Madeira 2020

 

Madeira 20. - 30.12.2020

Wichtiger Hinweis: alle angezeigten Websites sind tagesaktuell und können sich jederzeit ändern!

 20.12. (Sonntag) > Lengerich – Düsseldorf – Madeira <
Aufgrund des Coronavirus muss ich die für Mai geplante Australien-Reise (Queensland) in den November verschieben, verbunden mit einem Touristen-Einreiseverbot für Australien. Immer mit der Hoffnung, dass das möglich sein wird. Allerdings platzen alle Träume, als Singapore Airlines Ende August alle Flüge cancelt. Aber irgendwie zieht es mich doch noch in die Wärme und damit lande ich auf Madeira.
 
Die Provinzialregierung der Insel geht auf Nummer Sicher: alle Besucher der Insel müssen einen Coronatest absolvieren, der nicht älter ist als 72 Stunden. Das ist in NRW nicht machbar, daher habe ich mich im Vorfeld beim Testzentrum Osnabrück informiert und dort den Test für die lockere Kleinigkeit von 86 € durchgeführt; Ergebnis wie erhofft negativ. Ferner muss man sich auf dieser Website: https://madeirasafe.com/#/login als Tourist anmelden und Fragen zu seiner Gesundheit beantworten. Das Testergebnis (war wie erzittert negativ) bekommt man als PDF-Datei und muss das auf der Website hochladen.
 
Von TUIfly habe ich eine Email zum Online-Check-in erhalten. Das ist unabdingbar, denn nur dann wird man für die Bordkarten freigeschaltet. Auch hier ist ein Gesundheitsfragebogen auszufüllen und das 24 Std. vor Abflug.
 
Bei dieser Reise ist alles anders als im Vorfeld geplant. Wollte ich hier in Lengerich in die RE 2 steigen und am Flughafen wieder raus ohne Umsteigen, wurde mir ein dicker Strich durch die Rechnung gemacht. Die Bahnstrecke ist im Ruhrgebiet unterbrochen, weil ein Tanklasterfahrer die Höhe falsch eingeschätzt hat und durch den Aufprall das Fahrzeug explodierte und Brücke und Schienen einfach weg waren. Jetzt bringt Kalle mich nach Osnabrück und ich fahre mit dem Intercity bis Düsseldorf Hbf und von dort zurück mit der S-Bahn zum Flughafen. Das ist genau das, was ich nicht will: umsteigen mit Gepäck.
 
Am Morgen des 20. ist Kalle sehr pünktlich und selten habe ich so leere Straßen wie heute gesehen. EC 9 von Hamburg nach Zürich ist ebenfalls pünktlich und es sind genügend Plätze frei. Düsseldorf Hbf erreichen wir um 10:25 h, weiter geht es mit der S 1 zurück in Richtung Flughafen.
 
Da ist tatsächlich der Skytrain defekt und wir werden mit Bussen zum Flughafen gekarrt. In den ersten Shuttle quetscht sich rein wie es gerade geht. Das ist mir zu voll und der nächste fährt direkt danach. Im Flughafen suche ich mir den Checkin-Schalter von TUI, deutlich erkennbar an der endlosen Schlange davor. Obwohl ich schon erstaunt bin, wie viele Flieger hier heute in die Luft gehen. Beim Sicherheitscheck werden meine Kameras ausgepackt, das ist mir noch nie passiert.
 
