandiose Aussicht auf die Weiten des Atlantiks und auf den Mount Brandon.
Im 6. Jhr. wurde das Kloster Kilmalkedar von St. Maolcethair (gestorben 636) gegründet. Die Kilmalkedar Church stammt aus dem 12. Jhr. Ursprünglich nur ein einziger Raum mit Ostnische, wurde später der Chor angefügt. Der Bauschmuck, obgleich wesentlich sparsamer, erinnert an Cormac's Chapel auf dem Rock of Chashel. Ein interessantes Merkmal der malerischen Kirche ist die Gestaltung über der Tür. Das Tympanon hat einen Kopf auf der einen Seiteund eine Tiergestalt auf der anderen. Schön sind auch die Zickzackmuster am Westportal.
Kloster Kilmalkedar
Es ist die Ruine der Kirche übrig und die steht auf einem Friedhof. Auf der Seite des Zugangs ist dieser noch in Betrieb, auf der anderen Seite der Kirche stehen uralte Grabsteine, die kaum noch als solche zu erkennen sind. Ein auch nur ungefähres Alter lässt sich absolut nicht abschätzen.
Auf der Weiterfahrt streife ich den Ort Dingle mit seinen 1250 Einwohnern am Rande. Auf dem Rückweg komme ich nochmals hindurch und hier steppt der Bär. Die Besucherzahlen verdreifachen die Einwohnerzahl mindestens. Nur schnell weg, das ist viel zu voll.
Das Dunbeg-Steinfort sticht unter den prähistorischen und frühchristlichen Monumenten auf der Halbinsel durch seine grandiose Lage direkt an den Klippen besonders hervor. Das Fort wurde vermutlich im 8. oder 9. Jhr. gebaut. Es ist 45 m lang, 3 m hoch und unten 7,50 m dick und in 3 Terrassen angelegt. Die 4 parallelen äußeren Verteidigungsanlagen bestehen aus aufgeschütteten, mit Steinen befestigten Erdwällen und Gräben. Ein unterirdischer Gang verbindet den Eingang mit der zweiten Verteidigungsanlage. Diese unterirdischen Tunnel dienten auch als Fluchtweg und um Essen zu lagern. Innerhalb des Forts kann man Reste einer Bienenkorbzelle sehen. Es ist ungeklärt, ob das Fort defensive Zwecke hatte, rituellen Handlungen diente oder einfach nur eine Behausung darstellte.
Dunbeg-Steinfort

Leider ist alles und jedes durch dicke Zäune abgesperrt. Warum, das weiß wohl nur der Verursacher. Man kann das Fort nicht betreten und so ist es schwierig, sich alles genau vorzustellen, wie es denn mal ausgesehen haben könnte. Einzig die Aussicht auf die Klippen ist einigermaßen zugänglich. Am Parkplatz steht ein uraltes Steinhaus, in dem sich ein Restaurant verbirgt.

Auf halber Strecke zwischen Castlemaine und Dingle liegt die Inch Peninsula, eine 5 km lange Sanddüne mit Traumstrand und tollen 1 - 3 m hohen Wellen zum Surfen. Man kann mit dem Auto direkt auf den Strand fahren.
Die Zufahrtstraße zeigt von hoch oben bereits eine tolle Aussicht auf den Strand, leider ohne große Parkmöglichkeit für ein Foto, weil alles voller LKW steht. Es gibt direkt vor dem Strand einen großen Parkplatz, die Fahrt auf den Strand wage ich nicht. Schließlich bin ich mit einem Leihwagen unterwegs und ob dem Salz so gut tut, wage ich zu bezweifeln. Aber ich laufe ein ganzes Stück den Strand entlang. Es ist gerade Ebbe und das Wasser gibt einen festen Sand zum Laufen frei. Ein Flat White im naheliegenden Cafe rundet die Sache ab.
Inch Beach

Crag Cave, die sicherlich eindrucksvollste Tropfsteinhöhle Irlands wurde 1983 durch Zufall entdeckt und man nimmt an, dass sie über 1 Million Jahre alt ist. 300 m in der 4 km langen Höhle können im Rahmen einer Führung begangen werden.
Bereits auf der Website las ich, dass die Cave wieder geöffnet hat, allerdings nicht mit Führungen sondern man wird allein losgelassen und erhält den Text in der gewünschten Sprache auf das Handy geladen. Zufällig trifft gerade ein deutsches Ehepaar, das mit dem Rad unterwegs ist, zeitgleich mit mir ein. Wir einigen uns schnell, dass nur einer von uns das Handy lädt. Gut eine ¾ Stunde sind wir untertage unterwegs. Ein Erlebnis, das man nicht missen möchte.
Crag Cave
Tralee ist die bodenständige Hauptstadt der Graftschaft Kerry und hat rund 24000 Einwohner. Im Mittelalter wurde die Stadt so oft und gründlich von den Engländern zerstört, dass heute kaum mehr historische Bausubstanz vorhanden ist. Leider leidet auch Tralee unter furchtbarem Verkehr.
Berühmt ist der Ort für sein Festival "The Rose of Tralee". Das seit 1969 immer im Sommer stattfindende Fest ist ein internationales Ereignis und lockt zahlreiche Besucher an. Junge Frauen irischer Abstammung kommen aus der ganzen Welt hierher, in der Hoffnung, den Titel der "Rose of Tralee" zu erlangen. Das Fest erinnert an die Liebesgeschichte von Mary O'Connor, die in dem Lied "The Rose of Tralee" unsterblich gemacht wurde,
Eigentlich wollte ich mir die Stadt anschauen, aber der starke Feierabendverkehr macht meine Pläne zunichte.
Webadressen:
https://www.dingle-peninsula.ie/
https://www.irland-highlights.de/info/slea-head-drive/
https://dingle-peninsula.ie/explore/conor-pass.html
https://www.ireland.com/de-de/reiseziele/alles/1-50299/
https://www.wild-atlantic-way.de/dunbeg-fort.html
https://www.dingle-peninsula.ie/16-beaches-of-the-dingle-peninsula/26-inch-beach.html
https://cragcave.com/website2/
https://tralee.ie/
https://Bed and Breakfast Co. Kerry - Unterkunft Co. Kerry Irland (bedandbreakfastkerry.com)
Wetter:bewölkt, von Sonne bis Niesel alles dabei, 10 – 19°C
Gefahrene km: 176
16.09. (Freitag) > Ring of Kerry <
Wiederum am äußersten südwestlichsten Zipfel der Provinz Munster liegt die Grafschaft Kerry. Sie reicht mit ihren 3 großen Halbinseln gleichsam in den Atlantik hinaus. Kerry ist ein klassisches Sehnsuchtsziel. So unternahm schon die englische Königin Victoria eine Reise durch die Region. Sie war begeistert - und korrigierte damit nicht nur das Bild vom öden Verbannungsort, sondern gab auch den Anstoß für einen vorerst noch bescheidenen Fremdenverkehr. Heute reißt vor allem in der Hauptsaison der Urlauberstrom auf dem Ring of Kerry nie ab. Trotzdem gehört die Fahrt auf dem 179 km langen Rundkurs zu den großartigsten Erlebnissen jedes Irland-Aufenthalts, das man keinesfalls versäumen sollte. Am besten sollte man den Ring entgegen dem Uhrzeigersinn befahren, sonst hat man zu viel Gegenverkehr. Auf der Iveragh-Halbinsel ragt zur Linken schroff ein Berg nach dem anderen auf, während rechts schöne breite Sandstrände zum Baden einladen.
unterwegs auf dem Ring of Kerry
Das Wetter ist mit mir, als ich zu meiner heutigen Tour starte. Allerdings fahre ich gegen den Urzeigersinn, was sich als sinnig erweist, denn der Gegenverkehr ist bedeutend stärker. Was mich wirklich ärgert, ist die Tatsache, dass die Reisebusse wirklich alles tun, um einem die schönsten Aussichten zu vermiesen. Es gibt immer wieder Plätzchen am Straßenrand von denen man tolle Aussichten genießen kann. Leider stehen die Busse immer so, dass kein Platz für ein noch so kleines Auto bleibt und Platz zum Warten gibt es leider nicht.
