Mallorca 2021



 

Mallorca 11. - 17. (23.12.) 2021

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11.12. (Samstag) -< Lengerich - Osnabrück - Hamburg - Palma de Mallorca - Sineu >
Spanien: die Balearen: Mallorca. Mallorca ist unumgänglich. Man kommt nicht daran vorbei. Das macht die geographische Lage auf 39,5 Grad Nord/drei Grad Ost. Sie bestimmte Geschicke und Geschichte der Insel von Grund auf. Es ist eine Geschichte des Fremdenverkehrs, deren vielfältige Kapitel von Eroberern, Einwanderern, Siedlern und Piraten berichten, die alle ihre Spuren hinterließen. Wer ihnen nachgeht, findet sie nicht so sehr in den greifbaren, steinernen Zeugen der Jahrtausende, sondern vielmehr im Wesen der Mallorquiner, in ihrem Charakterbild, in ihrer Erscheinung. Sollte es etwas Gemeinsames geben, dann dies: die Erfahrung im Umgang mit meist unangemeldeten Besuchern, das permanente Überlebenstraining, das den Mallorquinern phänomenalen Gegenwartserfolg bescherte: sie erwirtschaften rund 70 % des Bruttosozialeinkommens im Fremdenverkehr und erzielen damit das höchste Pro-Kopf-Einkommen in ganz Spanien. Bis dahin war es ein weiter Weg für der Deutschen Lieblingsinsel.
 
Die ersten Fremden waren Einwanderer aus Südfrankreich, die sich im 6. Jahrtausend v. Chr. in Höhlen an den Steilküsten und im Inselinneren einquartierten. Man fand Waffen und Geräte aus Stein, die auf jungsteinzeitliche Höhlenkultur schließen ließen.
 
Die nächsten Einwanderer, Iberer, die um 4000 v. Chr. aus Afrika oder dem Kaukasus kamen, vermischten sich mit der Inselbevölkerung oder brachten sie um. Zu den Überlebenden stießen 2000 Jahre später Seefahrer aus dem östlichen Mittelmeer. Von ihnen lernten die Inselbewohner nicht nur den Umgang mit Metallen wie Silber, Zinn und Eisen, sondern auch, mächtige Steinquadern ohne Mörtel aufeinander zu türmen. Diese Talaiot Kultur, deren Bezeichnung sich aus den runden Wachtürmen der Bruchsteinbauten ableitet, war die noch bis zur Römerzeit vorherrschende Siedlungsform. In späteren Jahrhunderten dienten sie der Bevölkerung als Materialreserve bei Haus- und Kirchenbau. Das erklärt, warum zwar Reste von über 200 Talaiot-Dörfern identifiziert wurden aber nur wenige nennenswerte Relikte blieben, die noch Strukturen eines Dorfes aufweisen.
 
Obwohl Menorca und Ibiza von den Phöniziern, welche um diese Zeit das westliche Mittelmeer dominierten, bereits im 7. Jhr. v. Chr. besetzt wurden, blieb Mallorca verschont. Nichtsdestoweniger verdingten sich Mallorquiner als Steinschleuderer in den karthagischen Heeren. Da diese Fertigkeit auf den Balearen von klein an geübt wurde, brachten es die jungen Männer mit ihren Steingeschossen zu besonderer Treffsicherheit und Durchschlagskraft. Sogar die Bezeichnung der Inselgruppe geht vermutlich auf die Steinschleuderkunst der Bewohner zurück (griechisch: ballein = werfen). Tatsächlich kämpften die Steinschleuderer nicht nur auf der Seite der Punier unter Hamilkar und Hannibal, sondern waren am Ende auch bei den römischen Truppen Scipios zu finden, die Karthago einnahmen und zerstörten. Das Standbild eines Steinschleuderers im Park unterhalb der Almudaina in Palma erinnert an die Heldentaten im Altertum.
 
Mit dem Niedergang Karthagos entwickelte sich ein Machtvakuum, das die keiner Seite sonderlich verbundenen Mallorquiner zur Seeräuberei nutzten. Diese einträgliche Aktivität ließ auch römische Handelsschiffe nicht ungeschoren, was den Unwillen Roms erregte und letztlich, im Jahr 123 v. Chr., zur Besetzung der Balearen führte. Damit begann eine über 500 Jahre währende friedliche Epoche unter römischer Verwaltung. Kriegsveteranen und Verbannte wanderten aus Rom und ganz Italien zu. Pollentia (heute Alcudia), Inca und Palma wurden gegründet, eine verbindende Heerstraße – immer noch Hauptverkehrsachse der Insel – entstand, und eine florierende Exportwirtschaft entwickelte sich vor allem mit Öl von den damals eigens eingeführten Olivenbäumen sowie mit Tongeschirr und Keramik. In den ersten Jahrhunderten der neuen Zeitrechnung begann auch auf den Balearen die Christianisierung. Die immer noch zugängliche Höhle von Sant Marti bei Las Gaviotas diente den frühchristlichen Gemeinden als Zufluchtsort vor Verfolgung, bis sich das Christentum vollends durchgesetzt hatte.
 
Die Pax Romana endet mit der Eroberung der Balearen und weitgehender Zerstörung römischer Strukturen durch die Vandalen im Jahr 430. 100 Jahre später löste Ostrom von Byzanz aus die Vandalenherrschaft ab und nutzte Mallorca als Basis für den Kampf gegen die Goten auf dem spanischen Festland. Gleichzeitig verlor Byzanz nach und nach seine nordafrikanischen Besitzungen an vorrückende arabische Mächte, deren Flotten erstmalig im 8. Jhr. auch vor den Balearen auftauchten. Der darauffolgenden Phase von Plünderungen und gegenseitiger Piraterie setzte die Eroberung Mallorcas durch die Araber, die sich mittlerweile ganz Spanien – das frühere Westgotenreich – einverleibt hatten, im Jahre 902 ein Ende. Über mehr als 3 Jahrhunderte arabischer Herrschaft entfaltete sich nun orientalische Kultur auf der Insel. Maurische Hinterlassenschaften sind die bewässerten Obst- und Gemüseterrassen vor allem an der südlichen Westküste, die Orangen- und Mandelbaumkulturen sowie die Gartenanlagen um Villen und Paläste, wie sie noch heute in Esporles oder Alfabia existieren. Viele arabische Ortsnamen überdauerten die Jahrhunderte, so zum Beispiel Alcudia, Algaida und Alaró, aber auch so fremdartig wirkende Bezeichnungen wie Andratx, Fornalutx, Binissalem, Banyalbufar oder Biniaraix. Bauwerke aus arabischer Zeit sind dagegen bis auf die Banys Arabs in Palma in ihrer ursprünglichen Form so gut wie gar nicht mehr vorhanden.
 
Die Rückeroberung Mallorcas am Ende des Jahres 1229 durch ein eigens zusammengestelltes Christenheer erfolgte lange vor der vollständigen Vertreibung der islamischen Heiden aus Spanien. Die letzte Bastion der Westgoten in Asturien an der Biscayaküste war Ausgangspunkt der Reconquista, die zunächst das nördliche Spanien mit den Regionen Galicien, León, Navarra, Kastilien, Aragón und Katalonien von der Maurenherrschaft befreite.
 
Die spanischen Könige regierten Mallorca mit wechselndem Erfolg. Erwähnenswert ist der Aufstieg der Insel zu einem der bedeutendsten Handelsplätze des westlichen Mittelmeers. Mallorquinische Seefahrer genossen Weltruf und die auf Mallorca beheimateten Kartographen zeichneten die besten Seekarten ihrer Zeit.
 
Ende des 15. Jhrs. setzten sich die Türken in Nordafrika fest und überzogen die Insel mit zahllosen Piratenangriffen. Aus dieser sogenannten Türkenzeit stammen die zahlreichen Wacht- und Verteidigungstürme rund um die Insel. Mit der Seeschlacht von Lepanto 1571 ließen die Angriffe nach, wenngleich sie bis ins 19. Jhr. eine latente Bedrohung darstellten.
 
Mit der Entdeckung Amerikas und der damit verbundenen Verlagerung strategischer und wirtschaftlicher Hauptinteressen rückte Mallorca an den Rand weltpolitischen Geschehens.
 
Nach vielen wechselvollen Jahren gelang der Landwirtschaft Mallorcas Ende des 19. Jhrs. eine devisenbringende Umstellung auf Mandelbaumpflanzungen und Intensivierung der Obst- und Gemüseernten. Mit der wirtschaftlichen Erholung einhergehend begann auch der Tourismus, zunächst überwiegend vom eigenen Festland und aus Großbritannien, aber zunehmend in wachsendem Umfang auch aus anderen Ländern.
 
Der 1. und auch der 2. Weltkrieg gingen an der Insel fast unbemerkt vorbei. Allerdings diente Mallorca als geheimer Anlaufpunkt für angeschlagene deutsche Schiffe und Flugzeuge. Die Franco-Ära brachte die Unterdrückung allen eigenständigen Gedankengutes und die strikte Anbindung an die Zentralgewalt in Madrid. Auch mit dem Übergang zur Demokratie nach dem Tode Francos 1975 änderte sich nichts an dem Immobilienboom, einhergehend mit dem unzähligen Bau namenloser Bettenburgen.
 
Mallorca erlangte 1983 Autonomiestatus, vergleichbar dem deutscher Bundesländer. Die lange verbotene Inselsprache Catalá ist heute vor dem Spanischen erste offizielle Sprache.
 
Die Größe Mallorcas beträgt 3603 km², was ziemlich genau den addierten Flächen des Saarlandes, Bremens und Hamburgs entspricht. Anfang 2019 lebten incl. der gemeldeten Ausländer ca. 915000 Menschen auf der Insel, die Mehrzahl davon im Raum Palma. Die jährliche Touristenzahl liegt oberhalb der 12 Millionengrenze.
 
Mallorca hat die Form eines gegen Norden auf die Spitze gestellten leicht gestauchten Quadrates mit Dellen oben rechts und unten links, verursacht durch die Buchten von Pollença, Alcúdia und Palma. Der bis zu 20 km breite Gebirgszug Serra de Tramuntana mit zahlreichen Gipfeln über 1000 m Höhe zieht sich entlang der verklüfteten nordwestlichen Küste von der Insel Dragonera bis zum Cap de Formentor und bedeckt ein Viertel der Inselfläche.
 