TUI Flug X 3 2852 steht weit draußen und erneut sind Busse im Einsatz, aber ohne Heringsgefühl. Der Flieger ist eine Boing 737 mit rund 200 Plätzen, die auch alle belegt sind. Eigentlich ist mein Platz 12B ein Mittelplatz, aber links und rechts sitzt ein Ehepaar und die überlassen mir den Fensterplatz. Für unterwegs hatte ich im Vorfeld einen Snack gebucht; mit einem Kaffee geht er runter wie Butter. Da wir pünktlich um 13:50 h gestartet sind, kommen wir auch pünktlich um 16:45 h (Ortszeit, Madeira ist eine Stunde zurück) an.

 im Landeanflug

 da freut sich das Autofahrerherz

Der Landeanflug ist abenteuerlich; der Flughafen Cristiano Ronaldo ist einer der gefährlichsten in Europa. Mein Gepäck kommt fast zuerst und ich freue mich bereits, nicht zuviel Zeit zu verlieren. Aber weit gefehlt. Bis ich durch die Überprüfung des Corona-Tests bin (dank QR-Code kein Problem) ist es 18 h und es beginnt dunkel zu werden. Bei Hertz-Trifty-Dollar warte ich auch sehr lange und dann ist der Schlüssel für das Auto nicht da. Ich übernehme (gebucht mal wieder Kleinstwagen) einen Audi A3 Diesel mit 55475 km auf dem Tacho. Ich bin noch nie Audi gefahren, da muss ich mich erst mal rein fummeln. Wir haben übrigens 19°C bei leicht bewölktem Himmel.

Das Handy benutze ich als Navi und es sollte eigentlich ganz einfach sein, aber irgendwie bin doch falsch geraten und fahre einen riesen Umweg; statt 3 km sind es letztendlich 20. Mit Straßenschildern und Hausnummern haben sie es hier nicht so richtig und im Dunkeln wird es kompliziert. Dabei engste Sträßchen mit mehr als 20 % Steigung, teils nur im 1. Gang zu fahren wegen der Kurven.  Und das Quartier finde ich auch nur nach einem Telefonanruf. Im Nachhinein stelle ich fest, dass ich 2x dran vorbei gefahren bin. Beim dritten Mal steht die Gastgeberin auf der Straße und winkt.
 
Ich bewohne eine rund 90 m² große Ferienwohnung mit allem Komfort incl. Terrasse und Parkplatz.. Einkaufen fahre ich nicht mehr. Dank Bärbel habe ich einen Flachmann Whisky dabei und die 46 % sind hoch willkommen. Es reicht für heute.

Casa de Férias Morena







Blick auf den Flughafen

Madeira ist eine vulkanische Insel im atlantischen Ozean, ca 1000 km südwestlich von Lissabon, Portugal und 700 km westlich von Afrika. Zusammen mit der kleineren Insel Porto Santo und den unbewohnten Inseln Salvagens und Desertas formt es das Madeira Archipel, eine autonome Provinz Portugals.
 
Madeira ist vulkanischen Ursprungs und zählt mit den Kanaren, den Kapverden und den Azoren zur Gruppe der makaronesischen („glückseligen“) Inseln. Der Madeira-Archipel ist durch einen Hot Spot (Vulkan am Meeresboden) entstanden. Die Insel ist nur das oberste Viertel des gesamten Vulkansystems. Die Klippen fallen unter der Wasseroberfläche bis zu 4.000 m zum Meeresgrund ab.
 
Madeira entstand in mehreren vulkanisch aktiven Phasen, wobei die genaue Lage der jeweiligen Krater nicht mehr auszumachen ist. In jeder vulkanischen Phase gab es an mehreren Stellen der Insel Ausbruchszentren. Überbleibsel dieser Phase sieht man an einigen Stellen im Inselinneren, an denen pyroklastisches Gestein von mit basaltischem Material gefüllten Eruptivgängen durchzogen ist. An einigen Stellen im Hochgebirge sieht man außerdem auffällige Kuppeln oder Felsklippen. Hierbei handelt es sich um ehemalige Schlotgänge, die anders als das umgebende Gestein noch nicht von der Erosion abgetragen worden sind.
 
