Australia 2010 (Perth; Broome - Perth)

 





Perth; Broome - Perth 04. - 28.04.2010


Wichtiger Hinweis: alle angezeigten Websites sind tagesaktuell und können sich jederzeit ändern!

04.04.2010 – 05.04.2010 (Sonntag - Montag) < Lengerich - Frankfurt - Singapore - Perth >
Kurz nach 17 h sitze ich im Auto auf dem Weg nach Frankfurt Flughafen. Das Wetter ist unterwegs zum Abgewöhnen und die Autobahnen mit den vielen Baustellen auch. An der Raststätte Wetterau tanke ich, um das Auto nicht mit halb leerem Tank die fast vier Wochen stehen zu lassen. Das Parkhaus unter Terminal 2 ist sehr voll und den favorisierten Parkplatz an einer Ecke bekomme ich nicht. Die Plätze sind verdammt eng. Beim Einchecken für Flug QF 006 ist kein Mensch vor mir am Schalter und der nette Mann dahinter erklärt mir, dass ganze 139 Personen mit mir den Flug nach Singapore antreten. Mit 19,8 kg von 23 erlaubten, habe ich meine Tasche gut gepackt, um noch Reserven für den Rückflug zu haben. Am nächsten Tag ist die Maschine ausgebucht. Bereits um 23:35 h wird abgedockt und um 23:50 h hebt die Boing 747 ab. Zum Abendessen wähle ich Hühnchen und schaue dabei den neuen Film mit George Clooney > Up in the Air. Danach das wirklich seltene Vergnügen, ich darf mich über 3 Sitzplätze lang ausstrecken, das beschert mir 6 Stunden geruhsamen Schlaf. Erst 3 Stunden vor der Landung in Singapore bin ich wach und während des Frühstücks schaue ich mir einen Film mit Jennifer Aniston < Love happens > an. Die Landung in Singapore erfolgt um 11:40 h unserer Zeit, hier ist es 17:40 h mit 28° Grad. Erneut wurde Changi Airport während der letzten 2 Jahre großzügig umgebaut.

Weiter geht es um 19:25 h mit QF 78 nach Perth von Gate C 1. Im Gegensatz zu dem ersten Flug ist der Airbus A 330 rappelvoll. Es gibt Probleme mit der Sitzbelegung. Trotz Boarding Pass ist eine  Gruppe der Meinung, die Plätze nach eigener Lust und Laune belegen zu dürfen. Erst das Herbeirufen eines Stewards sorgt für Ordnung. Unterwegs schaue ich mir den mit Sandra Bullock Oscar-prämierten Film „The blind side“ an. Um 0:10 h ist Perth erreicht und um 1:30 h kann ich mich endlich im Hotel ins Bett legen. Leider hat sich der Reißverschluss meiner Jeans halbwegs verabschiedet. Das werde ich in Broome richten lassen müssen (hat wegen is nich, nicht geklappt). 

Westaustralien ist mit 2525500 km² größter Bundesstaat Australiens mit 32,9 % vom Gesamtvolumen (Deutschland passt etwa 5 x rein). Die Gesamteinwohnerzahl liegt bei 2,2 Mio. WA ist in 11 verschiedene Regionen aufgeteilt. Besucht habe ich von Nord nach Süd: Kimberley, Pilbara, Gascoyne, Mid West, Heartlands und Perth.

Webadressen:
https://www.criterion-hotel-perth.com.au/cgi-bin/criterion_hotel.htm
Wetter: 18 – 25° C, wolkenlos


 Perth

 
06.04.2010 (Dienstag) <Perth - Broome>

Der Schlaf lässt erst noch auf sich warten, aber der Wecker reißt mich um 7:30 h dann doch aus dem Tiefschlaf. Die Dusche ist hoch willkommen. Das Hotel liegt mitten in der Innenstadt an der Hay Street und bietet in eigener Brasserie ein reichhaltiges Frühstück für 15 AUD$ (cooked). Es bleiben keine Wünsche offen. Da das Zimmer bis 11 h geräumt sein muss, deponiere ich das Gepäck in der hoteleigenen Gepäckaufbewahrung und marschiere durch die Stadt.

Perth ist nach wie vor mit 1,5 Mio. Einwohnern die Hauptstadt von Westaustralien. Gegenüber 2008 hat sie nach meinem Dafürhalten an Charme gewonnen. Ziel ist vorrangig der Kings Park. Vorbei an unzähligen Baustellen werden meine Erwartungen nicht enttäuscht. Die Zufahrt säumen Eukalypten, die alle um 1929 gepflanzt wurden. Äußerst gepflegter Rasen, den man sogar betreten darf. Der Kings Park liegt auf einem Hügel schräg gegenüber von Perth CBD, was natürlich wunderschöne Ausblicke auf die Stadt und den Swan River Inlet gewährleistet. Von dem Unwetter, was die halbe Stadt vor 14 Tagen fast ersäuft hat, ist kaum noch etwas zu sehen. Die Sonnenbrille darf nicht fehlen und ich komme bei satten 25° Grad gehörig ins Schwitzen. Entlang des Swan River Inlet bin ich meinem zweiten Ziel näher gekommen, dem neu errichteten Riesenrad. Leider doch nicht so groß wie das London Big Eye, aber doch ganz nett mit schönen Ausblicken. Einzig die abschaltbare Klimaanlage ist auf Eisklotz geschaltet. In Exmouth erfahre ich später, dass das Ding schon wieder abgebrochen wurde, weil man den Platz für die komplette Sanierung des Uferbereichs benötigt. Dabei stand es erst seit einem Jahr. Zurück durch die Supreme Court Gardens (da waren vor 2 Jahren die Blumen auch ganz toll) gönne ich mir in der Fußgängerzone ein nettes Eis.

Zurück im Hotel ein Taxi gerufen und für Flug QF 1930  Boing 717 (Fensterplatz ohne Nachbarn) nach Broome im Perth Domestic Airport eingecheckt. Dabei darf ich einen Sprengstofftest über mich ergehen lassen. Mit 15 Minuten Verspätung hebt QF 1930 auf dem Weg nach Broome ab, um dort bereits um 17:50 h touch down zu haben. Unterwegs über der Westküste einen fantastischen Sonnenuntergang erlebt. Broome International Airport, der Name ist ein Spott und Hohn. Der FMO ist weitaus größer, während hier eine Baracke das ganze Terminal darstellt. Aber immerhin ist ein Taxi-Rundfahrtdienst eingerichtet. Für 5 AUD$ (in Perth habe ich pro Fahrt satte 30 AUD$ gezahlt) ist der Weg zur Ocean Lodge recht preiswert bezahlt. Wir haben 30° Grad, es ist 21 h. Im Hotel nur noch die kurzen Hosen angezogen, um schnell die nötigsten Dinge zum Frühstück zu kaufen sowie die obligatorische Flasche Rotwein, ein Cabernet Sauvignon von Rosemount; schmeckt ausgezeichnet und mit 10,97 AUD$ nicht zu teuer. Übrigens steht der AUD$ zum € bei 0,73 €-Cent und ein Ende ist nicht abzusehen.

Webdressen:
https://www.perthperth.com/kingspark.htm
https://www.perthtouristcentre.com.au/
https://broometimeaccomodation.com.au
Wetter: 30 – 35° C, wolkenlos


Flug QF 1930, Perth - Broome





07.04.2010 (Mittwoch) <Broome>

Broome ist mit rund 15000 Einwohnern das touristische Zentrum der Kimberleys. Bekannt wurde Broome ab etwa 1880 durch die Perlenfischerei. In der Roebuck Bay gab es ein reiches Vorkommen von Australiens größter Austernart > Pinctada Maxima. Dabei war es zuerst nur die Gier nach dem Perlmutt für Knöpfe usw., die Perlen waren eine willkommene Zugabe. Unzählige Japaner/Chinesen wurden als Taucher importiert, um die Perlen aus den Austern zu holen. Täglich bis zu 10 Stunden waren die Taucher unter Wasser und wurden oft Opfer der Taucherkrankheit. Davon Zeugnis legt heute noch der Japanese/Chinese Cementary ab. Zyklone rissen Schiffe und Mannschaften in die Tiefe. Mit Beginn des ersten Weltkrieges kam ein abruptes Ende und erst mit dem Aufbau der Perlenzuchtfarmen in den Jahren 1960 – 1970 begann der erneute wirtschaftliche Aufschwung von Broome.

Die Nacht ist etwas nervig, zweimal knallt der Vorhang am Hauptfenster mit Getöse zu Boden. Ich stehe jedes Mal senkrecht im Bett. Aufstehen ist für 6 h angesagt, da der Abholdienst von King Leopold Air für die Tour Buccaneer Explorer zu 7 h angemeldet ist. Mit einem Honeymoon-Ehepaar aus Sydney und einer Nanny aus Christchurch/Neuseeland, jetzt auch Sydney, hebt die Cessna 201 mit Pilot und Copilot Richtung Dampier Peninsula und King Sound ab. Die Horizonal Waterfalls haben leider keine hohe Flut, die liegt hier bei 12 Metern,  aber es ist durchaus die Macht des Wassers zu erkennen. In der Strömung amüsieren sich die Insassen eines Jetbootes. Unter uns die vielen Inseln des Buccaneer Archipelago, landen wir schließlich am Cape Leveque, dem nordwestlichsten Punkt von Western Australia. Wir haben geschätzte 35° Grad im Schatten. Das angebotene Bad im Indischen Ozean probieren nur die Flitterwöchner aus. Kimberley, die Neuseeländerin, und ich schauen uns das aus der Ferne an. Das Wasser ist nur unwesentlich kühler und bietet mit dem hohen Salzgehalt absolut keine Erfrischung. Der Rückflug folgt bis Broome der Küstenlinie mit hellen Sandstränden, Flussmündungen und Felsküsten. Nach einer Gesamtflugzeit von etwa 4 Stunden landen wir wieder in Broome, fix und alle.

Jetzt ist nur noch Pooltime angesagt. Auch dieser ist so warm wie beim Warmbadetag im Hallenbad, allerdings wegen der Algenbildung mit Salz angereichert. Abschließend unternehme ich noch einen Gang in das Zentrum vo
n Broome, das hätte ich mir aber sparen können. Allerorten bereits geschlossene Geschäfte. Sprit gibt es übrigens nur 2 Sorten, normal (1,47 AUD$) und Diesel (1,42 AUD$).

Webadressen:
https://www.broomevisitorcentre.com.au/pages/broome-home-page/
https://www.kingleopoldair.com.au/broome-scenic-flights/

Wetter: 30 - 36° C, wolkenlos

 Horizon Falls

 Cape Leveque






08.04.2010 (Donnerstag) <Broome>
Während des Marsches am Vorabend ist mir aufgefallen, wie sehr hier alles blüht und es liegt ein herrlicher Blütenduft (Frangipani?) in der Luft. Außerdem habe ich noch nie so viele sehr selbstbewusste Aboriginals gesehen. Das Reinigungspersonal hier im Hotel, sowohl wie auch als Gäste. Die Kids haben bestimmt schon Schwimmflossen an Händen und Füssen, so lange Zeit wie sie im Pool verbringen.

Um kurz nach 9 h mache ich mich per pedes auf zum Airport, um mein gebuchtes Auto zu übernehmen. Klasse Kleinwagen wie z.B. Hyundai Getz oder ähnlich mit Klimaanlage und Gangschaltung, einfach aus Kostengründen. Wie bislang fast immer, ist dieser Typ Auto nicht verfügbar. Dafür bekomme ich einen Mitsubishi Outlander, ein Geländewagen mit Klimaanlage und Schaltautomatik sowie zuschaltbarem Allrad und 42630 km auf dem Tacho, allerdings als Benziner. Mal abwarten, was der so säuft. Aber auf jeden Fall, bei reeller Bezahlung hätte der mich das Doppelte und mehr gekostet; nun liege ich total bei schlappen 1300 € all inclusive, heißt Vollkasko ohne Selbstbeteiligung und One-Way-Charge für 20 Leihtage. Auto fährt sich prima, hat nur einen Haken, die Farbe ist dunkelblau, das heizt sich schneller auf als man gucken kann, aber wozu gibt es Klimaanlage. Jedenfalls mit dem Auto im Visitor Centre eingefallen und mich für die tolle Betreuung anlässlich dieser ersten Hotelbuchung bedankt; denen ist die Unterlippe runter gefallen, kommt wohl nicht oft vor. Einen Camping-allround-Shop aufgesucht und Akubra-Hüte für Ina und Uwe beschafft > je 159,90 AUD$, Ihr könnt schon mal anfangen zu sparen. Außerdem eine kleine Kühltasche mit Akkus, die ich auf der letzten Station einfach stehen lassen werde. Aber da ich größtenteils als Selbstversorger unterwegs bin, zumindest beim Frühstück, will ich mich nicht vergiften mit verdorbenen Lebensmitteln. Kalle wünscht einen schwarzen Akubra > 2 Monate Lieferzeit, weil wegen der Hitze hier keiner einen in dieser Farbe will; mal sehen, was draus wird.

D
anach bei bereits wieder satten 36° Grad auf zum Gantheaume Point, eine sehr felsige Ecke mit Anastasia’s Pool (hat Anfang der 20iger Jahre letztes Jahrhundert ein Leuchtturmwärter für seine arthritische Frau > Name!!! in den Fels gehauen, ob es geholfen hat, ist nicht überliefert), leider trocken, also auch keine Anastasia in Sicht. Dafür in den Felsen Dinosaurier-Spuren, Dreizeher > Megalosauropus Broomensis.