Die sich nach Osten anschließende oft wellige Ebene Es Pla wird im zentralen Bereich von kleineren Höhenzügen unterbrochen. Klöster und Wallfahrtskirchen krönen die markantesten Erhebungen. Während sich im Südosten die Ebene bis zur Küste fortsetzt, liegen die östlichen Hafenstädtchen und Urbanisationen von Portopetro bis Cala Rajada mehr oder minder im Schutz der Serra de Levante, einer Gebirgsregion, die sich im Norden auf die gesamte Halbinsel von Artà erweitert. Sie erreicht, vom Meer aus gesehen, durchaus eindrucksvolle Höhen von über 500 m.
 
So verschieden wie die Landschaften im Inselinneren präsentieren sich die Küstenstriche. Findet man in den wenigen zugänglichen Buchten an der hochaufragenden Steilküste im Nordwesten nur in Port de Sóller und Cala Sant Vicenç Sandstrände, stößt man an der ebenfalls überwiegend felsigen Ostküste auf eine Vielzahl idyllischer kleiner Buchten mit Stränden. Tiefe Einschnitte in die Küstenlinie (Cala D’Or, Cala Mondragó) und sich nach dem Durchbruch erweiternde Buchten (Portopetro, Portocolom) bieten geschützte Wassersportreviere. Im Nordosten liegen breite offene Strände mit türkis schimmernder Wassertransparenz (Sa Coma, Cala Millor und vor allem die Cala Agulla und Mesquida).
 
Im Inselnorden bietet die Bucht von Pollença, einschließlich des schönen, südlich gelegenen Strandes von Formentor, kleinere Strandabschnitte an ihren felsigen Flanken und Sandstrand wechselnder Qualität am flach auslaufenden Ufer entlang der Küstenstraße. Fast 8 km ununterbrochener Strandlinie hat die Bucht von Alcúdia zwischen Port d’Alcúdia und Can Picafort aufzuweisen. Wegen der ungeschützten nordöstlichen Lage baut sich dort nicht selten kräftige Brandung auf. Östlich von Can Picafort/Son Baulo beginnt eine flache Felsküste mit nur wenigen Strandabschnitten.
 
Ein Sonderfall sind der helle, ebenfalls kilometerlange Strand Es Trenc zwischen Colonia de Sant Jordi und Sa Rapita sowie seine kleineren südlichen Verwandten. Außer den Stränden vor einem kiefernbewachsenen, schmalen Dünengürtel bietet diese Inselecke jedoch landschaftlich nichts. Westlich von S’Estanyol steigt die Küste an und ist mit wenigen Unterbrechungen bis hin zur Bucht von Palma kaum noch zugänglich. Letztere präsentiert sich hinter künstlich verbreiterten Stränden weitgehend zugebaut. Nur das äußerste Ende der Westflanke mit der Cala Falco und den Buchten von Portals Vells entging der Vollurbanisierung.
 
Der sich anschließende sanft gebirgige Südwesten gehört zu den beliebtesten Regionen der Sonnensucher. Dessen große und kleine Buchten mit und ohne Strand befinden sich weitgehend in der Hand von Tourismusindustrie und Immobilienfirmen. 

Am 13.04.2021 buchte ich die Flüge mit Eurowings vom FMO; froh darüber, endlich mal wieder vor der Haustür abfliegen zu können. Leider ereilt mich am 30.09.2021 der Tiefschlag, die Flüge sind gecancelt; die angebotenen Alternativen ab FMO nicht akzeptabel. Also ran an den PC und alles prüfen, was denn überhaupt machbar ist. Letztendlich finde ich die Variante ab Hamburg, was ich dann zähneknirschend umbuche. Also wieder mit der Bahn gute 2 Std. Anreise zum Helmut-Schmidt-Airport in HH und zurück das umgekehrte Spiel.
 
Michi bringt mich zum Bahnhof, dank DB Regio ist es für mich möglich, quasi vor der Haustür in den Zug zu steigen. Die RE 2 von Düsseldorf nach Osnabrück ist bis auf 2 Minuten pünktlich, was will man mehr. IC 2212 bringt 16 Minuten Verspätung wegen verspäteter Bereitstellung mit, aber ich habe mehr als genug Puffer. Womit ich nicht rechne, der Zug ist exorbitant voll, ein Wagen fehlt und ich finde mit Mühe noch einen Sitzplatz.
 
In Hamburg Hbf wechsele ich in die S 1 zum Hamburg Airport und ja, ich erinnere mich daran, dass ich in die ersten 3 Waggons einsteigen muss (Schottland 2019), in Ohlsdorf wird der Zug getrennt und würde ansonsten wo immer landen. Am Airport angekommen sortiere ich mich erst mal, Jacke in die Reisetasche und alle nötigen Papiere in den Bauchladen.
 
Bei Eurowings ist noch tote Hose, aber ich drehe eine Runde durch die Schalterreihen im Terminal 1. Als die ersten Passagiere anstehen, bin ich die Dritte in der Reihe. Online-checkin-Bordkarte, Zertifikat Spanish Health, Ausweis und Cov Pass auf dem Handy, all das wird verlangt. Und dann kommt die absolut peinliche Frage an mich, warum ich als „Mann“ mit den Papieren einer Frau unterwegs bin. Das ist mir ja nun nicht erstmals passiert, aber ich bin doch immer wieder geschockt. Auf keinen Fall werden deshalb meine Haare wachsen!!!
 
Bei der Sicherheitskontrolle auch wieder Neuigkeiten, jetzt müssen größere elektronische Geräte und dazu zählen die auch Kameras ausgepackt werden, ebenso das Navi, vom Laptop ganz zu schweigen. Am besten, ich räume den Rucksack zukünftig komplett aus; aber wer weiß, was beim nächsten Mal ist.
 
Der Italiener in der Fressmeile hat geöffnet und ich leiste mir Pesto con funghi, dazu ein Glas Chardonney, alles unter 2-G-Bedingungen.
 
In einer Info erkundige ich mich nach einer Station zum Befüllen meiner Wasserflasche, es gibt nur eine offene Station, aber die Flasche ist wieder gefüllt.
 
Danach suche ich Gate 40 und es heißt warten bis zum Checkin. Das Boarding für Flug EW 7580 Airbus A 319 beginnt verspätet, ebenso wie der Abflug. Dafür ist wegen Rückenwind die Flugzeit kürzer. Die Route geht über Frankfurt, Basel, Genf und über das Rhonetal. Die schneebedeckten Berggipfel in der Schweiz stechen durch die Wolken. Im Sonnenlicht sieht das toll aus.

 Die Schweizer Gipfel
 
Kaum aus dem Flieger raus, muss bereits der QR-Code des spanischen Gesundheitsdienstes vorgezeigt werden. Und das ganze Prozedere noch einmal in Verbindung mit dem Cov Pass. Überall wird alles in Spanisch, Englisch und Deutsch angezeigt. Bei Hertz/Thrifty stehe ich 10 Minuten in der Warteschlange und nochmals 5 Minuten am Schalter, dann bekomme ich die Unterlagen für einen Renault Clio in weiß mit 13264 km auf dem Tacho. Einen Schlüssel hat das Teil nicht mehr, gestartet wird mit Knopf. Das Teil hat sogar eine Rückfahrkamera. Gepäck in den Kofferraum, Navi an die Scheibe gebaut und dann will ich eigentlich starten, nur das Navi lässt auf sich warten. Aber irgendwann weist es mir den Weg und gegen 19 h bin ich bereits im Quartier. Wie Google schon anzeigte, am Arsch der Heide. Meine Ferienwohnung ist klein aber fein und die Heizung läuft. Es erwartet mich ein Fresspaket mit einem Baguette, einer Flasche Wasser, Obst und spanischen Schweinereien. Trotzdem fahre ich nochmals nach Sineu, um die fehlenden Dinge zu besorgen. Einzig die Handyverbindung und das Internet sind grottenschlecht. Da muss ich morgen nachfragen.
 
Sa Casa Rotja ist das älteste Landgut auf Mallorca, die Gebäude stammen aus dem 17. Jhr., aber alles ist liebevoll erhalten. Es gibt diverse Gemeinschaftsräume, die zur freien Nutzung vorhanden sind.

 Sa Casa Rotja, Sineu
Webadressen:
Wetter: Zuhause -2,5° C, leicht sonnig, in Hamburg ebenso kalt und diesig; Mallorca wolkig, 17°C
Gefahrene km: 49


12.12. (Sonntag) > Südwestliche Sonnenküste und Hinterland <
Diese Route eignet sich zunächst als erste Entdeckungstour zum Kennenlernen der südwestlichsten Region Mallorcas.
 
Schon die Anreise macht Laune, wenn man mit dem Auto kommt. Unterhalb des Berges Galatzó schmiegt sich das Dorf Galilea in die Landschaft. Galilea? Richtig, der Ort wurde nach dem biblischen Dorf genannt; vielleicht weil er einen so himmlischen Ausblick auf die Insel bietet. Man sollte ihn von der Terrasse der kleinen Kirche genießen. Das ist nun das andere Mallorca, das stille, das einfache. Touristentrubel und Betonsilos scheinen unendlich fern, kaum vorstellbar, dass 20 km weiter südlich die Hotelburgen von Tausenden von Urlaubern umwuselt werden. Galilea ist sich und seiner Schönheit treu geblieben. Einige Künstler haben sich hier niedergelassen und zollen der Landschaft ihren Tribut. Direkt in der kleinen Taverne neben der Kirche serviert die Señora des Hauses einen Schinken, der ebenso unvergleichlich wie ihr Dorf ist.
 
Leider ist das Lokal geschlossen und das Cafe gegenüber hat keinen Schinken.
 
