Scotland 2019

 

Scotland 08. - 22.08.2019

Wichtiger Hinweis: alle angezeigten Websites sind tagesaktuell und können sich jederzeit ändern!

 
08.08.2019 (Donnerstag) > Lengerich – Hamburg – Edinburgh – Dunfermline <
Mit dem zweiwöchigen Trip nach Schottland liegt eigentlich zu meinen sonstigen „Vergnügungen“ eine Kurzreise vor mir.
 
Pünktlich gegen 10 h rollt Renate auf den Hof um mich mit den Auto zum Bahnhof nach Osnabrück zu fahren. Da wir die Zeit großzugig bemessen haben, bleibt am Bahnhof mehr als genug Zeit um einen Kaffee zu trinken und sich auszutauschen. Heute ist der IC 2310 mit Abfahrt 10:23 h tatsächlich pünktlich. Entsprechend meiner Platzreservierung stehe ich für Wagen 7 zwischen B und C bereit, nur fährt der Zug erheblich weiter. Als ich dann auch noch feststelle, dass die für mich nächste Tür defekt ist, knurre ich leise. Meinen Sitzplatz 107 gibt es nicht, da maximal rund 90 Plätze in einem Waggon vorhanden sind. Ich interpretiere eine 77 daraus, zumal die angezeigte Strecke passt. Die rund zweistündige Fahrt verbringe ich lesend/schlafend. Bei der Ankunft in Hamburg Hbf haben wir 7 Minuten Verspätung, aber mein Puffer ist sehr groß. Zu meinem Glück steht eine S 1 Richtung Airport abfahrbereit. „Leider“ steige ich an der Treppe in den ersten Waggon, was sich in Ohlsdorf als Fehler erweist, nur die ersten 3 Wagen fahren zum Airport, der Rest nach Poppenbüttel. Also raus und schnellstmöglich an fast der kompletten Bahn entlang nach vorn. Hinter mir knallen die Türen zu! Hamburg Airport ist super beschildert, bereits auf dem Bahnsteig kann ich meinen Flug ermitteln mit dem zugehörigen Abfluggate. EasyJet bietet ausschließlich Selbstgepäckaufgabe, nachdem ich zu Hause bereits meine Bordkarte ausdrucken musste. Eigentlich ist das ganz einfach weil selbsterklärend und ich bin meine Tasche los. Auf zum Sicherheitscheck. Auch hier keine Probleme und ich erkundige mich, wo ich etwas zwischen die Zähne bekomme. Eine leckere Pasta mit einem Pinot Grigio beim Italiener lassen mich aufleben.
 
Danach suche ich mein Gate auf und harre der Dinge die da noch kommen. Und wie sie kommen. 17:10h ist die Abflugzeit, eine halbe Stunde vorher kommt die Durchsage, dass der Luftraum über Großbritannien gesperrt ist und daher die Maschine nicht wie geplant in HH landen kann. Neue Abflugzeit wird mit 19:10h angegeben. Das Boarding beginnt schließlich um 19:30 h, weil der Flughafen Helmut Schmidt keine Busse bereitstellen kann, die die Passagiere zum Flugvorfeld bringen,  wo der Airbus A 320 von EasyJet wartet. Schließlich starten wir um 19:45 h und landen in Edinburgh knappe 2 Std. später. Das Gepäck ist schnell da, die Passkontrolle unproblematisch.

 

 
City Hotel, Dunfermline
 
Im Vorfeld hatte ich bereits bei Hertz angerufen und informiert, dass ich später komme. Auch hier klappt alles hervorragend. Mehr als überrascht bin ich, als ich einen fast nagelneuen Opel Mokka in goldmetallic mit Handschaltung bekomme. Gerade mal 1314 Meilen sind auf dem Tacho; den man in der Anzeige der gefahrenen km leider nicht auf km umstellen kann. Das Navi hatte ich schon zu Hause gefüttert. Aber dann kommt es ganz dick, die M 90 mit der brandneuen Brücke über den Firth ist wegen Bauarbeiten auf eine Spur beschränkt, hier verbringe ich ca. 1 Std. Das Hotel rufe ich an und das Navi führt mich in die Wildnis. Die Adresse mit dem Ort ist richtig eingegeben aber ich lande ich einem Kuhdorf und nicht in Dunfermline. Da es schon nach 22 h ist, wird es schwierig jemanden zu fragen. Aber ich klingele an einem Haus in dem Licht ist und mir wird wunderbar geholfen. Auch hier scheint es ratsam, das Navi mit den sonderbaren Buchstaben-/Zahlenkombinationen zu füttern, die die PLZ darstellen. Und siehe da, nach einer weiteren Fahrt durch die Nacht mache ich eine Punktlandung.
 
Das Hotel liegt mitten in der Innenstadt und über Nacht kann ich direkt vor der Haustür parken. Angeschlossen an das Hotel sind Restaurant und Bar. Dort genehmige ich mir auf die ganzen Ärgernisse noch einen Chardonney bevor ich ins Bett falle. 
Die Landschaften Schottlands sind unglaublich abwechslungsreich: von tiefen Tälern, dramatischer Bergkulisse über weite Heidehänge bis zu atemberaubenden Steilklippen ist alles geboten. Wer die Zeit mitbringt, neben der klassischen Route über die Inseln Mull oder Skye entlang der Westküste in Richtung Norden auch weniger besuchte Landstriche anzusteuern, wird von keiner Region enttäuscht werden. Etwa die vergleichsweise sanften Hügel der Lowlands, das Naturschutzgebiet der Cairngorm Mountains, die endlos erscheinenden Weiten der Highlands mit der dramatischen Steilküste im Norden oder die kilometerlangen Traumstrände der Äußeren Hebriden: sie alle verbindet ein ideales Angebot an Rad-/Wander-möglichkeiten, sportlichen Aktivitäten und kulturellen Attraktionen.
 
Mit Kinofilmen wie "Rob Roy" oder "Braveheart" hat die schottische Landschaft weltweite Bekanntheit erlangt. Wer erinnert sich nicht an die einsamen Täler von Glencoe, die gleich in mehreren Verfilmungen als Kulisse dienten? Was wäre ein "Highlander" ohne das prächtige Eilean Donan Castle, oder der "Da Vinci Code" ohne die geheimnisumwitterte gotische Rosslyn Chapel nahe Edinburgh. Viele Harry-Potter-Fans lassen es sich nicht nehmen, die Fahrt mit dem Hogwarts-Express über das Glenfinnan-Viadukt auf der Fahrt von Fort William nach Mallaig in den Highlands einmal selbst zu erleben.
 
Landschaftlich wie kulturgeschichtlich präsentiert sich Schottland ungemein beeindruckend. Tapfer hält man sich an das Klischee: Männer in Kilts, Whisky fässerweise und dazu Klänge aus dem Dudelsack, und dahinter lauert Nessie, das liebenswerte Monster.
 
Schottland bildet den nördlichen Teil von Großbritannien und nimmt mit 78765 km² rund ein Drittel der Gesamtfläche ein. Auf einem Quadratkilometer leben im Schnitt etwa 69 Einwohner (in D 230). Schottland wird auf drei Seiten vom Meer umgeben, nämlich im Osten von der Nordsee, im Westen und Norden vom Atlantischen Ozean. Im Südwesten wird Schottland durch den Nordkanal von Nordirland getrennt. Es gibt keinen Punkt, der weiter als 120 km vom Meer entfernt liegt.
 
Das Nationalgefühl der Schotten ist tief in der Geschichte verwurzelt, wer sich nicht unbeliebt machen will, sollte sie daher mit Schotten oder Briten ansprechen, sie jedoch nie als Engländer bezeichnen.
 
Bei den 5,3 Mio Einwohnern unterscheidet man generell zwei Volksgruppen nach ihrer Abstammung: die germanischen Schotten und die keltischen Hochländer. Die Kelten bevölkerten das Land nach der prähistorischen Urbevölkerung. Zwei Stämme, nämlich die Pikten und die Skoten besiedelten das Land. Später wanderten von Süden die Angelsachsen ein.
 
Vom 10. bis 5. Jahrtausend v. Chr. siedelten die ersten Fischer und Sammler in Schottland. Von da an begann ein reger Zustrom von Siedlern. 43 n. Chr. fassen die Römer Fuß im Land, die Provinz Britannia ist geboren; die Römer bleiben 400 Jahre und bauen u.a. den Hadrianswall. Nach dem römischen Zusammenbruch folgen plündernde und mordende Jüten, Angeln und Sachsen. Um das Jahr 800 kommen die Wikinger hinzu und stoßen auf ein bereits vollständig christianisiertes Land.
 
1034 ist die Geburtsstunde Schottlands als sich mehrere Königreiche unter Malcolm II vereinen. Bis auf die von den Normannen besetzten Gebiete deckt sich dieses Kingdom of Scotia fast mit den heutigen Landesgrenzen. Eine Reihe schwacher Könige und zuletzt kein Monarch mehr lässt Englands Edward I. seine gierigen Finger ausstrecken und er zementiert seinen Anspruch mit dem Raub des Krönungssteins Stone of Scone, der erst 1996 nach Edinburgh zurückkehrt. Es kommt zu wiederholten Rebellionen, u.a. von William Wallace. Aber erst Robert I. the Bruce gelingt in der sagenhaften Schlacht von Bannockburn 1314 der Sieg über die verhassten Engländer und das Land kommt zur Ruhe. Eine glanzvolle Zeit kommt für Schottland aber durch die Vereinigung der beiden Kronen von Schottland und England. Danach wächst der Unmut und der entlädt sich, als die englische Monarchie quasi ausstirbt und das Parlament den Deutschen Georg von Hannover auf den Thron setzt. Es kommt zu massiven Aufständen und durch etliche Siege der Schotten meinen diese, sie seien unbesiegbar. Die Geschichte zeigt es anders und Bonnie Prince Charlie flieht nach der verheerenden Niederlage bei Culloden 1746 mit fliegenden Fahnen. Das Schreckensregiment der Engländer beginnt und die Kulturgüter der Schotten sterben. Erst Königin Victoria reicht den Schotten die Hand.
 
1997 erfolgt die Gründung eines teilautonomen schottischen Parlaments. Die bisherigen Unabhängigkeitsbestrebungen sind bislang gescheitert. Aber niemand weiß, was nach der Durchführung des Brexit passieren kann.
Webadressen:
https://www.easyjet.com/de
https://www.thecityhotel.co.uk
Wetter: trocken, bewölkt, ca 17° Grad
Gefahrene km: 53

09.08.2019 (Freitag) > Edinburgh <
In der Nacht kommt der Regen und es ist nur ungemütlich. Das hält mich aber nicht davon ab, nach einem guten Frühstück (an Haggis und Black Pudding habe ich mich noch nicht getraut), mein Programm weitestgehend durchzustehen.
 
Die Britannia war die 83. königliche Yacht von Großbritannien seit der Wiedereinsetzung von König Karl II. im Jahr 1660. Mit einer Länge von 126 m wurde sie 1952 erbaut. Heute ist sie am Ocean Terminal im Hafen von Leith bei Edinburgh zu besichtigen.
 
Genau diese Yacht ist mein erster Anlaufpunkt. Angeknüpft an ein riesige Shoppingmall mit freiem Parken liegt die Britannia hier seit 10 Jahren am Pier. Es ist möglich, sämtlich Decks zu besichtigen bis auf die Brücke. Schon ziemlich beeindruckend. Aber aufgrund des schlechten Wetters hatte nicht nur ich die Idee. Auffallend häufig höre ich russisch.

"Britannia"
 
Edinburgh, auf Gälisch Dun Eideann, ist seit dem 15. Jh. mit zur Zeit 495000 Einwohnern als zweitgrößte schottische Stadt nach Glasgow die Hauptstadt. Neben der mittelalterlichen Altstadt weist die Stadt auch eine elegante georgianische New Town mit Gartenanlagen und neoklassizistischen Gebäuden auf. Über der Stadt thront das Edinburgh Castle. Die Burg beherbergt die schottischen Kronjuwelen und den "Stein der Vorsehung", der bei der Krönung der schottischen Könige zum Einsatz kam. Vom dramatischen Hausberg Arthur's Seat im Holyrood Park bietet sich ein weiter Blick. Auf der Spitze des Calton Hills stehen Denk- und Mahnmäler.
 
Mein Ziel ist das riesige Parkhaus an der Waverley Station und nach einigem Hin und Her, es gibt unzählige Baustellen und durch die Veranstaltungen Straßensperren, mache ich eine Punktlandung. Es regnet immer noch und daher laufe ich mit Regenjacke zur Waverley Bridge um dort einen der zahlreichen Hop-on-Hop-off-Busse für die Stadtrundfahrt zu nehmen. Nach gut 2 Stunden bin ich wieder zurück. Das Wetter hat zu Sonne gewechselt und ich laufe zum Auto, um die durchweichte Regenjacke los zu werden.

Waverley Station


 
Auf der rechten Seite der Royal Mile (hier heißt sie High Street) steht die High Kirk von Edinburgh, die St. Giles Cathedral, die ursprünglich aus dem 12. Jhr. stammt. Allerdings sind aus normannischer Zeit um 1120 nur noch die vier achteckigen Säulen erhalten, die den Turm tragen. Das heutige Erscheinungsbild verdankt die hoch aufragende gotische Kirche dem 14. und 15. Jhr.; sie wurde jedoch auch später noch einige Male umgebaut. Nicht zu übersehen sind das imposante Kronendach und das verschnörkelte Hauptportal. Innen erwarten den Besucher prächtige Glasfenster und eine große Orgel.
 
Die Kirche ist wunderschön, leider findet aufgrund des Wetters die geplante Roof-Top-Tour nicht statt, das ist einfach zu gefährlich.

St. Giles Cathedral

Auf dem Weg zum Edinburgh Castle liegt am Castlehill 354 "The Scotch Whisky Experience". Hier erfahren Besucher alles über das Destilleriehandwerk und die Herstellung des schottischen "Lebenswassers" Uisge Beatha, so heißt der gute Stoff im Gälischen. In einer originellen Whiskyfassgondel gleitet man durch Schwarzbrennereien mit lebensnahen Wachspuppen, während Seh- und Geruchsnerven nicht zur Ruhe kommen. Am Ende gibt es für Erwachsene eine Gratiskostprobe.

Whisky
 
Die Schlange steht bis auf die Straße. Leider fallen mir hier erstmals wie schon wiederholt in Downunder die Asiaten auf, die wie immer äußerst rücksichtslos vorgehen. Möglichkeiten, um Whisky zu probieren, habe ich noch genug.
 
Schon in der Eisenzeit gab es eine Festung auf dem Castle Rock, lange bevor Edinburgh sich im 12. Jhr. zur bedeutenden schottischen Burgstadt entwickelte. Die meisten City-Besichtigungen beginnen mit dem Besuch des düsteren Kastells voller Geschichte. Von der Mill's Mount Battery wird täglich um 13 h mit der "one o'clock gun" Salut geschossen. In der Saint Margaret's Chapel liegt auf einem Altar eine Silberschatulle mit der "Roll of Honour", auf der die Namen von über 100000 schottischen Gefallenen verzeichnet sind.
 