Zurück
an Broome vorbei Richtung Malcolm Douglas Wilderness Park mit bösartigen Krokodilen, die alle mal irgendwo Ärger gemacht haben und hier weiter leben dürfen, sowie Känguruhs alle Sorten, Dingos, Emus und Kasuare. Das längste Kroc ist 4,60 m lang, wenn man die Zähne sieht, wird einem ganz anders. Malcolm ist aber nicht zu Hause. Nochmals im Hotel vorbei, weil ich die Adresse für das DEC vergaß. Das ist eine Regierungsstelle, bei der man die Parkpässe für die Nationalparks bekommt. Hatte ich zufällig im Internet entdeckt. Es gibt verschiedene Gültigkeiten, meiner hat nun 4 Wochen Laufzeit und kostet 40 AUD$. Da ich mindestens in 6 oder 7 N.P.’s einfallen will, rechnet sich das auf jeden Fall. Nach all der Rennerei gönne ich mir noch ein Stück Apfelkuchen mit Cappuccino in einem Shopping-Center. Anschließend aber im Pool wieder abgeschwommen. Leider wird das nichts mit dem „Staircase to the Moon“, weil Vollmond letzte Woche war und der nächste erst wieder am 01.05., dumm gelaufen.

Da alle Welt von den spektakulären Sonnenuntergängen am
Cable Beach schwärmt, schwinge ich mich nochmals ins Auto. Der Cable Beach ist ungefähr 20 km lang und 500 m breit. Es gibt vereinzelt Steine, auf denen man bequem sitzen kann, um das Spektakel zu beobachten und es lohnt sich wirklich. Alles fein säuberlich mit Foto und Video festgehalten. Man fragt sich, wo die ganzen Leute herkommen, denn der Parkplatz ist gut voll. Allerdings habe ich wohl das zweite Spektakel, die im Sonnenuntergang heimkehrenden Kamelkarawanen, verpasst. Ist auch besser so, denn die Biester stinken ganz gewaltig.

Webadressen: 
https://www.malcolmdouglas.com.au/
Wetter: 30 . 36° C, wolkenlos
gefahrene km: 109


 Gantheaume Point, Broome


Malcolm Douglas Wilderness Park, Broome

Cable Beach, Broome



09.04.2010 (Freitag) <Broome - Eighty Mile Beach>

In der Nacht kämpfe ich um Schlaf, erst gegen Morgen ist es von Erfolg gekrönt. Umso zerschlagener bin ich auf der Fahrt Richtung Eighty Mile Beach. Die Tankanzeige steht auf ¾ bei 60 Litern im Tank. Wobei ich festgestellt habe, dass die Anzeige mehr als exakt ist. Jedenfalls raus aus Broome und Richtung Port Hedland auf dem Great Northern Highway No 1. Die Landschaft hätte auch in der Nullabor sein können. Aufgefallen ist mir allerdings schon im Flieger, dass alles doch recht grün von oben aussieht und sehr viele Pflanzen blühen. Am Sandfire Roadhouse für satte 1,67 AUD$/Liter getankt. Der erste Verbrauch hat sich bei 10,4 ltr eingependelt, mal schauen, was draus wird.

Nach 338 km dann der Hinweis zum rechts abbiegen Richtung Eigthy Mile Beach. Sofort eine Gravelroad, allerdings durchaus mit konventionellen Fahrzeugen befahrbar. Aber mit meinem Allrad nun keinerlei Problem mehr. Ein schlechtes Gewissen wegen irgendwelcher Verstöße gegen Leihwagenbedingungen brauche ich auch nicht mehr zu haben. Eigthy Mile Beach ist ein Caravan-Park, in dem man auch s.g. Cabins mieten kann. Gebucht habe ich eine Standard-Cabin, allerdings vor gut  6 Wochen die Mitteilung bekommen, dass die Hütte einem Hurrican zum Opfer gefallen ist und ich die nächst bessere Kategorie bekommen und bezahlen könne. Was blieb mir schon? Die Hurrican-Schäden sieht man noch allüberall mit z.B. geköpften Palmen und Baugeräten, um alles wieder herzustellen. Die Cabin hat einen Wohnraum mit komplett eingerichteter Küche, 2 Schlafzimmern, Bad und WC. Draußen gibt es eine überdachte Sitzecke, einen kleinen Garten mit Wäscheleine sowie einen fest installierten Grill incl. Gasflasche, außerdem einen PKW-Abstellplatz. Erstmals lege ich mich ab, weil  mein Kreislauf etwas zickig ist. Der Eighty Mile Beach ist ein Paradies für Muschelsammler, stecke welche vom Typ Sand Dollar ein, und Genießer von langen Strandspaziergängen. Allerdings wegen der Muscheln ohne Schuhe äußerst schmerzhaft. Das Wasser sollte man tunlichst meiden, weil gerade an diesem Strandabschnitt Tummelplatz von Haien und Stachelrochen. Mein Cabin-Nachbar macht mich nach dem ersten Strandspaziergang auf eine
n Lizard (Größe etwa 80 cm) aufmerksam, der wenig furchtlos bei seinem Auto den Kopf nach oben reckt, natürlich fein säuberlich auf Celluloid gebannt. Nachts kommen zurzeit die Schildkröten aus dem Meer, um ihre Eier abzulegen, d.h. es sind nur noch Nachzügler, die Eiablage erfolgt bis Ende Februar, bzw. im Sand sind überall kleine Löcher, wo die Jungen ans Licht gekrabbelt sind. Der Sonnenuntergang ist nochmals äußerst spektakulär.

Webadressen:
https://www.eightymilebeach.com.au/

Wetter: 32 – 37° C, wolkenlos

Gefahrene km: 365


 
Eighty Mile Beach Caravan Park





10.04.2010 (Samstag) <Eigthy Mile Beach - Port Hedland>

Um halber zehne bin ich mit Duschen, Frühstücken, Häuschen aufräumen (säubern), Packen usw. fertig und checke aus. Hinter mir erneut das Meer in hellblauer Farbe. Die Fahrt über den Highway ist dieses Mal weniger ermüdend. Eigentlich wollte ich noch zu Cape Keraurdren abbiegen, aber allein für 1x gucken 10 AUD$ zu blechen, nein danke. Die anfangs grüne Vegetationsfarbe wechselt ins grünbraune und es gibt etliche Stellen, die ziemlich verkohlt aussehen. Unterwegs sind wie schon gestern Namen von Stations  angeschlagen, die da irgendwo angesiedelt sind. Es sind überwiegend Rinderfarmen und Mango-Anbauten. Die Rinder – fast ausschließlich wegen der Hitze Brahma-Rinder – werden nach Südostasien exportiert, während die Mangos für den heimischen Markt produziert werden. In weiter Ferne sind hohe Sanddünen auszumachen, aber kein Weg führt dorthin. Auch einige merkwürdig gestaltete Hügel säumen den Weg. Und die Nähe des Minengebietes macht sich bemerkbar mittels einer Eisenbahnlinie, die von Karratha nach Tom Price führt. Wenn die Landschaft nicht absolut platt wäre, könnte man auch glauben, direkt ins Ruhrgebiet Mitte der fünfziger Jahre zu kommen.

Port Hedland ist Australiens größter Exporthafen für Eisenerz, riesige Frachter liegen an den Kais und auf Reede. 34 % des Gesamteisenerzweltbedarfs werden in der Pilbara im Tagebau abgebaut und mit besagten Zügen (2 – 3 km lang; Rekord 682 Waggons mit 8 Lokomotiven je 6000 PS auf 7 km, aufgestellt 2001) transportiert. Auf der einen Seite die roten Eisenerzhügel von BHP Iron Ore, besser allerseits bekannt als Rio Tinto Mining Corporation, auf Verschiffung wartend und auf der anderen Seite die weißen Hügel der Salzgewinnungsanlagen von Dampier Salt. Das Hotel hatte ich über das DB-Reisebüro für Mitarbeiter gebucht und die Auflage, das Vorzeigen des Konzernausweises, befolgt. Nur will ihn keiner sehen. Zimmer ist super mit Blick aus dem ersten Stock auf den indischen Ozean, Preis beinhaltet continental breakfast mit Toast, Marmelade, Müsli, Tee/Kaffee, Yoghurt, Obstsalat/- Saft. Die Stadt reißt einen wirklich nicht vom Hocker wegen der ganzen Industrieanlagen. Aber ansonsten sind die kleinen Vororte sehr nett mit jeder Menge tropischer Vegetation angelegt. Zum Einkaufen fahre  ich in das 12 km entfernte South Hedland, weil das dortige Einkaufszentrum weitaus größer ist. Gönne mir zu Mittag einen flat white (Kaffee mit Milch) sowie ein Apfel-Zimt-Muffin. Da Morgen Sonntag ist, bedürfen zumindest die Obst- und Brotvorräte einer Auffrischung. Auf dem Rückweg noch getankt, übrigens weitaus preiswerter als vor Ort, macht fast 15 Cent pro Liter aus. Danach stürze ich mich in den kleinen, aber feinen Pool und  tobe mich eine knappe halbe Stunde aus, allerdings bereits mit knurrendem Magen. Obwohl, ich hätte noch zig Runden drehen können, links und rechts Palmen, voraus ein beginnender Sonnenuntergang und drüber Papageien. Da bislang wegen „is nich“, es gab einfach keine Gelegenheit, der Restaurant-Besuch schlichtweg ins Wasser fiel, begrüße ich das dem Hotel angeschlossene Restaurant umso mehr. Natürlich kann ich nicht am Barramundi vorbei gehen. Er ist genauso köstlich wie in der Erinnerung, dazu ein Glas Chardonney. Bislang sind alle meine Bemühungen, Portwein > Galway Pipe zu erstehen, vergeblich. Aber der kleine, dem Hotel angeschlossene Liqour-Shop, der hat ihn und natürlich steht jetzt ein Glas neben mir.

Webadressen:
https://www.galahotels.com/de/Hotel/australien_17/port_hedland_636763/all_seasons_port_hedland_hotel_1895122
Wetter: 30 – 35° C, wolkenlos

Gefahrene km: 245


 Port Hedland

11.04.2010 (Sonntag) <Port Hedland - Tom Price:Karijini N.P.>
Nach einer sehr geruhsamen Nacht genieße ich das Frühstück wie vor. Es fehlt wirklich an nichts. Gegen 8:45 h in Port Hedland losgefahren Richtung Tom Price. Zuerst geht es noch ein paar km über den Highway No. 1, um dann auf den 95 abzubiegen. So eine Mondlandschaft habe ich bislang noch nie gesehen, obwohl es schon wieder irgendwie interessant ist. Ermüdend ist die Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h, LKW über 5 t und Busse über 12 t dürfen immerhin noch 100 km/ fahren. Aber schneller zu fahren ist riskant, die Polizei ist hier wesentlich gewitzter als bei uns und erheblich teurer ist es auch. Seit ich von Broome abgefahren bin, sind mir täglich maximal etwa 50 Fahrzeuge entgegen gekommen. Meistens grüßt man sich. Das Navi hat mir schon gute Dienste geleistet, die Investition in die Software mittels SD-Karte zu Hause mit 146 € hat sich bereits gelohnt. Natürlich nicht auf den geraden Strecken, aber so findet man in den Orten ohne große Sucherei die richtige Straße des Hotels und auch sonst Dinge, die man in das Teil einfach füttert. In Munjina (Auski-Roadhouse) lege ich eine PP ein  und gönne mir einen Kaffee samt Muffin. Außerdem nochmals getankt, dann kann ich Morgen gleich in das große Abenteuer starten. Die Landschaft wird durch etliche mehr als Hügel zunehmend interessanter, auch 2 Pässe mit je 8 % Steigung/Gefälle sind dabei.

Wie sagt der Reiseführer so schö
n: Tom Price ist ein als grüner Garten getarntes Bergbaustädtchen, das mit seinen üppigen Grünanlagen ein wenig Oasenatmosphäre zu schaffen versucht. Tom Price ist die höchstgelegene Stadt in WA mit immerhin 747 m über null. Der Caravanpark ist sehr gepflegt, meine Cabin ist ca. 60 m² groß und umfasst 2 Schlafräume, einen Aufenthaltsraum mit Küche, Bad, außerdem eine überdachte Terrasse und der obligatorische Autoparkplatz. Bis auf einen Fön ist wieder alles komplett vorhanden. Einen Swimmingpool gibt es auch. Eigentlich will ich erstmals meine Wäsche waschen, aber der Trockner ist außer Betrieb, also heißt es bis Karratha warten. Beim Rundgang über den Platz fallen mir die unzähligen Vögel auf, die recht zutraulich das Areal bevölkern, als da sind: Rußwürgerkrähen, Gelbstirn-Schwatzvogel,  Galahs, Nacktaugenkakadus sowie Spinifex-Tauben. Leider kann ich nicht mit den lateinischen Namen, von den australischen mal ganz zu schweigen, dienen. Ich habe zwar ein australisches Tier- und Pflanzenverzeichnis, aber was ist was?

Webadressen:
https://www.tompricetouristpark.com.au
Wetter: 28 – 32° C, wolkenlos

Gefahrene km: 432


 
Great Northern HWY 95

 
12.04.2010 (Montag) <Tom Price>
Auf 7 h stelle ich den Wecker, weil die Wege im Karijini N.P. doch recht weit sind und alles sich auf Gravelroads abspielt. Der Karijini N.P. ist mit 6204 km² einer der farbenprächtigsten und ausdrucksvollsten Nationalparks Australiens. Die 400 km lange Hamersley Range ist Bestandteil des Parks und hier sind auch die beiden höchsten Berge von WA, allerdings nur 1230 bzw. 1250 m hoch. Der nördliche Teil der Hamersley Range wird von einem atemberaubenden Schluchtensystem durchzogen. Gewaltigen Rissen gleich zerteilen die bis zu 150 m tiefen, senkrechten Spalten die Landschaft. Jede Schlucht beeindruckt durch ihren eigenen Charakter. Einige verengen sich dramatisch und werden zu dunklen, schmalen Spalten, in denen das Sonnenlicht nie den Boden erreicht. Andere öffnen sich und Sonne durchflutet ein Idyll aus einladenden Pools (Viecherfrei), grünen Oasen und in Stufen herabplätschernden Wasserfällen. Allen Schluchten gemein sind die waagerechten Schichtstrukturen und die intensive rostrote Farbe ihrer Wände. Einige frei liegende Gesteinsmassen sind bis zu 2 Mrd. Jahre alt.