Mit dem Auto habe ich mich auf der Fahrt hierher arrangiert. Allein die Rückfahrkamera ist Gold wert, wenn man auf diesen schmalen Straßen drehen muss. Auch die Sensoren rundum melden sich früh. Das Navi weiß nicht alles, aber ich kopple das Handy mit dem Auto und kann über das riesige Display auf Google Maps zugreifen. Auch die Displaysprache ist inzwischen Deutsch. Bin ich doch sehr erstaunt, dass in einem Mietfahrzeug das Manual vorhanden ist wie auch eine Warnweste. Das hatte ich bislang noch nie. Die Nebenstraßen sind nicht unbedingt autofreundlich. Wenn wir zu Hause von Schlaglöchern sprechen, solltet Ihr mal die hiesigen Krater sehen. Bei zu hohem Tempo ist ein Achsbruch vorprogrammiert.

 Renault Clio
 
Unterwegs sehe ich alle Arten von Zitrusfrüchten. Es sind Unmengen von Radfahrern und Bikern unterwegs. Außerdem sind die Straßen für Tempo 30 mit heftigen Pümpeln versehen, die man nur kriechend überwinden kann, sonst ist schnell der Spoiler ab.

 erntereif
 
Über die Ausläufer des Tramuntanagebirges erreicht man Sant Elm. Knapp 15 km Serpentinen ab Galilea und einige Höhenmeter gilt es zu überwinden. Die Straßenführung erfordert Achtsamkeit, lenkt doch die wunderschöne Natur zu gerne einmal ab. Der Blick auf das Mittelmeer ist an manchen Stellen zu erahnen, zeigen tut es sich jedoch nicht. Rund 20 Minuten führt der Weg entlang zwischen Gestein und einsamen Häuschen. Die eine oder andere wilde Bergziege könnte über die Straße traben.
 
In Sant Elm ist die Welt offenbar noch in Ordnung! Besucher und Inselbewohner schätzen die friedliche Atmosphäre des Örtchens. Die Seele baumeln lassen und eine weitere Facette von Mallorcas Schönheit entdecken. Sant Elm, ein verschlafener Ort für Ruhe und Erholung. Ein Fleckchen Erde, dem sich Naturliebhaber verbunden fühlen. Auf den ersten Blick unscheinbar, bietet Sant Elm viele Möglichkeiten, um einen unvergesslichen Urlaubstag zu verbringen.
 
Beim Erreichen des Ortes lässt die Bewunderung nicht lange auf sich warten. Wie durch einen Tunnel, geformt von Pinien, blicken Ankömmlinge nach ihrer Route plötzlich auf das Meer. Vor rund 500 Jahren schätzten Piraten die abgelegene Lage der Bucht, denn Sant Elm ist der westlichste Punkt Mallorcas. Noch heute mögen Touristen und Inselbewohner sowie Residente die Unberührtheit des Ortes. Menschen, die Sant Elm besuchen, kommen auf Grund der Idylle, um zu entspannen oder um in einem der Fischrestaurants mit Blick auf das Mittelmeer zu verweilen. Das Örtchen gehört zur Gemeinde Andratx und zählt circa 500 Einwohner. Aufgrund der Hanglage geht der Blick auf das türkisgrüne Wasser und die vorgelagerten Inseln Es Pantaleu und Sa Dragonera nahezu nie verloren.

 Sant Elm
 
Bei strahlend blauem Himmel schlendere ich nach erfolgreicher Parkplatzsuche durch die Straßen. Ganz am Ende lockt mich ein Restaurant mit traumhafter Sicht auf das Meer. Auf der Terrasse genieße ich spanische Spezialitäten und zum Abschluss einen Kaffee. Mein arg eingerostetes Spanisch erholt sich langsam.
 
Einmal in Port d’Andratx war es früher Pflicht, die Halbinsel Sa Mola hinauf zu fahren. Die Straße führt an traumhaft gelegenen, architektonisch beachtlichen Villen vorbei. Heute sieht man davon wegen hochgewachsener Hecken nur noch wenig. Immerhin ist der Aussichtspunkt am Straßenende beim Leuchtfeuer nach langer Sperrung wieder zugänglich. Die Anfahrt ist ausgeschildert. Das hilft aber trotzdem nicht, denn der Zugang ist mittels Tor verschlossen. Es gelingt mir nur teilweise, einen Blick auf die Aussicht zu werfen, weil alles zugebaut ist.
 
Den östlichsten Punkt der südwestlichen Sonnenküste bildet Cap de Cala Figuera mit seinem Leuchtturm. Aber schon viel früher, im Jahr 1579, ist hier unweit entfernt ein Wachturm gegen Piratenüberfälle errichtet worden. Die Reste von diesem Torre befinden sich rechts von der Zufahrtstraße zum Leuchtturm. Von dort aus hat man einen ausgezeichneten Blick auf die Bucht von Palma, das Cap Blanc und auf den Archipel Cabrera.
 
Auch hier sperrt ein Tor den Zugang ab und zu Fuß wären es gute 5 km one way. Das ist mir angesichts des fortgeschrittenen Nachmittags zu weit obwohl es erst gegen 18h dunkel wird. Also bleibt mir nur die Rückfahrt ins Quartier. Aber nun über die Autobahn an Palma vorbei. Dabei stelle ich fest, dass die Mallorquiner entweder wie die Schnecken fahren oder auf allen Spuren finden wilde Überholmanöver statt.
 
Fazit für den heutigen Tag ist auf jeden Fall, je einsamer desto weniger Leute, wobei ich natürlich berücksichtigen muss, dass Sonntag ist.
Webadressen:
Wetter: 16° C, wolkenlos, fast windstill
Gefahrene km: 212


13.12. (Montag) > Palma de Mallorca <
Palma ist die Stadt mit dem dichtesten Autoverkehr in ganz Spanien. Dennoch, oder gerade darum, sollte man sie zu Fuß durchstreifen. Die Entfernungen im historischen Zentrum sind kurz, die Wege amüsant. Es gibt viele Bars am Wegesrand; Straßencafés, wo man sich niederlassen und die Stadt an sich vorüberziehen lassen kann: Menschen, rührig, geschäftig, lebhaft, selten aber hektisch. Sie sind legerer gekleidet als in mancher Stadt auf dem spanischen Festland und auch modischer. Palma ist eine Menschenstadt.
 
Palma de Mallorca, die „Perle im Mittelmeer“ ist eine sehr vielseitige und aufregende Großstadt. Egal ob Kultur, Shoppen, Relaxen. Sport, Strandleben, Nachtleben oder was der Besucher sonst von einer Großstadt erwartet, Palma de Mallorca erfüllt alle Wünsche.
 
Die Hauptstadt Mallorcas liegt an der 20 km langen Bucht Badia de Palma. Vom Meer aus gesehen wirkt das Stadtpanorama wie eine Theaterkulisse. Von weitem schon kann man die prächtige Kathedrale La Seu ausmachen. In Palma leben zurzeit mehr als 400000 Menschen, was knapp die Hälfte aller Einwohner Mallorcas sind. Die Menschen in Palma leben nicht nur vom Tourismus. Viele Arbeitsplätze finden sich in der Verwaltung, bei Banken, dem Flughafen und Hafen, sowie im Handwerk und der Industrie.
 
Palma kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Im Jahr 123 v. Chr. eroberten die Römer unter Quintus Caecilius Metellus die Insel, die seit 5000 v. Chr. durch die Talayot-Kultur besiedelt war. Als eine seine ersten Amtshandlungen gründete der römische Konsul die Stadt Palma, die damals Palmaria Palmensis hieß.
 
Den schönsten Blick auf Palma hat man ab dem späten Nachmittag vom etwas oberhalb gelegenen Castel de Bellver. Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten gehören natürlich – die Kathedrale La Seu – der Almundaina Palast – das Pueblo Espanol – der Hafen – die alte Handelsbörse – die arabischen Bäder – der Mercat de L’Oliver. Die Fußgängerzone mit dem bekannten Plaza Major, eignet sich gut zum Bummeln und Shoppen.
 
Meine Reise beginnt bei nur 5°C im dichten Nebel mit dem Auto nach Sineu. Von dort kann ich bequem mit der Bahn in das Zentrum von Palma kommen, der Bahnhof liegt an der Plaza de Espana. Der Automat im Bahnhof ist selbsterklärend und sogar des Deutschen mächtig. Schlappe 3,60 € kostet das Ticket für einfache Fahrt. Auf dem Ticket ist ein QR-Code und den muss man auf den Scanner der automatischen Türen legen. Bloß, es funktioniert nicht; eine freundliche Dame mit Dauerkarte kann mich glücklicherweise mit durchschleusen. Der Zug ist eine moderne Variante so wie bei uns die Nordwestbahn. Auch im Zug werden die Tickets kontrolliert und in Palma muss man erneut scannen, hier funktioniert es reibungslos.
 
Im Vorfeld wurde ich eindringlich gewarnt, nicht mit dem Auto in die City nach Palma zu fahren. Die Warnung besteht völlig zu Recht, ein Verkehr wie am Piccadilly Circus in London lässt einen in Schnappatmung verfallen. Es gibt zwar Parkhäuser; aber wo die alle sind in guter Entfernung zu allen Locations? Bei meinen Wegen durch die verschlungenen Gassen frage ich mich unwillkürlich, wo die Leute alle ihre Autos lassen.
 
An der Plaza de Espana erlebe ich meine erste Pleite des Tages; die Hop-on-Hop-off Busse fahren nicht. Da sie mit open top sind, ist im Oktober Schluss und man kann sehen, wie man wo auch immer hinkommt. Entweder ich habe das schlecht eruiert oder es stand nicht auf der Website. Also auf erst mal per pedes gen Mercat Olivar.

 Mercat Olivar - Iberico Schinken (lecker)
 
Der Mercat de l’Olivar befindet sich im historischen Zentrum von Palma. Das lichtdurchflutete Gebäude wurde 1951 erbaut und besteht aus 2 zusammenlaufenden senkrechten Hallen, die sich wie 2 offene Arme zu einem transparenten Platz öffnen, der zum Schlendern und Verweilen einlädt.
 
El Mercat de l’Olivar hat es verstanden, sich neu zu erfinden und das Beste aus mallorquinischer gastronomischer Tradition und Moderne zu vereinen. Auf dem Markt findet man die aktuellsten Trends aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern, die das breite internationale kulinarische Angebot abrunden. Es erwarten einen 15 Obst- und Gemüsestände, 25 Fisch- und Meeresfrüchte-Stände, 11 Fleisch- und Geflügelstände, 7 Käse- und Wurststände sowie ein breites gastronomisches Angebot und eine Einkaufsgalerie.