Die erste Phase der vulkanischen Aktivität begann vor etwa 18 Millionen Jahren und endete im Pliozän vor etwa 3 Millionen Jahren. Sie war durch sehr starke eruptive Ausbrüche gekennzeichnet. In der zweiten Phase der vulkanischen Aktivität, die vor etwa 740.000 Jahren endete, vergrößerten Lavaauswürfe und pyroklastische Sedimente den Inselumfang vor allem am südlichen, westlichen und südöstlichen Rand. Zwei weitere vulkanische Phasen bildeten die Steilhänge im Norden und Süden sowie die Basaltdecken der Hochebene aus. Die letzte vulkanisch aktive Phase begann vor etwa 500.000 Jahren. Da man in einigen Gesteinen Holzkohlestücke gefunden hat, die man mit der Radiokarbon-Methode datieren konnte, schätzt man, dass diese letzte Phase erst vor 6.450 Jahren endete.
 
Die heute als Touristenattraktion vermarkteten Lavahöhlen Grutas de São Vicente entstanden in dieser letzten Phase vulkanischer Aktivität. Sie blieben als röhrenförmiger Hohlraum zurück, als die bei dem Ausbruch abfließende Lava an der Oberfläche abkühlte und sich verfestigte. Unterhalb der Oberfläche dagegen floss die Lava mit hoher Temperatur und großer Fließgeschwindigkeit durch diese Röhre, bis der Vulkan kein weiteres Material mehr ausspie. Kalksedimente, die sich aus miozänen Korallenriffen gebildet haben, finden sich ebenfalls an einigen Stellen der Insel. Sie enthalten teilweise fossile Schneckenschalen, anhand derer man nachweisen konnte, dass das Klima im Miozän auf Madeira deutlich wärmer als das heutige Klima war.
 
Die Flüsse der Insel haben meist ein sehr starkes Gefälle. Zahlreiche Wasserfälle führen direkt zum Meer. Der Pico Ruivo ist mit 1.862 m der höchste Gipfel der Insel und zugleich einer der höchsten Berge Portugals. Die Küste von Madeira ist steil und felsig. Westlich von Câmara de Lobos erhebt sich das Cabo Girão, die höchste Steilklippe Europas (Höhe: 580 m). Die schwer erreichbaren fruchtbaren Landzungen werden von den Einwohnern Madeiras als Fajãs bezeichnet und ebenso wie die Achadas, die kleinen Hochplateaus, dienen sie als Ackerbauflächen. Im Hochgebirge sind die Böden dagegen sehr dünn und bestehen gelegentlich nur aus Steinen und Kies.

Mit fast 300.000 Einwohnern und 798 m² Bodenfläche ist Madeira die größte Insel dieses Archipels. Man befindet sich oben, auf der Spitze des Vulkans, was eine Erklärung für die variable Küstenlinie und die steilen Hänge ist. Sandstrände gibt es auf Madeira kaum.

Diese gibt es auf Porto Santo. Auf der kleinen Insel gibt es nur ungefähr 3000 Einwohner und man kann diese Insel von Madeira aus per Flugzeug oder Boot erreichen.
 
Die Desertas bestehen aus 3 kleinen Inseln und sind unzugänglich für die Öffentlichkeit. Diese Region wird vor allem als Brutplatz für außergewöhnliche Tierarten gebraucht und formt zusammen mit einem großen Teil des umliegenden Ozeans ein geschütztes Gebiet. Die Salvagens sind nicht bewohnbar und befinden sich dichter bei den Kanarischen Inseln als bei Madeira.
 