Eigentlich wollte ich die am nordwestlichen Rand liegende Hamersley Gorge zuerst erkunden. Geht auch alles ganz prima und dann bin ich zu voreilig und folge einem Hinweis, der mich in weitem Bogen zurück auf die hinter Tom Price liegende Hauptstraße bringt. Die Gravelroad führt durch weites hügeliges  Buschland mit niederen Eukalypten aller möglichen Arten und unzähligen Büscheln von Spinifex-Gras. Ganz ungefährlich ist das Befahren der Gravelroads (geht ohnehin nur mit Allrad) nicht, im Busch fressen die Rinderherden und kreuzen hemmungslos den Track. Etliche Kadaver von Rindern, Känguruhs und Dingos zeugen davon. Also auf zum Oxer Lookout. Wie ein Adlernest ragt die Eisenplattform in den leeren Raum über dem Zusammentreffen von Weano, Hancock, Red und Joffre Gorge. Am Info-Stand beginnt der Track hinab in die Weano Gorge, mit Level 3 ist er gekennzeichnet. Vorsichtshalber hatte ich mich bereits in meine Trekking-Schuhe gezwängt, wahrlich keine Freude bei der Hitze. Belohnt werde ich auf dem Grund der Schlucht mit Schatten. Gut   1 1/2 Stunden bin ich unterwegs, dann ist Schluss mit lustig. Zum Handrail-Pool, in dem man auch schwimmen kann, geht der Weg nur durch hüfttiefes Wasser. Das hieße, alle Klamotten zurücklassen, aber das ist mir die Sache nicht wert. Also die steilen Stufen des Ausstiegs hinauf und mit dem Auto Richtung Knox Gorge. Auch hier wieder ein atemberaubender Lookout und weit unter mir ein kristallklarer Pool, in dem sich einige Leute amüsieren. Nur der Weg hin und zurück ist mit 3 Stunden angegeben. Das lässt mich zur Joffre Gorge fahren, dort soll ein prächtiger Wasserfall zum Baden herhalten. Leider wieder nix, wegen Mangel an Wasser auch kein Wasserfall.

Ziemlich entnervt entschließe ich mich zur Rückkehr nach
Tom Price. Zum einen will ich noch nach dem Hut für Kalle schauen > war aber nix und im Visitor Centre vorbei, um das Permit für die Privatstraße von Rio Tinto Richtung Karratha abzuholen. Das ist zwar eine Gravelroad, allerdings angeblich in sehr gutem Zustand, zwischendurch auch mal befestigt, außerdem führt die Straße durch den Millstream Chichester Nationalpark, den hatte ich wegen der Zufahrten auf Gravelroad nicht auf der Rechnung, außerdem ist die Strecke um 250 km kürzer als die Fahrt über die konventionelle Straße. Im Visitor Centre ist es erst mal Pflicht, eine zwanzigminütige DVD über die Gefahren der Privatstraße anzuschauen. Nichts Weltbewegendes, halt die allgemeinen Hinweise beim Fahren auf unbefestigten Straßen; letztendlich sichert Rio Tinto sich nur gegen irgendwelche Schadenersatzforderungen ab. Es gibt sogar einen Guard, der Geschwindigkeits-überschreitungen (80 km/h sind erlaubt) ahndet und Alkoholkontrollen durchführt.  Neben mir sitzen zufällig auch Deutsche, Oma, Opa, Papa, Mama und Junior, selten ein so arrogantes Volk erlebt. Später habe ich gesehen, dass sie mit einem Britz-Camper (5 m Aufbau) ohne Allrad unterwegs sind, es war 3 h, die wollten die 178 km bis zum Millstream Chichester noch durchbrettern. Selbst schuld, wenn da was passiert, kann man nur sagen. Zurück im Tourist Park, werfe ich mich in den Pool und weihe meinen Bikini ein, hatte ja nicht geklappt in den Gorges. Das Wasser ist ziemlich kalt, aber nach einer Eingewöhnungszeit doch sehr erfrischend. 
Webadressen:
https://tomprice.org.au/
https://parks.dpaw.wa.gov.au/park/karijini
Wetter: 25 - 31° C, wolkenlos
Gefahrene km: geschätze 226, davon 150 Gravelroad






Joffre Gorge, Karijini N.P.


Knox Gorge, Karijini N.P.


13.04.2010 (Dienstag) <Tom Price>

In der Nacht wird es so kalt, dass ich zusätzlich zu dem sonst völlig ausreichenden Laken die Steppdecke dazu ziehe. Wie bereits am Vortag ist frühes Aufstehen angesagt, da erneut nur ein Thema zur Debatte steht: Karijini N.P. von Westen nach Osten. Beim Frühstück sind kein Joghurt, Kaffeesahne oder Apfelsaft verfügbar. Hatte den Kühlschrank auf 5 gestellt, das hat er als Auftrag zum Gefrieren missverstanden, dabei hat er auch noch ein Eisfach. Dieses Mal keine Probleme mit der Zufahrt zur Hamersley Gorge, ist keine Socke da. Dafür hole ich mir auf der Beifahrerseite einige Kratzer im Lack, beim Ausweichen vor den allzu tiefen Schlaglöchern in der Gravelroad, nur dass hier die Büsche am Straßenrand im Gegensatz zu unseren daheim Kratzer machen. Von zu Hause kenne ich eine Politur mit Farbe vermischt, hier natürlich völlig unbekannt. Die Hamersley Gorge liegt idyllisch schön mit einem kleinen Wasserfall. Eine kleine Krabbeltour über die Felsen zeitigt wunderschöne Aussichten als Ergebnis. Dabei einmal tief in das Spinifex-Gras gegriffen, jetzt ist der linke Unterarm leider etwa perforiert und bläulich. Alles sauber desinfiziert und den ganzen Weg bis Tom Price zurück gefahren. Unterwegs einen dieser Monsterzüge an einem Bahnübergang erlebt. Drei Loks, die Waggons konnte man gar nicht zählen. Am nächsten Bahnübergang das gleiche Spiel, aber dabei muss ich in Richtung Zug anschließend abbiegen, auf gute 4,5 km Länge bin ich gekommen.

Aufgrund der Größe des Karijini gibt es abgesehen von der Hamersley Gorge noch 2 offizielle Eingänge, an denen man üblicherweise auch sein Eintrittsgeld abdrückt, aber dazu war ich ja in Broome beim DEC, also schon mal runde 30 AUD$ gespart. Gestern habe ich den westlichen Parkeingang für die Weano Gorge usw. benutzt. Dieses Mal ist der östliche Eingang nebst Visitor Centre dran. Danach auf zur Dales Gorge. Ein kurzer Weg zu einem Lookout und wieder ein schwindelerregender Aussichtspunkt einfach in die Luft gebaut. Aber dafür eine ganze tolle Aussicht auf den etwa 180 m tiefer liegenden Circular Pool. Genervt von den doch noch ziemlich heftigen Fliegenattacken zurück ins Auto und zum Parkplatz der Fortescue Falls. Auf einer Gemsenstiege geht es bis nach unten, an den Rückweg, natürlich absolut schweißtreibend, mag ich noch gar nicht denken. Unterwegs bereits traumhafte Ausblicke auf die Falls und den dazugehörigen Pool, allerdings auch gut besucht. Zunächst marschiere ich weiter zu dem nahebei liegenden Fern Pool, auch mit kleinem Wasser und sogar Badeleiter. Aber da ist kein Mensch und das ist mir für ein Bad zu gefährlich, zumal auch tote Bäume im Wasser treiben. Also die paar 100 m wieder zurück und die Felsen runter gekrabbelt zum Ufer des Pools. Bikini habe ich bereits an, ist einfacher, nur kein Handtuch mit. Die unter Wasser liegenden Steine sind absolut glitschig, also auch noch aufpassen, dass man nicht auf die Nase geht. Aber dann, es ist einfach herrlich, geschätzte Wassertemperatur um die 26° Grad. Man kann ungefähr 200 m bis zu den Wasserfällen, die in Kaskaden über die Felsen kommen, schwimmen. Da es mittlerweile schon auf die 2 h zugeht, verspeise ich erst mal meinen wohlverdienten Lunch (Müslistange, Banane, Brötchen mit Käse, Nektarine, dazu Wasser). Da der Bikini noch nass ist, nur das T-Shirt drüber und die Wanderschuhe an (tolles Bild), und versuche, den Weg zum Circular Pool zu finden. Allerdings ist der Track mit Stufe 4 ausgezeichnet und irgendwo unterwegs kehre ich wieder um > a) zu einsam b) zu schwierig alleine (ich bin doch keine Gemse). Dafür den Weg direkt über die Wasserfälle gefunden und hin und her fotografiert und gefilmt. Völlig furchtlos taucht aus dem Nichts ein Dingo auf, das ist der Erste, den ich in freier Wildbahn sehe. Tut mir richtig leid, abgemagert und hinkend, aber dann sind sie wohl gefährlich.

Schaffe es tatsächlich, die ersten 4 Postkarten zu schreiben und auch abzuschicken. Da die meisten Menschen ja heute über Internet verfügen, spart das eine Menge Arbeit. Wobei die Postkartenausbeute entgegen jedweder Erwartung äußerst mager ist. Auf dem Rückweg will ich bei Coles noch Bananen, Nektarinen und Brot kaufen. Außer Brot ist schon alles weg, aber ich habe noch Weintrauben, die hier äußerst lecker sind > Thompson seedless. Den ganzen Tag mit Sorge die aufziehenden Wolken betrachtet und gerade hat es einen etwas heftigen Schütt gegeben. Will nur hoffen, dass mir das nicht die Suppe verhagelt bezüglich der Gravelroad Richtung
Karratha. Weitere heftige Regengüsse folgen den ganzen Abend, das Auto sieht aus wie durch die Waschanlage gefahren, der ganze rote Staub ist weg, halt nur nicht lange.

Wetter: 24 – 33° C, aufziehende Bewölkung mit einigen starken Regenfällen abends
Gefahrene km: 335, davon 110 Gravelroad




 geologische Geschichte


Hamersley Gorge, Karijini N.P.


Dales Gorge, Fortescue Falls, Karijini N.P.

 
14.04.2010 (Mittwoch) <Tom Price - Karratha>
Unglaublich, bei der Rückgabe des Cabin-Schlüssels frage ich mal so ganz nebenbei, ob man denn wohl ohne Buchung unterkommen könnte. Die sind 2 Monate im Voraus ausgebucht!!!!

Danach begebe ich mich an den Wahnwitz,  die Privatstraße Richtun
g Karratha in Angriff zu nehmen. Eine gewaltige Abkürzung ist es auf jeden Fall. Die ersten Kilometer sind auch noch ganz in Ordnung, aber dann bin ich kurz davor umzukehren. Die Straße ist für 80 km/h freigegeben, mein Anfangstempo liegt bei 60 und nach gut 40 km nur noch bei um die 20. Ich habe das Gefühl, das Auto verliert alle losen Teile und ich sämtliche Zähne. Die Querwellen durch die Bulldozer hauen völlig durch. Der entgegen kommende Verkehr  (alles Werksverkehr von Rio Tinto) knallt volle Elle da drüber, Staubwolken entwickeln wir trotz des nächtlichen Regens in Massen. So nach der Hälfte der Strecke ist ein Grabler am Werk, der poliert die Oberfläche und glättet sie wieder. Nach rund 100 km geht die Straße in eine öffentliche über, aber die Eisenbahn bleibt die ganze Zeit daneben. Da ist viel Aktion angesagt mit Gleiserneuerung usw. Die alten Bekannten von Plasser & Theurer, heißen hier Plasser Australia,  sind  mit ihren Gleismaschinen auch an der Arbeit.

Nach 150 km dann der Hinweis auf den
Millstream Chichester Nationalpark, zunächst mit dem Homestead, 21 km im Busch gelegen. Durch den Fortescue River ist alles wunderbar grün, es gibt Palmen, kleine Bäche usw. Bei dem Homestead im Schatten verspeise ich meinen Lunch, dabei bedrängt von einem hungrigen Känguruh. Skippy läßt es sich nicht nehmen, mir fast auf den Schoss zu krabbeln, um einen Happen Brot zu bekommen. Von dort geht es weiter über die Gravelroad zum Python Pool, nochmals ein Abzweig von 19 km. Auf keinen Fall möchte ich das heute Erlebte missen. Wenn ich bislang geglaubt habe, bei der Durchquerung der Nullabor vor 2 Jahren schon einsam gewesen zu sein, dann heute erst recht. Dabei unterwegs in abwechselungsreichen Landschaften, die so karg sind, dass sie auf mich schon wieder wunderschön wirken. Fazit: die Pilbara mit all ihren unterschiedlichen Landschaften ist für den, der so etwas mag, einfach nur schön. Anzumerken ist, dass es in der Pilbara nur punktuell geregnet hat (so wie in Tom Price), aber grundsätzlich die letzten 12 Monate nicht, dafür ist noch allerhand grüne Farbe in der Landschaft.

In Karratha dank Navi wieder problemlos das Best Western Hotel gefunden. Das Shopping-Centre liegt gleich nebenan; wieder kein Hut für Kalle. Eis ist übrigens sehr teuer, für nur eine große Kugel in der Waffel zahlt man satte 3,70 AUD$. Übrigens entdecke ich beim Tanken im Kühlergrill eine handtellergroße Heuschrecke, die muss ich wohl auf der Tour durch das Nirgendwo irgendwo eingesammelt haben. Jedenfalls ist sie gut geröstet. Danach werfe ich mich in den hoteleigenen Pool, dabei begafft von unzähligen Minenarbeitern, die hier alle übernachten
. Karratha ist übrigens auch so eine Kunstschöpfung von Rio Tinto, um die unzähligen Arbeiter mit ihren Familien unterbringen zu können.