 Mercat Olivar - Austern
 
Der Mercat erinnert mich an die Victorian Markets in Melbourne, nur nicht so groß. Es beeindrucken mich viele Stände. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen, als ich zusehe wie Iberico-Schinken mundgerecht von der Keule geschnitten wird. Nicht an allen Ständen erhalte ich die Erlaubnis zum Filmen, aber die meisten Standleute haben nichts dagegen. Im Obergeschoss gibt es einen Supermarkt.
 
Von hier laufe ich in Richtung Kathedrale. Da ich mich auf den Bus eingestellt hatte, fehlen mir die Orientierungspunkte; die ausgeschilderte Tourist Info finde ich auch nicht. Daher steige ich um auf Google Maps für Fußgänger und nachdem ich 2x erst in die falsche Richtung laufe, klappt es ganz prima.
 
Das Castel de Bellver gehört ohne Zweifel zu den originellsten und emblematischsten historischen Bauten auf Mallorca. Das Schloss wurde zwischen 1300 und 1311 auf Geheiß des Königs Jaume II. de Mallorca erbaut. Es liegt 112 m über dem Meeresspiegel auf einem Hügel ca. 3 km vom Stadtzentrum Palmas entfernt.

 Castel de Bellver
 
Es gibt leider keine reguläre Busverbindung, einzig die Sightseeing-Busse fahren das Castel an. Also schnappe ich mir kurzerhand ein Taxi, das kostet mich 8€, ist also extrem günstig. Vorbei am Yachthafen, in dem die Mega-Jachten liegen, geht die Straße schlussendlich in endlosen Serpentinen den Berg hoch. Der Taxifahrer zeigt mir noch den Kiosk für die Eintrittskarten und weg ist er. Bloß, dass das Castel geschlossen hat wegen Bauarbeiten im Außenbereich. Ich hole erst mal alles vor die Linsen, der Ausblick auf Palma von hier oben ist traumhaft. Im Hafen liegen 2 Kreuzfahrer. Glücklicherweise entdecke ich einen Fußweg bergab und folge diesem bis zu einer Hauptstraße. Hier erwische ich ein Taxi und lasse mich in der Nähe der Kathedrale absetzen, dafür zahle ich 4,85€. Ich werde versuchen, das Castel noch in irgendeinen Tag einzubauen.

 Blick auf Palma
 
Der Bau der Kathedrale Le Seu begann im 13. Jh. und wurde in den 1630er Jahren abgeschlossen. Die Kathedrale gehört zur mediterranen gotischen Tradition, aber im Laufe der Jahrhunderte hat sie die kulturellen Formen der modernen und zeitgenössischen Epochen integriert.

 Kathedrale Le Seu
 
Die Geschichte der Kathedrale ist eng mit der indigenen Monarchie verbunden. Nach der Eroberung von Medina Mayunga im Jahr 1229 ordnete Jaime I., König von Aragon und Graf von Barcelona, an, die Weiher der alten großen Moschee zur Jungfrau Maria als Tempel für die christliche Anbetung zu nutzen und auch den Bau einer neuen Anlage eines anderen Tempels, der im Stil dieser Zeit war und einen Teil des Raumes der alten Moschee nutzte.
 
Die ersten historischen Dokumente, die sich auf die Arbeit an der Kathedrale beziehen, stammen aus dem Jahr 1230. Bischof Pere de Morella weihte die Ara des Hochaltars. Und während der Herrschaft von Jaime II. begann der Bau des Gebäudes, das wir heute kennen.
 
1498 wurden die Arbeiten am Glockenturm mit seinen 9 Glocken abgeschlossen. Im 15. Jhr. wird der Bauteil, der dem Alten Werk der Kathedrale entspricht, abgeschlossen, der den Raum bis zu den beiden Portalen einschließt, das des Miradors und das der Almoina.
 
Durch das Erdbeben von 1851 wurde die gesamte Hauptfassade gefährdet. Die monumentale Restaurierung der Kathedrale mit der neuen Hauptfassade erfolgte durch einen Madrider Architekten. Wie beim Kölner Dom wird bis heute an der Kathedrale restauriert und repariert.
 
Beim Rundgang passiert man in den Seitenschiffen und Fassaden der Hauptportale 20 Kapellen nahezu identischer Größe, jedoch enormer Vielfalt in der Gestaltung. Das Mittelschiff ist rund 44 m hoch und zählt damit zu den höchsten in Europa.

 
Die Kathedrale ist allein von außen ein Hingucker durch ihren beeindruckenden Baustil. Das bestätigt sich auch im Inneren. Meine Filmaufnahmen werden von einem Klavier und leisem Gesang untermalt, eine Gruppe Mädchen singt „Santa Lucia“, in der Akustik ein Traum.
 
Direkt gegenüber der Kathedrale liegt der Königspalast von La Almudaina aus dem 14. Jhr.. Er ist die offizielle Residenz des spanischen Königs während seiner Aufenthalte auf Mallorca. Und wie die Flagge über dem Palast anzeigt, ist seine Majestät anwesend. Daher ist die Besichtigung nicht möglich. Aus Informationsgründen lasse ich die folgenden Infos aber stehen.

 Garten des Königspalastes

Die königliche Burg der Almudaina befindet sich an einem Punkt der Stadt, wo seit der Römerzeit Siedlungen verzeichnet wurden und die seither möglicherweise der Sitz der Macht auf der Insel ist. Reste der arabischen Alcazaba, auf denen es Hinweise aus dem 12. und 13. Jhr. gibt, können noch in Form der heutigen Burg verfolgt werden.
 
 Almudaina

Die Burg wurde im frühen 14. Jh. zwischen 1305 und 1314 für Jaime II. errichtet und blühte als Sitz des Hofes der Könige von Mallorca. Es ist der aktuelle Ort, wo die offiziellen Empfänge der königlichen Familie stattfinden. Als Erinnerung an seine muslimische Vergangenheit ist ein weißer Marmorlöwe erhalten geblieben.
 
Unter den arabischen Bädern wird sich mancher mehr vorstellen als diese 2-Raum-Ruine aus lange versunkener maurischer Zeit. Der dazugehörige hübsche Garten und der Weg rechtfertigen jedoch den Gang. Aber auch sie gehören zu Palma. Im Garten bewundere ich erneut diverse reife Zitrusfrüchte an den Bäumen.
 
Mein Magen knurrt und auf einer Plaza suche ich mir vor einem Restaurant einen Platz in der Sonne. Übrigens fange ich mir dabei einen leichten Sonnenbrand im Gesicht. Nach einer Lasagne, begleitet von einem Glas Orangensaft, geht es gestärkt weiter.
 
Will man sich noch eine Kirche antun, ist die Kirche des Klosters Sant Francesc ein absolut lohnenswertes Ziel. Sie ist unverwechselbar durch eine beachtliche Fensterrose über dem reich verzierten Portal.
 
Mit dem Bau dieses nach der Kathedrale architektonisch bedeutsamsten Gotteshauses Mallorcas wurde schon im Jahr 1281 begonnen. In ihm befindet sich das Grabmal des berühmten Ramon Llull, dieser wurde 1232 geboren und war einer der größten Gelehrten seiner Zeit. Seine Schriften sind nicht ausschließlich religiös ausgerichtet und so heißt es, dass die spätere Leibniz’sche mathematische Logik auf Llullschen Denkansätzen basiert.

 Basilika San Francesc
 
Eindrucksvoll ist drinnen vor allem der goldene Hauptaltar. Einst sollen in dieser Kirche während einer Messe 2 verfeindete Familien so in Streit geraten sein, dass am Ende 300 Adelige tot zurückblieben.
 
Viel beeindruckender finde ich allerdings den zugehörigen Kreuzgang. Leider darf ich hier nicht fotografieren oder filmen, weil sich eine Schulklasse darin aufhält. Dabei stelle ich übrigens fest, dass die alle Schuluniformen tragen.
 
Mein Pensum für heute ist erfüllt und ich trabe zum Bahnhof. Erneut das gleiche Theater an der Sperre, nur hier steht einer dahinter, der so arme Tröpfe wie mich durchlässt.
Webadressen:
Wetter: 5 – 16°C, morgens Nebel, ansonsten wolkenlos
Gefahrene km: 13
Gelaufene km: 12,8
 

14.12. (Dienstag) > Die schönste Küsten- und Inlandsroute der Insel <
Habe ich schon erwähnt, dass meine Hütte alle 2 Tage gereinigt und mit frischen Handtüchern versehen wird und das bei einem Ferienhaus!

 Frühnebel bei Sa Casa Rotja
 
Auch heute muss ich feststellen, dass entgegen der Ermittlungen zu Hause viele Dinge doch nicht geöffnet haben. Also muss ich mich erneut mit mir arrangieren. In der Ebene stelle ich fest, dass die Erde in den Farben ocker über rotbraun zu rot wechselt. Es ist fast wie auf dem 5. Kontinent. Links und rechts der Straßen liegen Weinanbaugebiete, Olivenhaine und Obstanbau gehören auch dazu, hier allerdings sind es wohl Apfelbäume.
 
Etwas außerhalb von Esporles liegt an der Abzweigung nach Puigpunyent mit dem Gutshof La Granja die vermutlich populärste Touristenattraktion Mallorcas. Und die hat natürlich geschlossen, obwohl bei der Rückfahrt zwei riesige Busse auf dem Parkplatz standen. Das ist einfach nur ärgerlich, denn woanders können die nicht hin, da gibt es nix.
 
Dank einer Quelle entstand La Granja bereits zur Araberzeit. Gebäude und Gartenanlage gehen auf das 10. Jhr. zurück. Heute sind in La Granja typische Werkstätten des früheren Landlebens und Wohngebäude museal hergerichtet. Sie werden zur Demonstration von allerhand Fertig-keiten ihrer Funktion entsprechend genutzt. Soweit dies zu essbaren Ergebnissen führt, dürfen die Besucher kosten – teilweise unter Zuzahlung.
 
Auf dem Hof von La Granja erwarten den Besucher am Ende der vorgezeichneten Tour durch die Gärten und Räumlichkeiten kleine Fässchen mit diversen Weinsorten und Minigläser zur Selbstbedienung. Im Verkaufsraum werden extrem schmackhafte Krapfen (s.g. Bunyoles) gereicht – im Eintritt enthalten. Für die individuelle Besichtigung benötigt man gut 2 Stunden.
 