Auch hier ist es voll, aber der Blick ist ziemlich beeindruckend auf Edinburgh. Besonders zieht mich die große Kanone Mons Meg an. Damit verknüpfe ich einen Bestseller-Roman von Samantha Young > Dublin Street. 

Edinburgh Castle

Mons Meg
 
Da bis zum Tattoo-Beginn noch viel Zeit bleibt, schaue ich, wo ich etwas in den Magen bekomme. Die direkten Lokale an der Royal Mile sind alle überfüllt. Durch Zufall entdecke ich den Weg in ein Gate, dahinter liegt etliches versteckt und ich bekomme eine frische vegetarische Pizza, dazu ich als Nichtbiertrinker ein Pint Lager.
 
Ich stolpere über das Scots Visitor Centre und versuche hier, die heute früh missglückte Buchung der Fähre von der Isle of Skye auf das Festland zu bekommen. Alles hatte ich eingegeben, nur als ich bezahlen wollte, ist der Server des Hotels abgestürzt, danach hatte ich keinen Nerv mehr. Aber hier sind die Menschen äußerst hilfsbereit und rufen das Fährbüro an. Jetzt habe ich mein Ticket und bezahlen kann ich auch gleich. Das war die einzige Buchung, die ich nicht von zu Hause platzieren konnte, weil ich das Autokennzeichen benötige.
 
Ein besonderes Spektakel ist die folkloristisch-militärische Veranstaltung Tattoo, die jedes Jahr parallel zum Festival stattfindet. Farbenprächtiger Auftritt von Dudelsackformationen aus allen Teilen Schottlands und von internationalen Militärkapellen. Der Begriff Tattoo stammt übrigens aus dem Holländischen. Den in der Stadt eingekehrten Soldaten wurde mit einem Trommel-wirbel angekündigt, dass sie in ihre Unterkünfte zurückzukehren hätten - was für die Gastwirte so viel bedeutete wie "tap to" (Zapfhahn zu).
 
Das Tattoo ist ausverkauft und mein Sitzplatz in Block 15 ist gut gewählt. Es wird ziemlich kalt. Ein prominenter Ehrengast ist ein Afghanistan-Veteran, Airmarshall Türner, der mit militärischen Ehren empfangen wird. Außerdem wird ihm der traditionelle Schluck Whisky mit einem gälischen Trinkspruch angeboten. Rein spucken tut er nicht. Die Veranstaltung läuft gut geölt mit diversen Highlights; auch die Bundeswehr ist mit dem Heeresmusikkorps Kassel dabei. Höhepunkt wie immer ist der Schlussakt mit „the massed Bands“, da kann man getrost von Gänsehautfeeling sprechen. War es bislang trocken, kübbelt es jetzt wie aus Eimern und hört auch nicht mehr auf. Mein riesiges Plastikcape hüllt mich von allen Seiten ein. Der Weg aus der Stadt ist nicht ganz so überfüllt und um Mitternacht trudele ich wieder im Hotel ein.
 


The massed Bands
Webadressen:
https://edinburgh.org/
https://www.royalyachtbritannia.co.uk/
https://www.stgilescathedral.org.uk/
https://www.scotchwhiskyexperience.co.uk/
https://www.edinburghcastle.gov.uk/
https://www.edintattoo.co.uk/tickets/2018-seating-plan-and-prices
https://www.thecityhotel.co.uk
Wetter: Regen, Sonne, 15 – 20° Grad
Gefahrene km: 72


10.08.2019 (Samstag) > Dunfermline - Aberdeen <
Nach einem erneut guten Frühstück (ist bei allen Übernachtungen inkludiert) checke ich bei strahlendem Sonnenschein aus und mache mich auf den Weg nach St. Andrews. Je weiter ich in die Highlands komme, desto nebliger wird es. Mir fällt auf, dass fast allüberall Blumenkästen an den Straßenlaternen hängen und die öffentlichen Gebäude eindrucksvolle Blumenarrangements zeigen. Dabei ist das bislang allüberall in den gleichen Farben; dem muss ich noch auf den Grund gehen.



St. Andrews ist eine eindrucksvolle Universitätsstadt (hier lernte übrigens Prinz William seine Kate kennen) und einer der ältesten Bischofssitze Schottlands. Im Schatten der Mauerreste der mächtigen Kathedrale und des weithin sichtbaren St. Rule's Towers reihen sich mittelalterliche Häuser entlang der Market Street. Nicht weit vom Zentrum liegt der altehrwürdige Golfplatz St. Andrews Old Course mit der bekannten Swilcan Bridge am 18. Loch, Mekka für Golfsportler aus aller Welt. Auf einer nahen Landzunge stehen die Überreste der Burg von St. Andrews mit ihrem mittelalterlichen Flaschenkerker. Unweit davon befindet sich die 1413 gegründete Universität.
 
Am Hafen wie auch in der Innenstadt gibt es ausreichend kostenlose Parkplätze, laufen muss man zur Kathedrale von überall. Im Nebel wirken die Ruinen mit den umliegenden Grabsteinen ein wenig gruselig. Das Besteigen des Towers fällt aus, man sieht ja nix von oben. St. Andrews ist übrigens die Golfhauptstadt in Schottland. Überhaupt sieht man an jeder Ecke Hinweise auf Golfplätze.

St. Andrews



Während der Weiterfahrt fällt mir auf, wie viele Äcker halbwegs unter Wasser stehen. Auch auf den Nebenstraßen ist das Fahren teils riskant, weil riesige Pfützen vorhanden sind. Zunehmend gen Dundee kommt die Sonne immer weiter raus. Über den River Tay führen in die Stadt 2 große lange Brücken.

River Tay, Dundee
 
In der mit rund 142000 Einwohnern viertgrößten Stadt Schottlands, in Dundee, gibt es eine Besonderheit zu besichtigen. Auf der westlich gelegenen Hafenseite beim Discovery Point liegt das Besucherzentrum des Schoners "R.R.S. Discovery". Das eindrucksvolle Segelschiff lief unter Kapitän Scott 1901 - 1904 zur ersten Antarktisexpedition aus und kann jetzt besichtigt werden.
 
Der Discovery Point ist zwar nicht ausgeschildert, obwohl hier eigentlich an jeder Ecke Hinweise für Touris gegeben werden. Wie bei uns ist das mit den riesigen braunen Schildern gekennzeichnet. Die Discovery wurde in Dundee gebaut und liegt hier im Trockendock. Wenn man sich nur vorstellt mit welchen, für die heutige Zeit unvorstellbar primitiven Möglichkeiten diese Expedition stattgefunden hat, bleibt nur Bewunderung. Nach dem Ende der Expedition hatte man für die Discovery keine Verwendung mehr und hat sie als Frachtschiff vorwiegend auf der Nordatlantikroute eingesetzt. Was für ein armseliges Ende für so ein Schiff. Auch hier bekomme ich wieder ein Seniorticket ohne mich ausweisen zu müssen.

R.R.S. Discovery


 
Die M 90 führt mich weiter nach Nordwesten, dem nächsten Ziel entgegen.
 
Glamis Castle ist eines der prachtvollsten und am reichsten ausgestatteten Castle von ganz Schottland. Traumhaft schön die zahlreichen Dachspitzen, Türme, Türmchen und Statuen am Ende einer langen Allee. Der Earl und die Countess of Stratmore haben es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
 
Die vorstehend genannte Zufahrt ist wirklich imponierend. Alles ist als Allee angelegt und auf der einen Seite weiden schottische Hochlandrinder. Auf der Besichtigungstour, fotografieren und filmen strengstens verboten, wird viel Historie erzählt. Aber Fakt ist auch, dass Princess Margaret hier geboren wurde und die Queen Mum Glamis Castle sehr liebte. Der heutige Earl ist 33 Jahre alt und noch Junggeselle. Ich genehmige mir ein Eis (hergestellt aus der Milch der Hochlandkühe) mit 2 Kugeln und verziehe mich in den Schatten.

Glamis Castle



Auf der Weiterfahrt zieht es sich zu und regnet teils heftig. Übrigens wäre der Mokka kein Auto für mich. Verglichen mit meinem Diesel-Subaru (dies ist ein Benziner) zieht er die Wurst nicht vom Teller. Vor allem der zweite Gang hat keinerlei Zugkraft und ich muss in den ersten zurückschalten. Auch die Übersichtlichkeit nach hinten lässt starke Wünsche offen.
 
Wenn es in Schottland so etwas wie ein Glückskind unter den Städten gibt, dann ist das Aberdeen. Wäre es bei der Beschreibung Alexanders I. aus dem 12. Jh. geblieben, so wäre "Aberdon" als wichtiger Handels- und Fischereiort allmählich in Vergessenheit geraten. Die Klipper von Aberdeen nahmen Kurs auf China und versorgten den europäischen Kontinent mit Tee und Gewürzen. Aberdeens Schiffswerften konnten sich vor Aufträgen kaum retten. Als das letzte Schiff vom Stapel lief, kamen die Männer mit den großen Aktenkoffern in die Stadt: in der Nordsee war Öl gefunden worden. Die Stadt liegt an der Mündung der Flüsse Dee und Don in die Nordsee. Aufgrund ihrer vielen dauerhaften Gebäude aus Granit wird sie auch als "Granitstadt" bezeichnet.
 
Mein Hotel liegt in einem Vorort etwas außerhalb. Das Gebäude scheint ganz neu zu sein und das Zimmer ist erste Sahne incl. begehbarer Dusche, die ist so groß wie meine zu Hause. Aufgrund des Wetters (es nieselt) und der Tatsache, dass ich die letzten beiden Nächte zu wenig Schlaf bekommen habe, entscheide ich mich gegen einen Besuch im Duthie Park und fahre nur kurz in ein Shopping Centre um eine Flasche Wein und ein Sandwich zu erwerben. Außerdem tanke ich das Auto (7,2 ltr/km)


Hotel Hampton by Hilton, Aberdeen
 
Webadressen:
https://www.visitstandrews.com/
https://www.glamis-castle.co.uk/
https://de.wikivoyage.org/wiki/Aberdeen
https://hamptoninn3.hilton.com/en/hotels/united-kingdom/hampton-by-hilton-aberdeen-westhill-ABZWEHX/index.html
Wetter: von Sonne bis Schauer alles dabei, 15 – 22° Grad
Gefahrene km: 214

 
11.08.2019 (Sonntag) > Aberdeen - Inverness <
Um 21 h sind mir in meiner Luxusherberge über dem Ebook-Reader die Augen zugefallen. Der Wecker klingelt um 7:30 h und ich genieße die fantastische Dusche. Das Frühstück ist ein Hingucker, es gäbe nichts, was ich mir dazu noch wünschen würde, abgesehen von deutschem Brot und anständigem Kaffee. Bislang schmeckt er nur zum abgewöhnen. Glücklicherweise habe ich in weiser Voraussicht wieder die all inklusive Sticks von Jakobs Kaffee dabei. Selbst die schmecken noch 100 % besser als die Brühe hier. Dafür ist der Tee exzellent wie nicht anders zu erwarten.  Für unterwegs nehme ich eine Banane mit.  Dieses Hotel habe ich bei Check 24 eingekauft für den Wahnsinnspreis von 49 Pfund, das sind rund 55 € und davon bekomme ich noch 10 € zurück weil es meine erste Hotelbuchung mit denen war.
 
Es ist mit 12° Grad schweinekalt und es nieselt obendrein. Leider hat das Auto keine Sitzheizung. Weiterhin bemängele ich die unzureichende Sicht nach hinten; die Kopfstützen sind selbst ganz unten so hoch, dass nur eine Schießscharte als Rücksicht bleibt und Sensoren sind Fehlanzeige. Auch ansonsten ist die Übersicht mehr als mangelhaft. Es fehlen Warnweste, Warndreieck, Verbandskasten und Bedienungsanleitung. Bei der Übernahme wurde mir erklärt, dass das bei allen Mietfahrzeugen von Hertz so sei. Da ich das schon von Australien kenne, habe ich zumindest eine Warnweste mit. Wenigstens habe ich heute ein Menu gefunden, bei dem ich von Meilen auf km umstellen kann, wobei eine englische Landmeile exakt 1,6 km sind.
 
Mit der Errichtung von Castle Fraser wurde 1575 unter dem sechsten Laird, Michael Fraser, begonnen, bevor die Anlage nach fast 60-jähriger Bauzeit vollendet wurde. Das breite Wirt-schaftsgebäude mit seinen länglichen Lukenfenstern lässt das hohe Tower House daneben filigran erscheinen. Die Halle mit einem fast 3 m breiten Kamin füllt das gesamte Obergeschoss aus. Vor dem Hintergrund der wuchtigen Gemäuer wirkt der Innenhof mit dem schmalen Rundbogentor wie eine Puppenstube.
 
Da ich vor der Öffnungszeit von 10 h vor Ort bin, schaue ich mir den Walled Garden an, überwiegend als Nutzgarten angelegt. Bequem hätte ich Kohlrabi, Weißkohl und Rotkohl ernten können, ist ja keiner da gewesen. Das Castle ist gut erhalten und ich laufe einmal rundum. Es liegt wirklich schön mitten in einem großen Park.

Fraser Castle
 
Die Ruinen des Huntly Castle sind seit dem 17. Jh. nur noch Windfang. Als der letzte Graf seiner Überzeugung Ausdruck verlieh, man könne ihn zwar köpfen, aber dadurch nicht der Sympathie für seinen König Charles I. berauben, wurde er mit seinen Gefolgsleuten vor den Mauern seines Castle erschossen. Danach verfiel der Stammsitz des mächtigen Gordon-Clans. Auch Grafen müssen zu Fuß zu bestimmten Örtchen, aber als einer der wenigen Blaublüter durften sich die Grafen von Huntly einer Holzplatte unter dem Allerwertesten erfreuen, die den Besuchern stolz präsentiert wird…
 
…die ich aber nicht gefunden habe. Ansonsten kann man sich die einstige Pracht durchaus vorstellen. Es ist immer noch möglich, bis auf den Turm zu kommen. Leider ist die Aussicht heute gleich null, weil es neblig ist. Auch das Verlies ist noch intakt, wohl spaßeshalber liegen 2 Puppen in Menschengröße im Kerker.

  Huntly Castle



Die Weiterfahrt mit mehr oder weniger oder gar nicht Regen führt mich auf den Whisky-Trail. Mit Theresa vom Visitor Centre beim Huntly Castle bin ich ins Gespräch gekommen und sie hat mir dringend von meinem Plan, Glenfiddich zu besichtigen abgeraten, das liegt direkt in Dufftown und ist ihrer Meinung nach Massentourismus. Sie rät mir zu Glenlivet, das liegt noch hinter Dufftown aber in meiner Fahrtrichtung. Freundlich bietet sie mir einen Anruf an, um eine Tour zu buchen, zu 15:30 h klappt es. 