Webadressen:
https://karrathacentral.bestwestern.com.au/
https://www.dec.wa.gov.au/component/option,com_hotproperty/task,view/id,48/Itemid,1584/ https://www.pilbaracoast.com/en/default.htm
Wetter: 24 – 36° C, bewölkt
Gefahrene km: 358 mit allen Abzweigungen, direkt 260, davon 160 Gravelroad



 
Millstream-Chichester N.P.



Millstream-Chichester N.P.




15.04.2010 (Donnerstag) <Karratha>
Alles klappt auch hier in Karratha ganz prima, nur das Internet ist ein Problem. Wieder extra für 15 $ einen 24-Stunden-Zugang gekauft. Nach 2 Stunden komme ich bis auf die Mail-Seite, aber es lässt sich nichts öffnen. Heute genau das gleiche Spiel. In der Frühe falle ich erst mal ins Visitor Centre ein. Das Auto hat eine automatische Inspektionsanzeige und die steht auf „go“ für Inspektion. Da ich zwar leidlich mit dem Englischen klar komme, aber am Telefon doch gewisse Probleme habe, missbrauche die nette Dame im Centre dafür, mit Europcar zu sprechen, nachdem ich ihr meine Story erzähle. Die verbinden da bei Europcar glatt direkt mit Broome und erklären, dass ich nichts machen brauche, das Auto sei perfekt gewartet worden vor Abfahrt und bis Perth wäre alles o.k.. Umso besser, das hätte mir noch gefehlt, eine Werkstatt zu suchen und dann die Abrechnung, die ja auch nicht auf meine Kosten läuft. Als Nächstes gefragt, ob sie einen Shop für Akubra-Hüte kennen würde; Treffer > Kalle, Du hast Deinen Hut, allerdings wie schon angesprochen nicht in schwarz sondern „sandfawn“. Hauptsache, ich kriege die 3 Teile jetzt auch problemlos nach Hause.

Letzte Beratung im Visitor Centre ist das „to do“ für den heutigen Tag. Da ich in Kultur machen will, steht die Deep Gorge bei Hearson’s Cove in der Nähe von Dampier, das ist hier um die Ecke, auf dem Programm. Laut Beschreibung Australiens größte Kollektion der Aboriginal Felsmalereien (Petroglyphs) des ausgerotteten Stammes der Jaburara. Angeblich soll es im gesamten Dampier Archipelago etwa 10000  dieser Felsmalereien geben, nur gesehen habe ich nicht eine einzige. Dafür bin ich 5 km bei 33° Grad mit den Wanderstiefeln durch den Busch getrabt, über Stock und Stein. Weil, zum einen hätte ich mir sonst wohl die Haxen gebrochen und zum anderen hat die Dame im Visitor Centre mich vor Schlangen gewarnt. Außer 4 lebenden und 2 toten, auf Meilen stinkenden, Känguruhs sehe ich absolut nichts. In Dampier ist zudem eine der größten Gasförderanlagen Australiens. An den Kais liegen die riesigen Überseefrachter, die Eisenerz und Gas laden, ein Eisenbahnnetz von irgendwo nach irgendwo ist vorhanden. Hier wurde übrigens der 1971 darstellende Spielfilm über Australiens berühmtesten Hund "Red Dog" gedreht.

Im örtlichen Visitor Centre habe ich ein nettes Gespräch über Westaustralien. Die Dame ist aus Devonport (Tasmanien) zugezogen und möchte hier nie wieder weg. Aber sie sagt auch, man muss sich an viele Dinge gewöhnen > die Leere und Weite, die wenigen Menschen und die großen Entfernungen; das alles hätte doch viel mehr Kick als die belebte Ostküste. Übrigens hat die Besiedlung hier bereits 1699 durch William Dampier stattgefunden, also nix is mit First Fleet unter Artur Phillips 1788 in Sydney. Anschließend fahre ich an Karratha vorbei auf dem guten alten Bekannten North Western Coastal Highway Nr. 1 Richtung Roebourne und von dort nach Cossack. Das ist ein altes Dorf mit, nach hiesigen Verhältnissen, uralten Gebäuden, die mich aber weniger interessieren. Mich zieht magisch an der Readers Head Lookout oberhalb von Settlers Beach. In dem überdachten Ausblick lasse  ich mir den Wind um die Ohren wehen und veranstalte ein Picknick. Danach den 360- Grad-Rundumblick genossen und mit allen Geräten festgehalten. In Roebourne komme ich auf dem Weg zum alten Gefängnis an dem heutigen modernen Teil vorbei. In dem alten Gefängnis ist heute das Visitor Centre untergebracht, seinerzeit wurden die Aboriginals darin auf grausame Art und Weise gequält. Sie wurden u.a. mit 2 kg schweren Halskrausen aneinandergekettet mittels Eisensplint, der nur auf einem Amboss angebracht werden konnte. Nachdem ich mich in einer Aboriginal-Siedlung verfahre, grausame Zustände > verbrannte Plastikmülltonnen am Straßenrand und auch ansonsten die typischen Vorstellungen der Europäer von den Einheimischen, habe ich die Schnauze voll und fahre wieder Richtung Karratha.

Übrigens sehe ich so ganz nebenbei im Fernsehen, dass WA seit über 10 Jahren einen Aboriginal als Minister beschäftigt. Bei Woolworth sind die Obstregale erneut leergefegt, so dass ich dort nur meine Wasservorräte erneuere; die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Hausmarke am besten schmeckt, alle anderen Sorten zeitigen einen bitteren Beigeschmack. Da Coles um die Ecke liegt, kann ich dort Obst und auch Brot mit Körnern bekommen. Bislang hat mir das Fahren auf der falschen Seite absolut keine Probleme bereitet. Gleich in Broome war es so, als ob ich nie was anderes gemacht hätte. Außer in Port Hedland
beim Abendessen bin ich außerdem auch noch nicht aus den Bermuda-Shorts heraus gekommen.  Es ist früher als gestern, daher werde ich mich jetzt in den Pool werfen, ohne Zuschauer.
Wetter: 33 - 36° C, bewölkt, merkt man aber nicht
Gefahrene km: 202


 Readers Head, Karratha

 Begegnungen...

 


16.04.2010 (Freitag) <Karratha - Exmouth>

Um halb neun mache ich mich in Karratha auf die Socken, um die 557 km zu fahren. Nochmals getankt, weil ganz reicht das nicht und unterwegs auch nochmals, dabei wieder einen exorbitanten Roadhouse-Preis von 1,75 AUD$/ltr bezahlt. Leider ist mir von einem entgegenkommenden Roadtrain ein Stein in die Windschutzscheibe geschleudert worden. Mal schauen, ob ich das sicherheitshalber reparieren lassen kann. Der Highway ist heute die Strecke der toten Tiere, Rinder, Känguruhs und zum Schluss auch noch Schafe.

Exmouth liegt auf einer Halbinsel am westaustralischen Gegenpart zum Great Barrier Reef, dem Ningaloo Reef. Hier beginnt die Coral Coast.
Interessant finde ich immer wieder die Warnung auf den Straßen vor Überflutungen an Bächen usw. Es sind s.g. Indikatoren aufgestellt, die bis zu 4 m Höhe anzeigen; reell vorstellen kann man sich das nicht.

Das Hotel ist leider nicht so doll, habe ich über Veranstalter gebucht, weil meine Bemühungen vergeblich waren. Beim Einchecken bekomme ich als erstes zu hören, dass ich am Montag aber pünktlich um 10 h zu verschwinden hätte. Außerdem hätte ich nur ein Standard-Hotelzimmer gebucht, das läge in der Nähe der Backpacker-Unterkünfte und vor 1 h nachts wäre dort keine Ruhe zu erwarten. Dabei lese ich später in den Hotel-Regularien, dass spätestens ab 23:30 h absolute Ruhe zu herrschen hat. Da sie mir das aber gleich mitgeteilt hätten, würden sie keine Beschwerden annehmen. Außerdem ist die halbe Hotelanlage Baustelle oder Ruine, was vorteilhafter ist, sei dahingestellt; von Grünanlagen fehlt jede Spur. Beschweren werde ich mich zu Hause beim Reiseveranstalter (Ergebnis: das Hotel fliegt aus der Listung).

Jedenfalls buche ich über das Visitor Centre für den nächsten Tag eine Tour raus aufs Riff. Ich tauche und schnorchele zwar nicht, aber die Walhaie, die sich da zurzeit tummeln, sind so groß, die sieht man auch vom Boot aus. Die nette Dame im Visitor Centre rät mir dann noch dringend, Tabletten gegen Seekrankheit zu kaufen, weil es ziemlich weit raus auf den
Indischen Ozean geht. Gesagt, getan, die Dame in der Apotheke meint auch, das wäre auf jeden Fall besser, als wenn ich nur die Fische füttern würde, dafür wäre die Tour zu teuer und die Tabletten extrem preiswert.

Während all dieser Unternehmungen läuft endlich die Waschmaschine mit meinen Klamotten, für Morgen wäre noch ein T-Shirt da gewesen, das wär’s gewesen; aber nun ist alles sauber und bereits wieder gebügelt. Wenn ich dies alles unter die Leute gebracht habe, gehe ich schwimmen. War leider nur ein kurzer Besuch im Pool, da ab 18 h geschlossen.

Webadressen:
https://www.potshotresort.com/index.htm
https://www.exmouthwa.com.au/pages/welcome-the-exmouth-visitor-centre/
Wetter: 29 - 31° C, wolkenlos

Gefahrene km: 557

 Termitenhügel


17.04.2010 (Samstag) <Exmouth>

Wie angekündigt, geht der Radau gegen 22:30 h los und endet gegen 1 h in der Frühe. Die Musik ist dermaßen laut, dass das Bett von den Bässen vibriert. Außerdem ist hier zwischen den einzelnen Hotelräumen ebenfalls Randale. Einige Zeit glaube ich, meine Tür wird eingetreten. Um den Lärm zu neutralisieren, schalte  ich die ziemlich laute Klimaanlage an. Das ist auf jeden Fall besser zu ertragen. Der Ningaloo Marine Park  mit seinen 4587 m² ist die westaustralische Antwort auf das Great Barrier Reef. Das Riff erstreckt sich über 260 km und verläuft parallel zur Küste von Waneroo im Süden bis zur nördlichen Spitze der Cape Range Peninsula. Es ist zwar nicht so artenreich und viel kleiner in den Ausmaßen, hat aber zu seinem östlichen Konkurrenten einen entscheidenden Vorteil. Während das Great Barrier Reef durchschnittlich 50 km von der Küste entfernt liegt und daher nur per Boot erreicht werden kann, verläuft das Ningaloo Reef so dicht zur Küste, dass man stellenweise direkt vom Strand aus in die Unterwasserwelt eintauchen kann.

Pünktlich um 8:15 h kommt der Bus vo
n Ocean Eco Adventures, um die Teilnehmer zur Ningaloo Reef Tour abzuholen. Aus meinem Hotel sind noch 3 Mädels dabei. Mit dem Tourbus geht es bis Tantabiddi Boat Ramp und von dort mittels Schlauchboot auf das vor Anker liegende Schiff. Immerhin mit 800 PS-MAN-Motor und entsprechend schnell.  Die Tablette gegen Seekrankheit nehme ich noch im Hotel ein, ob sie nun geholfen hat oder es auch ohne gegangen wäre, keine Ahnung.

 

 Zunächst geht es gut einen Kilometer raus aufs Riff, wo eine Einweisung in das Schnorcheln erfolgt. Flossen, Anzüge, Masken, alles ist im Preis enthalten. In kleinen Gruppen von je 8 Leuten mit 2 Betreuern geht es ins Wasser, um zunächst erste Erfahrungen zu sammeln. Danach geht die Jagd auf die Walhaie los. In rasanter Fahrt durch das Wasser, bis der erste Walhai gesichtet wird. Walhaie sind Fische und kommen daher nicht so wie Wale ansonsten an die Oberfläche, um zu atmen. Einzig ab und zu sieht man etwas Haut schimmern oder die Rückenflosse schaut aus dem Wasser. Auch hier wieder in kleinen Gruppen Beobachtung mittels Schnorcheln, alle 10 Minuten werden die Gruppen ausgewechselt. Der Walhai ist etwa 5 m lang. Das zieht sich über mehrere Stunden hin, dabei werden auch noch Delfine und Schildkröten gesichtet. An anderer Stelle wird ein Walhai von 8 m Länge beobachtet. Nach dem sehr guten reichhaltigen Lunch wird nochmals Gelegenheit zum Schnorcheln über den Korallen angeboten. Gegen 17 h ist die Tour zu Ende und der Ablauf geht in umgekehrter Reihenfolge.