Ich vermag es nicht mit Bestimmtheit zu sagen, aber bislang war das wohl mit Abstand der beeindruckendste Tag, was die Aussichten und Sehenswürdigkeiten angeht. Es wird mir unmöglich sein, auch nur einen Bruchteil der Fotos auf der Website unterzubringen. Auch kann ich mich nicht entscheiden, welche Seite schöner ist. Für die tollen Buchten und Strände geht einem das Herz auf. Allerdings ist die Fahrt über die Iveragh-Halbinsel wildromantisch, man ist fast allein unterwegs und die weiten Aussichten mit den Bergen sind faszinierend. Je weiter man von den Bergen nach unten kommt, desto mehr fühlt man sich, als ob man durch einen Urwald fährt. So hoch stehen die Bäume und bilden ein Dach über der Straße.
Vorbei an steilen Geröllfeldern geht es nun hinunter Richtung Valentia Island, wo sich mit flachem Moorland das andere Gesicht des Ring of Kerry zeigt. Über den schmalen Sund führt die Brücke von Portmagee hinüber. Bei einem Abstecher auf die Insel Valentia gibt es eine für den Westen des Landes bezeichnende Sehenswürdigkeit zu bestaunen: 1885 verlief von hier aus das erste Überseekabel nach Amerika. Dadurch konnten die Fischer zwar nach New York telegrafieren, aber noch lange nicht nach Dublin...
Brücke nach Valentia Island
Valentia Island mit seinem Netzwerk aus engen Straßen ist eine unentdeckte Ecke von Kerry mit einer reichen und faszinierenden Geschichte. Der lateinisch klingende Name der Insel ist eine anglisierte Version des irischen Béal Inse, was „die Mündung der Insel“ bedeutet und sich auf die Hafeneinfahrt von Valentia bezieht. Der irische Name der Insel selbst ist Oileán Dairbhre, was „Insel der Eichen“ bedeutet.
Die Insel ist mein erstes Ziel, mir hat es mal wieder der Leuchtturm angetan. Fakt ist aber, so enge Straßen wie heute hatte ich bislang auf der Tour noch nicht. Wenn links und rechts die Zweige am Auto entlang kratzen, ist es verdammt eng und das sind keine Einbahnstraßen! Also immer schön beten, dass keiner entgegen kommt. Speziell die Abfahrt zum Leuchtturm hat es in sich; fast 180-Grad-Kurven und diverse Schlaglöcher, dabei steil abwärts, respektive bei der Rückfahrt aufwärts oft nur im 1. Gang. Aber es lohnt, der 360-Grad-Rundumblick hat was.
Leuchtturm Valentia Island
Der Leuchtturm von Valentia Island befindet sich in einer der landschaftlich schönsten Gegenden am Rande Europas und ist dem vorherrschenden Wetter ausgesetzt. Er beherbergt das westlichste Hafenlicht der Insel Irland und leitet Schiffe aus dem Nordatlantik durch die nördliche Einfahrt zum Hafen von Valentia. Das Licht wurde erstmals am 30.03.1828 vom Knight of Kerry beantragt. Die Arbeiter begannen im April 1837 und das Licht wurde erstmals am 01.02.1841 ausgestrahlt. Der Turm ist aus behauenem Stein – er ist 15 m hoch und die Aussicht von seinem Balkon ist atemberaubend. Dies ist immer noch ein voll funktionsfähiger Leuchtturm, der die Wasser schützt, die um Valentia herum fließen. Der Leuchtturm wurde im Inneren eines Blockhauses errichtet. Dieses Blockhaus gehört zu einer mittelalterlichen Cromwellian-Festung, die bereits 1653 erbaut wurde um den Eingang zum Hafen zu verteidigen.
Die Kerry Cliffs gelten allgemein als die spektakulärsten Klippen in Kerry. Die Klippen ragen über 300 m über dem wilden Atlantik auf und wurden vor 400 Millionen Jahren in einer Wüstenumgebung geformt. Im Westen stehen die erstaunlichen Skellig Rocks, eine von nur 3 UNESCO-Welterbestätten in Irland. Natürlich sind die Kerry Cliffs der nächstgelegene Aussichtspunkt zu den großen Felsen und zum berühmten Puffin Island. Mit diesen Tatsachen verbunden steht man auf dem Gipfel des mystischen Ortes und atmet die frische Luft vom wilden Atlantik tief in die Lungen während man dieses Naturwunder beobachtet. Man kann sich entspannen und von hier aus die majestätische Aussicht beobachten, die sich über fast 50 km auf die umliegenden Gebiete erstreckt.
Cliffs of Kerry
Auch hierhin geht es über enge Straßen. Die Cliffs liegen auf Privatbesitz, darum ist ein Obolus von 3,50€ fällig. Es geht steil bergauf, oben steht man unvermutet vor den steil abfallenden Klippen, nur von einem Zaun geschützt. Vor allem die Farben haben es mir angetan. Eine gute Stunde verbringe ich an den beiden Aussichtspunkten.

Nördlich von Castlecove führt eine 4 km lange schmale Stichstraße zu dem herrlich gelegenen Steigue Stone Fort, einem wohlerhaltenen historischen Ringfort. Vermutlich vor 400 n. Chr. entstanden, gilt es als das vollkommenste Beispiel einer irischen Steinfestung. Das Fort ist kreisförmig und hat einen Durchmesser von 34,50 m. Durch einen langen Gang, der mit Steinen abgedeckt ist, gelangt man in das Fort. Die Mauern sind 6 m hoch und über 4 m dick und haben zwei Kammern und Laufgänge für die Verteidiger. Der fast intakte Zustand der Trockensteinmauern gibt ein Zeugnis von der hoch entwickelten Baukunst der damaligen Erbauer ab. Nur einzelne Teile des Forts wurden restauriert.
Steigue Stone Fort
Erneut führen nur schmale Wege zum Ziel, zum Glück gibt es einige Ausweichstellen. Links und rechts wachsen riesige Farne, die mich unwillkürlich an Neuseeland erinnern. Auf dem Rückweg kommt mir tatsächlich ein mittlerer Kleinbus entgegen. Das Fort liegt gut geschützt mit einem Berghang im Rücken auf einer kleinen Hügelkuppe. Ich mache mir die Mühe und steige halb die Mauer empor. Die Stufen sind doppelt so hoch wie die heute üblichen und man fragt sich unwillkürlich, wie die Erbauer da jeweils hinauf gekommen sind. Sagt man doch allgemein, dass unsere Vorfahren wesentlich kleiner waren als wir heute sind. Keinerlei Mörtel verbindet die Steine und doch ist alles fest ineinander verankert. In eine Kammer krabble ich hinein, mit dem Rücken stoße ich dabei an die Decke, aber im Inneren kann ich mit meiner Größe (1,71m) aufrecht stehen.
Ross Castle ist ein gut restauriertes Tower House aus dem 16. Jhr. und liegt auf einer Landzunge im Lough Leane. Auch diese Burg hat Cromwell erobert, allerdings erst nach heftigem Widerstand der Bewohner. Ross Castle ist von einer teilweise erhaltenen Mauer mit zylindrischen Ecktürmen umgeben. Seit Ihrer Restaurierung beherbergt die Burg eine schöne Sammlung von Eichenmöbeln aus dem 16. und 17. Jhr.
Ross Castle
Ross Castle liegt bei der Stadt Killarney. Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass die irischen Städte mit dem heutigen Verkehr hoffnungslos überfordert sind. Man kann kommen wann man will, Autoschlangen von der Einfahrt bis zur Ausfahrt. Hier in Killarney kommen noch Kutschen hinzu (eine Besonderheit des Ortes), die das Ganze nochmals deutlich verlangsamen.
Das Castle liegt wunderschön, ich betrachte es nur von außen, die Möbelsammlung interessiert mich nicht wirklich.
Gefahrene km: 289
17.09. (Samstag) > Ballyheigue - Ballylickey über den Ring of Beara <
Schon früh bin ich wieder unterwegs, ein letztes Mal genieße ich das gute Frühstück mit Blick auf den Atlantik. Dabei sehe ich, wie sich ein einsamer Schwimmer in die Fluten stürzt. Wir haben gerade mal 7°C Lufttemperatur so früh am Morgen, die Wassertemperatur will ich gar nicht wissen. Bei der Fahrt zum Ring of Beara fällt mir auf, dass sich einige Bäume ein herbstliches Aussehen verpasst haben. Gestern war davon noch nichts zu sehen, dass muss an den kühlen Temperaturen über Nacht liegen. Heute geht die Fahrt durch uralte Baumbestände, die ihre Kronen über der Straße in luftiger Höhe von beiden Seiten vereinen, ganz schön duster darunter.