"Whisky steigt zu Kopf. Geben Sie darum acht, dass man Ihnen nicht zu viel Wasser ins Glas gibt". Am 112 km langen einschlägigen Rundkurs können 8 Destillerien besichtigt werden. An einem Tag alle zu besuchen, ist nur mit einem Chauffeur zu empfehlen. In den weitläufigen, mehrstöckigen Lagerhäusern ist die Luft geschwängert vom Alkohol. Fast unbemerkt steigt der Promillegehalt des Blutes - eine angenehme, aber auch gefährliche Randerscheinung. Damit nicht genug - jede Führung endet mit einem Drink der nobelsten Sorte des Hauses. Seit 1494 ist Whisky übrigens aktenkundig. Heute werden in rund 100 schottischen Destillerien mehr als 2000 verschiedene Marken produziert und in 190 Länder exportiert. Alleine in Deutschland werden jährlich 31 Mio. Flaschen Whisky aus schottischer Produktion verkauft.
Eiswürfel verderben den Charakter und haben in einem Whiskyglas nichts verloren. Kenner trinken einen Malt bevorzugt mit einer Temperatur von 17 bis 18 Grad und strecken ihn ggf. mit einem milden Mineralwasser. Getrunken wird Whisky aus tulpenförmigen Sherrygläsern.
 
Bei der Weiterfahrt fallen mir auf den höchsten Erhebungen Windräder auf, die sind also auch hier angekommen. Überall wird Getreide angebaut. Was das jeweils ist, kann ich aus der Ferne nicht erkennen, aber vermutlich ist es Gerste für den Whisky.
 
Glenlivet liegt sehr schön auf einem Hügel. Wenn das Wetter besser wäre, könnte man sicherlich den einen oder anderen Aussichtspunkt erlaufen, denn man kann hier auch übernachten. Es gelingt mir, auf eine frühere Tour umzubuchen, 13:30 h klingt deutlich besser. Im zugehörigen Tearoom erlaube ich mir ein Scone mit Butter, Marmelade und Tee > sehr lecker. Die Preise in dem Verkaufsbereich spotten jeder Beschreibung, die preiswerteste Flasche beginnt bei 38 Pfund. Die Tour dauert 1 ½ Std. und es ist wirklich interessant, zu erfahren, wie der Whisky hergestellt wird. Leider ist mal wieder absolutes Fotografierverbot angesagt. Zum Abschluss gibt es 3 Proben unterschiedlich in Machart und Alter. Für die Autofahrer absolut verboten, bekommt man 3 kleine Fläschchen zum Umfüllen sowie ein Originalglas von Glenlivet, worin üblicherweise der Whisky kredenzt wird. Hoffentlich bekomme ich das alles heil nach Hause.

Übrigens hier die einzelnen Prozesse zur Whisky-Herstellung:
Malting: Mälzerei mit erstklassiger Gerste
Mashing: Maischen mit Zusetzung von flüssigem Zucker
Fermentation, dabei kommt die Hefe ins Spiel und heraus kommen 8 -9 % Alkohol
Distillation, hier werden bis zu 70 % Alkohol zugesetzt
Pot Stills: das sind Kupferbehälter, die über den zukünftigen Geschmack entscheiden
Spirit safe: hier wird die Alkoholqualität beurteilt
Maturation: Reifung: in Eichenfässern unterschiedlicher Herkunft; Bourbon aus USA mit einmaliger Nutzung, Sherry aus Spanien mit 4maliger Nutzung und französischer Eiche ohne Nutzung sowie diverse Jahre der Lagerung
Perfect Dram: Jede Flasche eines Scottish Single Malt Whisky muss mindestens 40 % Alkohol aufweisen, sonst ist es englisch Brandy.
Na dann: Slàinte mhath!






 

Die Weiterfahrt wäre bei Sonnenschein ein absoluter Traum. Es geht hoch in die Highlands auf einem Touristdrive. Da die Heide bereits blüht, wäre das kaum zu toppen. Die Straßenführung trägt auch noch dazu bei. Hier beginnen die Hinweisschilder zweisprachig zu werden, in englisch und gälisch lauten die Straßenschilder. Wobei ich oft rätsele, inwieweit sich das gälische vom englischen entfernt, weil ich nicht erkennen kann, was das heißen soll.



Am 16.04.1746 wurde im Drumossie Moor die Schlacht von Culloden geschlagen und der Traum der Jakobitenarmee unter Bonnie Prince Charlie ging grausam zu Ende. Unter dem Befehl des Schlächters Earl of Cumberland veranstalteten die Rotröcke das grausamste Blutbad in der Geschichte des schottischen Freiheitskampfes. Getreu der Devise "Macht keine Gefangenen" lagen am Ende des Tages fast 2000 Tote auf dem Schlachtfeld. 7500 Engländer gegen 5500 Schotten mit einer Kanonenübermacht durch die Engländer. Was richtet schon ein schottisches Breitschwert gegen Kanonenkugeln aus.
 
Für diesen Besuch ist das Wetter genau richtig. Im zugehörigen Besucherzentrum wird man exzellent eingestimmt und dann auf das eigentliche Schlachtfeld „losgelassen“. Ganz ehrlich: ich hatte eine Gänsehaut. Es ist alles perfekt gekennzeichnet, wo die Schlachtlinie war, wo die einzelnen Clans standen usw..





Von Culloden nach Inverness ist es nicht weit, nur muss ich mal wieder quer durch die Stadt. Kieran hatte mir eine Email geschickt, um eine Ankunftszeit zu erfragen. Von Glenlivet rief ich ihn an und wir haben uns auf 18 h geeinigt, vor Ort bin ich um 17:35 h. Ein Einzelzimmer mit großem Bett und einem extra Bad erwarten mich.

Strathallan B & B, Inverness
 
Webadressen:
https://www.nts.org.uk/visit/places/castle-fraser
https://www.historicenvironment.scot/visit-a-place/places/huntly-castle/
https://www.myhighlands.de/schlachtfeld-von-culloden-ende-der-machtigen-clans 
https://www.nts.org.uk/Visit/Culloden/
https://www.strathallan.org/home
Wetter: 10 – 13° Grad
Gefahrene km: 208

 
12.08.2019 (Montag) > Inverness (Caledonian Canal) <
Nach einem erneut guten, nach meinen Wünschen zusammengestellten Frühstück fahre ich aus der Stadt Richtung Urquhart Castle. Ich komme dabei an dem Punkt vorbei wo der Caledonian Canal mittels Schleuse in die offene See übergeht. Loch Ness taucht linkerhand auf und bei einer Parkmöglichkeit nutze ich diese. Dabei greife ich in die Vollen, es ist wohl die einzige Möglichkeit auf der ganzen Strecke, vom Parkplatz direkt an das Ufer des Lochs zu kommen.

Vauxhall Mokka


 
Fast auf halber Strecke zwischen Inverness und Fort William liegt bei Drumnadrochit am Ufer des Loch Ness eine Berühmtheit: Urquhart Castle. Das prächtig gelegene Urquhart Castle hat einige der dramatischsten Kapitel unserer Geschichte gesehen. Urquhart, einst eine der größten Burgen Schottlands, erlebte in den 500 Jahren als mittelalterliche Festung einen großen Konflikt. Die Kontrolle über die Burg ging während der Unabhängigkeitskriege zwischen den Schotten und Engländern hin und her. Die Machtkämpfe setzten sich fort, als die Herren der Inseln bis zum 16. Jh. regelmäßig sowohl Schloss als auch Glen überfielen. Die letzten Regierungstruppen, die hier während der Jakobitenaufstände stationiert waren, sprengten die Burg als sie weggingen. Urquharts ikonische Ruinen sind erhalten geblieben und bieten Einblicke in das Mittelalter und das Leben seiner vornehmen Bewohner.
 
In Drumnadrochit selbst steppt bereits so früh gegen 9 h der Bär; also Augen zu und durch. 15 Minuten später erreiche ich Urquhart Castle, das um 9:30 h öffnet. Sehr zu meinem Leidwesen ist auch ein Bus mit Asiaten zeitgleich angekommen und Gruppenbuchungen haben Vorrang. Mit etwas Meckern komme ich aber überall durch. Aufgrund des sonnigen Wetters wirkt alles sehr freundlich und der Blick auf Loch Ness ist wirklich umwerfend.
 
Der Besuch der Ruinen ist sein Eintrittsgeld wert. Besonders von der schmalen Plattform im linken Turm, die man über eine enge Wendeltreppe erreicht, hat man schöne Ausblicke auf die ganze Anlage. Nicht selten stauen sich hier die Besucher: von hier sieht man die Stelle im Loch, wo Nessie am häufigsten den Kopf raus gesteckt haben soll. Tatsächlich gaukeln die Bugwellen von Ausflugsbooten bei entsprechender Sonneneinstrahlung manchmal das Auftauchen eines langen Körpers vor... Außerdem wird Nessie nachgesagt, in den Höhlen unter dem Castle zu wohnen.

Urquhart Castle



In Inverness beginnt der Caledonian Canal, der sich schnurgerade durch das Great Glen zieht und in Fort William endet. Der Kanal gehört zu den beeindruckendsten Wasserstraßen der Welt, nur ein Drittel der Länge wurde künstlich erbaut. Loch Ness, Loch Oich und Loch Lochy sind die Namen der natürlichen Wasserwege. Einmal mehr ist hier Thomas Telford am Werk gewesen, der begnadete englische Ingenieur. Die Schleusenstufen (bis zu 8 Schleusenkammern hintereinander) zeigen deutlich Telfords Handschrift. Diverse Bauteile stammen noch aus dem Eröffnungsjahr 1822 und bringen heute oft die Freizeitskipper zur Verzweiflung. Habe ich doch selbst erlebt, wie ein Schleusentor sich nicht öffnen ließ und ein Marineschiff mit sanfter Gewalt nachhalf; das war 1978. Die Lage des Kanals in der bergigen Landschaft des schottischen Hochlands mag überraschen, aber das Great Glen ist eine tektonische Verwerfungslinie, durch die der Caledonian Canal beinahe direkt von Südwesten nach Nordosten verläuft. Man könnte sogar behaupten, dass die gesamte Landmasse nordwestlich des Caledonian Canal eine eigene Insel bildet.
 
Mein weiteres Ziel heißt Fort Augustus, hier ist in den Kanal eine Schleusenstufe mit 5 Schleusen eingebaut. Alles drängelt sich auf der engen Durchfahrstraße, Leider findet gerade keine Schleusung statt. Ich gönne mir 2 dicke Kugeln Eis und schaue mir alles an.

Tartan Clan Fraser

Schleusenstufe Fort Augustus
Weiter geht die Fahrt auf der anderen Seite von Loch Ness Richtung Foyers. Es herrscht kaum Verkehr und das ist auch gut, da die Straße nur einspurig mit Ausweichstellen verläuft. Etwas unruhig werde ich dabei, als hinter mir ein Ungetüm von LKW heran rauscht, der hier gnadenlos mit 70 km/h durch brettert. Ich bin froh, als ich anhalten kann und er vorbeifährt. Die Straße führt über die Höhenlagen des Great Glen und mir bieten sich unwahrscheinliche Ansichten. Der Farn steht meterhoch, die Heide blüht (oberhalb der Baumgrenze) und die Steine links und rechts der Straße sind mit Moosen und Flechten bewachsen. Ich folge dem Hinweis Falls of Foyers. Der obere Fall kommt über 50 m eine Felswand herunter, den unteren Fall kann man getrost vergessen. Das Wasser wird vom Loch Ness aufgefangen. Warum nur müssen Wasserfälle immer so angelegt sein, dass man erst den Berg runter muss und anschließend steil wieder nach oben. Meine Oberschenkelmuskulatur protestiert schmerzhaft nach den Eskapaden der letzten Tage.

The Great Glen

Foyers Falls

Weiter geht die Fahrt gen Inverness und es wird immer einsamer und schöner. Leider kommt ein Schauer dazwischen. Da ich ziemlich oben bin, bietet sich mir ein Panoramablick auf Inverness und die Kessock Bridge über den Beauly Firth.
 
In Inverness treffen  die meisten Urlauber noch einmal auf die Zivilisation, bevor sie den Sprung in die menschenleeren Heideflächen wagen. Hier fließt der River Ness in den Moray Firth. Inverness ist die größte Stadt und das kulturelle Zentrum der schottischen Highlands. In der Altstadt stehen die Inverness Cathedral aus dem 19 Jh., die hauptsächlich aus dem 18. Jh. stammende Kirche Old High St. Stephen's und der Victorian Market, in dem Lebensmittel, Kleidung und Kunsthandwerk verkauft werden. Im modernen Inverness Museum and Art Gallery wird die lokale Geschichte sowie die der Highlands präsentiert.
 
Das Auto lasse ich beim Quartier und erleichtere den Rucksack um allen unnötigen Ballast. Mein erstes Ziel ist ein Outdoor Geschäft, da mir eine zweite Trekkinghose fehlt. Ich war wirklich von etwas höheren Temperaturen ausgegangen und habe auf ¾ gesetzt, leider falsch. Der Weg führt über eine Fußgängerswingbridge. Es „swingt“ ganz ordentlich und wer nicht aufpasst, den  haut es von den Füßen. Aufgrund der Empfehlung meiner Gastgeber laufe ich zu Blacks und finde eine schöne Hose für nur 24,50 £. Danach ist Castle Time angesagt.
 
An der Stelle von Inverness Castle gibt es seit dem 11. Jh. eine Festung. Nach der ersten Rebellion der Jakobiten wurde sie zu einer Zitadelle aus dem 18. Jh. umgebaut, die als Fort George bekannt ist. Einhundert Jahre später wurde sie in die heute sichtbare neo-normannische Struktur umgewandelt. Das Grundstück ist frei zugänglich, aber das Castle kann nicht besichtigt werden, da sich in dem Gebäude der Sheriff Court befindet.

Inverness Castle



Aber immerhin kann man auf einen Turm, der eine faszinierende Rundumsicht bietet. Da es absolut klar ist, reicht die Sicht bis zum Horizont.
 
Die Victorian Markets habe ich nicht auf der Liste, aber ich lasse sie natürlich nicht aus. Sie erinnern mich stark an die Arkaden in Melbourne und Sydney.

Victorian Markets
 
Hunger plagt mich und ich beschaffe mir ein Sandwich, das ich in aller Gemütsruhe auf einer Bank verspeise. Mit qualmenden Socken mache ich mich auf dem Weg zum letzten Ziel, der Kathedrale. Angenehm überrascht bin ich vom Inneren. Danach ist Feierabend und ich laufe zum Quartier.
 
St. Andrew's Chathedral gehört zur Scottish Episcopal Church. Die Kathedrale ist Sitz des Bischofs von Moray, Ross und Caithness. Mit ihrer imposanten Gotikfassade gilt die St. Andrew's Cathedral am Westufer des Ness River als eine der beeindruckendsten Kirchen in Inverness. Sie wurde erst im 19. Jh. erbaut.  