 

Dabei sind bereits viele Viecher unterwegs, Emus, rote Riesenkänguruhs und Euros, putzigerweise auch eine Känguruhart. Während des ganzen Tages werden wir gefilmt, auch Unterwasseraufnahmen sind dabei. Der Veranstalter stellt jedem Teilnehmer eine DVD gratis zur Verfügung von diesem Tag. Sie ist ab Morgen abholbereit. Wer das nicht kann, bekommt sie nach Hause geschickt. Ich werde sie Morgen am Nachmittag abholen. Bin mal echt gespannt. An Bord waren Gäste aus Australien, Kanada, England, Irland und Deutschland. Wobei die Iren Teil einer Filmcrew sind, die 1 Jahr lang in Australien filmt und im nächsten Jahr sowohl den Film wie auch ein Buch veröffentlicht. Wir haben uns teils sehr nett unterhalten. Das deutsche Ehepaar ist aus Essen und 2 Mädels mit einem Work & Travel-Visum aus Quedlinburg touren bereits 10 Monate durch Australien und bedauern bereits, nur noch 3 Monate bleiben zu dürfen.  Einer der Engländer ist eigentlich Waliser, da hatten wir aufgrund meiner letztjährigen Tour sehr viel Gesprächsstoff, zumal er auch noch bei der Regierungsstelle für die Erhaltung der ganzen Schlösser in Wales zuständig ist. Leichten Sonnenbrand habe ich trotz Eincremen auf den Fußrücken, da an Bord die ganze Zeit barfuss.
Webadressen: 
https://www.oceanecoadventures.com.au
Wetter: 29 - 33° C, wolkenlos


schnorcheln mit Walhaien


 
18.04.2010 (Sonntag) <Exmouth>
Die Nacht ist wider Erwarten absolut friedlich und ich schlafe gut. Nachdem ich mich gestern den ganzen Tag im Ningaloo Marine Park getummelt habe, ist heute der 506 km² große Cape Range N.P. mit seinen unendlichen Sandstränden und dem kargen Gebirgszug der Cape Range an der Reihe. Dabei verbirgt sich hinter der gleichförmigen Gebirgsfassade ein tief zerklüftetes Schluchtensystem, das auf der westlichen Seite nicht ganz so ausgeprägt ist, aber auf der östlichen Seite durchaus Canyon-Charakter annimmt. Unter der zerfurchten Oberfläche der Cape Range liegt ein Netzwerk aus über 400 Kammern und Höhlen. Das merkt man an den teils tiefen Löchern auf der Oberfläche.

Es gibt nur eine Straße an die Westseite, also einfach der Nase nach. Zum ersten Mal werde ich am N.P.-Eingang von einem Ranger bezüglich des Park-Passes kontrolliert; nochmals Geld gespart, kann ich nur sagen. Rechts der indische Ozean mit den davor liegenden Sanddünen (wobei es aussieht, als ob alles mit Heide bewachsen ist, weit gefehlt, nur eine andere Sorte von Spinifex-Gras) und links die Cape Range. Sehr interessant sind die vielen Termitenburgen, die es hier und im fast kompletten Nordwesten gibt. Bis zu 2 m hoch werden diese Hügel. Von den insgesamt rund 300 australischen Termitenarten hat sich passend hier die Spinifex-Termite angesiedelt. Jedes Volk wird beherrscht von bis zu 50 Jahre alt werdenden Königen und Königinnen, die unentwegt Nachwuchs produzieren; diese Arbeiter und Soldaten sind blind und werden höchstens 4 Jahre alt. Bis zu 400 m vom Bau entfernt schaffen sie durch ein unterirdisches Tunnelsystem Nahrung für die Nachkommen herbei, bzw. verteidigen die Burg gegen unverwünschte Eindringlinge. Bis tief in den Süden des N.P. zum Yardie Creek zieht es mich zuerst. Die Schlucht ist 30 – 50 m hoch, aber die Farben sind je nach Lichteinfall sehr eindrucksvoll. Angeboten wird auch eine einstündige Bootstour, aber das wäre ja die einfache Variante gewesen. Lieber folge ich dem Yardie Gorge Trail oberhalb der Gorge; 3 km hin und zurück; ausgewiesen mit Schwierigkeitsgrad 2 – 4. Unterwegs scheuche ich irgendeine Känguruh-Art unter einem Busch auf, wir sind beide sehr erschrocken und ich erfreue mich an vielen blühenden Blumen Gattung Yardie Creek Winde. Nach einer guten Stunde komme ich wieder am Ausgangspunkt an und schaue mir noch die 4WD-Furt durch den Yardie Creek an, das ist wohl nur was für ganz mutige Naturen.

Wieder zurück auf der Straße falle ich im Milyering Visitor Centre ein. Geboten werden diverse Schlangen und Seegetier in Spiritus sowie der Skelett-Kopf einer Schildkröte in fast Pferdekopfgröße. Anschließend folge ich dem Hinweis Mandu Mandu Gorge, deren Wände bedeutend höher als die des Vorgängers sind. Geht der Track zunächst auf den Kieseln des Flussbettes in die Tiefe der Gorge (schwer zu laufen auf den Kieseln), fängt er plötzlich an, die steilen Hänge zu erklimmen. Die Kennzeichnung als ausschließlich Stufe 4 ist völlig richtig. Den Sohlen meiner Wanderschuhe sei dank, dass ich da heile wieder raus gekommen bin. 2 Liter Wasser habe ich in den 1 1/2 Stunden Marschdauer in mich reingeschüttet und alles ausschließlich ausgeschwitzt.

Auf dem Weg nach Exmouth folge ich dem Hinweis zum Vlamingh Head Lighthouse. Von dort oben kann man fast die komplette Westseite der Cape Range Peninsula incl. Ningaloo Reef überblicken. Kurz vor Exmouth läuft mir ein Emu über den Weg, den ich mit Film und Foto fest halte. In Exmouth will ich die DVD abholen, Cafe ist aber schon geschlossen. Wie ich später erfahre, ist die DVD ohnehin erst am nächsten Tag fertig. Vielleicht habe ich vor der Abfahrt Glück, ansonsten muss ich halt warten, bis ich wieder zu Hause bin. Beim Bäcker (7 Tage geöffnet) hole ich mir wieder die leckeren Vollkornbrötchen für das Frühstück und gönne mir eine Tasse flat white mit einem Stück Apfelkuchen (sehr lecker). Getankt, weil die Anzeige ziemlich unten ist und weiter raus aus Exmouth
Richtung Süden.

Erneut Emus am Straßenrand auf die Geräte gebannt und dem absoluten Ostküstentipp des Reiseführers gefolgt. Die Charles Knife Road führt 13 km steil bergauf, mit einer kompletten Emu-Familie auf der Straße,  erst sealed, ab der Hälfte unsealed, an einem Schluchtenrand entlang und bietet atemberaubende Blicke hinunter in die Canyons und zurück über den Exmouth Gulf. Die beste Aussicht genießt man zwischen dem 5. und 8. Kilometer, danach wird es etwas langweilig. Zuerst fahre ich bis nach oben und bekomme den Mund vor lauter Staunen schon nicht mehr zu.  Danach zurück und an jeder sich bietenden Möglichkeit anhalten und filmen und fotografieren. Ich darf es ja nicht mal laut sagen, aber nach meiner persönlichen Meinung toppt das die Fotos aus dem Karijini N.P..

Zurück im Hotel zieht es mich nur noch in den Pool, Gesicht, Beine, Arme, alles salzverkrustet vor Schweiß. Dabei treffe ich dann die netten Mädels von gestern, die mit auf dem Boot waren. Nach einer schnellen Dusche bleibe  ich bei ihnen hängen und wir reden und lachen viel. Sie kommen au
s Margaret River (WA 2008) und Adelaide. Eine Lisa hatte an diesem Wochenende ihren 30. Geburtstag und heiratet zudem am kommenden Wochenende. Dies ist sozusagen der Ausstand aus der Junggesellenzeit. Dazu kommen noch einige Boys. Mit Ron unterhalte ich mich längere Zeit. Seine Oma kommt aus Graz und lebt in Perth. Er arbeitet auf einer Ölbohrplattform irgendwo vor der Coral Coast. 3 Wochen harte Arbeit ergibt eine Woche Freizeit bei exzellenter Bezahlung; 10 Jahre macht er das schon.

Webadressen:
https://www.westernaustralia.com/en/Pages/Attraction.aspx?n=Cape_Range_National_Park&pid=9001597
Wetter: 27 - 31° C, wolkenlos
Gefahrene km: 251, davon 30 Gravelroad

 
Yardie Creek Gorge, Cape Range N.P.

 
Furt durch den Yardie Creek

 
Mandu Mandu Gorge, Cape Range N.P.


Vlamingh Lighthouse, Exmouth




Charles Knife Road, Exmouth

 

19.04.2010 (Montag) <Exmouth - Carnarvon>

Erneut ist die Nacht absolut friedlich. Da am Vorabend das Internet zusammengebrochen ist, bin ich extra früher aufgestanden, es geht aber immer noch nichts. Um halber neun bereits ausgecheckt und zu dem Cafe wegen der DVD gefahren. Die ist aber immer noch nicht fertig und ich bekomme sie irgendwann nach Hause geschickt. Heute ist wohl der Tag der Tiere. Während der Fahrt über die Cape Range Peninsula sehe ich Schafe, Rinder, Emus, 5 Brumbies, 1 Ziege und einen roten Riesen, der quer über die Straße hüpft. Bei ihm bin ich leider nicht schnell genug mit der Kamera und die Brumbies sind zu weit weg. Erneut fallen mir die unzähligen Termitenhügel auf. Kurz vor dem Verlassen der Cape Range Peninsula passiere ich auch noch den „Tropic of the Capricorn“, d.h. den Wendekreis des Steinbocks, der den Wechsel von den Tropen in die Subtropen anzeigt. Etwa 5 km vor dem Minilya Roadhouse hat mich der Great Northern Coastal Highway Nr. 1 wieder. Am Roadhouse tanke ich vorsichtshalber. Dabei stoße ich auf Martin aus Hannover, der hier am A… der Welt einen Teil seiner Work & Travel-Zeit abarbeitet. Auf meine Frage, was ihn denn dazu getrieben hat, weiß er nicht so richtig eine Antwort. Ihm fällt nur ein, dass er es wohl nicht mehr allzu lange aushalten wird. Ein leckeres Sandwich und ein Kaffee füllen  abschließend meinen Magen. 

Da es bis Carnarvon nicht so eine weite Strecke ist, lasse ich mich dazu verleiten, ungefähr 20 km vor der Stadt auf einen Weg zu Blowholes (ein Weg immerhin 49 km) abzuschwenken. Kurz vor dem Abzweig sichte ich 2 Adler, zu einem Foto hat es nicht gereicht, aber immerhin filme ich einen. Nördlich von Point Quobba wird die Küstenlinie der Felsklippen sehr zernagt, die hereinpreschenden Wellen explodieren förmlich in Gischtfontänen. Die Blowholes bieten bei fast jeder Wetterlage ein Schauspiel. Es sind Löcher und Spalten in der Felsterrasse, durch die das Wasser Welle für Welle, begleitet von einem lauten Grollen, in die Höhe gepresst wird. Ich sehe Gischtfontänen bis zu 10 m Höhe, möglich sind bis zu 20 m. Allerdings ist die Observierung nicht ganz ungefährlich, nicht von ungefähr steht auf einem Schild der Hinweis: KING WAVES KILL; etliche Gedenksteine bezeugen dies. Auf dem Rückweg filme ich die laut Karte vorhandenen, völlig trockenen Wasserflächen; Regen ist dringend erforderlich. Übrigens wird die Vegetation Richtung Süden langsam üppiger. Waren es bislang nur die unendlichen Weiten mit Spinifex-Gras, kommen nunmehr Büsche und vereinzelte Bäume der Gattung Snappy Gum > natürlich Eukalyptus < dazu. Unterwegs fällt mir noch ein einzelner Strauch von Ashby’s Banksia ins Auge, natürlich entsprechend festgehalten.

Carnarvon wurde 1883 als Hafenstadt für die umliegenden Farmen gegründet, gelangte aber erst durch den 1897 fertig gestellten Pier an Bedeutung. Ab 1931 hat Carnarvon seine Berufung mit den unzähligen Obstplantagen gefunden. In WA verkaufte Bananen kommen mit zu 60%iger Wahrscheinlichkeit aus Carnarvon mit seinen rund 7000 Einwohnern. Da für die Versorgung der Plantagen der Grundwasserspiegel des Gascoyne River in 8 m Tiefe angezapft wurde, ist die Stadt eine einzige grüne Oase.

Mein heutiges Quartier habe ich wieder über das örtliche Visitor Centre gebucht, dem ich natürlich wegen Info-Material einen Besuch abstatte. Außerdem bedürfen meine Vorräte der Auffrischung. Das
Carnarvon Canal Beach Retreat ist eine Wohltat nach dem vorherigen Hotel. Wieder ganz auf Selbstversorgung eingestellt, bewohne ich die bislang  in diese Richtung laufende, wohl beste Unterkunft bislang. Gelegen direkt am Strand auf einer Landzunge, umgrenzt von einem Kanal mit blühenden Sträuchern und Palmen ist es perfekt ausgestattet, um sich hier festzusetzen. Natürlich statte ich dem One Mile Jetty einen Besuch ab und werde Zeuge, wie ein Angler einen fast 60 cm langen Pink Snapper fängt. Den Sonnenuntergang verpasse ich leider.
Webadressen:
https://www.carnarvon.org.au/accom_result1/carnarvon-beach-canal-retreat/
https://www.carnarvon.org.au/visitcarnarvon.asp
Wetter: 24 – 31° C mit vereinzelten Wolken
Gefahrene km: 490



 Blowhole

 

20.04.2010 (Dienstag) <Carnarvon - Denham>

Leider verpasse ich auch die morgendliche Delfinparade im hauseigenen Kanal  laut Hausherr um Minuten. Im Visitor Centre hatte ich gestern so ganz nebenbei mitbekommen, dass Plantation Tours angeboten werden; eigentlich will ich das auch nutzen, um die Obstvorräte so richtig aufstocken zu können. Jedenfalls fängt das um 10 h bei Bumbaks an. Der Mann ist Mitte der 50iger Jahre aus Jugoslawien in Perth angekommen und hat einen Traum gehabt, nämlich Obst anzubauen. In Perth wurde ihm gesagt, er solle es mal weiter nördlich versuchen, die haben wohl alle geglaubt, das wäre eine Eintagsfliege. Jedenfalls hat er seinerzeit bis Carnarvon 12 Tage gebraucht und heute eine gut funktionierende Obst- und Gemüseplantage. Die Tochter führt uns durch die Plantage. Zuerst werden uns die ganz normalen Wassermelonen gezeigt, die jetzt täglich gepflückt werden. Was bei uns kein Mensch weiß, hier sind die mittlerweile veredelt. Jede zweite Melone ist kernlos. Allerdings funktioniert das nur im vereinten Anbau. Die kernlosen Melonen sind rund und haben nicht die Streifen der länglichen mit Kernen. Danach geht es zu den Bananenstauden, die auch alle in diversen Reifestadien an den Bäumen hängen. Mangos wachsen auf Bäumen und die Ernte ist bereits Ende Dezember abgeschlossen. Als neueste Errungenschaft werden kernlose Trauben für den Verzehr angebaut, weiße, rote und schwarze. Es ist ein kompliziertes Werk mit diversen Überprüfungen des Zuckergehalts, bevor sie in Perth im Großmarkt verkauft werden können. Es gibt eine Cooperative, die das komplette Obst in Perth vermarktet, von dort wird es über Westaustralien verteilt. Interessant ist noch, dass für die Befruchtung der Blüten 24 Bienenvölker im Einsatz sind.