Ring of Beara
Die Beara Halbinsel ist wirklich einsam, kaum ein Auto ist unterwegs. Leider gibt es nicht viele Gelegenheiten für Fotostopps obwohl die kurzzeitig erhaschten Aussichten im Vorbeifahren verheißungsvoll sind. Nicht geschafft habe ich es, mal ein Foto mit den Schildern vom Wild Atlantik Way, dem Ring of Kerry und dem Ring of Beara zu schießen. Die stehen oft so ungünstig, dass ein Stopp davon nicht möglich ist, schade drum! Denn ab Morgen verlasse ich den Wild Atlantik Way. Heute sehe ich erst zum 2. Mal einen Bahnübergang. Das irische Eisenbahnnetz ist stark ausgedünnt worden und die Privatbahnen sind so gut wie weg. Radfahrer sind heute zuhauf unterwegs und genau wie bei uns meinen die Herrschaften Rennradfahrer, dass ihnen die Straße gehört und sind zu zweit oder sogar zu dritt nebeneinander unterwegs. Das will bei den hier oft schmalen Straßen schon was heißen. Wie man da beim Überholen den auch hier vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 1,50m einhalten soll, bleibt mir ein Rätsel.
Der Gleninchaquin Park bietet atemberaubende Landschaften, in denen es ein Vergnügen ist, über Bäche mit Holzbrücken, Gebirgspfade mit geschnitzten Stufen, durch Felspassagen, entlang von Tälern und Seen in höhere Lagen zu wandern. Man bewundert die Aussicht auf die Seen, die zarten grünen Wiesen und den spektakulären Wasserfall an der Felswand. Die Stärke hängt von der Regenmenge der vergangenen Tage ab. Dieses herrliche Tal ist ein großartiger Ausflugstag für erfahrene Wanderer - Routen auf hohem Niveau, oder diejenigen, die sich für sanfteres Gelände interessieren. Ausreichende Parkmöglichkeiten befinden sich in der Nähe des Wasserfalls und der Picknickplätze. Die Spaziergänge rund um den Wasserfall sind für alle Altersgruppen zugänglich.
Hinter den 7 Bergen bei den 7 Zwergen, so komme ich mir nach dem Abzweig von der Hauptstraße vor. Wieder mal so eine Straße, ach was, gerade mal Weg kann man das nennen, mit diversen Ausweichstellen. Oftmals so steil und das meistens vor einer Kurve, dass man vor lauter Motorhaube (und meine ist wirklich klein) den weiteren Streckenverlauf nicht sieht. Kurz hinter einer Ausweiche kommt mir ein SUV entgegen und ich quäle mich rückwärts, sehr zur Begeisterung des SUV-Fahrers, der mir beim Begegnen applaudiert. Je weiter ich mich auf den insgesamt 8 km in das zunächst weite Tal bewege, desto schöner wird es. Hier stehen sogar vereinzelte Häuser, da sagen sich wohl Hasen und Füchse gute Nacht. Es ist windstill und in den kleinen Seen längs des Weges spiegeln sich die Berghöhen.

Endlich angekommen, werde ich um 7€ erleichtert, die in die Instandhaltung der Wege und Sicherheitsmaßnahmen fließen. Zunächst laufe ich zum immerhin 140 m hohen Wasserfall. Da es seit einer Woche nicht geregnet hat, ist die Macht des Wassers nicht so stark wie erwartet. Man kann sich aber gut vorstellen, was hier an Wassermassen über die Klippe stürzt. Danach laufe ich noch am Bach entlang, der in Abschnitten immer wieder Mini-Wasserfälle zeigt.
Gleninchaquin Park
Auf ein eigenes Abenteuer mit dem Ozean kann man sich zu guter Letzt auf der südlichsten der Halbinseln, Beara, einstellen. Sie ist die einsamste der drei Landzungen von Kerry und hat ebenfalls einen stillen, sehr empfehlenswerten Rundkurs zu bieten. Er führt in westlicher Richtung hinaus bis zur Insel Dursey und dort nimmt das Abenteuer dann auch seinen Anfang. Die Insel ist mit dem Festland nämlich lediglich durch eine wackelige Seilbahn verbunden, in der man sich über ein 250 m breites Stück Atlantik hinüber kurbeln lässt. Fahrräder sind mit der verblüffenden Erklärung vom Transport ausgeschlossen, dass sie nicht in die Kabine passen und ins Wasser fallen könnten. Bei Menschen macht man sich wohl weniger Gedanken und sie müssen im Bedarfsfall sogar warten, wenn Vieh übergesetzt werden soll. So zeigt sich Kerry mit einer Eigenschaft, für die es in anderen irischen Regionen wohlbekannt ist: es gilt als ein bisschen wunderlich.
Bereits zu Hause las ich, dass die Seilbahn von April bis November geschlossen ist wegen Reparaturarbeiten. Trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen, dorthin zu fahren. Das Stück Atlantik, welches es zu überqueren gilt, das will ich sehen. Von der Seilbahn ist außer den Seilen nichts zu sehen, aber es gibt eine riesige Baustelle. Ursache für das Theater ist die Tatsache, dass die Konstruktion so reparaturbedürftig war, dass sich keine Versicherung mehr fand, die bereit war, das Risiko zu tragen. Und wer will schon ungespitzt in den Atlantik stürzen, egal ob Mensch oder Rindvieh. Die Nutzer/Bewohner von Dursey Island haben sich heldenhaft dagegen gewehrt, dass die Seilbahn vollständig eingestellt wird. Sogar Abgeordnete wurden dafür mobil gemacht; mit Erfolg wie man sieht.
Dursey Island
Garinish Island ist 15 ha groß und liegt an der Nordseite von Bantry Bay. Zu Beginn des 20. Jhr. noch vollkommen karg, befindet sich heute inmitten einer zauberhaften Natur ein wunderschöner Garten, der vom warmen Golfstrom umgeben ist. Die Insel war in einem sehr vernachlässigten Zustand, als sie von dem Briten Annan Bryce 1910 erworben wurde. Mit dem Wissen um das ideale Klima dieser Region, beauftragte er den Landschaftsarchitekten Herald Peto, einen Landschaftsgarten anzulegen. Heute ist der Garten für seine große Vielfalt an Bäumen und Sträuchern und im Sommer für die farbenprächtigen Staudenbeete bekannt. Zarte, empfindliche Pflanzen gedeihen hier genauso prächtig wie die robusten, baumähnlichen Farne. Das Besondere an Garinish Island ist das Zusammenspiel des formalen italienischen Gartens in der Mitte mit dem wilden Landschaftspark ringsherum und die Einbettung in die weitere Umgebung von See und Bergszenerie um Glengariff. Architekturelemente wie der Martello Tower, der errichtet wurde, als eine napoleonische Invasion bevorstand, oder ein Uhrturm integrieren sich hervorragend in den Garten. Während der 15-minütigen Bootsfahrt auf die Insel hat man herrliche Ausblicke auf Bantry Bay und auf die Caha Mountains.
Ich habe Glück und treffe 10 Minuten vor Abfahrt des Bootes ein, diese fahren im 30-Minuten-Abstand. Unterwegs verlangsamt es seine Fahrt an einer Sandbank, auf der sich Seehunde in der Sonne aalen. Von der Insel habe ich mir nach den ganzen Wohlpreisungen mehr versprochen. Es gibt zwar einen sehr schönen Baumbestand, aber selbst der Walled Garden reißt mich nicht vom Hocker.
Seehunde
Garinish Island, Riesenfarn
Ballylickey ist ein Vorort von Bantry. Dieses und die gleichnamige Bucht spielten in der Geschichte Irlands mehrmals (fast) eine entscheidende Rolle. Zweimal kamen französische Truppen den Iren im Kampf gegen die Engländer zur Hilfe: einmal 1689 zur Unterstützung des katholischen James II. und rund 100 Jahre später, 1796, als General Hoche auf Veranlassung von Theobald Wolfe Tone und den United Irishmen mit einer französischen Armada mit fast 15000 Mann Besatzung von Brest zur Bantry Bay segelte. Aufgrund widrigen Wetters konnten lediglich 16 Schiffe am 22.12.1796 die Bucht erreichen, jedoch wegen des Sturms nicht anlanden. Sie mussten nach Frankreich zurückkehren. Ein Schiff, die Surveillante, war zu sehr vom Sturm beschädigt, um die Rückreise anzutreten und strandete auf Whiddy Island, wo sie immer noch liegt, 1982 wurde sie zum Irish National Monument erklärt.