20% von Madeira besteht aus Laurisilva (Lorbeerwald). Dieser Wald entstand im Tertiär und nahm große Teile Europas in Beschlag. Mit der Eiszeit verschwand dieser Wald aus Europa, dennoch konnte er durch das günstige Klima des atlantischen Ozeans nur auf Madeira, den Azoren und den Kanarischen Inseln überleben. Hierdurch ist das Gebiet tausende Jahre alt und einzigartig was Fauna und Flora betrifft. Das Laurisilva findet man im Norden von Madeira. Es beherbergt Blattbäume wie zum Beispiel die Til, den tropischen Vinhatico (Familie der Mimosa) und den Lorbeerbaum. Wer den Lorbeerwald Laurisilva aus der Nähe erkunden möchte, der sollte eine Levada Wanderung machen
 
Feuchte Luft aus dem Nordosten wird durch die hohen Bergspitzen gebremst und durch den Wald kondensiert. Hierdurch sorgt es für Irritationen des Bodens und für Wasserbevorratung. Mittels Levadas, fachmännische kleine Kanäle, wird das Wasser über die Berge bis in den Süden vom sonnigen und von Natur aus trockenen Funchal gebracht.
 
2/3 des Landes, inklusiv des Regenwaldes, das Hochplateau, der Berge, der unbewohnten Inseln (Desertas und Salvagens) gehören zum geschützten Gebiet und formen einen Teil des UNESCO Weltnaturerbes.
 
Die Seefahrer haben die Insel von Porto Santo im Jahr 1418 nach einem Sturm auf hoher See, in dem ihr Schiff wegen des schlechten Wetters von seiner Route zur afrikanischen Küste abkam, entdeckt. Nachdem sie viele Tage auf hoher See trieben, haben die Seefahrer eine kleine Insel gesichtet, die sie „Porto Seguro“ (Sicherer Hafen), „Porto Santo“ (Heiliger Hafen) nannten, da sie die Schiffsbesatzung von Kapitän Zarco vor einem schrecklichen Schicksal rettete. Ein Jahr nach der Entdeckung von Porto Santo haben sie 1419 die Insel Madeira erreicht. Ihr Name wurde der Insel wahrscheinlich von diesem letzten Seefahrer verliehen, der diese Insel wegen des Überflusses an Rohstoffen „Ilha da Madeira” nannte.

Um das Jahr 1425 begann auf Anordnung des Königs D. João I. die Besiedlung der Insel. Ab 1440 wurde die Regelung der Kapitanate (Verwaltungseinheit in der Kolonialzeit) festgelegt und Tristão Vaz Teixeira wurde zum ersten „capitão-donatário“ (eine Art Stadthalter) von Machico ernannt; sechs Jahre später wurde Bartolomeu Perestrelo „capitão donatário“ von Porto Santo und im Jahr 1450 wurde Zarco zum „capitão-donatário“ des Kapitanats von Funchal ernannt. Die ersten Siedler waren die drei „capitães-donatários“ und ihre zugehörigen Familien sowie eine kleine Gruppe aus der unteren Adelsschicht, Menschen aus einfachen Verhältnissen und einige Gefangene des Königreichs. Um die Mindestbedingungen für die Entwicklung der Landwirtschaft auf der Insel herzustellen, mussten sie einen Teil des dichten Waldes abholzen und unzählige Wasserkanäle, die sogenannten Levadas, errichten, um das an der Nordseite der Insel reichlich vorhandene Wasser zur Südseite der Insel zu transportieren. In der ersten Zeit waren Fische und landwirtschaftliche Produkte die Hauptmittel zur Bestreitung des Lebensunterhalts der Siedler.
 
Die Insel kennzeichnet sich durch einen warmen Sommer und einen milden Winter aus. Nur sehr selten kann man das Wetter und die Temperatur dort zu warm oder zu kalt nennen.Regnen tut es vor allem zwischen Oktober und März. Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Norden und dem Süden von Madeira. Es regnet nämlich vor allem an den nördlichen Teilen der hohen Berge die sich zentral auf der Insel befinden. Dort wo Funchal und der Süden im Sommer vollauf die Sonne genießen können, sind die Berge in dieser Jahreszeit auch oft von Wolken verhüllt. 
 