Die kurvenreiche Weiterfahrt gehört zu den Highlights der Routen durchs mallorquinische Hinterland, sie ist eine der attraktivsten Nebenstrecken der Insel. Und gleichzeitig ist sie furchterregend, sollte man ein ungeübter Autofahrer sein. Die Straße hat die Breite eines besseren Feldweges und gibt es Begegnungsverkehr, kommt man gehörig ins Schwitzen. Eine Haarnadelkurve nach der nächsten und dabei bergauf und bergab. Die Aussichten sind toll, aber vor die Linse bekommt man sie nicht.

 Westküste bei Banyalbufur
 
Südwestlich von Puigpunyent befindet sich der kommerziell betriebene Naturpark La Reserva Puig de Galatzo. Die Anfahrt erfolgt über eine 4 km lange Stichstraße, die ca. 100 m südlich des Ortsschildes von Puigpunyent nach recht abzweigt.
 
Bei der Reserva handelt es sich um ein 2,5 ha großes Areal unterhalb des Galatzogipfels. Die Natur wurde dort durch Wege und Info-Tafeln zu Geologie, Flora und Fauna der Region erschlossen, aber nur begrenzt parkähnlich verändert. Ein 3,5 km langer Fußweg führt durch eine hübsche Gebirgslandschaft vorbei an Felsformationen und kleinen Wasserfällen. Zusätzlich hat man Gehege für Tiere eingerichtet, die wegen Zoogeburt oder Verletzung nicht ausgewildert werden können. Leider hat auch die Reserva geschlossen, respektive nur am Wochenende auf, denn hier wollte ich eigentlich wandern.
 
Übrigens streikt ab La Granja mal wieder das Navi und findet die Bezeichnungen nicht. Aber Google Maps springt erfolgreich ein und erzählt mir gleich, dass die weiterführende Straße wegen was auch immer gesperrt ist. So ist das nicht mein Plan, denn nun bleibt mir nur ein riesiger Umweg.
 
Als ich wieder auf dem Weg zu meinem Ziel bin, komme ich durch ein idyllisches Städtchen namens Esporles, das ist in keinem meiner Pläne vorhanden, aber es ist hübsch anzuschauen. Bei Banyalfufar erreiche ich das Meer auf hoch oben gelegener Straße. Durch Estellencs geht es weiter, wobei die Ortsdurchfahrt mal wieder extrem schmal ist.

Eine tolle Sehenswürdigkeit an der Westküste von Mallorca ist die Aussichtsplattform Mirador de Ricardo Roca. Parken kann man ganz bequem gegenüber des Restaurants „Es Grau“, welches nur wenige Meter von der Aussichtsplattform entfernt gelegen ist. Über gut begehbare Stufen gelangt man hinauf und hat dann von dem Felsvorsprung in über 400 m Höhe einen phantastischen Blick auf das Mittelmeer. Das Restaurant hat leider geschlossen, also wird es nichts mit dem ersehnten Kaffee.

 Mirador de Ricardo Roca



Wegen fehlender Strände und der begrenzten Infrastruktur gibt es im Bereich Estellencs und Banyalbufar nur relativ wenig Tourismus. Selbst die Zahl der Tagesbesucher hält sich, trotz  mittlerweile breit ausgebauter Straßen, noch einigermaßen in Grenzen. Für Busse der populären Rundfahrten gibt es so gut wie keine Parkplätze. Daher findet man hier noch das legendäre Mallorca der Ruhe und Beschaulichkeit mit malerischen Terrassen für Obst- und Gemüseanbau hoch über dem Meer.
 
Der Torre del Verger bietet einen ausgezeichneten Einblick in die mittelalterliche Geschichte Mallorcas. Kaum hatte König Jaime I. die Insel den Arabern entrissen, drohte Gefahr von außen. Diesmal war es ein Christenbruder, der sich Mallorca einverleiben wollte; König Pedro von Aragón. Dann suchten Piraten die Küsten heim. Schließlich bedrohten im 15. Jh. die Türken, die gerade Algerien erobert hatten, die Balearen. Die Bevölkerung lebte also in ständiger Angst vor Invasoren und schützte sich mit einer weitreichenden Rundumverteidigung. Man baute an der gesamten Küste auf den höchsten Erhebungen Wehrtürme, deren Besatzungen sich untereinander mit Rauch- und Feuerzeichen verständigen konnten, so dass im Falle eines Angriffs die Insel schnell alarmiert war. Der Torre del Verger ist der wohl eindrucksvollste Zeuge jener bewegten Epoche Mallorcas. Heutzutage genießt man von hier oben den herrlichen Ausblick auf die Nord- und Westküste. Die Sicht reicht bis zum Weindorf Banyalbufur, inmitten von Terrassengärten gelegen. Es war einst ein arabischer Ort, der Bany-al-bahar hieß – kleiner Weingarten am Meer.

 Torre de Verger

Mit viel Glück bekomme ich auf dem Parkplatz ein Plätzchen, nur um festzustellen, dass der Platz vor dem Torre renoviert wird und ein Zugang nicht möglich ist. Soweit es die Örtlichkeiten erlauben, banne ich alles auf die Geräte. Im Sonnenlicht ist die Küstenlinie atemberaubend schön. Der Heimweg ist danach angesagt.
Webadressen:
Wetter: 7 – 16°C, erneut Frühnebel, leicht bewölkt
Gefahrene km: 199 mit Umwegzuschlag


15.12. (Mittwoch) > Valldemossa, Deià <
Auf dieser Route sind Ausflugsbusse unterwegs, seitdem es Tourismus auf Mallorca gibt. Und tatsächlich lassen sich nirgendwo sonst auf Mallorca auf so kurzer Strecke intensives Kultur- und Landschaftserlebnis inklusive Bademöglichkeiten und gastronomischer Genüsse so gut miteinander verbinden. Von Valldemossa sind es über Port de Sóller und Sóller nach Bunyola nur ca. 60 km. Die lassen sich indessen rasch mit serpentinenreichen Abstechern und Umwegen auf über 100 km bringen, von der An- und Abfahrt nicht zu reden. Dazu hält die Route reichlich kleine und große Attraktionen bereit, die zu Zwischenstopps und Aufenthalten animieren. Die muss man insgesamt kurz halten, um die Gesamtroute zu schaffen.
 
Relativ spät starte ich meine Tour zunächst mit einem Besuch an einer Tankstelle in Sineu. Nur 5,4 ltr/100km hat das Auto genommen. Es gibt nur eine Zapfsäule für Benzin (im Tankdeckel steht 95/98Oktan), die 95 Oktan anbietet. Der Preis pro Liter liegt bei 1,569€, ich halte das noch für günstig, kann es aber nicht genau beurteilen, da mein eigenes Auto ein Diesel ist.
 
Kurz hinter der Ausfahrt von S’Esgleieta liegt ein heutiges Tagesziel, Lafiore Vidrio, eine Glasbläserei, die sogar geöffnet hat. Im Eingangsbereich kann man den Arbeitern (Künstler ist wohl das bessere Wort) zuschauen. In der Ausstellung befinden sich viele schöne Stücke, allerdings mit gesalzenen Preisen. 6 Trinkbecher z.B., allerdings traumhaft schön, kosten mal eben die Kleinigkeit von 50€ aufwärts. Selbst wenn, wie will man so etwas im Flieger nach Hause schaffen. Da ich ein Geschenk suche, entscheide ich mich für ein wunderschönes Pferd, ungefähr mit den Ausmaßen meiner Hand. Da die zu Beschenkende hier mitliest, verschweige ich den Preis. Es wird mit Papier und Luftposterfolie eingepackt und auf dem Heimweg muss es ins Handgepäck, sonst sind wohl die filigranen Beine ab. 

 Lafiore Vidrio
 
Weiter geht es Richtung Valldemossa, wo ich gleich mitten im Ort einen Parkplatz finde, allerdings gebührenpflichtig. Ich wundere mich noch, dass so wenig los ist, um dann dahinter zu kommen, dass die weltberühmte Kartause geschlossen ist.

 Valldemossa
 
Valldemossa ist eines der schönsten Städtchen Mallorcas. An die 300000 Touristen – so heißt es – besichtigen Jahr für Jahr die Kartause von Valldemossa. Nicht, weil es sich bei diesem ehemaligen Kloster um ein so grandioses Bauwerk handelt, sondern in erster Linie, weil im Winter 1838/39 der polnische Komponist Frédéric Chopin und eine bekannte französische Schriftstellerin mit dem männlich klingenden Künstlernamen George Sand dort 2 Monate einer tragisch-romantischen und damals skandalösen Beziehung verbrachten. Der Nachwelt erhalten blieben die Umstände und Einzelheiten dieses privilegierten Aufenthalts dank des von Madame Sand später veröffentlichen Buches „Ein Winter auf Mallorca“ (sehr lesenswert). Dieser literarische Reisebericht, der zugleich eine kritisch verzerrte (was die Mallorquiner angeht) wie bewundernde (was Landschaft und Klima betrifft) Beschreibung der Insel ist, wurde – dem Ausflugstourismus sei Dank – zu einem Bestseller in allen wichtigen europäischen Sprachen.
 
Der in vielen Reiseführern und Veröffentlichungen zu Mallorca wie selbstverständlich benutzte Begriff Kartause (spanisch Cartuja) wird den wenigsten etwas sagen. Lexikalisch handelt es sich um Ansammlungen kleiner Häuser mit Einzelzellen, deren Name sich vom asketischen Kartäuser-Mönchsorden herleitet. Dieser, wie alle anderen Orden auch, war bei der spanischen Obrigkeit einige Jahre vor der Ankunft Chopins in die Ungnade der Säkularsierung gefallen und hatte das Kloster in Valldemossa durch Enteignung verloren. Die geräumigen Zellen der Kartause wurden aus diesem Grund weltlichen Zwecken zugeführt. George Sand und Chopin, die von der Verfügbarkeit der Räume gehört hatten, mieteten sich im November 1838 dort ein und zogen bald ganz nach Valldemossa. Bis dahin hatten sie überwiegend ein Haus in Establisments (4 km nördlich Palma) bewohnt, das sie nach Tuberkulose-Anfällen Chopins wegen der Ansteckungsfurcht des Eigentümers verlassen mussten. Die sich verschlimmernde Krankheit führte letztlich zum vorzeitigen Abbruch ihres Aufenthalts auf Mallorca und damit zur anrührenden Tragik über dem Geschick dieser damals prominenten Liebenden, von der die Tourismusbranche bis heute zehrt. Ohne Frédéric Chopin und George Sand ließe sich Valldemossa nicht halb so gut vermarkten.
 