Hier in Ballylickey habe ich eine reine Privatunterkunft. Von meiner Gastgeberin sehe ich außer einer Email, die mich am Nachmittag erreicht, rein gar nichts. Mir wird genau erklärt, wo der Schlüssel ist, weitere Erklärungen zu finden sind usw. Für das Frühstück ist alles bereits hinterlegt, allerdings dieses Mal nicht irisch; der Kühlschrank ist aber gut gefüllt. Alles ist sehr liebevoll eingerichtet, aber was ich mit 7 Kopfkissen soll, ist mir ein Rätsel.
Bantry Bay Heaven, Ballylickey
Webadressen:
https://www.kenmare.ie/members/ring-of-beara/
https://gleninchaquinpark.com/
https://www.durseyisland.ie/
Gefahrene km: 197
18.09. (Sonntag) > Ballylickey - Cork <
Sehenswert ist Bantry House, das wunderschön an der Bantry Bay liegt. Das klassizistische Gebäude wurde im Jahr 1739 von der Familie White erworben und 1946 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Gebäude ist voller Kunstschätze: Möbel, Wandteppiche, Lampen und Bilder, die der zweite Graf von Bantry während seiner Grand-Tour durch Europa erwarb. Das Gebäude wird auch heute noch von der Familie bewohnt. In dem italienischen Garten, der das Haus umgibt, kann man schön spazieren gehen und die Aussicht auf die Caha Mountains gegenüber genießen.
Gleichzeitig befindet sich ein Nobel-Hotel darin, also sollte die Anlage zugänglich sein. Da ich „nur“ ein Continental Breakfast hatte, wäre ich gern zum Frühstücken hingefahren. Die Einfahrt ist mit einem dicken Tor gesichert. Anscheinend will die High Society unter sich bleiben. Da es erst 9:30h ist, liegt es vielleicht daran, dass die Öffnungszeit mit 10 h angesetzt ist. Aber die Hotelgäste müssen ja auch irgendwie in die Anlage kommen. Aber getreu dem Motto „Wer nicht will, der hat schon“ fahre ich weiter.
unerwartete Begegnung in Bantry
Der Mizen Head auf der Mizen-Halbinsel bildet den äußersten Rand Europas. Zerklüftete, bis zu 200 m hohe Klippen fallen in die Wogen des mit aller Kraft heran tosenden Atlantiks. In beeindruckender Lage steht oben auf dem Felsen ein Leuchtturm. Die Hängebrücke, die den Felsen mit dem Festland verbindet, erreicht man über 99 Stufen.
Mizen Head
1906 entschied sich das Board of Trade zusammen mit dem Irish Lights Board, auf der Cloghane Island die Mizen Head Fog Signal Station zu bauen. 1909 wurde dieses Nebelsignal eingerichtet. Bei schlechten Wetterbedingungen setzte der Leuchtturmwärter in einem Intervall von 3 Minuten ein Zeichen. Die Hängebrücke wurde 1908 bis 1910 gebaut, um die kleine Insel mit dem Festland zu verbinden. Sie war 52 m lang und schwebte in 45 m Höhe. 2011 wurde sie durch eine Steinbrücke ersetzt. 1932 installierte man ein kabelloses Leuchtsignal, ein Blinklicht, das im Lauf der Zeit stetig verbessert wurde. In den 1970er Jahren wurde das Nebelsignal eingestellt und Sonar sowie Satellit Navigation eingeführt. Im April 1993 verließ der letzte Leuchtturmwärter Mizen Head und die Station wurde voll automatisiert. Das lohnenswerte Leuchtturm-Museum und die Nebelstation veranschaulichen das Leben und die Arbeit eines Leuchtturmwärters sowie die technische Seite eines Leuchtturms.
Allein die Fahrt über die entsprechend genannte Scenic Road ist einfach atemberaubend. Im Visitor Centre wird intensiv der Untergang der Lusitania beschrieben, allerdings war das am 07.05.1915 nicht hier vor Mizen Head sondern vor Kinsale, geschätzte 100 km weiter östlich. 1197 Menschen verloren ihr Leben als ein deutsches U-Boot das Schiff torpedierte. Zur der Zeit war sie der größte Ozeandampfer weltweit.
Von dem stimmungsvoll gelegenen Drombeg Stone Circle hat man einen herrlichen Blick über die Küste. Vermutlich entstand der Steinkreis zwischen 153 v. Chr. und 127 n. Chr. Die kreisförmig angeordneten 17 Steine stehen eng beieinander. Westlich davon kann man hier die Reste zweier Rundbauten erkennen, einer davon mit einer Art Backofen, genannt fulachta fladh. Vermutlich entstanden sie zwischen 109 und 349 n. Chr. Die Anlage ist sehr gut erhalten oder wurde instandgesetzt. Ob die Rundbauten über Dächer verfügten, ist nicht bekannt.
Drombeg Stone Circle
Das kleine Dörfchen Timoleague liegt an einem weit in das Land greifenden Meeresarm, der Courtmacsherry Bay. Hier wurde im 7. Jhr. vom hl. Molaga Timoleague Abbey gegründet. Im 14. Jhr. erneuerten Franziskaner die Anlage, doch wurde sie im 17. Jhr. von englischen Truppen zerstört. Timoleague Abbey wird - wie etliche andere Kirchen oder Abteiruinen Irlands - als Friedhof genutzt. Weiterhin gibt es im Dorf eine sehr hübsche Dorfkirche (1811 erbaut), die unbedingt einen Blick lohnt. Sie ist im Inneren über und über mit Mosaiken verziert. Sie wurden 1920 vom Maharajah von Gwalior in Indien gestiftet - in dankbarer Erinnerung an seinen Arzt Dr. Croft, der aus Timoleague stammte.
Die Dorfkirche besichtige ich nicht, wohl aber die Abbey. Es befindet sich um Teile ein Gerüst, ob hier Erhaltung oder Wiederaufbau geleistet werden soll, keine Ahnung. Die Anlage ist recht weitläufig und man kann sich den Klosterbetrieb durchaus vorstellen.
Timoleague Abbey
Beginnen wir mal mit den Fakten, denn beim Thema Blarney entfernt man sich immer schneller von ihnen, als man denkt. In einem Dörfchen 8 km westlich der Stadt Cork steht eine Burg aus dem Jahr 1446. Sie hat etliche Belagerungen hinter sich, wofür ihr Bauzustand noch immer solide wirkt. Vom Turm aus bietet sich ein schöner Blick über die Hügel von Muskerry, im Innern kann eine natürliche Höhle besichtigt werden, die einst als Kerker diente.
Soweit wäre Blarney eine alte Feste wie viele andere auch, wenn da nicht täglich diese Unzahl von Bustouristen anrollen würden mit nur einem einzigen Ziel - den Stein von Blarney zu küssen. Mit dem verbindet sich nämlich eine besondere Geschichte und die geht so: Einst gehörte die Burg dem Lord von Blarney: Cormac MacDermot Mac Carthy, mithin ein Mann, der schon viel reden musste, wenn er bloß seinen Namen nennen wollte. Und fürs viele Reden sollte er auch berühmt werden.
Blarney Castle
Als Königin Elisabeth I. von ihm verlangte, er solle seinen Besitz und Titel der englischen Krone unterstellen, willigte er zunächst ein, tat aber in Wirklichkeit nichts dergleichen. Auf wiederholte Mahnungen reagierte er stets nur wortreich und gewunden, bis der Königin die Geduld ausging und sie ausrief: This ist all Blarney, what he says he never means, was heißen sollte: dies sind alles nur leere Ausflüchte, er meint nicht, was er sagt! Ohne es zu ahnen, hatte sie damit einen neuen Begriff der englischen Sprache geprägt, der bis heute zur Beschreibung einer typisch irischen Eigenart dient.