Danach mache ich mich leider ohne Obst auf dem Highway 1 Richtung Süden auf den Weg. Am Overlander Roadhouse PP und mit einem Kaffee meinen Lunch verzehrt. Ab dort zweigt eine der populärsten Sackgassen von ganz WA ab, in die World Heritage Area (Weltkulturerbe) Shark Bay.

Shark Bay umfasst ein Areal von 22000 km², von denen über 60 % der Shark Bay Marine Park einnimmt. Neben Haien, woher kommt wohl der Name, tummeln sich hier seltene Meeresschildkröten, Dugongs (eine Art Seelöwen) und die berühmten Delfine von Monkey Mia. Unterwegs ist heute Ziegentag in allen Größen, Farben und auch Zuständen angesagt. Auch eine von den Europäern eingeschleppte Plage; mittlerweile werden sie von Hubschraubern aus bejagt. 1616 fand hier der erste bewiesene  Landfall durch den Niederländer Dirk Hartog statt. Zweimal habe ich heute den 26. südlichen Breitengrad gekreuzt.

Erste Station  ist dann Hamelin Pool. Hier kann man Stromatolithen besichtigen, das sind erwiesenermaßen die ältesten Lebewesen der Erde. Wenn man ins Wasser starrt, kann man sich nicht vorstellen, dass von den Dingern ausgehend, sich höheres Leben entwickelt hat. An Land hat die Vegetation in Akazienbuschland gewechselt. Zurück auf der Hauptstraße biege ich noch in die Gravelroad Richtung Eagle Bluff ab. Hohe Klippen grenzen hier die Küste ab. Gegenüber liegt eine kleine Insel, auf der mal Guano abgebaut wurde.

In Denham dank Navi den Shark Bay Caravan Park einfach gefunden. Jetzt bewohne ich wieder eine Cabin mit 2 Räumen und einer Veranda. Der Pool hat eine Länge von 18 m, aber mit unter 25° Grad indiskutabel; jetzt bin ich verwöhnt. Nur Internet ist wieder nicht vorhanden. Dazu bin ich im Ort in einem Internet-Cafe und esse supergut Meeresfrüchte Linguini. Fisch ist hier so frisch, der zappelt noch auf der Gabel. Leider dabei das Desaster par excellence erlebt. Am 19.04. hat das Kalbarri Visitor Centre mir eine Mail geschickt, dass das nächste Quartier etwas teurer wird und ob ich einverstanden bin. Antwort binnen 24 Stunden erforderlich; ja wie denn, ohne Internet. Jetzt habe ich für die 2 Nächte in Kalbarri
kein Quartier. Da muss mir Morgen das Visitor Centre hier vor Ort helfen und mit denen verhandeln. Bin gespannt, wie das ausgeht.
Webadressen:
https://www.sharkbaywa.com.au/accom_rates/shark-bay-caravan-park/
https://www.sharkbaywa.com.au/visitdenham.asp
Wetter: 25 – 33° C, wolkenlos

Gefahrene km: 371, davon Gravelroad 10




 Stromatolithen

 
21.04.2010 (Mittwoch) <Denham>
Die Nacht plagen mich heftige Magenschmerzen, am liebsten hätte ich die Toilettenschüssel umarmt, hat nur nicht funktioniert. Wahrscheinlich habe ich mich am Vorabend im wahrsten Sinne des Wortes überfressen. Erst gegen Morgen wird es besser. Punkt 9 h bin ich im Visitor Centre. Sowohl die Mitarbeiterin als auch ihr Chef sind sofort der Meinung, es könne sich nur um einen Irrtum handeln. Ein Anruf in Kalbarri bestätigt das, trotzdem soll ich dort noch vorbei schauen, bevor ich einchecke. Auf jeden Fall fahre ich bedeutend beruhigter nach Monkey Mia. Leider ist die Delfin-Fütterung für heute schon abgeschlossen, aber  das Tagesticket gilt 24 Stunden und ich kann in der Frühe zur ersten Fütterung um 7:30 h dort sein. Das bedeutet zwar frühes Aufstehen, aber den Schlüssel kann ich im Briefkasten hinterlegen und es sind nur 30 km. Dort treffe ich ein älteres Frankfurter Ehepaar zum dritten Mal, das ist uns einen flat white wert. Sie sind mit einem großen Wohnmobil für 38 Tage unterwegs. Dabei spricht uns vom Nachbartisch eine Asiatin auf perfektem Deutsch an, die lange als Ärztin in Deutschland gearbeitet hat, in Perth lebt und hier einem Forschungsauftrag nachkommt. Ihre 60 Jahre sieht man der Dame aber nicht an.

Der Francois Peron National Park wurde nach dem französischen Zoologen benannt, der eine wissenschaftliche Expedition in Süd- und Westaustralien um 1801 begleitete. Leider ist mit dem mir zur Verfügung stehenden Auto nur die Fahrt bis zur alten Homestead im N.P. möglich und auch das bereitet mir in dem tiefen Sand schon Zahnschmerzen. Es gibt spektakuläre Kliffs im Norden, aber dazu ist fast ein Panzer erforderlich, um dort hinzukommen. Der Park dient seit 1995 dem Projekt Eden, d.h. der Wiederansiedlung fast ausgestorbener heimischer Tierarten. Es wurden eingeschleppte Tierarten wie Füchse und Katzen getötet. Wieder angesiedelt wurden  Thermometerhuhn, Bürstenrattenkänguruh, Kaninchennasenbeutler, Shark Bay Pseudomys-Maus und Streifenlangnasenbeutler. Die niedrigen Akazien der dead finish und der umbrella bush bieten einen ausgezeichneten Schutz für diese recht kleinen Tierarten. Auf dem Rückweg schaue ich bei Little Lagoon herein > eine fast kreisrunde Lagune, die mal mit dem Meer verbunden war und tolle Wasserfarben hat.

Danach treibt es mich zum Shark Bay Ocean Park. Begleitet von einem Meeresbiologen werden sehr sachkundige Vorträge über hiesige Fische und anderes Getier gegeben. Höhepunkt ist die Haifütterung, im Becken kreist immerhin ein 2,5 m langer Tigerhai.

Zurück im Caravanpark widme ich mich ein wenig der Autopflege. Das Auto zeigt deutliche Spuren des Landes, in allen Spalten und Ritzen sitzt der rote Staub. Spätestens in
Geraldton ist eine komplette Wäsche erforderlich. Abends fahre ich erneut in den Ort, trotz Bewölkung gelingen noch nette Fotos vom Sonnenuntergang. Vor dem Visitor Centre ganz frech geparkt und eine Internet-Seite aufgetan, die man für 5 AUD$ pro Stunde nutzen kann. Ausgiebig genutzt und vor allem bei Qantas nach Neuigkeiten gesucht. Der reguläre Flugbetrieb von denen wird am Donnerstag wieder aufgenommen (Der Vulkanausbruch auf Island läßt grüßen). Also werde ich von Cervantes aus den telefonischen Kontakt suchen und mir meine Flüge für den 27.04. bestätigen lassen. In einem Hotel ist das immer einfacher als in den sonstigen Unterkünften.
Webadressen:
https:www.parks.dpaw.wa.gov.au/park/francois-peron
Wetter: 23 - 31° C, bewölkt, windig
Gefahrene km: 110, davon 20 Gravelroad


Monkey Mia

 Little Lagoon 

 
22.04.2010 (Donnerstag) <Denham - Kalbarri>
Während der Nacht stürmt es gewaltig. Da ich wegen der Delfine schon um 6 h aufstehe, ist die Entscheidung für die kurze Hose etwas kritisch. Aber ggf. müsste ich in Monkey Mia bis zu den Knien ins Wasser, da bleibt nicht viel. Es stehen bereits so etwa 100 Leute am/im Wasser und 2 Rangerinnen mit Mikro davor. Da gehe ich auf den Jetty, ist zwar etwas weiter weg, aber man kann gut sehen. Leider verplaudern die beiden Damen sich einfach. Eine gute halbe Stunde lauter Erklärungen über Delfine, die reell keiner wirklich hören will. Da ein eiskalter Wind über den Strand zieht, verlasse ich die ungastliche Stätte. Nach meiner Meinung wird da viel mehr drum gemacht, als die Sache es wert ist. 6 Delfine waren da und warteten auf Futter.

Nächste Station auf dem Rückweg von Shark Bay ist Shell Beach. Das ist ein Strand, der tatsächlich ausschließlich aus Muscheln besteht. Das sind Milliarden winziger weißer Muscheln der Art Fragum erugatum, eine Herzmuschel, die außergewöhnlich stark in diesen Gewässern vertreten ist. Seit tausenden von Jahren haben Wind und Wellen sie hier an den Strand geworfen und dabei eine bis zu 10 m tiefe Schicht aufgebaut. Das Kalziumcarbonat wurde vom Regen aus den Muscheln gelöst, so dass nur die obersten 3 – 4 m locker sind, aus der darunter liegenden Schicht kann man Häuser bauen, so geschehen in Hamelin Pool.

Beim Overlander Roadhouse hat mich der gute alte Highway wieder, die PP fällt wegen geschlossen aus. Das nächste Roadhouse ist Billabong in 80 km Entfernung. Dafür bekomme ich dort endlich mal wieder einen richtig guten gebrauten Kaffee und nicht das Instant-Zeug. Ein Gasthaus und Übernachtungsmöglichkeiten sind auch dabei, super sauber sieht alles aus. Zwischenzeitlich verwandelt sich die Landschaft links und rechts vom Highway grundlegend. Nun auch hier die diversen Akazienarten, angereichert durch Snappy Gum und man höre und staune auch Salmon Gum, den ich eigentlich nur viel weiter südlich vermutet hatte. Das ordinäre Mulga-Buschland (mulga scrubland) ist nun endgültig der Heidevegetation (heathland) gewichen. Wobei diese zugleich eine der artenreichsten und undurchsichtigsten Vegetationszonen darstellt. Zu den markanteren Pflanzen gehören der westaustralische Weihnachtsbaum, die Weidenmyrte sowie verschiedene Banksienarten, alles zusammen wird bis zu 2 m hoch. Auch der Boden ist einer rapiden Veränderung in der Farbe unterworfen. Hatte mich bislang das typische australische Bodenrot begleitet, wechselt diese Farbe über Rotocker in ein knalliges Gelb und ist bislang so geblieben.  Irgendwo erwischt mich wegen der Müdigkeit ob des frühen Aufstehens fast der Schlaf. Da ich ohnehin zum ersten Mal die Bermudas gegen lang tauschen will, suche ich den nächsten Parkplatz, wechsele die Hosen und mache mich auf meinem Sitz lang. Nach einer knappen Stunde geht es dann prima weiter. Diverse Veränderungen kennzeichnen den Tag: es ist bedeutend kühler geworden, die landschaftliche Veränderung in Bewuchs und Farbe, es regnet > nicht das, was wir unter Regen verstehen, aber ich bin doch gezwungen, über längere Zeit den Scheibenwischer auf Intervall laufen zu lassen. Unterwegs fange ich an, die Banksien zu bewundern, in wirklich jedem Blühzustand säumen sie den Fahrbahnrand, von verbrannt < wegen Buschfeuer > über verblüht bis gerade in voller Blüte stehend. Würden sich alle entscheiden, gleichzeitig zu blühen, wären die letzten 50 km eine Allee von Orange gewesen.