Bei meinem bisher einzigen Aufenthalt auf Mallorca über den Jahreswechsel 1998/99 habe ich am 02.01.1999 Valldemossa bereits besucht. Aber ich habe auch immer wieder davon gesprochen, bei einem erneuten Besuch hier wieder hin zu fahren, weil mich das einfach nur beeindruckt hat.
 
Das von Bergen umgebene Valldemossa ist auch ohne die Chopin-Story einen Besuch wert. Das rund 420 m hoch gelegene Städtchen ist von Palma aus in 20 Minuten zu erreichen.
 
Kartause, Klosterkirche und Garten bilden eine in sich geschlossene gepflegte Anlage, die in der heutigen Form im wesentlichen aus dem 17. und 18. Jh. stammen. Aber die baulichen Vorläufer gehen auf das 13. Jh. zurück. Die Zellen der Mönche befinden sich im langgestreckten Gebäude hinter dem kleinen Park: die unscheinbaren Türen im schmucklosen langen Gang lassen nicht ahnen, dass sich hinter ihnen Wohnungen mit Gartenterrasse und die ehemalige Klosterdruckerei verbergen.
 
Über die von George Sand und Chopin bewohnten Zellen entbrannte vor Jahren ein Streit zwischen den Erben der Zellen Nr. 2 und Nr. 4, der gerichtlich entschieden werden musste, denn es ging um viele € Tageseinnahmen. Das Ergebnis war, das Chopin/Sand tatsächlich Celda No 4 bewohnt hatten. Auch das als Klavier des Meisters verehrte Instrument in Zelle Nr. 2 war nicht das Original. In der Konsequenz bilden heute die nachgewiesenermaßen Chopin/Sand-Gemächer ein Museum im Museum wie Chopin-Originalpartituren und eine Handschrift des Sand-Buches „Ein Winter auf Mallorca“.
 
Unverzichtbar ist ein Rundgang durch die pittoresken Gassen der Unterstadt. Dabei lässt man schnell die Touristenzone bei der Kartause hinter sich und damit auch die Mehrheit der Besucher. Dort scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
 
Ich laufe durch die engen Gassen und bewundere die teilweise traumhaften Aussichten. An einem etwas steileren Straßenstück haut es mir auf dem feuchten glatten Untergrund die Beine weg und ich lande auf dem Hintern und das trotz Trekkingschuhen. Absolut bescheuert zappele ich wie ein Käfer auf dem Rücken und komme nicht wieder hoch weil auf den Untergrund einfach kein Halt möglich ist. Mein Sturz wurde beobachtet und ein junger Mann eilt mir zur Hilfe, hat selbst Haftungsschwierigkeiten, aber zieht mich auf die Beine. Was ich erst jetzt sehe, ist eine Gummibahn direkt an der Hauswand, um solche Stürze zu vermeiden. Der Camcorder ist etwas hart aufs Pflaster geknallt, hat aber noch alle Funktionen, wie ein späterer Test ergibt. Im ersten Moment ist nur mein Stolz verletzt, wesentlich später stelle ich fest, dass ich wieder auf das linke Knie geknallt bin (siehe Madeira 2020) und den Knöchel links habe ich wohl auch verdreht. Nachdem ich ihm später noch eine Wanderung über 2 ½ Std. zugemutet habe, und das bergauf und bergab, ist es kein Wunder, dass er nun schmerzt. Aber ich bin vorbereitet und hoffe auf Besserung zu Morgen.
 
Die Kreise, die ein später Nachfahre der einstigen Herrscher Spaniens, nämlich der österreichische Erzherzog Johann Salvador (1847 – 1915) auf Mallorca zog, werden tagtäglich jahraus jahrein den zahlreichen Besuchern in Valldemossa und Son Marroig nahegebracht.
 
Lluis Salvador war ein untypischer Adeliger seiner Zeit, unkriegerisch und den Naturwissenschaften zugetan. Die Mutter war Tochter des Königs von Neapel und Sizilien, eines Reiches, das vorher einmal zur Krone Kataloniens und Aragons gehört hatte, unter der auch Mallorca regiert worden war. Das Resultat jener Reise war ein Buch über die mallorquinische Insektenwelt. Der nächste Aufenthalt führte 1864 zur endgültigen Niederlassung des Erzherzogs auf der Insel. Er kaufte in der landschaftlich schönsten Region, in der Serra Tramuntana, einen ausgedehnten Besitz zusammen, darunter auch landwirtschaftlich ausgerichtete Gutshöfe.
 
Völlig unzeitgemäß legte Lluis Salvador bereits ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein an den Tag. Er sorgte für einen landschaftsangepassten Wegebau, unter anderem zu Aussichtspunkten hoch über dem Meer und für eine ungewöhnliche Pflege seiner Waldareale. Nebenbei sammelte er mallorquinische Volkslieder und –märchen, stellte Mittel für die Erforschung der Drachenhöhle bereit und machte seinen Einfluss zur Erhaltung historischen Erbes geltend.
 
Die Liebe zu Mallorca ließ auch das weibliche Geschlecht nicht aus. Catalina Homar, Tochter eines Tischlers, wagte der Erzherzog sogar zum kaiserlichen Hof nach Wien mitzubringen. Ein Skandal, ebenso wie  die große Zahl der Kinder von weiteren Konkubinen, von denen man munkelte.
 
Den Balearen insgesamt widmete er Ende des Jahrhunderts ein fünfbändiges, mit einer Goldmedaille der Weltausstellung von Paris ausgezeichnetes und bis heute das umfassendste Werk über die Inseln. Dessen Kapitel über die Schönheiten und Reize Mallorcas schreibt man das Erwachen des Interesses an der Insel zu. Der Erzherzog gab damit wohl den entscheidenden Anstoß zum Beginn des Tourismus.
 
Untrennbar verbunden mit Valldemossa ist neben Frédéric Chopin, George Sand und Lluis Salvador Catalina Thomás. Sie wurde 1531 ebendort geboren und 1627, 54 Jahre nach ihrem Tod, heiliggesprochen. Da sie die einzige Heilige der Insel blieb, erinnern in mallorquinischen Kirchen, Kapellen und Eremitagen an keine andere Person mehr Skulpturen und Fresken. Das gottgefällige Leben als Nonne des Magdalenenklosters zu Palma führte vor allem in Valldemossa zu einer intensiven Darstellung ihres Wirkens. In den meisten Orten sind Straßen und Plätze nach ihr benannt. Ihr Leichnam liegt einbalsamiert in einem gläsernen Sarg in der Kirche Santa Magdalena in Palma.
 
Wer sich mehr für das Leben des Erzherzogs interessiert, kann das tun, indem er die nachfolgenden Besitztümer Miramar und Son Marroig besichtigt. In Son Marroig sollte man den Eintritt zahlen, weil darin die Erlaubnis enthalten ist, den Weg zur Foradada zu laufen. Nicht nur das Ziel sondern auch der Weg dorthin rechtfertigt den Anmarsch. Bereits vom Parkplatz und der den Gebäuden vorgelagerten Terrasse hat man einen sehr schönen Blick auf das Meer und die weit vorspringende Halbinsel Sa Foradada mit dem kennzeichnenden durchbrochenen Felsen (Durchmesser des Felslochs 14 m).
 
Die Einfahrt ist gut beschildert, auf dem Parkplatz stehen mehrere Autos. Das Gebäude ist sehr schön, aber der Weg nach Sa Foradada ist mit einem verschlossenen Tor versperrt. Warnhinweise verweisen auf Ziegen und „wilde Tiere“! Hier treffe ich auf ein Ehepaar aus Baden-Württemberg und wir beschließen die Wanderung gemeinsam zu unternehmen. Es geht über eine Schotterpiste teilweise recht steil bergab. Unten soll es ein Café geben. Das ist richtig, aber entgegen der Internet-Auskunft hat es geschlossen. Ein Kaffee in Verbindung mit einem wohl von dort möglichen direkten Blick auf das Loch im Felsen wären hochwillkommen. Etwas enttäuscht treten wir den Rückweg an.



 Sa Faradada, Son Marroig
 
Ich fahre noch weiter nach Deià, aber eine Fahrt durch den Ort zeigt mir alles ziemlich verschlossen an und parken ist auch ein Problem. Da mein Fuß, den ich ja zum Kuppeln brauche, ziemlich schmerzt, fahre ich zurück nach Sineu. Hier muss ich noch meine Vorräte auffrischen und dann ist Feierabend.
 
Deià, dieses Dorf, einst weitgehend unbekannt, ist in seiner unverbauten Schönheit typisch für die Insel. Es liegt zu Füßen eines freistehenden Bergkegels. Zur kleinen, steinigen, aber sehr idyllischen Bucht führt ein steiler Weg, den man nur teilweise mit dem Auto befahren kann. In Deià wurde die alte dörfliche Struktur bewahrt, allerdings nur rein äußerlich, denn der Ort ist das Dorf der oberen Zehntausend. Hier haben sich Wirtschaftsbosse und Filmstars, Künstler und Kaufleute niedergelassen, allesamt Millionäre. Die haben genug Geld, um alles piccobello zu renovieren. Unter einer Bedingung: man möchte unter sich bleiben, Ausflugsbusse dürfen hier nicht halten, und die Einheimischen haben auch nicht mehr viel zu melden. Mit dem englischen Schriftsteller Robert Ranke-Graves begann der Boom. Er lebte und starb in Deià. Es folgte der Geldadel. Trotz allem ist das schöne Deià einen Besuch wert – und sei es auch nur zum Geldausgeben.
Webadressen:
Wetter: 6 – 15°C, teilweise stark bewölkt, Frühnebel
Gefahrene km: 120


16.12. (Donnerstag) > Sóller, Torrent de Pareis, zentrale Tramuntana <
Zwischen Palmanyola und Bunyola befinden sich ca. 600 m seitlich der Straße die Gärten von Raixa, Terrassengärten eines alten Gutes mit heute kaum mehr erkennbaren Wurzeln in der Araberzeit. Das Hauptareal dieses überaus sehenswerten mit Skulpturen gespickten Renaissance-Parks zieht sich hinter dem Gebäudekomplex den Hang hoch und bietet von der oberen Ebene einen weiten Blick über Palma bis zum Meer.
 