Womit wir wieder beim alten Lord Blarney wären. Der nämlich verdankte seine Zungenfertigkeit jenem Stein in der Burg, um den sich heute die Touristen drängen. Wer ihn küsst, so die Legende, erhält damit die Gabe der Beredsamkeit. Das Unternehmen ist nicht ganz einfach, denn man muss auf die Brüstung klettern, den Kopf rückwärts in einen Mauerspalt stecken und dann von unten die Lippen an den Stein drücken. Etwaige hygienische Bedenken werden durch die erhebende Aussicht, in Zukunft endlich mit dem Chef Klartext reden zu können, vollauf wettgemacht. Außerdem habe alle Küsser anschließend dasselbe Gesprächsthema, womit eine Sofortwirkung des Steins bewiesen wäre. Doch selbst wer da meint, schon von sich aus genug zu reden und zusätzlicher Fähigkeiten auf diesem Gebiete nicht mehr zu bedürfen, sollte sich die Sache noch einmal gut überlegen. Denn ein Franzose hat schon vor 200 Jahren herausgefunden, dass der Stein auch das Recht verleiht, sieben Jahre lang ungestraft lügen zu dürfen. Der Mann musste es wissen, denn er war von Beruf Diplomat...
Am heutigen Sonntag rechne ich mit einem Besucherstrom, aber ich bin relativ spät nach Blarney unterwegs. In einer Nebenstraße kann ich das Auto abstellen. Über eine enge und steile Treppe geht es auf das Dach der Burg, vielleicht 10 Leute stehen vor mir. Ich habe mich bereits im Vorfeld gegen den „Kuss“ entschieden. Und vor Ort sehe ich. dass es die richtige Entscheidung ist, denn die Verrenkungen gehen ganz schön auf den Rücken und Nacken. Und mit meinem ausgeheilten Bruch will ich nichts riskieren. Aber auch nur Fotografieren ist erlaubt. In Zeiten von Covid 19 wird nach jedem Kuss natürlich desinfiziert und die Helfer tragen Masken.
Die Gartenanlage verspricht, was angekündigt war. Hier haben die Gärtner ganze Arbeit geleistet. Es gibt sogar einen Giftgarten und an jeder Pflanze steht sorgfältig der Name und die Wirkung.
Cork hat rund 120000 Einwohner und ist die zweitgrößte Stadt Irlands. 40 % der Bevölkerung ist unter 40 Jahre alt. Der Name Cork ist abgeleitet vom irischen Corcaigh, was so viel wie Marsch oder sumpfiges Gelände heißt. Die Stadt ist auf einer Insel im Fluss Lee gebaut, der sich in zwei Arme teilt.
Um 650 gründete St. Finbarr eine Klosterschule, die sich schnell zu einem Zentrum der Gelehrsamkeit entwickelte. Die Geschichte der Stadt beginnt, wie bei allen Hafenstädten Irlands, allerdings erst mit den Wikingern. Nachdem sie Cork mehrfach geplündert hatten, wurden sie sesshaft und begannen, lebhaft Handel zu treiben. 1172 vertrieb Diarmuid McCarthy, Lord of Desmond, die Wikinger.
Cork war stets bemüht, sich auch während der Jahrhunderte englischer Herrschaft eine gewisse Unabhängigkeit zu bewahren, was natürlich immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen führte. 1690 wurde die Stadtmauer bei der Belagerung durch die Engländer völlig zerstört. In den 1920er Jahren war Cork das Zentrum der IRA im Kampf gegen Großbritannien. Aus dieser Zeit stammt der Beiname: The Rebel City.
Gelaufene km: 8
19.09. (Montag) > Cork - Waterford <
In Midleton kann die stillgelegte Brennerei Jameson Distillery besichtigt werden. Das Besucherzentrum informiert über die Geschichte und Herstellungsweise des irischen Whiskeys. Die Tour dauert eine gute Stunde und endet mit einem Probeschlückchen.
Eingang zu Jameson, Midleton
Heute wird Jameson in einer modernen Fabrik in Cork hergestellt. Die großen Firmen haben sich zur Gruppe Irish Distillers Ltd. zusammengeschlossen und produzierten nur wenige, dafür aber sehr bekannte Marken, darunter beispielsweise Redbreast, Jameson und Paddy. Von dem schottischen Getränk unterscheidet den irischen Whiskey nicht nur die Schreibweise sondern auch der günstigere Preis.
Pünktlich um 10 h stehe ich auf einem öffentlichen Parkplatz in Midleton, da Jameson keinen eigenen Parkplatz bietet. Um 10:05 h bekomme ich einen mittleren Wutanfall, als die mehr als unfreundliche Irin mir mehr oder minder unverschämt an den Kopf wirft, die 11 h-Tour sei ausgebucht und warum ich denn nicht online gebucht hätte. Meine Erwiderung, in Dublin hätte man mir gesagt, dass eine Anmeldung nicht erforderlich sei und ich außerdem den Rabatt von 20% (weil Wiederholungstäter) online nicht hätte einsetzen können, interessiert sie nicht die Bohne. Der Rabatt wäre nur 1 Woche nach Ticketkauf gültig und nicht bis Jahresende, außerdem wäre Hochsaison. Wenn mir das alles nicht passen würde, könnte ich mich ja beim Manager beschweren. Auf meine Frage, ob das denn helfen würde, zuckte sie nur mit den Schultern. Ich habe ihr daraufhin gesagt, dass sie nun einen Kunden verloren hätten und und einen zuckersüßen Tag gewünscht. Blöde Kuh!
Die besondere Anziehungskraft von Cahir ist das auf einer kleinen Felsinsel im Fluss Suir liegende trotzige Cahir Castle. Mit Wassergraben, massigen Wällen, Türmchen und Schießscharten bietet das Castle alles, was man sich unter einer irischen Burg vorstellt. 1142 gegründet, ist sie eine der großartigsten Anlagen in Irland. Im 14. Jhr. kam sie in den Besitz der Butlers. Vom Cromwell nicht zerstört, ist die alte Bausubstanz weitgehend erhalten und bietet ein eindrucksvolles Zeugnis des irischen Mittelalters. Im Inneren kann man die große Halle mit Kamin und die Einrichtung des 17. Jhr. besichtigen.
Cahir Castle
Das Örtchen Cahir macht einen blitzsauberen Eindruck, allüberall stehen Mülltonnen, die ich auch sofort nutze, um den im Auto angesammelten Müll zu entsorgen. Es ist verflixt eng und steil auf den Treppen im Castle, außerdem muss man ständig aufpassen, sich nicht den Kopf einzustoßen.

Im Cafe auf der gegenüberliegenden Straßenseite hole ich mir den obligatorischen Flat White to go und laufe in den hinter dem Castle liegenden Park. Auf einer Bank sitzend genieße ich meinen Kaffee und schaue zu, wie der hinter dem Zaun liegende Golfplatz fein gemacht wird.
Einen Namen ganz anderer Art hat sich der Rock of Cashel gemacht. Vom 4. bis zum 12. Jhr. diente der hoch aufragende, strategisch äußerst günstig gelegene Kegel den Königen von Munster als Residenz.
200 Jahre nach deren Gründung zog es den irischen Nationalheiligen Patrick nach Cashel. Die Legende sagt, dass der hl. Patrick am Cashel Rock ein Kleeblatt gepflückt und damit die Dreifaltigkeit erklärt hat. Dies gilt als die Geburtsstunde des irischen Emblems.
Dem großen Kirchenmann gelang es, König Aenghus zum rechten Glauben zu bekehren. Man erzählt sich, dass der heilige Patrick während der Tauffeierlichkeiten, wohl um deren Bedeutung zu unterstreichen, seinen schweren Bischofsstab mit Macht auf den Boden krachen ließ. Dabei traf er den weitgehend ungeschützten Fuß des unglücklichen Aenghus. Der König vermutete, dass eine solche Schmerzprobe Teil der Kulthandlung sei, biss die Zähne zusammen und ließ sich nichts anmerken. Nach der sakralen Zeremonie erhob Patrick den Rock of Cashel zum Bischofssitz und ernannte die Könige von Munster fortan zu Äbten. Damit waren geistliche und weltliche Macht auf der Spitze des Bergkegels vereint. Viele Krönungsfeierlichkeiten fanden im Laufe der folgenden Jahrhunderte hier statt. 1172 war es mit der Unabhängigkeit vorbei. Der englische König Heinrich II. ließ sich auf der Synode von Cashel zum Herrscher über Irland ausrufen. Für fast 8 Jahrhunderte hatten nun die Engländer das Land im Griff.
Rock of Cashel
Den Eingang zu den Gebäuden bildet die Hall of Vicar's Chapel, aus dem 15. Jhr. stammend. Zwischen 1127 und 1134 entstand die St. Cormac's Chapel, die leider von der Kathedrale optisch erdrückt wird. Die Kathedrale ist das größte Gebäude auf dem Felsen der Könige und stammt aus dem 13. Jhr. Der Rundturm stammt aus dem 11. Jhr. und ist mit einem Kegeldach und teils rechteckigen, spitzbogigen Fenstern versehen.