St. Andrews Cathedral
 
Webadressen:
https://www.explore-inverness.com/
https://morayepiscopalchurch.scot/inverness-cathedral/
https://www.strathallan.org/home
Wetter: wolkig, Sonne, 10 – 16° Grad
Gefahrene km: 120

 
13.08.2019 (Dienstag) > Inverness - Castletown –
Nach einem nochmals ausgezeichneten Frühstück verlasse ich Inverness gegen 8:30 h um gen Norden zu fahren. Der Weg führt fast identisch mit dem was ich gestern gelaufen bin, nochmals quer durch die Stadt und auch über die große Kessock Bridge, die die Einmündung des River Ness in den Meeresarm quert. Die Sonne scheint und ich brauche irgendwann zum ersten Mal die Sonnenbrille.

 
Nach einer guten Stunde Fahrt erreiche ich gegen 9:45 h Dunrobin Castle. Auf dem Parkplatz stehen schon einige Fahrzeuge und geöffnet ist auch schon. Die jetzige Herzogin ist bereits 98 Jahre alt und lebt in London. Sie hat Zwillingssöhne, deren Alter sich mir nicht erschlossen hat und der Ältere wird der nächste Duke. Das Schloss wird nicht bewohnt und daher sind fast alle Räume der Öffentlichkeit zugänglich, vor allem kann man das auf eigene Faust machen und darf sogar fotografieren. Die zugehörigen Gärten sind wunderschön. Der Blick aus dem Castle geht auf die offene See.

 Dunrobin Castle




Seit 1460 ist Dunrobin Castle Sitz der Grafen und Herzöge von Sutherland. Das Prunkschloss mit seinen 189 Zimmern, von denen die schönsten zu besichtigen sind, sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.
 
Im Jahr 1785 heiratet der Großgrundbesitzer Viscount Trentham, Marquis von Stafford und erster Herzog von Sutherland, Elisabeth, Gräfin von Sutherland. Was einige Historiker schlicht als weitgreifende Verbesserungen in Verkehrswesen, Landbesitz und Städtecharakter bezeichnen, erregte in den meisten Gebieten bittere Entrüstung. Vielerorts erfolgte auf Betreiben der Sutherlands mit brutalsten Mitteln die Ausweisung von Familien und von ganzen Dorfgemeinschaften. Mit den so gewonnenen 520000 ha Land sollten ausreichend Weideflächen für Schafe eingerichtet werden.
 
Die M 9 verläuft mal ein- dann wieder zweispurig parallel zur Küste. Unterwegs sind einige spektakulär aussehende Brücken zu queren. In der Ferne sehe ich eine verankerte Oelplattform sowie weiter nördlich Offshore-Windparks. Die Landschaft sollte eigentlich eintönig sein, weil keinerlei Wald zu sehen ist, nur vereinzelte Bäume. Die Heuernte ist beendet und überall liegen die großen Ballen abholbereit. Mir fällt auf, dass auf der Windschutzscheibe gar keine Fliegen sind, das hat aber nicht nur mit dem Regen zu tun. Die Luft ist absolut frisch und klar. Zunehmend gen Norden verlässt mich die Sonne und einzelne Schauer holen mich ein.

 
Das Castle von Old Wick wurde im 12. Jh. erbaut. Die Burg wurde auf einem Felsfinger errichtet, der an drei Seiten von hohen Klippen geschützt war. Die Befestigung nahm den gesamten Gipfel ein, der von einer Barmkin (Vorhangfassade) umschlossen wurde. Die dünne Landzunge, die den Ort mit dem Festland verband, wurde durch ein Torhaus, einen Graben und eine Zugbrücke verteidigt. Das Herzstück des Schlosses war das Turmhaus - ursprünglich ein vierstöckiges Gebäude, das von der ersten Etage auf der Seeseite zugänglich ist. Ein Großteil dieser einst großen Struktur ist nun verloren, aber die Konfiguration bestand aus Lagerung im Erdgeschoss, der Halle im ersten Stock und der Unterkunft oben. Das Fehlen einer Steintreppe deutet darauf hin, dass der Zugang zu den oberen Etagen über eine Holzleiter möglich war. Unterhalb der Klippen auf der Nordseite befinden sich eine Meeresbucht und ein Strand, der ideal gewesen wäre, um kleine Schiffe zu schützen, die im Mittelalter genutzt wurden.

 Castle of Old Wick

 
Die Zufahrt zum Parkplatz geht mal wieder abenteuerlich quer durch die Pampa von Wick aus auf Single Tracks. Danach heißt es entlang der Steilküste noch rund 800 m laufen. Es fängt an zu tröpfeln und ich komme gerade rechtzeitig bei einem Unterstand an um ein starkes Schauer trocken abwarten zu können, ansonsten wäre ich wohl trotz Goretexjacke mistnass geworden. Die oben beschriebenen Felseinschnitte sind spektakulär. Man kann sich durchaus vorstellen, dass hier die Wikinger-Langboote eingefahren sind, zumal der Erbauer der Burg nordische Wurzeln hatte. Unter den Felsen gibt es riesige Höhlen, die so ein Langboot aufnehmen konnten. Von der Burg ist bis auf 3 Außenmauern leider nichts mehr erhalten.
 
In Wick komme am Ortsausgang an einem Tesco-Supermarkt vorbei, da ist auch immer eine Tankstelle angegliedert, die den Sprit rund 10 Pence günstiger anbieten als die anderen Tankstellen. Heute zahle ich 1,24£/ltr, Diesel kostet 2 Pence mehr. Im Supermarkt ist ein Imbiss und ich hole mir einen Flat White. Das ist wirklich der einzige Kaffee den man hier trinken kann, haben sie wohl aus Australien importiert oder wie auch immer. Im Supermarkt fülle ich meinen Wasservorrat auf und esse zum Flat White im Auto ein Sandwich.
 
Das Gegenstück zu Land‘s End in Cornwall ist Duncansby Head, somit der nördlichste Punkt auf dem Festland von Großbritannien. Der Leuchtturm arbeitet seit 1997 vollautomatisch. Aber das ist nicht die eigentliche Sehenswürdigkeit, das sind die in der Nähe liegenden Stacks. Allein die Zufahrt ist abenteuerlich, weil Schafe auf, neben der Straße. Die Stacks ragen als Felsnadeln aus dem Meer auf und sind die Heimat von tausenden von Seevögeln. Über die Schafweiden geht der Weg bis zum Klippenabbruch. Dabei wird man aufgrund der überall liegenden Schafscheiße von Myriaden kleiner Kriebelfliegen überfallen die heftig beißen und in jedes Loch krabbeln. Selbst im Auto hat es mich noch gejuckt.

 Stacks of Duncansby
 
Die Burg von Mey wurde 1573 von George, dem 4. Earl of Caithness, für seinen zweiten Sohn William Sinclair erbaut. Dieser wurde allerdings ermordet und die Burg fiel an den dritten Sohn, George Sinclair, der die Familie der Sinclairs von Mey gründete. Der fünfzehnte Earl starb ohne Nachkommen und weitläufige Verwandte verkauften die Burg 1952 an Ihre Majestät Königin Elisabeth, die Königinmutter. Jedes Jahr verbrachte sie 3 Wochen im August und 10 Tage im Oktober hier. Burg, Garten usw. befanden sich in einem schlechten Zustand und wurden von Ihrer Majestät zwischen 1953 - 1955 renoviert und restauriert.
 
Ein Castle von innen reicht für einen Tag und ich schaue mir die wirklich schönen Gärten an. Eine wahre Blumenpracht offenbart sich mir. Aber es gibt auch einen Nutzgarten und was sehen meine Augen, Grünkohl im tiefsten Schottland. Alle angebauten Gemüse werden entweder im zugehörigen Shop verarbeitet oder dort verkauft.

 Castle Mey

 
Castletown ist ein Kuhkaff zwischen John o’Groats und Thurso. Ursprünglich wurde der Ort gegründet wegen der umliegenden Schiefervorkommen. Dank der nahen Küste war eine Verschiffung in die ganze Welt kein Problem. Hier habe ich ein Hotel gefunden. Wie so oft würde man sich nach dem äußeren Anblick nicht trauen, rein zu gehen. Aber ich werde sowas von positiv überrascht, jedenfalls bleibe ich hier zwei Nächte.

 Castletown Hotel

 
Webadressen:
https://www.dunrobincastle.co.uk/index.html
https://www.castletownhotel.co.uk/
Wetter: erst Sonne, dann Wechsel Sonne – Schauer, 10 – 16° Grad
Gefahrene km: 238

 
14.08.2019 (Mittwoch) > Castletown (Orkney Isles) <
Die Orkney-Inseln: Seevögel, Schmugglergeschichten und ein Haufen Wracks vor den Inseln. Wer von den imposanten Highlands in die vollkommen baumlose Inselwelt kommt, könnte im ersten Moment enttäuscht sein. Über 70 Inseln bilden das Archipel, davon sind 22 bewohnt. Einige sind nur per Fähre zu erreichen. Andere sind durch Dämme verbunden, die während/nach dem 2. Weltkrieg erbaut wurden.
 
Bekannt sind die Orkneys vor allem durch einen Ort: Scapa Flow. Am 21.06.1919 versenkte sich hier die ehemals kaiserliche deutsche Marine (74 Schiffe) selbst. Am 14.10.1939 versenkt ein deutsches U-Boot das Schlachtschiff "Royal Oak"; 890 von 1200 britischen Marinesoldaten sterben; der U-Boot-Kommandant Gunther Prien erhält das Eiserne Ritterkreuz von Hitler.
 
Die Maxi-Tagestour von John o'Groats Orkney Ferry bietet das Optimum für eine Besichtigungstour: Churchill Barriers, Scapa Flow, Stromness, Skara Brae, Ring of Brodgar, Standing Stones of Stenness, Kirkwall und die Italian Chapel sind die Stationen dieser Tour.
 
Gestern war ich trotz gutem Frühstück und Sandwich so verwegen, noch hier im Hotel zu essen. Zu einem großen Glas australischem Chardonney erlaube ich mir fritierte Hähnchenfilets mit Pommes zu dem sagenhaften Preis von 9,95 £ was ungefähr 12 € entspricht. Pappensatt wälze ich mich in meine Kemenate um ins Bett zu fallen. Die Bettdecke ist auch für die nächste Eiszeit konstruiert. Auch die Handtücher sind hier doppelt so dick wie daheim. Das Badetuch ist für eine Großfamilie geeignet.
 
Das heutige Frühstück toppt alles, was ich bislang gesehen und gegessen habe. Wirklich den ganzen Tag habe ich keinen Hunger. Das angebotene Obst ist exorbitant, das sind Monster-Brombeeren und Himbeeren, so groß wie Pflaumen.
 
Mit dem Auto fahre ich nach John o’Groats um dort die Fähre 8:40 h zu den Orkneys zu nehmen. Alles schon von zu Hause gebucht und bezahlt gilt die ausgedruckte Email als Ticket. Einzig für Skara Brae kaufe ich den Eintritt dazu, was sich später als Segen erweisen wird.

Die Personenfähre ist bereits gut gefüllt, aber es gelingt mir, im Windschatten auf dem Achterdeck ein Plätzchen zu ergattern. Die Überfahrt ist relativ ruhig, aber trotzdem rau, immerhin bilden die Wellen Schaumkronen. Kein Wunder, treffen hier doch die Nordsee und der Atlantik aufeinander, das erzeugt Unruhe. Nach 40 Minuten erreicht die Fähre Burwick, dort erwarten uns komfortable Busse, um alle Inselziele anzufahren.

 Fähre auf die Orkney-Inseln
 
Der erste Stopp ist in der Hauptstadt der Orkneys, in Kirkwall (9000 Einwohner). Die St. Magnus Cathedral wurde ab 1137 erbaut und ist im Inneren atemberaubend schön; eine Orgel habe ich nicht entdeckt. Daneben liegen Bishops und Earls Palace, beides Ruinen. Nette kleine Geschäfte liegen an der Hauptstraße; ich gönne mir lediglich ein Eis, was wirklich gut ist.

 St. Magnus Cathedral


Weiter geht die Fahrt entlang der Bucht von Scapa Flow. Die „Royal Oak“ liegt in 26 m Tiefe, eine Boje kennzeichnet den Ort gar nicht weit vom Ufer und trotzdem haben so wenige überlebt, weil hier sehr viele Unterwasserfelsen sind mit Unterströmungen. Das Wasser hat eine kontinuierliche Temperatur von 12° Grad. Die ehemals kaiserliche Marine dampfte mit 74 Schiffen hierher und wartete ein halbes Jahr vor Anker auf weitere Befehle. Nach den Versenkungen wurden die an Land geschwommenen Matrosen inhaftiert und nach Deutschland zurück geschickt, wo ihnen aufgrund der Versenkungen der Prozess gemacht wurde. Die Briten haben es geschafft, fast alle Schiffe wieder zu heben und den Stahl teuer zu verkaufen.

 Bucht von Scapa Flow
 
Stromness war mal die Hauptstadt der Orkneys und liegt malerisch an einer Bucht. Hier kommen die meisten Fähren an, die auch Autos transportieren.

 malerisches Stromness

Nach einer ungewöhnlich starken Sturmflut im Jahr 1850 wurde fast der gesamte Küstenbereich abgedeckt. William Watt kickte verärgert einen Stein vor sich her und stellte plötzlich fest, dass es sich dabei um einen menschlichen Knochen handelte. Mit dem Spaten fing er an zu suchen und entdeckte eines der besterhaltenen Dörfer aus prähistorischer Zeit malerisch gelegen an einer schönen sandigen Bucht. Wer die Bewohner waren, woher sie kamen und vor allem, woher sie die wirklich für die Zeit um 2500 v. Chr. fast modern wirkenden Kenntnisse hatten, bleibt bis heute im Dunkeln. Direkt neben Skara Brae liegt Skaill House, wo der Entdecker William Watt, der 7. Laird von Breckness, wohnte. Auch dieses Haus ist ein Museum.





 
Das Weltkulturerbe Ring of Brodgar wird in einem Atemzug mit Stonehenge genannt. Von den ursprünglich 60 Monolithen stehen noch 27 und ragen bis zu 4 m hoch. Auch hier ist wie bei Stonehenge noch nicht bekannt, was es letztendlich darstellen soll.

 Ring of Brodgar

Nur 1,5 km weiter findet man die Standing Stones of Stenness, die ähnlich aussehen wie die Steine des Ring of Brodgar, nur sind sie wesentlich höher und mindestens 1/3 ist in der Erde.

 Standing Stones of Stenness
 
Die Italian Chapel ist letzte Station des Aufenthalts auf den Orkneys. Diese Kapelle wurde von 200 italienischen Kriegsgefangenen erbaut. Und zwar mit wirklich allen Mitteln, die sie in die Finger bekommen haben. Im Inneren wunderschön bemalt wurde mittlerweile sogar der Restaurator der Sixtinischen Kapelle zur Erneuerung der Malereien gebeten.