Obwohl das Web anzeigt: geöffnet ab 10h, stehe ich gegen 10:15h vor einem dicken Vorhängeschloss und somit wird das nichts mit dem Garten.
 
Statt durch den Tunnel sollte die Weiterfahrt Richtung Sóller über den Coll de Sóller erfolgen. Trotzdem will ich einmal durch den Tunnel fahren, allein um es erlebt zu haben. Das Teil ist so steril wie alle Tunnel die ich kenne. Also drehe ich auf der anderen Seite und fahre auf die alte Passstraße.

Serpentinen der alten Passstraße nach Sóller
 
Das Tal von Sóller, genannt auch Huerta de Sóller, mit den nahen Dörfern Fornalutx und Biniaraix ist umgeben von steil aufragenden Gipfeln der Serra Tramuntana. Deren Pässe konnten bis ins letzte Jahrhundert hinein ausschließlich über die endlosen Kehren von Pfaden und Feldwegen bewältigt werden. Deshalb und dank des einzigen geschützten Hafens der Westküste waren Boote das wichtigste Transportmittel zur Herstellung der Verbindung mit der Außenwelt. Erst im Jahr 1912 rückte Sóller mit der Einweihung der durch 13 Tunnel geführten Eisenbahnstrecke nach Palma näher an den Rest Mallorcas heran.
 
Über die Pässe geht es heute natürlich lange auf gut ausgebauten Straßen, egal ob nach/von Palma oder in Richtung Norden oder Süden. Die einst wichtigste Route nach Palma ist nun die alte Passstraße. Sie führt in 30 Serpentinen über 500 Höhenmeter über den Pass Coll de Sóller. Für den einheimischen Verkehr war das eine zeitraubende Kurbelei am Steuer, die sich 1997 mit Eröffnung des Straßentunnels erledigt hatte. 2017 entfiel obendrein die Maut für den Tunnel. Die Passstraße war immer gebührenfrei und ist bei schönem Wetter eine echte Alternative. Die lohnt sich wirklich, auch wenn es wieder eine elende Kurvenfahrerei ist. Aber die Aussichten sind grandios. Soviel kann man gar nicht auf die Geräte bannen.
 
Das Tal von Sóller steht voller Orangenbäume, über 100000 sollen es noch sein. Bis zu 100 kg trägt ein einzelner Baum, dennoch stellen die Orangen dort keinen Wirtschaftsfaktor mehr dar. Zwar sind mallorquinische Orangen süßer und saftiger als die bei uns im Supermarkt erhältlichen Früchte aus Israel, der Türkei, vom spanischen Festland und sonst woher. Nur aus Mallorca kommen sie fast nie; selbst in den Supermärkten der Insel werden mehr importierte als einheimische Orangen angeboten. Das ist kein Wunder, denn sie werden, außer für den lokalen Bedarf, kaum noch geerntet, verrotten größtenteils unter und an den Bäumen. Abernten und Transport, nicht zu reden von der Baumpflege, sind auf Mallorca teurer als der erzielbare Preis, sagen die Besitzer.
 
Seit einiger Zeit hat sich aber die Erkenntnis durchgesetzt, das Orangenbäume nicht allein wirtschaftlich bewertet werden dürfen. Denn sie sind eine Art mallorquinisches Kulturgut. Während der Hauptreifeperiode von Februar bis Mai, aber auch schon ab November bzw. bis Juli, sind die vollen Bäume mit ihren satten Farben ein attraktives, für das Image der Insel typisches Fotomotiv. Das gilt ebenso für die Blüte, die überwiegend aufs Frühjahr von Januar bis März fällt.
 
Port de Sóller liegt brillant an einer halbrunden Bucht. Hohe Felsbarrieren schützen sie gegen Sturm und Seegang des Meeres.
 
Oberhalb des Hafens steht in exponierter Lage auf einem Felsplateau das Oratori de Santa Catalina, ein auf das 13. Jh. zurückgehendes Kloster mit Kapelle. Dorthin gelangt man über die hinter der Hafenmole bergauf führende Carrer de Santa Catalina d’Alexandri. Von der Plattform zwischen Kapelle Santa Catalina und Museo de la Mar hat man einen tollen Blick über die Bucht, die Steilküste und das tief unten liegende Meer. Auch hier stehe ich vor einer Kette und das wars dann.
 
Ein absolutes Muss im Tal von Sóller ist ein Besuch der Dörfer Fornalutx und Biniaraix, wobei es vor allem auf ersteres ankommt. Beide liegen inmitten ausgedehnter Zitronen- und Orangenplantagen. Die Straße in Richtung der beiden Nachbarn ist in Sóller zunächst gut ausgeschildert. Nur wenig außerhalb des Zentrums trennen sich die Wege; den Abzweig hin zum Cami de Biniaraix übersieht man leicht. Die Attraktion dieses Minidorfes ist ausschließlich seine Idylle unter dem Gipfel des L’Ofre.
 
Von Port de Sóller fahre ich zunächst Richtung Biniaraix. Eine mühselige Kurbelei bereicht bereits in Sòller, aber es ist die einzige Zufahrt. In den engen Gassen in Biniaraix möchte ich am liebsten die Autospiegel einklappen, so eng ist alles. Wenn dann noch Gegenverkehr aufkommt, gibt es bestimmt Menschen, die eine Panikattacke bekommen. Das Dorf liegt inmitten großer Orangenhaine. Die Bäume tragen massenhaft reife Früchte, man möchte am liebsten pflücken gehen. Auch das eigentliche Dorf ist, davon mal abgesehen, dass keine Autos durchfahren sollten, wunderschön.

 zwischen Biniaraix und Fornalutx
 
Von dort geht es über den Cami de Cas Patró Lau (Einbahnstraße) hinüber nach Fornalutx. Fornalutx ist größer als Biniaraix, dicht bebaut und an einen Hang zusammengedrängt. Malerische Gassen, Verbindungstreppchen, schiefe Häuschen und Blumenpracht allenthalben liefern schöne Fotomotive. Der mehrfache Sieger im spanischen Dorfwettbewerb erfreut sich eines regen Ausflugstourismus und ist auch als Wohnort begehrt. Leider endet mein Versuch, einen Parkplatz zu finden, an einer Baustelle, die mir zudem noch die Weiterfahrt Richtung Lluc verwehrt. Aber schön gelegen ist der Ort. Mir bleibt nichts, als nach Sóller zurück zu fahren und dort dem Schild Richtung Lluc zu folgen. Nach dem Durchqueren unzähliger Gässchen bin ich wieder auf der Hauptstraße und findet das Abzweigschild sofort. Unterwegs komme ich an der von beiden Seiten gesperrten Straße von/nach Fornalutx vorbei, das hätte viele Kilometer gespart.
 
Mein Magen knurrt, es ist bereits 13:30h und das Navi zeigt in einer Kurve ein Restaurant an. Es hat sogar geöffnet und ich finde auf der Terrasse, hoch über einem Abhang errichtet, ein Plätzchen mit grandioser Aussicht ins Tal. Meine Wahl fällt auf ein Entrecote mit Zubehör, was sich mehr als lecker erweist.

 Blick auf Port de Sóller

Die Cala de Sa Calobra mit dem Torrent de Pareis ist das Ausflugsziel Mallorcas und gleichzeitig die einzige mit Fahrzeug erreichbare Bucht der Nordwestküste zwischen Port de Sóller und Cala de Sant Vicen
ç.
 
Gleich drei Aspekte machen dieses Ziel attraktiv:
-        -         die Fahrt durch die Berge der Serra Tramuntana
-        -         13 km mit vielen Haarnadel-Serpentinen samt Krawattenknoten-Straßenführung über fast 900 m         
      Höhenunterschied durch eine rauhe Gebirgslandschaft und wechselnde Vegetationszonen.
-        -         die durch Auswaschung entstandene Schlucht des Torrent de Pareis und sein Durchbruch zum Meer
 
Die Fahrt durch die Berge ist wirklich unwahrscheinlich schön. Unterwegs komme ich an zwei Stauseen vorbei. Das Wasser funkelt blau im Sonnenlicht. Seit Tagen bin ich nur noch mit Sonnenbrille unterwegs.

 Gorg blau
 
Bei den Haarnadel-Serpentinen bekomme ich Schnappatmung vor lauter Staunen. Die Straße reicht bis zum höchsten Gipfel und ich fahre teilweise durch die Wolken.


   
Autofahrer erreichen 1 km vor der Schlucht den einzigen Parkplatz. Sa Calobra besteht zunächst aus einer hübschen Bucht. Von dort sind es bis zu einem 50 m langen Fußgängertunnel noch 500 m. Hinter dessen Ausgang liegt zwischen steilen Wänden der steinige Strand des Durchbruchs.

 Sa Calobra

 Torrent de Pareis

Ein gezielter Abschluss des Tages ist ein Besuch im Monastir de Lluc. Allein schon die Lage des Klosters am Rande eines sich weit öffnenden Tals mitten in der Serra Tramuntana unterhalb der Straße Sóller – Polença mit einer aus allen Richtungen großartigen Anfahrt lohnt den Ausflug nach Lluc. Auch das Kloster als solches hat Einiges zu bieten. War der Besuch über lange Jahre gratis, kostet er heute 5 € Eintritt.
 