Es sind relativ viele Besucher hier unterwegs, die mit Guide durch die Anlage gelotst werden, aber man darf auch alleine gehen. Die Gruppen machen nur die Fotos etwas schwierig. Wer will da schon zig fremde Leute drauf haben. Die Sicht von dem Hügel ist eigentlich toll, aber heute ist es leicht diesig, so dass ich auf Landschaftsaufnahmen verzichte.
Ormond Castle liegt malerisch am Suir. Die architektonische Bedeutung des Schlosses entspricht seiner damaligen gesellschaftlichen Rolle. Das ursprüngliche Castle wurde vor 1315 errichtet und ist heute nur noch Ruine, diese wird aber gerade instandgesetzt. Vor einigen Jahren meinte man es gut mit den Fugen und setzte modernen Mörtel ein. Nebeneffekt, dieser zerstört die Steine, sodass jetzt alles heraus gekratzt wird und man zum guten alten Lehm greift. Neben einem befestigten Wohnsitz aus dem 15. Jhr. wurde 1568 ein Herrenhaus errichtet, das heute das einzige erhaltene, nicht befestigte Wohnhaus in Irland aus dieser Zeit ist. Mit dem elisabethanischen Anbau wollte Thomas Butler von Ormond seine Loyalität gegenüber England beweisen. Allerdings kam die Königin nie zu Besuch, um den Stuckschmuck, für den Ormond Castle berühmt ist, zu besichtigen. Im Obergeschoss des Castle befindet sich die Galerie mit einem beeindruckenden Dachboden. Die Holzarbeiten sind ein ausgezeichnetes Beispiel für die kunstvollen elisabethanischen Zimmermannsarbeiten - das gesamte Dach wird ohne Schrauben irgendwelcher Art zusammen gehalten.
Ormond Castle

Das Navi jagt mich auf einen öffentlichen Parkplatz und ich löse einen Parkschein für nur 1 Stunde, ein Fehler, wie sich ergeben wird. Das Wohnhaus ist nur mit Führung zu besichtigen und deshalb bin ich hier. Nach meinem Hinweis auf die begrenzte Parkdauer (Führung 40 Minuten) erhalte ich eine Exklusiv-Führung von dem Mann an der Kasse. Schnell stellen wir fest, dass wir beide in der Geschichte dieser besonderen Zeit von Irland und England gut bewandert sind. Daher erfahre ich Dinge, die sonst wohl nicht so erzählt werden. So zum Beispiel, dass der Dachstuhl noch aus der Originalzeit stammt und aus irischer Eiche, die ist noch härter als unsere, erbaut wurde und zwar von Schiffszimmerleuten. Umgekehrt sieht er aus wie der Rumpf eines Schiffes. Die darunter liegende lange Halle wurde von einer ähnlichen wie auf Hampton Court in der Nähe von London inspiriert.
Wer auf eine erlesene Speisetafel Wert legt, darf an Waterford nicht vorbei fahren. Denn in diesem kleinen Ort hat die größte Glasmanufaktur der Welt, die Waterford Crystal Factory, ihren Sitz und produziert hochgeschätzte Kristallwaren. 1783 gründeten die Brüder Penrose eine Glasschmelze und schon kurze Zeit später florierte das Unternehmen. Mundgeblasene und handgeschliffene Kristallgläser, Schalen, Karaffen und Pokale gingen in alle Welt. Waterford Crystal wurde zur Spitzenmarke, galt gar als Synonym für hochwertige Glaswaren.
Wetter:zunächst wolkenlos, gegen Nachmittag zunehmend bewölkt mit sonnigen Abschnitten, bis 19°C
Gefahrene km: 223
Gelaufene km: 6,8
20.09. (Dienstag) > Rundfahrt durch den Südosten <
Im Nachsatz zu gestern noch die Info, dass in ganz Irland die Flaggen an allen öffentlichen Gebäuden auf Halbmast standen zu Ehren anläßlich der Beerdigung der Queen. Nach der unrühmlichen Geschichte zwischen Engländern und Iren ist das nicht so selbstverständlich.
Hier im Südosten überwiegt die Landwirtschaft gegenüber der Weidewirtschaft. Die Felder sind bereits abgeerntet. Es sind hier auch bedeutend mehr LKW unterwegs als im Westen Irlands. Wenn ich allen braunen Tourismushinweisschildern folgen würde, wäre ich vermutlich noch in einem Jahr beschäftigt. Heute früh war es erneut diesig und es war Frühnebel angesagt.
Die SS Dunbrody ist ein originalgetreuer Nachbau einer jener Segler, die im 19. Jhr. hungernde Iren nach Amerika brachten. Sie liegt im Hafen von New Ross. In zeitgenössischen Kostümen gekleidete Schauspieler vermitteln ein realistisches Bild jener Zeit.
SS Dunbrody, New Ross
Da ich in Dublin nicht auf der Jamie Johnson war, mache ich eine Tour auf der Dunbrody mit. Das Schiff ist gerade mal knappe 37 m lang. Es gibt Kabinen für die Passagiere der 1. Klasse und dann nur noch die Holzklasse. Wer schon mal den Film „Amistad“ gesehen hat, kann sich ungefähr vorstellen, wie die Unterbringung hier ausgesehen hat, fehlten nur noch die Ketten. Aufgrund der Hungersnot waren viele Landeigner nur zu gern bereit, die Pächter loszuwerden und zahlten ihnen die Überfahrt. Die Ländereien wurden zu Weideland gemacht. Die Überfahrt dauerte in aller Norm rund 50 Tage, wobei die Passagiere der Holzklasse pro Tag nur ½ Stunde zum Kochen an Deck durften. Den Rest verbrachten sie eingepfercht unter Deck, rund 350 Menschen waren es auf der Dunbrody. Die hygienischen Verhältnisse waren unvorstellbar und eine Sterblichkeitsquote von 20 % galt als normal. Wir wissen gar nicht, wie gut es uns heute geht! Auf der Rückfahrt wurden Güter aller Art transportiert, sogar Guano aus Südamerika. Keinesfalls wurde das Schiff danach gereinigt, die nächsten Passagiere hatten dann auch noch mit dem enormen Gestank des Guano zu tun.
"Luxusunterbringung" für 3£
Übrigens hier in New Ross besaß Isabel de Clare, die Frau von William Marshal, dem Herzog von Pembroke, umfangreiche Ländereien. Zu William Marshal siehe auch meinen Reisebericht über Wales, er war bei 5 englischen Königen der Marschall des Reiches, die bekanntesten darunter sind Henry II., Richard Löwenherz und John I., der neidische Bruder von Löwenherz.
Johnstown Castle Gardens ist eine wunderschöne Gartenanlage, die das aus dem 19. Jhr. stammende neogotische Schloss umgibt. Seen, die Ruine eines mittelalterlichen Turmhauses, von Mauern umgebene Gärten und Gewächshäuser sowie zahlreiche Zierpflanzen wie beispielsweise Rhododendren, Azaleen, Kamelien und imponierend riesige Bäume machen den Reiz der Anlage aus. In einem alten Farmhaus mitten auf dem Gelände von Johnstown Castle Gardens befindet sich darüber hinaus auch das irische Landwirtschaftsmuseum mit Exponaten zur Geschichte der Landbearbeitung.
Johnstown Castle
Das Castle liegt einfach nur schön, eine Besichtigung erspare ich mir allerdings, da nur geführte Touren angeboten werden. Dafür laufe ich ausgiebig durch die Gartenanlage und bewundere den alten Baumbestand.
Zum Abschluss meines Besuches, es ist bereits Mittag, gönne ich mir im Café ein Stück Apfelkuchen mit Zimt und Sahne und dazu einen Flat White.

Die Windmühle von Tacumshane ist eine der letzten zwei Windmühlen Irlands. Sie wurde 1846 erbaut und war bis 1936 in Betrieb. Leider kann man sie nicht besichtigen.
Tacumshane Windmill
Namensgeber der um 1200 gegründeten eindrucksvollen Zisterzienserabtei Tintern Abbey ist die berühmte Tintern Abtei in Wales, wo die ersten Mönche herkamen. William the Earl Marshall (siehe vor) schwor nach einer besonders rauen Überfahrt, dass er - sollte er die Passage überleben - ein Kloster gründen würde. Die Auflösung erfolgte 1536 in Zusammenhang mit der Abtrünnigkeit Henry VIII. von der katholischen Kirche. Anthony Colclough bekam die Abtei zugesprochen, immerhin die drittreichste Abtei in Irland.