Kalbarri liegt wunderschön gelegen an einer Bucht des indischen Ozeans mit einer prächtigen Surfbrandung; ist nur keiner drinne; Haie, keine Ahnung. Die erste Anlaufstelle ist natürlich das Visitor Centre, da wird mir nochmals alles im grünen Bereich visiert. Da ausnahmsweise Einchecken erst ab 15 h möglich ist, gehe ich in aller Ruhe zum Einkauf und anschließend zwar Richtung Quartier, aber erst mal dran vorbei zum Rainbow Jungle. > The Australien Parrot Breeding Centre. Bislang hatte ich diese Vögel nur in natura oder zuletzt in Kuranda in einer Vogelstation so nah beobachten können. Erstaunlicherweise nur 12,50 $ Eintritt, aber dafür eine exzellente, saubere Anlage mit unzähligen Vögeln. Soweit es möglich ist, natürlich die Farbenpracht vor die Linsen genommen. Über eine Stunde laufe ich durch die Anlage. Alle Käfige sauberst gepflegt und auch das Drumherum ist tipptopp. Draußen sitzen jede Menge Galahs (Rosenkakadus) in den Bäumen. Auf kurzem Weg zum neuen Quartier, dieses Mal absolut privat. Ingrid und Steven hatten eine Nachricht an die Eingangstür geklebt, das Haus gehört mir; nur traue ich mich nicht so richtig. Zum Glück kommen sie dann auch. Es gibt ein Cottage im Garten, das ist zurzeit vermietet und das war der Irrtum des Visitor Centre. Ich habe ein Zimmer im Haus > Erdgeschoss und kann das komplette Erdgeschoss mit Wohnzimmer usw. für mich alleine nutzen, da das zweite Zimmer nicht vermietet ist. Die Gastgeber wohnen im Obergeschoss. Diese Zeilen schreibe ich gemütlich in einem Sessel im Wohnzimmer sitzend, vor mir einen 1,5 m² großen Fernseher, den ich natürlich auch nutzen kann. Der Garten um das Haus ist ein Blumenmeer. Zum Frühstück (ist auch inklusive) gibt es irgendwas mit Pfannkuchen, zumindest habe ich Ingrid so verstanden. Da der Nachmittag noch jung ist, fahre ich die Lookouts vo
n Kalbarri ab. Die Stadt liegt wirklich wunderschön, vor jedem Haus ist ein blühender, üppiger Garten. Im Bottle Shop ziehe ich mir einen westaustralischen Chardonney unbekannter Marke an  Land, der sich als sehr süffig erweist. Der Kühlschrank zu meiner Nutzung steht um die Ecke. Diese Unterkunft kostet mich für 2 Nächte 160 AUD$, da bereits letzten Sommer gebucht/bezahlt waren das schlappe € 95,20.
Webadressen:
https://www.kalbarriwa.info/accom_result1/cable-cottage-bed-and-breakfast/
https://www.kalbarri.org.au/pages/welcome/
Wetter: 21 – 25° C, bedeckt, zwischendurch Nieselregen

Gefahrene km: 445


 Shell Beach

 Banksie


Rainbow Jungle, The Australian Parrot Breeding Centre, Kalbarri

 
23.04.2010 (Freitag) <Kalbarri>
Nach einer sehr kühlen (musste sogar noch die zusätzliche Wolldecke nutzen), aber geruhsamen Nacht bei schon wieder steigenden Temperaturen ein erstklassiges Frühstück auf dem das Haus umlaufenden Balkon. Es gibt Apfelpfannkuchen mit Butter-Ahorn-Sirup. Danach fahre ich in den unweit der Stadt beginnenden Kalbarri National Park. Der Park hat eine Größe von 1830 km². Die eigentliche Attraktion des NP, der Tumblagooda Sandstein, wird von einem dichten Teppich niedriger Heidevegetation verdeckt. Der mächtige Sandsteinblock ist bis zu 3 km tief und hat sich vor über 400 Mio. Jahren aus gepressten Sandschichten gebildet. Durch diesen Gesteinsblock hat der Murchison River im Lauf der Zeit eine 80 km lange Schlucht gefressen, deren größtenteils bewachsene Wände stellenweise über 100 m hoch aufragen. Dort, wo die Vegetation keinen Halt gefunden und die Erosion die oberste Felsschicht abgetragen hat, liegen die verschiedenfarbigen, waagerechten Schichten des Sandsteinblocks frei und bieten ein fantastisches Farbenspiel aus roten, braunen und weißen Farbtönen.

Es gibt vier Aussichtspunkte, von denen mich einer besonders interessiert > The Loop, weil dort auch die Hauptattraktion des Parks liegt > Nature’s Window, ein erodiertes Fenster aus rotem Sandstein. Dort beginnt der Rundwanderweg „The Loop“, der zunächst oberhalb der Felsenkante entlang führt und langsam auf den Grund führt. Nach etwa 8 km über Stock und Stein führt der Weg zurück zu Nature’s Window. Der Track hat es in sich und ich habe das Glück, ein deutsches Ehepaar, Bernd und Martina aus Koblenz, zu treffen, wir wandern zusammen. Die beiden sind seit dem 10.08.2009 ab London rund um die Welt unterwegs und haben bereits ganz Südamerika bereist, danach über Tahiti nach Neuseeland und jetzt sind sie mit einem Camper für 4 Monate einmal rund Australien unterwegs, um letztendlich via Malaysia am 09.08. wieder in London einzutreffen. Die Chemie passt, das ist allein wichtig und wir gehen die übrigen Punkte im N.P. gemeinsam an und beenden sie bei einem Kaffee in Kalbarri. Nach der fast 4 Stunden dauernden Wanderung, wobei mich kurz vor dem Ende mein Kreislauf einfach verlässt (zum Glück zeigen ihm meine Tropfen ganz schnell den richtigen Weg) zieht es uns zum Z-Bend. Ein Aussichtspunkt, der jeder Beschreibung spottet. Ohnehin sind wir der Meinung, einfach nur staunend die ganzen Punkte unterwegs anzuschauen, es fehlen schlicht die Worte. Zurück im Quartier stelle ich fest, trotz Eincremen erneut heftigen Sonnenbrand eingefangen zu haben, die Tube After Sun bis auf den letzten Tropfen nach dem Duschen ausgequetscht und verteilt. Ich habe putzig ausgesehen mit verkrusteten Salzstreifen im Gesicht. 
Web: https://www.dec.wa.gov.au/component/option,com_hotproperty/task,view/id,59/Itemid,1584/
Wetter: 21 - 30° C, teils bewölkt
Gefahrene km: 110, davon 70 Gravelroad


 
Nature's Window, Kalbarri N.P. 







Z-Bend, Kalbarri N.P.


24.04.2010 (Samstag) <Kalbarri - Cervantes>

Nach einem erneut guten Frühstück mit Müsli, Obstsalat, Joghurt, Toast, Marmelade und Kaffee mache ich mich auf den Weg in den Süden. Allerdings kaum aus Kalbarri raus, geht die Abbiegerei los zu den gestern nicht mehr geschafften Sehenswürdigkeiten und Lookouts. Angefangen bei Red Bluff über Mushroom Rock, Rainbow Valley, Eagle Gorge, Island Rock endet das Ganze schließlich bei der Natural Bridge. Überall fleißig Fotos geschossen und gefilmt. Durch die ständige Abbiegerei verwirre ich das Navi total, es weiß nicht mehr so ganz, was Sache ist und platziert mich ständig irgendwo im Nirgendwo.

Bei Lucky Bay gibt es einen Hinweis auf die Hutt River Province, eigentlich sehenswert, aber Bernd und Martina hatten mir gestern erzählt, dass die an diesem Wochenende Jubiläum haben und bereits diverse Fernsehteams vor Ort sind, sogar aus Österreich. Den Rummel will ich mir nicht antun. Das Fürstentum Hutt River ist 1970 aus einer Laune heraus von einem Farmer gegründet worden, der sich wegen der Weizenpreise mit der australischen Regierung überworfen hat. Sie prägen sogar eigenes Geld, was allerdings nicht einmal im Fürstentum einen Wert darstellt. Etwas weiter kommt die Hutt Lagoon, die die Meeresalge Dunaliela Salina beheimatet. Während der Algenblüte wird der Farbstoff Beta Karotin freigesetzt und verpasst dem ganzen eine mehr oder weniger starke Pinkfarbe. Es gibt absolut keine Möglichkeit für einen Blick komplett, geschweige denn ein Foto, denn die Wasserfarbe ist pink.

Die Landschaft wird zunehmend grüner. In
Geraldton, einer Stadt mit 36000 Einwohnern und gleichzeitig einziger dieser Größe zwischen Perth und Darwin, nutze ich die Gelegenheit, dem Auto eine Wäsche zu verabreichen, die Farbe ist wieder deutlich erkennbar. Außerdem falle  ich nochmals bei Coles und im Bottle Shop ein, weil am Sonntag ANZAC-Day ist, der höchste australische Feiertag, und weil er dieses Mal auf einen Sonntag fällt, bleibt am Montag gleich alles mit verrammelt. Dabei amüsiere ich mich erneut an der Aufschnitt-Theke. Die bei uns üblichen Mengeneinheiten > 100 g Aufschnitt sind hier völlig unbekannt, da heißt es simpel: a hand full. Der im Bottle Shop erworbene Chardonney unbekannter Herkunft, einfach Western Australia hat sich bereits als genauso süffig wie sein Vorgänger erwiesen. Weiter geht die Fahrt auf dem 1 mit weiterhin deutlich grüner werdender Landschaft. Die Zunahme der Landwirtschaft anhand von Farmen ist deutlich zu erkennen. Links und rechts der Straße weidet Vieh in Form von Rindern, Kühen, Schafen und Pferden. Der Highway führt beständig entlang des Indischen Ozeans, nur die Dünen trennen den Blick vom Meer. Auch die Anbauvielfalt wird erkennbar, Weizen (der in riesigen Silos gelagert wird), Oliven und sogar vereinzelt Weingüter. Irgendwo unterwegs zweigt die Küstenstraße Indian Ocean Drive vom 1 ab, der mittlerweile seinen Namen in Brand Highway geändert hat, die mich nach Cervantes bringt. Ständig in Sichtweite des Indischen Ozeans mit nunmehr schneeweißen Sanddünen geht die Fahrt lange Zeit durch verbranntes Buschland. Der australische Weihnachtsbaum steht kurz vor der Blüte, die Knospen lassen bereits die kommenden blutroten Blüten erahnen. Überhaupt wachsen jetzt sogar am Straßenrand Blumen diverser Arten. Die Eukalypten wechseln sich ab mit Snappy Gum und Salmon Gum, sogar vereinzelt sind Widowmaker dazwischen. Das sind ganz tückische Biester, wenn sie nicht genügend Wasser bekommen, schmeißen sie urplötzlich einen Ast ab, wer den gerade abbekommt, hat Pech gehabt, daher auch der Name. Bis heute denke ich darüber nach, warum der Highway mit Schildern bepflastert wird: „Stray Cattle next 200 km“, es aber Grids in der Fahrbahn gibt und zusätzlich jeweils etwa 100 m tief im Busch eine Zaunreihe Stacheldraht steht. Die Antwort bleibe ich mir bis zum letzten Tag schuldig. Übrigens heißt ein Küstenabschnitt Batavia Coast, nach dem holländischen Segler „Batavia“ benannt, der vor der Küste auf ein Riff lief und dessen Passagiere nach dem Rettungsversuch des Kapitäns von einem anderen Passagier gnadenlos tyrannisiert wurden, 147 hat es das Leben gekostet.

Cervantes mit seinen gerade mal rund 550 Einwohnern verdankt seinen Namen, wie kann es anders sein, einem 1844 vor der Küste gesunkenen spanischen Schiff gleichen Namens. Alle Straßen tragen spanische Namen. D
as Best Western Cervantes Pinnacles Resort macht auf den ersten Blick einen ausgezeichneten Eindruck, der sich bei genauerem Hinsehen bestätigt. Ein sehr schönes Hotelzimmer mit allem Komfort, wie immer mit Parkplatz direkt vor der Tür. Ein Pool und die Gäste-Wäscherei < alles nochmals in die Maschine geworfen, ich kann den Geruch in der Reisetasche (Intensivschweiß) nicht mehr ertragen >, dazu kostenloses Internet an 2 Hotspots.
Webadressen: 
https://www.cervantespinnaclesmotel.com.au/    
Wetter: 21 – 28° C, von teils bedeckt über bewölkt bis wolkenlos

Gefahrene km: 414


 Rainbow Valley

 Mushroom Rock

 Island Rock

 Natural Bridge

Cervantes


25.04.2010 (Sonntag) <Cervantes>

ANZAC-Day > Australian New Zealand Army Corps, eine reine Freiwilligen-Armee, die im 1. Weltkrieg zum Einsatz kam. Die Legende beginnt im November 1914, als ca. 30000 Soldaten des Korps in der Morgendämmerung den Hafen von Albany an der Südküste Westaustraliens verlassen. Ihr Ziel war Gallipoli. Nach monatelangem Gemetzel gegen eine wohl vorbereitete türkische Armee erfolgt die Evakuierung mit der Bilanz von 8587 toten Australiern und 19367 Verwundeten. Gemessen an der Bevölkerungszahl verlor Australien in diesem Krieg prozentual mehr Menschen als jede andere Nation. Das ANZAC-Corps ist zur Legende geworden, dieser wird im ganzen Land mit unzähligen Gedenkfeiern gedacht, in diesem Jahr zum 95. Mal.

Mein heutiges Ziel hat eigentlich nur einen Namen >
Nambung National Park, besser bekannt als Pinnacles Desert. Um es vorweg zu nehmen, in das Besucherbuch habe ich geschrieben, dass die Pinnacles den Karijini, das Ningaloo Reef und das Nature’s Window toppen und das meine ich wirklich so. Es ist schwer zu sagen, was mehr beeindruckt, die leuchtend gelbe Farbe des Sandes oder die bizarr geformten Kalksteinsäulen, die Pinnacles. Mal fingerdünn, mal mehrere Meter dick ragen sie bis zu 5 m aus dem sandkuchenfarbenen Wüstenmeer heraus. Jedes Pinnacle ist für sich ein vollendetes Kunstwerk. Die Pinnacles sind die Reste einer wegerodierten Kalksteinschicht, die als Tamala Kalkstein bekannt ist. Ein erhöhter Säuregehalt und ein vermehrter Wasserfluss entlang des Wurzelwerks führten dazu, dass die Wurzeln langsam von einer extrem harten Kalksteinkruste ummantelt wurden, die der Erosion bis heute standgehalten hat.