Ich fahre noch zum Kloster, allerdings ohne es zu besichtigen. Es liegt in einem Talkessel und die Sonne hat sich schon lange verabschiedet. Das möchte ich in einem anderen Licht sehen und plane das für morgen Vormittag ein. 
Webadressen:
Wetter: 7 – 14°Grad, Frühnebel, teils bewölkt
Gefahrene km: 188


17. – 23.12. (Freitag - Donnerstag) > Das andere Mallorca mit Aufstieg zum Castell d‘Alaró <
Die Straße von Bunyola über Orient nach Alaró ist neben der Straßenführung Port d’Andratx – La Granja die attraktive Ausflugsteilroute der Insel. Da sie jedoch abseits der verkehrstechnisch wichtigen und touristisch besonders gut erschlossenen Hauptstrecken liegt, ist auf ihr meist nur wenig Betrieb. Eher begegnet man auf der teilweise schmalen, aber gut ausgebauten Straße Pulks von Bikern, die dort nur moderate Steigungen überwinden müssen.
 
Egal, von wo man kommt, es empfiehlt sich, diese Route im Uhrzeigersinn zu fahren. Der Landschaftsblick ist so herum einfach besser.
 
Von Orient nach Alaró geht es auf kurvenreicher Strecke ähnlich reizvoll weiter wie bereits auf dem Abschnitt Bunyola – Orient, wobei ein Höhepunkt der Strecke die Umrundung des Burg-bergs von Alaró ist, dessen Nordostseite mehrere hundert Meter steil aufragt.
 
Der Clou von Alaró sind die wildromantisch gelegenen Ruinen der gleichnamigen Burg, die über eine weit nach oben führende Fahrstraße und einen kurzen Fußmarsch relativ leicht erreicht werden können. Ca. 500 m vor dem Ortseingang aus Richtung Orient weist das Schild Castell d’Alaró/Es Verger den Weg zur alten Burg.
 
Die ersten 3 km durch eine Terrassenlandschaft voller Olivenbäume unterhalb des Burgbergs sind geteert und in problemlos befahrbarem Zustand. Auf dem restlichen Straßenstück bis zur Finca Es Pouet wurden die Schlaglöcher über Jahre mit Zement derart ausgegossen, dass mittlerweile eine durchgehend befestigte, wiewohl flickenteppichartige und poltrige Piste existiert, die nun selbst bei Nässe noch vom kleinsten PKW bewältigt werden kann. Auf der Finca liegt der Gasthof Es Verger, die Meinungen darüber reichen von grottenschlecht bis super. Spätestens hier sollte man das Auto stehen lassen, will man nicht einen Achsenbruch oder schlimmeres auf dem weiteren Weg riskieren. Wer nun zur Burg will, muss ca. 45 Minuten auf der Fahrstraße laufen.
 
Vergessen hat der Informant der vorstehenden Zeilen, dass die Straße extrem eng ist trotz Gegenverkehr. Schlaglöcher sind mehr als ausreichend vorhanden und ich frage mich an einigen Stellen, ob ich meinen SUV hier gequält hätte. Die Sensoren meines Leihwagens piepen rundum bei allen Ausweichmanövern. Bei dem anschließenden Marsch nach dem Gasthof zur Burg frage ich mich erneut, ob der Autor sich eventuell vertan hat, denn diese Strecke ist in einem weitaus besseren Zustand als das Stück bis zum Gasthof. Da hätte ich eher einen Achsbruch erwartet.
 
Das historische Datum der christlichen Rückeroberung Mallorcas am Silvestertag des Jahres 1229 bezieht sich genau genommen nur auf den Fall der Hauptstadt. Der Rest der Insel wurde erst nach und nach unter Kontrolle gebracht. Die bereits damals existierende und als uneinnehmbar geltende Burg auf dem Plateau von Alaró etwa hielt sich noch über 2 Jahre, bevor ihre Befehlshaber sie 1231 wegen Nahrungs- und Wassermangels den Belagerern übergaben.
 
In christlicher Hand wurde die Burg 1285 einmal mehr Schauplatz einer Belagerung, als die königstreuen Kommandeure Cabrit und Bassa dem Angriff des Mallorca-Usurpators Alfonso de Aragon ausgesetzt waren. Auch sie gaben nur nach Aushungerung auf. Wegen Verhöhnung des späteren Siegers während der Kämpfe erging es den beiden, später zu mallorquinischen Volkshelden erhoben, Verteidigern schlecht. Sie wurden lebendigen Leibes in Palma verbrannt. Ihre Urnen stehen bis heute in Palmas Kathedrale La Seu.
 
Der Blick von den Terrassen der Anlage über die Insel ist spektakulär, ein warmer Nachmittag oder Abend dort mit einem Glas Wein in der Hand einfach toll. Fahrt und Wanderung zum Castell d’Alaró gehören samt schöpferischer Pause auf der Terrasse ganz oben mit zum Besten, was das Inselinnere Ausflüglern zu bieten hat. Umso mehr, als sich der Abstecher noch durch eine Einkehr ins Restaurant auf dem Burgplateau rustikal abrunden lässt.
 
Und genau dieses Restaurant finde ich nicht . Der Aufstieg zum Castell ist abenteuerlich und geht bergauf und bergab über Steinwege/-stufen. Oben angekommen, ist außer Ruinen nicht mehr viel vorhanden. Ich frage mich, welche armen Pferde früher hier hoch laufen mussten.

 Castell d'Alaró
 
Die Aussicht nach allen Seiten ist wirklich sensationell und jedes Foto wert. Tief unter mir liegt Es Verger mit dem Parkplatz auf dem mein Auto nur ein kleiner weißer Punkt ist. Der Abstieg geht einfacher, weil fast nur bergab. Auf der Straße kommt es nochmals zu einigen sehr engen Begegnungen, die Hand hätte ich nicht dazwischen gehalten.

 
Von hier fahre ich erneut Richtung Klosteranlage von Lluc, da gestern das Licht zum Fotografieren nicht mehr reichte. Der Parkplatz ist so gut wie leer und bei einer Info erkundige ich mich erst mal, wo ich den das Parkticket bezahlen kann.
 
Das am Parkplatz gelegene Restaurant hat eine eindrucksvolle Speisekarte, wenn auch nur auf spanisch, aber dafür reichen meine Kenntnisse. Nach einer strengen Covid-Kontrolle bestelle ich mir knochenlose gegrillte Koteletts vom Iberico-Schwein mit Beilagen. Ein Kaffee rundet das Ganze ab.
 
Der ausgedehnte Klosterkomplex geht auf eine im Jahr 1230 errichtete Kapelle zurück, die sich wegen der Madonnenfigur Nuestra Señora de Lluc rasch zu einem Wallfahrtsort entwickelt hatte, so dass bereits 1260 die Errichtung einer Eremitage des Augustinerordens folgte. Llucs Attraktion für Wallfahrer blieb über die Jahrhunderte bis heute bestehen. Nach wie vor wird die Schwarze Madonna von den Mallorquinern mit Inbrunst verehrt.
 
Die Legende besagt, dass im Jahr nach der Eroberung Mallorcas durch die Christen ein kindlicher Schafhirte mit Namen Lluc die Madonna in den Bergen fand und sie zum Priester der damals gerade neu erbauten Kapelle von Escorca brachte. Tags darauf war sie von dort verschwunden und tauchte an der alten Fundstelle wieder auf. Das wiederholte sich, bis man den Wink verstand, ein weiterer Kapellenbau war angezeigt, genau dort, wo Lluc wieder und wieder die Figur gefunden hatte.
 
Allein das Hauptgebäude hat eine Breite von 100 m. Im Mittelpunkt des Besucherinteresses stehen die Innenhöfe und die reich ausgestattete basilikaartige Klosterkirche. Hinter deren Altar befindet sich ein separater Raum zur Anbetung der darin aufgestellten Madonnenfigur.
 
Die Klosteranlage ist beeindruckend. An einer Info will ich den Eintritt bezahlen, nur um zu erfahren, dass alles frei ist, einzig das Museum (was mich nicht interessiert) kostet Geld. Die Innenhöfe sind mit üppigem Grün bepflanzt. Die Klosterkirche beeindruckt mich mit der hohen Kuppel über dem Altar. Ich entzünde eine Kerze mit einem stillen Gebet.

 Klosterkirche
 
Auf keinen Fall sollte man den Aufstieg auf den Kalvarienberg auslassen und zwar mit Start über den breiten gestuften Weg, der gegenüber dem Klosterrestaurant nach oben führt. Bereits auf den ersten Absätzen genießt man einen weiten Blick über die Dächer des Klosters und die Umgebung.
 
Das ist auch mein Ziel und hier holt mich mein Schicksal ein. An einem Standpunkt mit Blick auf die Klosteranlage wird mir schwarz vor Augen und ich stürze, mich dabei überschlagend, fast 4 m in die Tiefe. Geraume Zeit bleibe ich wohl bewusstlos liegen um dann mit schweren Blutungen im Gesicht aufzuwachen. Die Einzelheiten lasse ich aus; es gelingt mir, mit dem Handy Hilfe anzufordern. Nach einer ¾ Std. erfolgt die Bergung durch Bergrettung und Feuerwehr.
 
Im Krankenhaus von Inca erfolgt die Erstversorgung und noch in der gleichen Nacht werde ich in die Universitätsklinik von Palma verlegt, da ich schwerste Gesichtsverletzungen habe. Meine Freunde zu Hause sind zwar schockiert über das Geschehene, reagieren aber goldrichtig, indem sie den ADAC einschalten bei dem ich versichert bin. Die Ärzte in Palma raten mir, mich ausfliegen zu lassen, um die nötige Gesichts-/Kiefer-OP zu Hause durchführen zu lassen. Sollte es zu Komplikationen kommen, säße ich ansonsten noch wer weiß wie lange auf Mallorca fest. Nach diversen Beratungen mit dem ADAC, der mich ständig über Handy informiert hält, ist die Entscheidung gefallen. Das Ziel wird die Universitätsklinik Münster. Am Vormittag des 23.12. ist es so weit, ein RTW bringt mich und all mein Gepäck (auch das hat der ADAC organisiert) zum Flughafen Palma, wo ein Ambulanzflugzeug des ADAC mich übernimmt und im Direktflug zum FMO bringt. Am 27.12. 2021 werde ich im UKM in einer dreistündigen OP zusammen geflickt. Das ist das Ende eines so toll begonnenen Urlaubs.

 
Webadressen:
Wetter: bewölkt, bis 16°C
Gefahrene km: 130
 
Autokilometer: 911

Gesamtkosten: 1152 €