Tinternparva Abbey
Einer der Nachkommen von Colclough legte 500 m entfernt einen großen Walled Garden an, der irgendwann vernachlässigt wurde. Erst ab 2010 erfolgte die Wiederherstellung und heutige Aufteilung in Blumen-, Obst- und Gemüsegarten. Sogar riesige Grünkohlstauden entdecke ich hier. Die Apfelbäume sind voll süßer Äpfel, reif zum Pflücken. Die Gartenverwalter bieten Apfelsaft aus eigenem Anbau an, die 3/4ltr-Flasche kostet 6€, da kann man sich besser an den Cider halten, der ist um einen € günstiger. Übrigens erfahre ich hier auch endlich, was es mit den rotblühenden Büschen längs der Straßenränder auf sich hat. Das ist eine besonders widerstandsfähige Sorte von Fuchsien.
Das ist übrigens verwunderlich, denn im Allgemeinen ist Alkohol in Irland ziemlich teuer. Für eine ordinäre Flasche Weißwein zahlt man mindestens 7€ (bei Aldi oder Lidl), ansonsten leicht 10€. Auch die härteren Drogen haben gesalzene Preise. Auf meine diesbezügliche Nachfrage kommt die lapidare Antwort: damit will man die Iren vom Trinken abhalten, das gelingt nur nicht! Wo wir bei den Preisen sind, 2 kg Mehl kosten 1,59€ und 475 g Butter (Kerrygold) liegen bei 3,95€. Für 2 ltr stilles Wasser in einer Einwegflasche (Pfand auf Plastik konnte ich nicht feststellen) zahle ich 1€.
Die Fahrt von Fethard nach Hook Head fasziniert durch die unendliche Weite des Horizonts und die weiten, offenen Felder, die nur selten von einem Haus unterbrochen werden. Der Blick reicht bis zum Haven von Waterford und an klaren Tagen sogar bis zu den Comeragh und Galtee Mountains. Am südlichen Ende des Hook Head steht der angeblich älteste betriebene Leuchtturm in Nordeuropa, der noch bis 1996 besetzt war. Angeblich haben schon Mönche im 5. Jhr. an der Spitze des Hook Head eine Fackel angezündet. Die Wikinger waren so glücklich über das Licht, dass sie die Mönche in Ruhe ließen.
Hook Head Lighthouse
Im 13. Jhr. entstand eine festere Struktur, die mehr oder weniger unverändert auch heute noch steht. An diesem windumtosten Ort kann man sich die Einsamkeit eines Leuchtturmwärters lebhaft vorstellen. Seit dem Jahr 1996 ist der Leuchtturm voll automatisiert und beherbergt ein interessantes Museum. Beidseitig des Leuchtturms beginnen fantastische Wanderwege, die sich lohnen, wenn einen der oft sehr starke Wind nicht stört.
Auch hier gibt es nur geführte Touren in das Innere des Leuchtturms, die fast immer, egal wo ich eine Tour mitmache, 40 Minuten dauern. Das ist mir zu lang und zu technisch. Also genieße ich den Blick auf den wuchtigen Leuchtturm und die Klippen dahinter. Kurz vor dem Parkplatz sehe ich Hinweisschilder auf Blowholes, das wäre mal interessant, aber bei dem lauen Lüftchen passiert da ohnehin nichts.
Auf dem Rückweg nach Waterford folge ich noch einem Hinweisschild auf die Booley Bay. Feiner Sand und das Glitzern des Meeres sind die Belohnung. Aber ich entdecke auch Schattenseiten, hinter einer niedrigen Mauer hat irgendein Erdferkel seinen Müll großzügig aus mehreren Säcken verteilt; Unweltferkel gibt es auch in Irland!
Booley Bay
Webadressen:
https://hookheritage.ie/
https://www.heritageireland.ie/en/south-east/tinternabbey/
https://wexfordtrails.ie/project/tacumshane-windmill/
https://johnstowncastle.ie/about/
https://www.dunbrody.com/
https://www.diamondhill.ie/
Wetter:Frühnebel, zunächst bedeckt, später immer weiter aufgelockert, bis 18°C
Gefahrene km: 187
Gelaufene km: 7
21.09. (Mittwoch) > Waterford - Delgany <
Mein letzter Urlaubstag vor dem morgigen Rückflug beschert mir nochmals ein gutes irisches Frühstück.
Jerpoint Abbey, am Ufer des Flusses Little Arrigle gelegen, ist eine beeindruckende Zisterzienser Abtei, sie bestand bis 1540. Im Mittelalter gab es eine Stadt Jerpoint, die aber im 17. Jhr. zerfiel. Vermutlich wurde Jerpoint Abbey Mitte des 12. Jhr. zunächst für Benediktinermönche gegründet. Im Jahre 1180 kamen Zisterziensermönche hierher. Die an den Grafen von Ormond verpachteten Besitztümer der Abtei umfassten eine Reihe von Pfarrhäusern, Ackerland, Weideland und Wälder sowie Fischereien - insgesamt 5870 Hektar, die sich noch bis in die Mitte des 17. Jhr. im Besitz der Butlers befanden.
Jerpoint Abbey
Wie bei allen Klöstern, so wie ich gestern schon schrieb, erfolgte die Auflösung unter Henry VIII. Seine Vasallen rissen sich wirklich alles unter den Nagel. Was zu Geld zu machen war, wurde zerstört. Daher sind leider alle diese Klöster mehr oder weniger Ruinen. Das ist einfach nur schade.
Jerpoint Abbey zeigt den typischen Aufbau eines Zisterzienserklosters: Kreuzgang, im Norden davon die Kirche, an den anderen Seiten Kapitelhaus, Refektorium, Dormitorium, Küche und Wirtschaftsgebäude. Das Kloster liegt auf der Südseite der Kirche. Faszinierend ist der Kreuzgang aus dem 15. Jhr.
Bei einem Spaziergang durch die verwinkelten Straßen von Kilkenny erblickt man bald auf einer Anhöhe die mächtige Burg Kilkenny Castle. Sie ist mehr als 800 Jahre alt und wurde einst aus strategischen Gründen direkt an einer gut überschaubaren Windung des Flusses Nore gebaut. Jahrhundertelang gehörte die Festung der Familie Butler, einem einflussreichen und wohlhabenden Adelsgeschlecht, das sein Vermögen dem Recht verdankte, Einfuhrzölle auf alle irischen Alkoholimporte zu erheben. Bezeichnenderweise künden davon noch heute drei Weingläser im Wappen des Hauses. Die restaurierten Innenräume der Burg können besichtigt werden, reizvoll ist vor allem die große Halle aus viktorianischer Zeit. Für den umliegenden Rosengarten sollte man sich ebenfalls ein bisschen Zeit nehmen.
Kilkenny Castle

Das Castle ist wirklich sehenswert weil es so gut erhalten ist. Hier gibt es endlich mal Touren self guided; nur meinen Rucksack muss ich einschließen, weil er etwas groß ist. Die Möblierung ist teilweise vom Feinsten und auch die vielen großen Wandteppiche beeindrucken, auch wenn sie schon etwas verblasst sind. Die große Halle ist wohl der auf Windsor Castle nachempfunden, wie ich dem Guide einer geführten Tour entlocken kann. Den Rosengarten, die Rosen stehen noch teils in Knospe, lasse ich natürlich nicht aus.
In der Meinung, vom Schlosshügel bereits die Türme der Kathedrale mitten in der Stadt zu sehen, laufe ich zu Fuß weiter. Das Auto ruht derweil in einem Parkhaus im 4. Stock. Dass es bei der Fahrt darin nicht zu einem Knall gekommen ist, wundert mich noch immer. Denn gegen alle Norm wird hier drinnen rechts gefahren. Wie so oft sind die Markierungen auf der Fahrbahn verblasst, bzw. abgefahren; runter bin ich aber auf der Markierungsseite!