 Italian Chapel
 
Übrigens sehe ich hier auf den Inseln die ersten E-Autos im britischen Königreich. Auch zugehörige Tankstellen gibt es reichlich. Und der innerorts-Busverkehr in Kirkwall wird mittels E-Bus betrieben. In Kirkwall wurde vor kurzem ein hypermodernes Krankenhaus eröffnet und das wirkt der Abwanderung und Veralterung der Inselbewohner hervorragend entgegen.



 Highland-Rinder
 
Um 19 h fährt die Fähre von Burwick zurück nach John o’Groats bei erheblich rauerer See. Daher ziehe ich ein Plätzchen im Inneren der Ungemütlichkeit des im Freien sitzen vor, zumal auch noch reichlich Wasser genommen wird.

 
Webadressen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Orkney
https://www.jogferry.co.uk/Home.aspx
https://www.castletownhotel.co.uk/
Wetter: 10 – 20° Grad, sonnig, teils bewölkt
Gefahrene km: 48

 
15.08.2019 (Donnerstag) > Castletown - Poolewe <
Das Frühstück ist so exzellent wie gestern. Nur beim auschecken/bezahlen gibt es Probleme. Nach meiner Rechnung muss ich incl. Abendessen rund 125£ bezahlen, auf der Rechnung stehen aber 248£. Leider ist niemand der Verantwortlichen so früh schon vor Ort und letztendlich spricht der Koch ein Machtwort, macht Kopien von meinen bestätigten Preisen und wünscht mir gute Fahrt. Gerade eben ist die neue Rechnung reingekommen, da ist dann das Abendessen doppelt berechnet. Bin mal gespannt, wie das weitergeht.

 
Wenn ich heute an allen Aussichtspunkten oder den Punkten die ich interessant finde, angehalten hätte, wären aus dieser Fahrt 3 Tage oder mehr geworden. Die Fahrt entlang der Nord- und auch Westküste Schottlands ist „amazing“, unbeschreiblich schön und atemberaubend. Geht die Fahrt zunächst über eine baumlose Hochebene, kommen später auch Wälder hinzu. Der Straßenverlauf ist abenteuerlich, die zweispurige Straße wechselt oft in Single Tracks mit Ausweichstellen und da kann es passieren, bei jeder Ausweiche an die Seite zu müssen. Von Wohnmobilen über Reisebussen hin zu LKW ist mir alles entgegen gekommen. Üblicherweise versuche ich ein Tempo zu fahren (40 Meilen/Std), bei dem ich noch filmen und fotografieren kann. Das klappt meistens ganz gut. Aber heute ist der Teufel im Detail, hier scheint hier irgendwas mit Sportwagen zu laufen, so viele wie mich überholen oder mir entgegen kommen. Und wenn die einem im Nacken sitzen vergeht der Spaß.

 
Heute früh ist es nieselig gewesen bei 12° Grad, das lässt mich zum Pullover greifen zumal es auch stark windig ist. Im Laufe des Tages ist die meiste Zeit aber die Sonnenbrille angesagt und der Pullover liegt auf der Rückbank. Wenn ich aussteige, ziehe ich schnell eine Fleecejacke an.

 
Gefällestrecken mit 15% sind keine Kleinigkeit mehr, bieten aber bergab grandiose Anblicke. Die Berge rundum reichen bis rund 1100 m hoch. Aufgrund des Regens blühen überall Wasserfälle auf. Zunehmend gen Westküste fallen mir Lachsfarmen auf, das Wasser ist hier extrem kalt und sauber. Schafe sind mal wieder auf, neben und fast unter der Straße, als mir ein Vieh frontal entgegen komm und nicht ausweichen will. Dazu fällt mir spontan die Werbung für den neuen T-Roc von VW ein. Auch sind viele Radfahrer unterwegs, wobei ich mich frage wo die übernachten wollen, wenn sie teils noch weit weg von einer Unterkunft sind. Tankstellen habe ich in den Bergen keine entdeckt, ein gut gefüllter Tank ist daher schon angesagt.

Strathy Point ragt scharf aus dem zentralen Abschnitt der nördlichen Küste Schottlands heraus. Der Besuch des Leuchtturms ermöglicht einen einfachen Spaziergang mit einigen exzellenten Küstenblicken, einschließlich eines dramatischen Bogens. Es ist auch ein großartiger Ort um Wale und Delfine zu beobachten, die häufig in den Sommermonaten zu sehen sind. Aber nicht heute bei dem Nieselregen und dem Wind. Außerdem ist mitten in der Zufahrt eine Absperrung (hinter der es bellt und knurrt) wegen Privatgrund. Laufen darf man und ich schätze das one way auf ca. 4 km, also Teilausfall bis auf einige Fotos. Aber die Steilküste ist schön anzuschauen.

 Strathy Point Lighthouse
 
Die Smoo Cave ist wie der Schauplatz für einen Seeräuberfilm. Dort, wo die Landzunge einen tiefen Einschnitt bildet, fanden nicht nur die Wikinger ein Versteck, sondern in der Folge Clanmitglieder, Schmuggler und Viehdiebe. Im Inneren gibt es verschiedene Kammern, einen 21 m hohen Wasserfall sowie einen See. Den Wasserfall habe ich teilweise gesehen, der Rest ist wegen zu hoher Wasserstände aufgrund des Regens gesperrt. Man sieht bereits die Abwärtstreppenstufen im Wasser verschwinden. Vom Parkplatz geht es steil den Berg runter und natürlich genauso steil wieder bergauf.

 Smoo Cave












 
Als der damalige Besitzer Mackenzie 1865 daran ging, die wilde und raue Landschaft zu bearbeiten und mit schottischen Pinien als Windbrechern zu bepflanzen, wurde er für diese Idee nur belächelt. Inzwischen blühen im Inverewe Garden im milden Klima des Golfstromes auf 20 ha sogar exotische Gewächse aus Neuseeland und Südamerika; die Anlage zählt zu den herausragenden Gärten Großbritanniens.



 
Vor allem beeindrucken mich die hohen gerade gewachsenen Bäume, die schon diverse Jahre auf dem Buckel haben. Ansonsten ist dringend Rückschnitt auf etlichen Wegen angesagt, so tief hängen die Zweige. Und ein Ilex im Gesicht ist nicht unbedingt angenehm.
 
Unweit des Inverewe Garden liegt der Ort Poolewe, dort habe ich mich im Hotel eingebucht und bekomme ein sehr schönes Einzelzimmer mit Bad (Badewanne). Das Hotel liegt direkt am Ufer des Loch Ewe. Außerdem will ich hier unbedingt schauen, ob die Lachs auf der Speisekarte haben, daher buche ich entsprechend einen Tisch im Restaurant. Gerade komme ich vom Abendessen gerollt. Natürlich gibt es schottischen Lachs auf der Speisekarte, dazu ein Glas australischer Chardonney, das rundet das Ganze ab. Als Dessert nehme ich Raspberry Cranachan, ohne zu wissen was es außer den Himbeeren ist. Cranachan ist eine cremeartige Masse aus Mousse, Whisky, Porridge und noch einigen Kleinigkeiten. Der Whiskyanteil ist hoch, wie ich beim Aufstehen merke, an dem Glas Wein liegt es jedenfalls nicht (Rezept siehe unten).

 Inverewe Hotel, Poolewe

 Raspberry Cranachan
 
Webadressen:
https://www.willkommeninschottland.com/unternehmungen/attraktionen/historische-sehenswurdigkeiten/north-highland/strathy-point-lighthouse
https://smoocavetours.weebly.com/
https://www.visitcapewrath.com/
https://www.nts.org.uk/Visit/Inverewe/
https://www.poolewehotel.co.uk/en-GB/homepage
https://www.kulturkater.de/cranachan/
Wetter: Nieselregen mit zunehmender Aufklarung und sonnig, stark windig, 12 – 18° Grad
Gefahrene km: 325

 
16.08.2019 (Freitag) > Poolewe - Isle of Skye <
Auch hier im Poolewe Hotel ist das Frühstück gut. Es nieselt leicht als ich losfahre, unterwegs irgendwo tanke ich das Auto. Je weiter ich gen Skye komme, desto nasser wird es. Zumindest für den Vormittag kann ich guten Gewissens behaupten, die Film-/Fotogeräte kaum angefasst zu haben. Man sieht einfach nichts.



 
Kurz vor dem Abzweig zur Isle of Skye steht ein Hinweisschild > Eilean Donan Castle = 3 Meilen. Daran kann ich nicht vorbei. Immerhin ist das die Kulisse des ersten Highlanderfilms mit Sean Connery und Christopher Lambert.

 Eilean Donan Castle
 
Trotz der Tatsache, dass die Trutzburg eines der am meisten abgelichteten Objekte von Fotojägern ist, ist der Besuch des Castles absolut lohnenswert. Das denke ich mir auch, nur ist der Parkplatz wohl ob des schlechten Wetters so voll, dass gar nichts mehr geht. Also begnüge ich mich damit, alles von außen aus dem Auto auf die Geräte zu bannen und drehe um Richtung Skye.
 
Skye ist ohne Zweifel die romantischte und zugleich wildeste der Hebrideninseln. Sie war Schauplatz der dramatischen Abenteuer von Bonnie Prince Charlie, dessen legendäre Gestalt fester Bestandteil der Inselfolklore ist. Die ganze Insel besteht aus Vulkangestein, das vor rund 70 Mio. Jahren aus dem Erdinneren geschleudert wurde.
 
1996 wurde zwischen Kyle of Lochalsh und dem gegenüberliegenden Kyleakin eine monströse Brücke für den Verkehr eröffnet, die der Fährlinie an dieser Stelle "den Wind aus den Segeln" genommen hat. Die Brückennutzung ist seit 2004 mautfrei.
 
Diese Brücke wollte ich unbedingt fotografieren, es gibt dazu einen Aussichtspunkt unmittelbar oberhalb der beginnenden Überfahrt. Auch das ist einfach nur dem Wetter zum Opfer gefallen. Aber dank Internetrecherche kann ich zumindest daraus ein Foto präsentieren.

 
Brücke zur Isle of Skye, so wollte ich es gern sehen! aber siehe folgend....

 
An meiner heutigen Übernachtung in Broadford vorbei fahre ich zunächst in die Berge. Es regnet mittlerweile Hunde und Katzen. Die Wolken hängen fast bis auf die Straße und der Schnellgang des Scheibenwischers ist machtlos. Kurz vor Portree entdecke ich ein Schild Richtung Dunvegan Castle und kratze die Kurve. Das macht so keinen Sinn und ich gehe zum Alternativplan über. Der Regen wird tatsächlich weniger und auch die Sonne lässt sich zeitweise blicken. Aber diese Idee bei dem Wetter habe nicht nur ich, auch hier der Parkplatz rappelvoll aber etwas die Straße hinunter ergattere ich ein Plätzchen. Regenjacke an und zurück; ins Castle will ich nicht, aber die Gärten sollen toll sein. Das Castle ist ein ominöser grauer Steinklotz und gibt nicht viel her. „Home of MacLeod of MacLeod“ und das seit mehr als 700 Jahren war das Castle früher nur vom Wasser aus erreichbar. Der Walled Garden und der Wassergarten sind toll und inspirierend.

 Dunvegan Castle

 
Die Sonne ist da und warm wird es auch. Ich werde mutig und beschließe, nochmals an die Nordostküste zu fahren über einen Teil des größten Erdrutsches in Europa, den Quiraing. Eine Ministraße quer über ein Hochplateau, natürlich single road mit Ausweichstellen, die es in sich haben. Tunlichst sollte man nicht von der Bankette abkommen, man könnte aufsetzen. Jetzt bin ich dankbar für den SUV, obwohl es auch bei dem an einigen Stellen kniffelig ist.
 
Der Quiraing ist eine Landschaft, die in vielen Science-Fiction-Filmen verwandt wurde. Kurz vor dem Steilabbruch liegt ein heute überfüllter Parkplatz, von dem man zu „The Prison“, „The Needle“ und „The Table“ wandern kann. Das schenke ich mir, denn allein beim Öffnen der Autotür wird mir diese bereits aus der Hand gerissen. Aber die Fotos sind im Kasten.

 Quiraing-Massiv

 
Der Kilt Rock ist ein eindrucksvolles Naturphänomen: über 80 m abstürzender Basaltfels, wie Orgelpfeifen oder mit ein wenig Fantasie ähnelt der Felsen einem gefalteten Kilt. Und dazu ein traumhafter Panoramablick auf die Westküste der Highlands, die sich bei entsprechendem Wetter bläulich futuristisch auf dem spiegelglatten Meer spiegelt.

 Kilt Rock
 
Auch hier boxt der Papst bei mittlerweile blauem Himmel. Vor dem Kilt Rock fällt ein Wasserfall hinunter und aufgrund des vielen Regens wirkt das spektakulär.

Beim Old Man of Storr herrscht so viel Andrang, dass ich aus dem fahrenden Auto filme und fotografiere. Auch dies war bereits Filmkulisse und zwar für „Prometheus“ von Ridley Scott. Der allein stehende Felsen ist gute 200 m hoch.

 Old Man of Storr
 
Aufgrund des Wetters bin ich viel mehr km gefahren als geplant, habe aber fast alles gesehen, was ich mir gemerkt habe, bzw. sehen wollte.


So kommt überall das Wasser die Hänge hinunter
 
Das Hotel liegt etwas außerhalb von Broadford und ich bekomme erneut ein schönes Zimmer.  Übrigens hat sich das Castletown-Hotel nochmals gemeldet und sich erneut korrigiert. Mal sehen, wie sich das in der Visa-Abrechnung macht.

 
Webadressen:
https://www.hebrideanhotel.co.uk/index.htm
Wetter: alles dabei bis auf Schnee/Hagel, 13 – 18° Grad
Gefahrene km: 343

 
17.08.2019 (Samstag) > Isle of Skye - Ballachulish <
Übrigens habe ich gestern Abend im Hotel Talisker Whisky probiert, der ist zum Abgewöhnen. Er riecht bereits nach Rauch und obwohl ich die Variante mit dem Reifen in Sherry-Fässern wählte, schmeckt er einfach nur fies (Wie mir Insider verraten, soll da Salzwasser drin sein; pfui Deibel!). Wenn man den aus Versehen auf die Schuhe pinkelt, gibt es meiner Meinung nach Löcher in selbigen!
 