Am ANZAC-Day ist ganz Australien auf den Beinen, hinsichtlich der Pinnacles schwant mir Böses, zumal der N.P. erst um 9:30 h öffnet. Erstmals reicht es nicht, den Pass am Spiegel hängen zu haben, nein, ich muss ihn den Damen in die Kontrollstation reichen. Zurück kommt er mit einem dürftigen Zettelchen, was alles möglich oder unmöglich ist. Geparkt, Wandersocken und Wanderschuhe an (Sand in Sandalen kommt nicht so gut) und los geht es zunächst auf den Desert View Walk. Quer durch die Landschaft ein ausgeschilderter Fußweg über 1,4 km. Ich komme aus dem Schauen nicht mehr heraus, erneut, wie schon so oft, bekomme ich Ehrfurcht vor Mutter Natur. Ich laufe  quer durch die Pinnacles, dem Loop folgend. Eigentlich möchte ich mich nur irgendwo hinhocken und den Mund vor lauter Staunen nicht mehr zu kriegen. Nach einer guten Stunde beende ich mit Bedauern den Track, ich hätte ihn noch zigmal laufen können und jedes Mal etwas anderes gesehen. Zumal die einzelnen Pinnacle aufgrund der wechselnden Sonneneinstrahlung ständig ihre Farbe ändern. Ergreifend muss es im Mondlicht sein.  Das Visitor Centre gibt nochmals einen vollständigen Überblick über Entstehung und Weiterentwicklung nebst dem üblichen Shop. Es folgt die Fahrt durch die Skulpturen. Die Belastung des N.P. ist hart an der Grenze, fast 200000 Besucher jährlich hinterlassen bedingungslos ihre Spuren und die Erlaubnis, dem Pinnacles-Drive-Loop zu folgen, wird von allen genutzt, da der Track eigentlich zu kurz ist. Verstehen kann ich all die Fahrer nicht, die meinen, hier eine Rallye veranstalten zu müssen. Leider gibt es keine verordnete Höchstgeschwindigkeit, das bedauere ich sehr. Auf der Fahrt gewinne ich nochmals völlig andere Perspektiven, aber irgendwann endet auch dieser Weg. Nach über 2 1/2 Stunden verlasse ich den Nambung N.P.

Es folgt eine Fahrt hinauf der Küste, um all die Plätze näher in Augenschein zu nehmen, an denen ich gestern vorbei gefahren bin. Angefangen beim Molar Hill Lookout folgt der Grimson Lookout, danach Green Head. Es gibt hier an der Turquoise Coast diverse kleinere Nationalparks, deren Namen einander folgen wie Perlen auf der Schnur. Es ist eine wunderbare Landschaft, einige Straßen tragen zu Recht den Namen Flora Road, links und rechts blühen die Banksien; sonstige Namen weiß ich einfach nicht. Allein im Lesueur N.P. sind fast 95 % aller in WA vertretenen Pflanzen auf einem Haufen zu finden. Dabei ist dieser N.P. in keinem meiner doch eigentlich so exakten Reiseführer verzeichnet.

Erfüllt von all dem Sehen dieses Tages trudele ich gegen 15:30 h wieder im Hotel ein und verfrachte mich an einen Hotspot, von lauwarmer Luft im Schatten umschmeichelt, neben mir den obligatorischen Flat White. Ich überarbeite das Tagebuch und was man sonst noch so treibt, wenn man einen Laptop vor sich hat. Gegen 17:30 h packe ich zusammen und fahre an den Strand, dem kommenden Sonnenuntergang entgegen. Nicht eine einzige Wolke trübt das Vergnügen und ich verfolge Schritt für Schritt, wie die glutrote Scheibe für diesen Tag im Meer versinkt. Das war wohl der letzte Sonnenuntergang am Meer für diesen Urlaub. Um gegen 19 h finde ich mich im Restaurant ein, ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, nochmals Essen zu gehen. Eigentlich bin ich kein Freund davon, allein an einem Tisch zu hocken und der Dinge zu harren, die da kommen. Daher habe ich mich bis auf, den heutigen Tag mitgezählt, drei Ausnahmen, selbst verpflegt, der Mikrowelle sei Dank. Vom Fleisch gefallen bin ich dabei nicht. Das dem Hotel angegliederte Restaurant war gestern ausgebucht, außerdem hatte ich keine saubere lange Hose mehr. Dafür aber heute intensivst das Scotch Prime Fillet nebst einem Chardonney genossen. Für einen Nachtisch bleibt, zu meinem Bedauern, kein Platz mehr.
Webadressen:
https://www.dec.wa.gov.au/hotproperty/property/national-parks/nambung-national-park-pinnacles.html
Wetter: 18 - 28° C, bewölkt bis wolkenlos
Gefahrene km: 220, davon Gravelroad 40

 Nambung N.P.






26.04.2010 (Montag) <Cervantes - Swan Valley>
Gegen 9 h checke ich aus und bin zur letzten Etappe unterwegs ins Swan Valley. Dort habe ich mich im Swan Valley Perth Vineyards Holiday Park in einer Cabin, wie schon in den vergangenen Wochen so oft, eingekauft. Da es nur gute 200 km sind, hatte ich mir gestern erneut den Reiseführer zu Gemüte geführt und einen kleinen National Park namens Yanchep ausfindig gemacht. Der Verkehr auf dem Brand Highway nimmt Richtung Perth gewaltig zu, eigentlich habe ich es doch nicht so eilig. Umso froher erblicke in den Abzweig Richtung Yanchep. Die Banksien begleiten mich weiter, jetzt kommen auch noch rote Farben hinzu. Ab dem Abzweig geht die Fahrt durch fruchtbares Ackerland und grasgrüne Weiden, die sogar bewässert werden. Olivenplantagen wechseln mit Gemüse- und Obstanbau, vereinzelt sind sogar schon Weingüter dazwischen.

Im Yanchep N.P. angekommen, ist mir erneut der Park Pass für jetzt kostenfreien Eintritt behilflich. Der N.P. ist nur 28 km² groß; aufgrund der Nähe zu Perth ist er ganz auf die großstädtischen Bedürfnisse eingestellt; bietet aber vielfältige Erholungsvarianten. Außerdem ist er ein Vogelparadies, hier vertreten ist besonders der bis zu 50 cm große Carnabys Weißohrrabenkakadu. Mal davon abgesehen, dass es bei Vögeln aus der Ferne durchaus schwer fällt, die Ohren zu erkennen, glaube ich doch, welche zu sehen. Ferner eine Spezies Laufvogel, den ich absolut nicht zuordnen kann. Die ersten Koalas in diesem Urlaub sehe ich außerdem faul in den Bäumen sitzen. Außerdem befinden sich diverse Kalksteinhöhlen im Park, von denen ich die Crystal Cave mittels einer gut halbstündigen Führung besichtige.

Nach über 3 Stunden Aufenthalt fahre ich erneut Richtung
Perth. Dem Navi sei Dank, das hätte ich alleine nicht auf die Reihe bekommen. Angefangen von 4-spurigen Highways, die auch noch in den achtspurigen Freeway übergehen, wühle ich mich durch die Wochenendrückkehrer. Das kommt nämlich auch noch dazu. Die Adresse hat das Navi auf den Punkt ermittelt, leider falsch, in meinen Unterlagen ist für diese Straße bereits Perth angegeben, dabei ist es Caversham. Zum Glück ist die Richtung nicht ganz daneben und ¼ Stunde später erfolgt die endgültige Punktlandung. Alles wie gehabt in den Caravan- oder soll ich besser sagen Holidayparks, sauber, ruhig und freundlich. Der Pool hat nur eine Temperatur von 22° Grad, nein danke. Es beginnt die nervende Arbeit, das Auto komplett leer zu räumen. Danach pausiere ich und banne lieber die nebenan liegenden Weinreben samt Trauben auf die Geräte. Aber dann, alles geleert, sortiert und neu gepackt. Dem Nachbarn gegenüber (Campingwagen aus Melbourne) vermache ich die restlichen 2 Flaschen Wasser und die Kühlakkus. Mein Wunsch, die kleine, feine Kühltasche nach Hause zu schleppen, geht nicht in Erfüllung, das Ding passt egal wie ich es anfasse, nicht in die Tasche. Notgedrungen bleibt es hier. Der nur 18 km entfernte Flughafen macht sich durch entsprechende Geräusche bemerkbar. Während ich dies schreibe, läuft im Fernsehen ein Bericht über die Delfine von Monkey Mia.
Webadressen: 
https://www.aspenparks.com.au/holiday-destinations/western-australia/swan-valley/perth-vineyards-holiday-park/welcome.aspx
https://www.dec.wa.gov.au/component/option,com_hotproperty/task,view/id,3/Itemid,755/
Wetter: 18 – 24° C, bewölkt bis wolkenlos
Gefahrene km: 265





27. – 28.04.2010 (Dienstag - Mittwoch) <Swan Valley - Perth - Singapore - Frankfurt - Lengerich>

In der Nacht wird es so kalt, dass ich nicht nur die Reservedecke nutze, sondern gegen Morgen auch noch den Heizlüfter anwerfe. Kein Wunder, vergaß ich am Vorabend, das weit offene Fenster zu schließen, einfach nur den Vorhang zuziehen, das reicht nicht. Da in all den Cabins in den Holiday-Parks kein Fön verfügbar war, trockne ich mir die Haare mittels Heizlüfter, eine ganz neue Erfahrung, das Ding ist so unhandlich. Aber ganz zum Schluss will ich mir keine Erkältung mehr einfangen.

Im Reiseführer habe ich den Tipp „Hillarys Boat Harbour“ an der Küste von Perth aufgetan, das hat mich stark an Darwin 1998 erinnert. Zeit genug ist da, also auf in den morgendlichen Frühverkehr von Perth, mit Navi mal wieder kein Problem. Das ganze Teil ist eine nagelneue Anlage, mit Shopping-Meile, Restaurants und Cafes und natürlich einem Yachthafen vom Feinsten. Das Aquarium von Western Australia hat hier auch seinen Platz gefunden. Alles schaue ich mir an und gönne mir zum Abschluss den letzten Flat White.

Navi auf Flughafen getrimmt und wieder kreuz und quer durch Perth üb
er Freeway, Highway usw. Dabei amüsiere ich mich köstlich über einen Hinweis, dass das Reiten oder Treiben von Vieh entlang dieser Straßen nicht erlaubt ist. Aber eine Radspur gibt es, die sogar genutzt wird. Wieder keinerlei Stau, alles läuft reibungslos. Die Ampeln haben extrem lange rot/grün-Phasen, supergut finde ich die jeweilige Wiederholung auf der weiterführenden Straßenseite, hier braucht sich niemand den Hals verrenken. Der Freeway wird in der Mitte geteilt durch eine zweigleisige Eisenbahntrasse, die Bahnhöfe sind drüber gebaut und große Parkplätze sind ebenfalls vorhanden. Unterwegs nochmals getankt und am Flughafen das Auto in eine Parkbucht bei Europcar gestellt. Schlüssel drinnen abgegeben und das war es; oder die dicke Rechnung wegen der Kratzer und der Macke in der Windschutzscheibe folgt. Aber ich habe Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteilung gekauft, eigentlich glaube ich nicht dran. 5637 km hat mich das Auto quer durch Westaustralien gebracht und dabei im Durchschnitt 9,7 ltr Normalsprit geschluckt. Da bleibt kein Meckern übrig.

Beim Einchecken weise ich auf die 2. Tasche hin, erlaubt ist ja nur eine, aber wie soll ich sonst die Hüte heile nach Hause bringen. Auf dem Boarding-Pass wird ein Hinweis angebracht, alles kein Problem. Habe die Reisetasche übrigens voll gestopft mit allem, was ich nicht im Rucksack schleppen wollte, macht dann schlappe 23,1 kg, ist aber auch kein Problem. Einzig den vorreservierten Platz bekomme ich nicht, aber so wie es aussieht, ist es nicht ganz so schlimm.  Der Airbus A 330-300 für Flug QF 71 ist 3/4 voll, ich sitze zwar in der Mitte, aber ansonsten alleine in der Reihe, nachdem einige nervige Franzosen sich einfach andere freie Plätze suchen. Während des Essens (Lamm mit irgendwas und hinterher Eis) schaue ich mir die Komödie mit Meryl Streep, Alec Baldwin und Steve Martin an > It’s complicated.

Eigentlich hatte ich für Singapore Schwimmen geplant, aufgrund der doch weiten Wege reicht aber die Zeit bis zum Weiterflug nur knapp und ich werde auf keinen Fall den Flieger verpassen. An der Info hole ich dafür einen kostenlosen Internet-Zugang und logge mich an überall stationierten Dokking-Stations samt meinem Weltstromstecker ein. Um 23:20 h geht es auf den Nachtflug Richtung Heimat. Nach dem Touchdown habe ich dann schlappe 30031 Flugkilometer hinter mir. Jetzt hoffe ich erst mal, dass QF 005 von Sydney auch pünktlich über kommt. Unterwegs gibt es Schweinefleisch auf asiatische Art zubereitet und das Frühstück mit einem Omelett. Mit 1/2 Stunde Verspätung in Singapore gestartet und pünktlich in Frankfurt angekommen. Die Boing 747 Flug QF 5 ist rappelvoll, das sind noch Reste der gestrandeten Vulkanopfer. Als Filmopfer ist „Avatar“ dran. Ist gut gemacht, in der Musik ist deutlich die geniale Handschrift von James Horner zu erkennen, das ist etwas für meine Vertonungen.

Um kurz vor 7 h sitze ich bereits im Auto gen Heimat, allerdings mit einer Selbsteinladung zum Frühstück bei Birgit in
Lüdenscheid. Um halber eins laufe ich in den Heimathafen ein. Die Waschmaschine läuft bereits. Jetzt gilt es 2 1/2 Stunden Filmrohmaterial und ca. 600 Fotos auszuwerten. Die Realität hat mich wieder oder besser gesagt, eingeholt.
Wetter: 14 – 24° C, wolkenlos in Perth; Singapore 28° Grad um 22 h
Gefahrene km: 67





Autokilometer: 5637

Gesamtkosten: 6466 €

Reiseroute