St. Mary's Cathedral, Kilkenny
Die Hauptstraße birgt viele kleine Geschäfte und in einer Buchhandlung bekomme ich endlich die ersehnten Briefmarken für die 2 geschriebenen Postkarten; einen Briefkasten finde ich später auch noch. Hinter einer Straßenecke sehe ich schließlich den Turm der Kathedrale. Beim Näherkommen höre ich Gesang und die Rede eines Priesters, die nach draußen übertragen wird;: eine Beerdigung ist in vollem Gange. Das nehme ich zum Anlass, im nahe gelegenen Shopping Centre etwas zu essen. Als ich zurück komme, folgen die Trauergäste bereits dem Fahrzeug mit dem Sarg. Vom Inneren der Kathedrale bin ich etwas enttäuscht, aber man kann nicht alles haben. Beim Gang zurück zum Auto kommt mir das merkwürdig vor (weitere Gründe nächster Abschnitt). Ich checke das auf dem Handy und siehe da, ich war in der St. Mary’s Cathedral.
Auf einem Hügel gelegen, wartet mit St. Canice's Cathedral eine weitere Attraktion der Stadt auf die Besucher. Seit 1614 dienen die Stufen den Hügel aufwärts schon als Zugang für die frühgotische Kirche, zu der sie führen, diese ist sogar noch 300 Jahre älter. Wenn man das zinnenbewehrte Gotteshaus an einem sonnigen Vormittag besichtigt, zeigt sich vor allem das östliche Buntglasfenster in seiner ganzen Pracht. Die vielen reich verzierten Grablegen nehmen sich im trübgedämpften Licht besonders stilvoll aus. Zu einen richtigen kleinen Abenteuer gestaltet sich die Besteigung des alten, 30 Meter hohen Rundturms neben der Kirche. Sein Treppenhaus ist beklemmend eng und die Aufstiegsleiter haarsträubend steil, aber der Ausblick von der Spitze macht dann doch alle Mühen wett.

Neben den Stufen gibt es eine schmale Gasse, die auf ein grünes Feld führt, das als Parkplatz dient; es ist ein alter Friedhof. Die Kathedrale ist renovierungsbedürftig aber trotz allem sehr schön im Inneren. Den Rundturm besteige ich nicht, da es heute erneut diesig ist und daher lohnt sich die Mühe nicht.
Brownshill Dolmen liegt in der Nähe der Ortschaft Carlow. Der Portaldolmen wird auf 2500 v. Chr. datiert. Auf drei Orchostaten (ein vierter steht noch davor) thront ein an die 100 Tonnen wiegender Deckstein. Eine Seite davon steht in der Erde. Angeblich ist dieser Deckstein der schwerste in ganz Europa.
Brownshill Dolmen
Das glaube ich sofort, als ich den Koloss sehe. Auch hier stellt sich die Frage, wie das Bauwerk zustande kam.
Der Checkin-Termin meiner nächsten Unterkunft beginnt erst ab 16:30 h. Auf dem Handy im Routenplaner streiche ich Autobahn, denn ich möchte noch ein wenig die weite hügelige Landschaft genießen. Das beschert mir daraufhin eine Fahrt durch die Einsamkeit vom Allerfeinsten. Ich erlebe nochmals Landschaft, so weit und einsam wie man sie sich gerade vorstellen kann. Die Straße führt quer durch die Wicklow Mountains, die wohl vor allem ein Wanderparadies sind. Außerdem gibt es unzählige Schafe, die mal wieder auf, neben und unter der Straße unterwegs sind. Die höchsten Erhebungen im Wicklow National Park gehen an die 900 m heran.
Wicklow National Park
Meine heutige Übernachtung im „Horse and Hound“ in Delgany beschert mir ein schönes Zimmer. Sogar eine Nespresso-Maschine ist vorhanden, die probiere ich natürlich aus. Daszu gehört ein Nobelrestaurant. Zum Urlaubsabschluss gehe ich dort essen.
Webadressen:
https://www.heritageireland.ie/en/south-east/jerpointabbey/
Gelaufene km: 6,4
22.09. (Donnerstag) > Delgany - Dublin - Düsseldorf - Lengerich <
Das Abendessen gestern im Restaurant war hervorragend, meine Entscheidung fiel auf Hühnchen, dazu einen Chardonney aus Südafrika und als Dessert einen Redbreast Whiskey. Letzterer ist aber doch nicht so ganz meiner, er ist zwar schön ölig im Abgang, aber brennt mir zu sehr.
In Glendalough befindet sich eine der wichtigsten Klosterstätten Irlands. Diese frühchristliche Klostersiedlung wurde im 6. Jh. von St. Kevin gegründet und entwickelte daraus die "Klosterstadt". Die Stadt besteht aus einer Reihe von Klosterruinen und der beeindruckendste ist der runde Turm, der 40 m hoch ist. Die Hauptgruppe der Klostergebäude liegt stromabwärts in der Nähe des runden Turms. Das Gelände wurde durch das Gateway betreten, das 2 runde Granitbögen hat. Hinter der Marienkirche befindet sich das Priesterhaus, ein Gebäude aus dem 12. Jhr. im romanischen Stil mit einer interessanten Schnitzerei aus einer viel früheren Zeit am Türsturz. Direkt hinter dem Priesterhaus befinden sich ein großes Granitkreuz (6. oder 8. Jhr.) und die "Kathedrale", die größte Kirche des Ortes mit einem Kirchenschiff, einem Chor und einer Sakristei (11. und 12. Jhr.) sowie die St.-Kevin-Kirche.
Die St.-Kevin-Kirche ist allgemein als St.-Kevin-Küche bekannt. Dies ist ein tonnengewölbtes Oratorium aus Hartglimmerschiefer mit einem steilen Dach und einem runden Turmglockenturm (12. Jhr.). Ungefähr 200 m östlich der Kirche des Felsens befindet sich ein Hohlraum in der Klippe, der als St. Kevins Bed oder Hermitage bekannt ist.
Das war mein Plan, bevor ich mich Richtung Dublin bewege. Aber der starke Regen macht mir einen Strich durch die Rechnung. Man sieht zunächst kaum die Hand vor Augen und auf der Hauptstraße steht es. Ich habe daher alle Zeit der Welt und lasse das Navi machen. Immer wieder staut es sich und ich erreiche erst kurz vor 11 h die Vororte von Dublin, tanken muss ich auch noch. Letztendlich gut, dass ich mich gegen die Besichtigung entscheide, das hätte bei dem Wetter knapp werden können. Die Beschilderung zur Autorückgabe ist gut und ein Mitarbeiter kommt mir bereits entgegen und nimmt den Schlüssel. Nach einem kurzen Check erhalte ich eine Quittung, aus der hervorgeht, wie viel km ich gefahren habe und dass das Auto unbeschädigt zurück ist. Damit wird die Belastung von 240€ auf der Kreditkarte zurückgebucht. Das Auto ist 3116 km gefahren, dabei hat es im Mittel 4,6 ltr geschluckt, darüber kann ich nicht meckern.
Der Shuttle-Bus bringt mich zum Terminal 2 und ich reihe mich in die lange Schlange bei Air Lingus ein, um meine Tasche aufzugeben, die Waage zeigt 20,9 kg an. Danach ist alle Zeit der Welt, um auf den Abflug zu warten.
Flug EI 698, Airbus A 320 verlässt Dublin auf die Minute pünktlich; sogar im Sonnenschein. Düsseldorf erreichen wir fast 30 Minuten vor der planmäßigen Zeit bereits um 19:55 h. Das Gepäck kommt auf dem letzten Karussell und ist bereits vor mir angekommen. Die Zeit kommt mir sehr entgegen, ich erreiche die RE 2 um eine Stunde früher, muss aber trotzdem in Münster abgeholt werden.
Gefahrene km: 78
Fazit:
Diese Reise war lange geplant und ist immer wieder Covid 19 zum Opfer gefallen. Und zu Beginn diesen Jahres wollte ich zwar, aber war mir nicht sicher, ob das aufgrund meines Unfalls ging. Nun, wie man sieht, hat geklappt! Durch das Verschieben ist aber auch eines erfolgt, es wurde teurer. Allein das Auto wäre mal für 400€ zu haben gewesen, jetzt waren es 700€. Auch die Übernachtungen sind wegen der ganzen Hygienemaßnahmen nicht billiger geworden.
Was ich in 1996 in der Provinz Donegal an Landschaften sah, hat mich nunmehr völlig überzeugt. Irland ist wunderschön, teils sehr rau und einsam aber das macht gerade den Reiz aus. Die Iren entpuppten sich als ein sehr nettes Völkchen, das aufgeschlossen auf die Besucher zugeht. Ob ich wiederkomme?, keine Ahnung, ich habe noch soviele Pläne und muss dabei zunehmend auf mein Alter schauen.