Hatte ich am Vortag noch von der pompösen Brücke berichtet, gehe ich heute den kurzen Weg mit der Fähre von Armadale nach Mallaig. Natürlich in der Hoffnung, auf dem teils parallel zur Straße verlaufenden Schienenstrang den Hogwarts Express zu entdecken. Mallaig ist übrigens Europas größter Umschlagplatz für Garnelen und Hummer. Von der Halbinsel Sleat auf der Isle of Skye erreicht die Fähre nach 30minütiger Überfahrt wieder die Highlands und man fährt weiter auf der Road to the Isles. Die Strecke wird als traumhaft beschrieben, eine der schönsten in Schottland. Sowohl die Straße wie auch die Eisenbahn winden sich in zahlreichen Bögen und Anstiegen durch eine faszinierende Gebirgsszenerie.
 
Auf dem Weg von Broadford nach Armidale bin ich nach einem guten Frühstück sehr früh unterwegs, da die Fähre um 8:40 h segelt. Unterwegs sehe ich ein Schild mit dem Hinweis „Disruption“ heißt schlicht und ergreifend; gestört. Aber davon lasse ich mich nicht abhalten. Sollten die nicht fahren, will ich wenigstens mein Geld zurück. Am Fährhafen kommen mir viele Fahrzeuge entgegen, die Fähre ist gerade von Mallaig eingelaufen. Es stehen auch bereits 3 Warteschlangen davor; ich bin wohl die letzte, die noch mit will. Meine Bescheinigung vom Visitor Centre Edinburgh tausche ich im Fährbüro gegen das Fährticket ein und dann geht bereits die Verladung los. Geschätzte 30 Fahrzeuge finden Platz. Auf der einen Seite kann man einige Decks hoch und alles übersehen; es zieht nur wie Hechtsuppe. Die See ist nicht unbedingt rau, aber die Fähre bekommt die Wellen von der Seite und das lässt sie rollen und zwar nicht zu knapp. Das Entladen in Mallaig geht kurz und knapp und ich bin auf dem Weg Richtung Fort William.

 Fähre Armidale - Mallaig
 
Am Glenfinnan Viadukt sind sämtliche Parkplätze belegt, RTW sind im Einsatz und die Polizei kontrolliert. Daher gibt es heute keine Fotos davon.
 
Da es noch früh ist, fahre ich weiter und biege in Banavie ab um zu Neptune‘s Staircase zu gelangen. Da es heute abwechselnd mit Sonnenschein regnet, warte ich erst mal einen Schütt ab, bevor ich aus dem Auto steige. 2 Boote sind in einer oberen Schleusenkammer, eines aus NL und eines aus D. Das Ehepaar ist seit Monaten unterwegs, kommt es doch mit seinem Segler aus dem Mittelmeer. Im Hotel an der Schleusenstufe gönne ich mir einen Flat White.

 Banavie Top Locks

 
Acht Tore muss ein Boot bei Banavie passieren, dann erst darf es in den Caledonian Canal hinein. Eine harte Prüfung, vor allem für die Kapitäne. An den Schleusen des Neptune's Staircase ist Handarbeit angesagt. Die Boote müssen auf einem Pfad entlang der Becken per Hand gezogen werden, den Motor darf man erst ganz oben wieder anlassen. Und so schwitzen, schnaufen und zerren die Bootsleute ihre Kähne an schweren Tauen durch die Tore. Erst dann dürfen sie sich wieder einige Minuten ausruhen, während das Wasser steigt. Die Besucher freut's, dürfen sie doch alles erleben, ohne dabei selbst Hand anzulegen.
 
In Fort William suche ich  den Bahnhof auf, um zu sehen, wo ich denn morgen parken kann. Die nehmen hier leider für jede Minute Parken Geld und morgen muss ich auf einen Langzeitparkplatz. Heute stehe ich bei Lidl, ja die gibt’s hier auch genauso wie Aldi. Nur darf man nicht länger als 3 Std. parken. Ich erkunde noch, ob ich mein Internetticket umtauschen muss, aber das ist nicht der Fall.
 
Fort William hat eine nette kleine Fußgängerzone. Mittlerweile bin ich perfekt darin, das Auto rückwärts nach den gezeichneten Linien über die Spiegel einzuparken, denn über die falsche Seite den Hals verdrehen, das geht gar nicht bei der Schießscharte nach hinten. In eine Kirche schaue ich auch, es ist die St. Andrews Church.
 
Nach dem Tanken, wieder mit 1,25£/ltr. extrem günstig, fahre ich zum Inverlochy Castle. Viel gibt es nicht zu sehen. Im Prinzip stehen nur noch die Außenmauern.

 Inverlochy Castle
 
Gebaut wurde Inverlochy Castle in den späten 1200ern vom Black Comyn, John Comyn; der legendäre Chief des Clan Comyn war Lord of Badenoch and Lochaber. Die Comyns waren Erzfeinde von Robert The Bruce. Daher überrascht es wenig, dass Comyn die Anlage nach der Machtübernahme von The Bruce verlor. 1431 wurde nahe des Schlosses die erste Battle Of Inverlochy zwischen dem Lord Of The Isles und König James I. geschlagen. 1505 fiel die beschädigte Anlage an George Gordon, den 2. Earl of Huntly. Der erhielt bei der Renovierung Unterstützung von König James IV., dafür wurde Inverlochy Castle in der Folge als königliche Garnison genutzt. 1645 spielte Inverlochy Castle als Stützpunkt der königlichen Armee unter James Graham im Kampf gegen die Covenanters eine wichtige Rolle - der Kampf ging als die zweite Battle Of Inverlochy in die Geschichte ein. Heute ist das alte Inverlochy Castle letztlich nicht mehr als eine Ruine, aber sie wird allgemein als eine der wenigen Ruinen bezeichnet, deren Überreste noch im Originalzustand erhalten sind.
 
Im Ben Nevis Besucherzentrum erfrage ich, ob die Gondel auf die Nevis Range in Betrieb ist. Der Ranger bejaht dies und weist noch auf die tolle Aussicht hin, wenn es denn nicht regnet.
 
Von Fort William aus kann man zwar den Ben Nevis, mit 1344 m der höchste Berg Schottlands, ersteigen, aber das ist kein leichtes Unterfangen. Auf die Nevis Range führt dagegen eine Umlaufgondelbahn, mit 1221 m kaum niedriger. Der Ausblick auf Fort William und den Caledonian Canal ist traumhaft.
 
Tja, das war wohl nix. Betrieb wegen zu starker Winde eingestellt und das soll auch morgen so sein. Sonst hätte ich das morgen Vormittag nochmals probiert.
 
Wo man heute mit dem PKW bequem eine moderne Eisenbrücke passiert, liegt Ballachulish. Früher warteten mehrreihig Fuhrwerke und noch bis 1970 Autos auf die Fähre, die die Region von Inverness mit der von Argyll verband.
 
Hier im Fern Guest House bleibe ich für 2 Nächte. Das gebuchte Zimmer hat einen Wasserschaden. Daher erhalte ich ein schönes Doppelzimmer im Obergeschoss.

 Fern Villa Guesthouse
 
Die gestrige und die kommende Übernachtung liegen in der Nähe des Tales von Glencoe (übersetzt Tal der Hunde), dieser Name ist unzertrennbar mit dem seinerzeitigen Massaker verbunden. Der Wein fließt in Strömen an jedem Vorabend des 13. Februar 1692 im Glencoe, als der Offizier von König William III., Campbell of Glenlyon und seine 130 Soldaten die Gastfreundschaft des Clans Macdonald in vollen Zügen genießen. Zwölf Jahre Frieden zwischen den beiden Clans sollen in dieser Nacht zu Ende gehen. Während sich die ganze Mannschaft besäuft, ist Clanchef MacIain of Glencoe seit mehreren Tagen unterwegs, um den geforderten Treueeid auf den König zu schwören. Als er in Fort William ankommt, teilt man ihm mit, dass er bereits am Neujahrstag in Inveraray erwartet worden wäre. Sein Eilritt kommt zu spät: König William III. empfindet die Verspätung als Provokation und begibt sich mit zwei Kompanien nach Glencoe. Im Morgengrauen des 13. Februar richten die Soldaten ein Blutbad unter den Gefolgsleuten des Clans Macdonald an. 40 werden ermordet, darunter der Chief und seine Söhne, die übrigen 350 fliehen Hals über Kopf in die klirrende Kälte der Berge, wo wenig später viele erfroren aufgefunden werden.
 
Und nochmals mache ich mich auf den Weg, nämlich in das Tal von Glencoe. Sollte der Wetterbericht für morgen zutreffen, wird es richtig fies. Ein wenig Gänsehaut ist dabei, vor allem wenn ich an die Geschichte des Tals denke. Aber es ist traumhaft schön.

 Tal von Glencoe

 
The Meeting of the Three Waters ist ein Wasserfall im Tal von Glencoe. Der Wasserfall liegt am Fuße der Three Sisters of Glencoe. Das Wasser wird aus drei verschiedenen Quellen gesammelt, die sich an diesem Wasserfall treffen, bevor es nach Westen in den Loch Achtriochtan mündet.

 Meeting of the three Waters
 
Das ist mein Hauptziel im Tal von Glencoe, aber auch an einigen anderen Stellen halte ich für Fotos. Auf dem Rückweg falle ich noch im Visitor Centre ein. Eigentlich möchte ich gern wissen, wo das Haus des Clan Chiefs gestanden hat, aber ich traue mich nicht, danach zu fragen. 
Webadressen:
https://www.inverlochycastle.co.uk/
https://www.nevisrange.co.uk/mountain-gondola/nevis-range-mountain-gondola/gondola/
https://www.locationscout.net/united-kingdom/4767-the-meeting-of-the-three-waters
https://www.fernvilla.scot/
Wetter: 11 – 18° Grad, stark windig, im Wechsel Sonne und starke Schauer
Gefahrene km: 225
 

 
18.08.2019 (Sonntag) > Ballachulish (Hogwarts Express) <
Mit meinen Gastgebern leere ich am Abend zuvor eine Flasche Wein. Dabei frage ich vorsichtig nach den Gebäuden des Clan McDonald. Die liegen am Ufer des Loch Achtriochtan und man hat erst jetzt mit der archäologischen Untersuchung begonnen, also nichts was man ggf. anschauen könnte. Der Clanchief ist auf einer Insel in Loch Leven beigesetzt.
 
Einem Tipp meines Gastgebers folgend fahre ich über das Dorf Glencoe zum Loch Leven um es über Kinlochleven auf dem Weg nach Fort William zu umrunden. Zunächst führt die Straße weit oberhalb des Lochs entlang mit wunderschönen Ausblicken. Da es in der Nacht stark geregnet hat und auch während ich beim Frühstück sitze, weiterregnet, kommen allüberall ganze Wasserströme die Hänge hinab und laufen teils über die Straße.

Loch Leven
 
In Fort William parke ich auf dem Langzeitparkplatz am Bahnhof und gehe erst mal bei Morrison einen Schirm kaufen. Dieses ständige Regenhose/Jacke an/aus geht mir tierisch auf den Senkel. Mittlerweile haben hier fast alle Geschäfte und die Supermärkte sowieso auch sonntags zu den üblichen Zeiten geöffnet. Danach laufe ich nochmals in die Fußgängerzone um einen Flat White zu genießen. Dabei fällt mir auf, dass an einigen Grünflächen kommunale Mitarbeiter damit beschäftigt sind, diese vom Unkraut zu befreien; und sie wirken nicht mal unglücklich dabei. Das möchte ich mal in D erleben.
 
Vor über 120 Jahren, nämlich 1894, dampfte der ersten Zug auf Mallaig zu. Eine Eisenbahntrasse durch die morastigen Gebiete des Rannoch Mor zu legen hielten damals selbst die kühnsten Planer für unmöglich. Doch schon kurze Zeit später kramte man auch die alten Pläne wieder aus der Schublade, die die Strecke von Fort William nach Mallaig weiterführen sollte. 5000 Arbeiter schaufelten, gruben, sprengten und tunnelten sich einen Weg zur Westküste, der landschaftlich heute mit zu den schönsten Strecken Europas gezählt wird. Als die LKW die Fischtransporte übernahmen, kamen die Dampfloks aufs Abstellgleis. Jetzt dampfen sie wieder - als "Jacobite Steam Trains"; die Black Five 4-6-0 No. 44767 und die KI 2-6-0 No. 2005 in 2 Stunden durch die einzigartige Glen-Szenerie.
 
Am Bahnhof zurück, ergattere ich einen der letzten freien Sitzplätze und harre der Dinge die da kommen. Eine halbe Stunde vor Abfahrt wird der Jacobite mit der Dampflok bereitgestellt. Der 1.Klasse-Waggon ist direkt hinter der Lok. Ich habe einen Gangplatz in einer Vierer-Sitzgruppe, was nicht ganz das ist, was ich gebucht habe. Aber der Zug ist ausgebucht und wen soll ich von seinem Platz verscheuchen. Es gibt Vorhänge an den Fenstern und plüschige Sitze. Tassen sind auf den Tischen platziert mit einem Cookie dabei. Ein Ehepaar mit Tochter aus Bayern übernimmt die restlichen Plätze.


The Jacobite Steam Train, besser bekannt als Hogwarts-Express




 
Während der Zug mit dem typischen Dampflokgeräusch an Fahrt gewinnt, treiben Qualmwolkcn von der Lok am Fenster vorbei und es riecht intensiv nach Kohle. Wir bekommen Tee/Kaffee kostenfrei am Platz serviert, das passiert auch auf der Rückfährt während die Fahrgäste der 2. Klasse alles bezahlen müssen.
 
Für die Querung des Glenfinnan Viadukt ist die Position des Waggons direkt hinter der Lok absolut ungünstig, außerdem regnet es mal wieder massiv. Die Drehorte weiterer Harry-Potter-Geschehnisse häufen sich. Wir kommen an Loch Shiel vorbei, an/in dem die Aufnahmen  für das trimagische Turnier stattfanden. In Loch Etive liegt Dumbledores Grabinsel.
 
Bei der Ankunft in Mallaig bleibt der Himmel mal trocken. Ich suche mir ein Lokal, wo ich Fish and Chips zum Mitnehmen bekomme. Für 8,50£ bekomme ich eine riesige und sehr leckere Portion.
 
Die Fähre von der Isle of Skye trifft ein und macht sich für die letzte Abfahrt um 18 h bereit.

Skye-Fähre

Bei der Rückfahrt sitzen wir nunmehr im letzten Waggon, da die Lok in Mallaig Kopf gemacht hat. Das Wetter klart immer mehr auf und ich bin gespannt auf den Viadukt, ob es mir denn jetzt gelingt, einige Foto-/Filmsequenzen zu bekommen. Dank der Mithilfe eines Reisenden gelingt das ganz gut.

 
Glenfinnan Viadukt mit Loch Fyne
Übrigens habe ich 11 Tunnel auf der Strecke gezählt, nach jeder Durchfahrt sind die Scheiben beschlagen.


 
Zurück in Fort William bleibt mir nur noch die Rückfahrt in mein B & B.


 
Webadressen:
https://www.westcoastrailways.co.uk/jacobite/jacobite-steam-train-details.cfm
https://www.fernvilla.scot/
Wetter: sintflutartiger Regen, nachmittags zunehmend aufklarend, 13 – 16° Grad
Gefahrene km: 58


19.08.2019 (Montag) > Ballachulish - Alexandria <
Es regnet…; nach einem erneut guten Frühstück nehme ich Abschied vom Tal von Glencoe und fahre entlang der Küste gen Süden Richtung Oban. Unterwegs klart es immer mehr auf und teilweise lässt sich die Sonne sehen. In Oban suche ich einen Parkplatz, ich brauche dringend Bargeld, da ich die heutige und auch die letzte Übernachtung bar bezahlen muss. Am Hafen finde ich ein Plätzchen. Gegenüber am Kai legen große Fähren nach wo auch immer ab. Der Betreiber ist auch hier Caledonian McBrayne, die die Skye-Fähre ebenfalls führen. Gegenüber ist die Bank of Scotland mit einem ATM, danach fahre ich weiter.

frische Austern in Oban


 
Wanderfreunde finden am lang gestreckten Loch Awe gut markierte Fußwege vor. Im Norden spiegelt sich das Gebirgsmassiv des Ben Cruachan (1125 m) im Wasser. Die bekannteste Insel im Loch ist Inishail mit dem Familienfriedhof des MacArthur-Clans und einer kleinen Kapelle. Loch Awe ist übrigens mit 42 km Länge das größte Süßwasserreservoir Schottlands.
 
Parkplätze entlang des Lochs haben den gleichen Fehler wie die Straße. Alles ist dicht mit Grünzeug zugewachsen, man sieht somit nicht viel.

namenlose Burg am Loch Awe
 
Fast ganz am Ende des weit ins Landesinnere reichenden spiegelglatten Meeresarms Loch Fyne liegt Inveraray mit seinem märchenhaften Schloss. Das imponierende Schloss - Stammsitz des Clans Campbell - (hier wohnt der Duke of Argyll) - stellt mit seinen seltsam grau-grün glitzernden Spitztürmen die kleine Ortschaft schlichtweg in den Schatten. Ein wirklich sehenswertes Beispiel britischer Neugotik mit mittelalterlichen und klassizistischen Elementen. Der Grundstein wurde 1746 gelegt und erst 1878 kam die letzte Kuppel dazu. Innen erwarten den Besucher prunkvoll ausgestattete Säle mit Kristallleuchtern, Spiegelwänden und Portraits berühmter Maler. Die reich verzierten Wände und die mit Gold dekorierten Deckenstukaturen lassen kaum eine leere Stelle übrig.
 
Inveraray Castle


Ich hatte übrigens die "zweifelhafte Ehre?" während eines Trailritts 1994 einen Tag mit der Duchess unterwegs zu sein; die Anrede lautet übrigens: Madam. Der seinerzeitige 12. Duke ist verstorben und die Dowager Duchess (so nennt man die Witwe hier) lebt 2 km vom Schloss entfernt, mittlerweile 74 Jahre alt. Ihr Sohn der 13. Duke trägt den selten dämlichen Namen Torquhil und die ganze Sippschaft gehört zum Clan Campbell! Das ist mir heute, so frisch aus Glencoe kommend, sauer aufgestoßen. Im Garten entdecke ich  Büsche aus Australien, so ein Teil steht auch vor meiner Haustür.


 
Loch Lomond wurde im Laufe der Jahrhunderte von Schriftstellern, Dichtern und Künstlern verewigt. Bekannt als die Königin der schottischen Lochs gehören die Ufer des Loch Lomond zu den bezauberndsten und romantischsten Orten auf den britischen Inseln. Die größte Süßwasser-fläche Großbritanniens Loch Lomond ist 23 Meilen lang, 5 Meilen breit und Schottlands dritt-tiefster Loch mit 636 Fuß Tiefe. Die Fülle an Wildtieren, die reiche Geschichte und die spektakuläre Naturschönheit des Lochs machen es zu einem der attraktivsten und beständigsten Besucherziele und ziehen seit Generationen Besucher aus der ganzen Welt an. Im Jahr 1999 wurde Loch Lomond und seiner Umgebung die Ehre zuteil, Schottlands erster Nationalpark zu werden. Obwohl man nur 30 Minuten von Glasgow und 90 Minuten von Edinburgh entfernt ist, würde man denken, dass man in einer Welt abseits der Zivilisation ist.
Loch Lomond trägt auch den Namen: Gateway to the Highlands weil nämlich mitten durch das Loch die Grenze zwischen Highlands und Lowlands verläuft. Bereits während der Fahrt fällt mir auf, dass die Hügel nicht mehr so hoch sind.

Sweeney Cruises, Balloch


In Balloch hatte ich bereits von zuhause eine zweistündige Bootstour auf dem Loch Lomond gebucht. Die Tour toppt alles, was ich bislang in dieser Richtung erlebte. Das Boot ist vielleicht halb voll, bereits beim an Bord gehen fallen mir 2 Typen mit Handy am Ohr auf. Der eine hat auch noch die Frechheit, dabei den Lautsprecher anzuhaben und das die ganzen 2 Std.. Dann gibt es Leute, die beständig ihre Runden drehen zwischen Ober- und Unterdeck, vorne runter, hinten wieder rauf. Dann gibt es die, die ständig Bier saufen und Snacks essen und zuletzt diejenigen, die ihre Kleinkinder bespassen müssen, damit die endlich aufhören zu schreien. Was gesehen haben vielleicht 1/3 der Anwesenden; dafür gebe ich doch kein Geld aus.
 
Meine Übernachtung im Cloudside B & B in Alexandria, das ist gleich bei Balloch um die Ecke, ist schön. Ein nettes Zimmer mit einem separaten Bad, das genauso groß wie das Zimmer ist. Es verfügt nämlich über eine Doppeldusche sowie eine freistehende Badewanne. An mein Zimmer grenzt eine private Terrasse nur für mich, aber zu nass. Außerdem gibt es einen Aufenthaltsraum sowie einen schwarzen Doodle.




 
Webadressen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Loch_Awe
https://www.inveraray-castle.com/
https://www.sweeneyscruiseco.com/cruises/island-discovery/
https://www.lochlomondbandb.com/
Wetter: überwiegend sonnig mit Schauern, 1^3 – 16° Grad
Gefahrene km: 189

 
20.08.2019 (Dienstag) > Alexandria - Bridge of Allan <
Heute beim Frühstück ist erneut Fremdschämen angesagt wie auch gestern auf Inveraray Castle. Ich frage mich immer wieder, wie man Urlaub in GB verbringen kann, ohne zumindest grundlegende Kenntnisse der Sprache zu haben. Gestern ein deutsches Ehepaar, was nichts  mit den Begriffen für den Belag auf den Sandwiches anfangen konnte, bis mir der Kragen platzt und ich übersetze, die Schlange hinter den beiden wurde einfach zu groß. Heute beim Frühstück erneut ein deutsches Ehepaar, die konnten nicht mal bitte oder danke sagen, die blafften einfach nur los. Als er dann Spiegeleier haben will und „poached eggs“ bestellt, habe ich einfach die Klappe gehalten, es hätte „fried eggs“ heißen müssen. Außerdem haben die beiden gestern beim späten Eintreffen das ganze Haus alarmiert. Aber wie heißt es so schön: Benehmen ist Glückssache!
 
Von Alexandria zum Loch Kathrine begleitet mich die Sonne und ich bin knapp davor, die Sonnenbrille aufzusetzen. Von Aberfoyle aus geht es hoch in die Berge mit nicht zu knappen Serpentinen und alles wie immer eng, enger bis der Pass Duke überquert ist, dort geht es genauso runter. Rechtzeitig stehen bereits Hinweisschilder auf „Steamship Sir Walter Scott". Ich kann es mir nicht verkneifen zu fragen, ob dieses Schiff tatsächlich das Schwesterschiff von „TSS Earnslow“ auf dem Lake Wakatipu auf der Südinsel Neuseelands ist. Tatsächlich wird mir das bestätigt, allerdings ist die „Sir Walter Scott“ schon 120 Jahre alt und wird seit 2009 mit Öl befeuert. Außerdem ist sie kleiner.



 "Sir Walter Scott"
 
Loch Katrine liegt geflankt von Bergen im Trossach Nationalpark, der flächenmäßig viergrößte in Großbritannien. Dieses romantische Gewässer inspirierte Sir Walter Scott zu seiner Geschichte "The Lady of the Lake". Auch hier liegen Inseln im Lake zu denen wilde Geschichten über Rob Roy und Co. erzählt werden. Leider ist es am Bug auf Dauer zu windig und ich verziehe mich auf das Achterdeck; dort entdecke ich eine Bank über dem Maschinenraum, so ist es warm von unten sowie im Rücken. Leider vertreibt mich der aufkommende Regen letztendlich auch von dort. Aber zumindest trotze ich dem Regen mit dem in Fort William erworbenen Regenschirm bis es richtig ungemütlich wird. Das wird der einzige Regen heute sein.
 
Zurück ist an Trossachs Pier die Hölle los und ich beeile mich, auf die Straße zu kommen. Tatsächlich ist keiner vor bzw. hinter mir. Auf der Hinfahrt hatte ich in Aberfoyle bereits ein Hinweisschild zum Scottish Wool Centre gefunden, das ist mein nächstes Ziel.
 
Das Scottish Wool Centre ist eine 4-Sterne-Besucherattraktion mit täglich kostenfreien Tiershows im Freien, darunter die Dog & Duck Show. Dabei sehe ich Schafe, die ich noch nie gesehen habe. Im Inneren ist für jeden etwas dabei, mit reiner luxuriöser Kaschmir-, Damen- und Herrenbekleidung zum halben Preis sowie einer umfangreichen Whisky- und Food-Halle. Im Ben Lomond Restaurant erhält man traditionelle hausgemachte Backwaren, köstliche schottische Gerichte, Auflaufformen und Kuchen, die mit Fairtrade-Kaffee serviert werden.

 der schaut auch in natura so

Bei meinen Fahrten über Land sehe ich natürlich unzählige Schafherden. Was mir auffällt, in jeder Herde ist mindestens ein schwarzes Schaf. Dazu finde ich bis heute keine Erklärung.

Meine Übernachtung ist heute in Bridge of Allan, unterwegs stolpere ich über Doune Castle und meine Ohren klingeln. Da war doch was, ach ja richtig, hier wurde für die erste Staffel Outlander gedreht > Castle Leoch, das ist der Ort wo Claire und Jamie ihre Flitterwochen verbringen. Wen das wirklich interessiert, einfach unten den Link anklicken, da steht mehr zu den Dreharbeiten.

Doune Castle

 "Outlander" Kostüme

Die Burg wurde um 1390 von Robert Stewart, 1. Duke of Albanyx vermutlich anstelle einer älteren Befestigung errichtet. Im 15. und 16. Jhr. diente sie den schottischen Monarchen, darunter Maria Stuart, als Landsitz und Jagdschloss. Bei ihrem zweiten Aufstand 1745 nutzen sie die Jakobiten als Gefängnis. Im 19. Jhr. wurde die Burg aufwendig restauriert. Und auch heute stehen wieder Gerüste außen und im Innenhof.
 
 

Unweigerlich fühlt man sich bei der Anfahrt auf Stirling an eine gelungene Kopie von Edinburgh erinnert. Hoch oben thront das Castle, und an den steilen Hügeln vulkanischen Ursprungs findet sich eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten. Auf dem gegenüberliegenden Hügel erhebt sich wie ein einsamer Wächter der schlanke Turm des Wallace Monuments. Stirling wird traditionell als "Key to the Highlands" bezeichnet und tatsächlich müssen auch heute noch alle Reisenden an der über dem Forth gelegenen Stadt vorbei, wenn sie weiter in den Norden wollen.

The Old Bridge in Stirling wurde vor über 500 Jahren von Murdoch, Herzog von Albany gebaut. Es war die niedrigste Brücke über den Fluss Forth für fast vier Jahrhunderte. Für Waren, die in der Burg eintrafen, wurden Zollabgaben erhoben und Zollbeamte saßen in einer überdachten Nische in der Mitte der Brücke. 1571 wurde auf der Brücke ein Galgen errichtet, um Erzbischof Hamilton zu hängen. 1745 wurde der Southernmost-Bogen von General Blackney gesprengt, um den Highlandern das Passieren unmöglich zu machen.

 Old Bridge, Stirling
 
Die überdachten Nischen sind nicht mehr überdacht, aber ansonsten ist alles noch vorhanden. Vor allem geht es steil hinauf und genauso steil hinunter. Das muss mit den Gespannen seinerzeit ganz schön mühsam gewesen sein. Direkt 100 m daneben spannt sich die neue Brücke und dahinter gibt es noch eine Eisenbahnbrücke. Von hier fahre ich zum riesigen Einkaufszentrum „The Thistle“ weil man dort gut günstig und zentral parken kann.
 
Stirling behauptet von sich, die am besten erhaltene Stadtmauer von Schottland zu besitzen. Tatsächlich müssen die Steinmetze hart geschuftet haben, um dieses Bollwerk hochzuziehen. Von mehreren Stellen der Altstadt hat man Zugang. Geschützt werden musste vor allem der königlich-schottische Gerichtshof, der seinen Sitz in Stirling hatte und von ständigen Angriffen bedroht war. Vom Back Walk, einem Rundgang, der die Stadtmauer entlang von der Dumbarton Road bis zum Schloss, dann um den Burgfelsen herum und bis zur Altstadt zurück führt, kann die noch erhaltene Bastion besichtigt werden. Der befestigte Turm war ursprünglich als Munitionsdepot konzipiert; heute dient er vorrangig den Tauben als Nistplatz.
 
Es geht zum Castle sowie auch zur Stadtmauer steil die Straße hinauf. Unterwegs ist ein Visitor Centre und ich lasse mir die für mich interessanten Dinge auf dem Stadtplan einzeichnen. Für die Kirche unterhalb des Castles bin ich knapp 10 Minuten zu spät. Also gleich weiter zur Stadtmauer. Der Zugang befindet sich  auf einem Friedhof, den ich entschlossen quere. Es erschließen sich weite Blicke ins Umland. Von hier laufe ich letztendlich hoch zum Castle.

 Stirling Castle



 
Meinen Rucksack darf ich doch mit hineinnehmen, er wird nur kontrolliert. Kaum habe ich das Ticket erworben, ertönt Feueralarm und alle Gebäude innerhalb der inneren Mauer müssen geräumt werden. Irgend ein Depp hat wohl irgendwo drauf gedrückt, also Fehlalarm und alles ist wieder frei zugänglich.  In fast allen Darstellungen innerhalb des Castles werden Einhörner gezeigt, die auch im schottischen Wappen enthalten sind.

 schottisches Wappen
 
„Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“. Dieses Thema beschäftigt nicht nur Hamlet, sondern auch die Menschen, wenn es um Einhörner geht. Gibt es sie oder nicht? Manche Leute glauben, das Einhorn sei ein Fabeltier, das niemals gelebt hat, andere meinen, es sei vielleicht ausgestorben wie das Mammut. Fest steht: das Einhorn ist bis zum heutigen Tage das Wappentier Schottlands und in keinem anderen Land der Welt blüht und gedeiht der Einhorn-Kult so stark wie hier. Jedes Jahr am 9. April feiern die Schotten den „National Unicorn Day“, einen Feiertag zu Ehren ihres Nationaltieres. In vielen Dörfern und Städten thronen steingewordene Einhörner auf Säulen hoch über dem Marktplatz und bringen den Menschen Glück. Seit dem Mittelalter wird in Schottland eine Goldmünze geprägt, auf der ein strahlendes Einhorn seinen Glanz versprüht. Stirling Castle mit seinen weltberühmten Wandteppichen, die die Jagd auf das Einhorn zeigen, gilt als Hochburg der Einhorn-Verehrung. Und im Hafen von Dundee liegt die Fregatte „HMS Unicorn“ vor Anker.
 
Alles nur ein Zufall? Oder steckt mehr dahinter? Um die Liebe der Schotten zu diesem edelsten aller Tiere zu verstehen, müssen wir die Spur der Einhörner zurückverfolgen. Die ersten Berichte stammen aus China und reichen bis ins Jahr 3000 v. Chr. zurück Von Zentralasien wanderten die Einhörner nach Süden, bis sie Indien und den Vorderen Orient erreichten. Um das Jahr 400 v. Chr. gelangte die Kunde von diesem rätselhaften und scheuen Tieren ins Abendland, wo selbst die Bibel sie mehrfach erwähnte. Für die Menschen des Mittelalters stand somit unwiderlegbar fest: Einhörner existieren! Denn wer an den Worten der Bibel zweifelte, landete auf dem nächsten Scheiterhaufen!!!
 
Am Ende einer steilen Verbindungsstraße thronen die Mauern des Besuchermagneten Stirling Castle, das im 15. und 16. Jh. Lieblingssitz der Stuart-Könige war. Tolle Ausblicke auf die Stadt, die vulkanischen Felsen der Ochils im Nordosten und aufs Wallace-Denkmal. Mit dem Auto kann man bis unterhalb der Festung auf den großen Besucherparkplatz fahren. Von der Esplanade gelangt man durch drei stark befestigte Tore in den Innenhof des Lower Square. Auf der rechten Seite liegt die Bastion Grand Battery, deren Kanonen fast täglich neu gestrichen werden. Links erhebt sich der Palast, in dem die königlichen Gemächer untergebracht waren. Es kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob auf dem hoch aufragenden Felsen, von aus der gesamte zentrale Teil Schottlands zu kontrollieren war, bereits die Pikten oder gar die Römer Befestigungen errichtet haben. Die erste gesicherte Erkenntnis ist die Stiftung einer Schloss-kapelle im Jahr 1110 durch König Alexander I..
 
Das Royal Hotel in Bridge of Allan wirkt von außen ziemlich pompös. Das Zimmer ist zwar klein wie es fast immer bei Einzelzimmern der Fall ist. Aber ich habe wieder eine Badewanne. Leider ist bei der Buchung über Booking.com kein Frühstück dabei aber ich bekomme es zum Haustarif.

 Royal Hotel, Bridge of Allan
 
Webadressen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Loch_Katrine
https://www.lochkatrine.com/cruises/1-hour-cruises/
https://de.wikipedia.org/wiki/Bridge_of_Allan 
https://www.mystisches-england.de/mystisches-schottland/lowlands/stirling.html 
https://www.historicenvironment.scot/visit-a-place/places/stirling-old-bridge/ 
https://my.stirling.gov.uk/services/tourism-and-visitor-attractions/historic-sites/balk-walk 
https://www.thethistles.com/events/the-bastion/ 
https://www.stirlingcastle.gov.uk/
https://www.royalhotelstirling.com/
Wetter: überwiegend sonnig, nur ein Schauer, 13 – 19° Grad
Gefahrene km: 109


 
21.08.2019 (Mittwoch) > Bridge of Allan - Pitlochry <
Nun ist das Frühstück doch im Preis enthalten, umso besser.
 
Nur unweit entfernt liegt Bannockburn. Da ich nicht vor habe, mir die Schlacht digital nachgestellt anzuschauen, bin ich etwas früher vor Ort. Es gibt Gedenktafeln und ein Denkmal von Robert the Bruce. Das Schlachtfeld ist nicht so gelassen worden wie in Culloden aber man kann sich gut vorstellen wie das vonstattengegangen ist. Denn das Gefälle im Hügel ist immer noch da und auch der kleine Bach, der seinerzeit so viele Engländer das Leben gekostet hat.

 Bannockburn


Robert the Bruce, King of Scotland

Südlich von Stirling bei Bannockburn befinden sich zum Gedenken an die Schlacht am 23. und 24.06.1314  eine Rotunde, ein Reiterstandbild und - gut geschützt, seitdem einige Patrioten sich für die Privatsammlung bereichern wollten - der Kommandostein Borestone. In der großen Schlacht von König Robert The Bruce gegen die Engländer unter König Edward II. kamen 30000 Mann zu Tode.
 
Jetzt bin ich hier tatsächlich mal auf einer Schnellstraße unterwegs, die Höchstgeschwindigkeit ist 112 km/h, da hält sich auch brav jeder dran. Hier stehen überall Blitzer, selbst das Navi kennt sie und warnt davor. Die LKW haben hier 6 Achsen, bei uns sind nur 5 erlaubt. Beim Fahren in den vergangenen 2 Wochen bin ich mit den Kreisverkehren ganz gut klar gekommen. Einzig die Beschriftungen auf der Fahrbahn irritieren etwas, wenn ein Ziel angegeben ist, bei dem man nicht weiß, ob es in Fahrtrichtung liegt.
 
Der Sitz der Grafen von Mansfield, Scone Palace, ist unbedingt einen Ausflug wert. Eine imponierende, lang gezogene Wohnfestung mit verwitterter und teils zugewachsener Fassade inmitten einer großen Parkanlage, in der Hochlandrinder und Pfauen frei herumspazieren. Moot Hill, der Hügel auf dem der Stone of Destiny (Krönungsstein) seinen Platz hatte, erinnert an diesen wichtigen geschichtlichen Ort, an dem alle schottischen Könige gekrönt wurden.


Scone Palace, Krönungsstätte der schottischen Monarchen
 
Ich habe mich hier nur geärgert. Beim Ticketkauf keinerlei Hinweise auf Film-/Fotografier-verbote. Auch bei der Kontrolle wird nichts gesagt, obwohl der Camcorder am Hals baumelt. Also rein und das Ding eingesetzt, fast wäre ich verhaftet worden. Ich reagiere ziemlich empört. Auch gehen mir die geführten Gruppen auf den Senkel, die lassen einen einfach nicht durch, wenn man weiter will und es waren fast in jedem Raum welche. So schnell habe ich noch nie eine Besichtigungsstätte verlassen.
 
Leider sind sämtliche Besichtigungsmöglichkeiten am Pass von Killiekrankie wegen Baumpflegemaßnahmen gesperrt, so dass ich direkt zum Blair Castle fahre.
 
Eindrucksvoll steht die weiß getünchte Festung Blair Castle mit den schmalen Fensterluken und ihren Türmchen und Zinnen inmitten einer riesigen Parkanlage. Königin Victoria machte 1844 Station im Castle und aus Dankbarkeit für die freundliche Aufnahme verlieh sie dem Grafen und seinen Männern die besonderen Farben der Atholl Highlanders. Noch heute ist diese Einheit die einzige Privatarmee Europas.
 
Das Castle liegt sehr eindrucksvoll auf großen Ländereien, die alle mit einer Mauer umgeben sind. Ab morgen findet hier eine internationale Pferdeausstellung statt, die bis Sonntag andauert. Sogar aus Australien sind Aussteller angereist und pro Tag werden rund 8000 Besucher erwartet.

 Blair Castle




 
Hier darf man überall fotografieren. Rund 30 Räume sind für die Öffentlichkeit freigegeben. Der jetzige Earl und auch sein Vorgänger leben in Südafrika. Die direkte Linie hier in Schottland ist ausgestorben und der Titel fällt dann automatisch an den nächsten lebenden Verwandten. Aber immerhin lässt er sich hier einmal jährlich sehen.
 
Der Herkules Garden ist sehr schön angelegt mit vielen Obstbäumen und in der Mitte ein Teich mit Seerosen. Die Pflaumen sind reif und ich pflücke einige, sie sind sehr lecker. Unter den Pflaumenbäumen versuchen Enten, sich alles zu schnappen was auf der Erde liegt. Ich habe noch nie gesehen, dass eine Ente es schafft, ein komplette Pflaume durch den Hals zu schieben. Anscheinend haben sie lange geübt.

 Herkules-Garden
 
Von hier fahre ich Richtung Pitlochry um die nach eigener Aussage kleinste Whisky-Destille für Single Malt Scotch Wkisky zu besuchen: Edradour. Sehr malerisch mit alten Gebäuden in einem Tal gelegen. Die Führung dauert 1 Stunde und der Guide John ist von den Produkten absolut überzeugt. Gleich zu Beginn werden 2 verschiedene Whiskysorten kredenzt. Ich probiere und finde den 10jährigen Edradour absolut gut. Die zweite Sorte ist mir zu rauchig. Hatte ich vor der Besichtigung einen Tee getrunken und den Pott gleich mit erworben gilt das auch hier für das spezielle Whiskyglas mit Namensprägung. Hoffentlich kriege ich das alles heil nach Hause.






Ein Fass würde ein ganzes Leben reichen!
Der Whisky ist mir leicht zu Kopf gestiegen, zum Glück liegt meine Unterkunft nicht weit entfernt. Für besondere Anlässe erwerbe ich eine kleine Flasche.
 
Im Well House ist gerade rush hour angesagt, als ich einchecken will. Ich beziehe ein schönes Zimmer mit Bad. Tja, und dann ist erst mal Packen angesagt. Es sind doch so einige Mit-bringsel zusammen gekommen. Zum Glück ist mein Gewichtslimit für den Flieger ausreichend, denn darauf lag mein Hauptaugenmerk bei allen Erwerbungen.

 
Ich frage John, meinen Wirt, nach einem Lokal, mir steht der Sinn auf Steak. Der Laden ist ganz nobel und auch nicht billig nach einem Blick in die Speisekarte. Die Suppe hört sich gut an, so ganz verstanden habe ich es nicht, aber irgendwas scharfes mit Honig drin, lecker ist sie. Das Steak ist handtellergroß und einfach nur perfekt, dazu gibt es einen Pinot Grigio. Eigentlich ist zum Steak Rotwein angesagt, aber die Angebote sind nicht nach meinem Geschmack. Ein Dessert würde das Fass zum Überlaufen bringen. Daher bezahle ich und rolle in meine Kemenate.
Webadressen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Bannockburn
https://www.battleofbannockburn.com/
https://scone-palace.co.uk/
https://blair-castle.co.uk/
https://www.edradour.com/
https://btsecuresession.com/wellhouseandarrochar.co.uk/index.html
Wetter: morgens Sonne, gegen Nachmittag zunehmend bewölkt, dann Regen, 13 - 18° Grad
Gefahrene km: 157


22.08.2019 (Donnerstag) > Pitlochry - Edinburgh - Hamburg – Lengerich
Nochmals gut geschlafen, gefrühstückt und dann heißt es Abschied nehmen von den Highlands. Nach Edinburgh sind es gute 120 km, überwiegend über Schnellstraßen. Ein Stau ist unterwegs baustellenbedingt, aber nach 5 Minuten geht es bereits weiter. Das Navi hat mir für Edinburgh nochmals eine Supermarkttankstelle von Morrison ausgesucht, das spart nochmals 6 Pence den Liter Sprit, zumal der Tank kurz vor Reserve steht, da lohnt sich das. Von der Tankstelle zum Flughafen sind es 5 km. Die Mietwagenrückgabe ist gut beschildert und bei Hertz ist nur ein Kunde vor mir. Wie zu erwarten, gibt es keine Beanstandungen. Ich moniere nur, dass ich keine Bluetooth-Verbindung zum Handy aufbauen konnte. Mit 2454 km mehr auf dem Tacho gebe ich das Auto zurück, der Durchschnittsverbrauch liegt bei 6,1 ltr./km.
 
Das Gepäck geht wie in Hamburg im Selbst-Check-in, da aber ein völlig anderes System, bitte ich um Hilfe; dank des Scans der Bordkarte auch kein Problem. Ein letzter Flat White muss her, schließlich muss ich ansonsten bis nächstes Jahr Australien warten. Nun harre ich der Dinge, speziell der Bekanntgabe des Abfluggates. Der Abflug verzögert sich nur um ½ Std., als ich zum Gate komme ist bereits Boarding angesagt. Der Flug artet ein wenig aus, weil in den Reihen vor mir einige Hooligans randalieren. In HH endet der Spuk durch Polizeieinsatz. Das komplette Handling läuft schnell ab und ich sitze in der S-Bahn, in der Hoffnung, den IC um 17:46 h zu erwischen. Das klappt aber nur wegen 25 Minuten Verspätung, die bis Osnabrück auf 35 Minuten kommt. Die Teutobahn steht abfahrbereit und am Bahnhof holt mich Charly ab. Ausgepackt ist schon alles.
 
Meine Erfahrungen in Schottland sind vielfältig. Überwältigt hat mich die absolute Freundlichkeit der Menschen. Wildfremde grüßen einen auf der Straße. Da fällt die teilweise große Unfreundlichkeit der Touristen gleich ins Gewicht. Das Fahren auf der linken Seite ist für mich kein Problem, hatte ich mich sogar für ein Auto ohne Automatik entschieden. Das Navi ist beim Fahren mehr als hilfreich, hat sich aber  den einen oder anderen Schnitzer erlaubt; aber man muss halt selbst auch noch aufpassen, wo es hingehen soll. Das Wetter ist leider nicht mit mir gewesen. Aber wiederholt hat man mir versichert, dass es seit Menschengedenken der nasseste August ist; für mich leider wenig hilfreich. Auch die Temperaturen bewegen sich sonst deutlich um die 20° Grad aufwärts; mehr als 19 habe ich aber nicht raus kitzeln können. Letztendlich kann ich nur das Beste draus machen und muss ggf. Abstriche hin nehmen aber was ist schon perfekt. Schottland ist eine Reise wert, mehr als eine!

Und noch etwas, was mir extrem aufgefallen ist. Hatte ich bislang in NZ und OZ oft bei manchen Dingen Fragezeichen im Gesicht, werden sich mir diese zukünftig besser erschließen, da ich in Schottland oftmals die Wurzeln gesehen habe oder nun Zusammenhänge herstellen kann.
Wetter: Sonne, 13 – 20°Grad in Scotland; in Deutschland sonnig und warm
Gefahrene km: 120


Autokilometer: 2454

Gesamtkosten: 2609 €