Funchal, und vor allem die Umgebung vom Lido bei Sao Martinho, ist gekennzeichnet durch luxuriöse Hotels und Villen. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass auf Madeira auch Armut herrscht. Bei einem Besuch des Fischerdorfes Camara de Lobos, westlich von Funchal, wird dieser Kontrast jedoch sehr deutlich. Kleine Häuser stehen dicht beieinander auf einem Felsen. Schnell kommen einige Kinder hinter einem hergelaufen, die in Lumpen gekleidet sind, und betteln. Auf den Straßen herrscht viel Betrieb. Männer stehen in Gruppen zusammen, andere spielen Billard in einem lokalen Cafe. Ein Bier trinken sie nicht, denn dafür haben sie kein Geld.

Manchmal wirkt es auf einen drohend, ein ungewohntes Gefühl. Dennoch gibt es kaum Kriminalität auf Madeira und die Bevölkerung ist äußerst freundlich. Auch in Santo da Serra ist die Kluft zwischen arm und reich auffallend. Es ist ein mondäner Ort, der für seine schönen Golfplätze bekannt ist. Schön angelegte Straßen mit wunderschönen Villen und einem Park formen den schönsten Anblick des Dorfes.

Aber außerhalb des Zentrums, auf dem Weg nach Portela oder Camacha, sitzen Bauernfrauen und ihre ungewaschenen Kinder ungeduldig an der Straße und wollen Ihre Waren verkaufen. Gemüse, etwas Obst und die Möhren und Blumenzwiebeln gehören zum Sortiment. Tatsache ist, dass die Bauern auf Madeira kein einfaches Leben haben. An den steilen Flanken der Berge ist nur Terrassenbau möglich. Jeder Quadratmeter wird benutzt. Maschinen gibt es dort nicht oder nur sehr wenige, fast alles ist Handarbeit. Und dann denkt man sich: "Ist das Portugal? Ist das wirklich Europa?"
 
 Mit Geldern der Europäischen Union wurde kürzlich die Via Rapida (Autobahn) ausgebaut. Im Jahr 2006 reichte diese schon bis Ribeira Brava. Mit dem weiteren Ausbau bis Ponta do Pargo, im Südwesten der Insel, ist man momentan beschäftigt und dieser wird in den nächsten Jahren abgeschlossen. Durch den Ausbau der Via Rapida erhofft man sich, dass die Touristen sich nicht nur in Funchal aufhalten sondern auch in Orten wie Ribeira Brava, Calheta, Ponta da Sol, Sao Vicente und sogar Porto Moniz im äußersten Nordwesten der Insel. Die Autobahn sorgt dafür, dass Funchal erreichbar ist für diejenigen die die Stadt lieben und gerne abends weggehen.

Viele Touristen wählen immer noch Funchal als Urlaubsort, dies kommt unter anderem durch das Angebot an zahlreichen luxuriösen Hotels. Man kann dann nämlich über die Autobahn Tagestrips machen zu den Sehenswürdigkeiten. Die kleinen Händler, die an den kleineren Straßen stehen und die man vorher immer passieren musste, werden darunter leiden. Dass die Insel sich immer weiter entwickelt, wird auch bei größeren Gemeinden wie Porto Moniz deutlich. Dieser Ort unterlag im Jahre 2004 einem echten Facelift. Entlang der Küste befindet sich eine schöne Promenade mit einigen Terrassen. Schön dekorierte runde Spitzen und neue Gebäude formen einen Teil des Straßenbildes. Der Küstenweg im Norden ist mit vielen Tunneln erneuert, wodurch der Abstand nach Sao Vicente halbiert zu sein scheint. Porto Moniz ähnelt einem mondänen Ort, die Preise für Hotels, Essen und Trinken bleiben jedoch nach wie vor sehr niedrig, im Vergleich zu den Preisen in Funchal. Eine der Ursachen ist die Tatsache, dass das Klima im Norden schlechter ist.
 
Das portugiesische Festland ist 1104 km Luftlinie entfernt. Und ja, auch ich komme nicht daran vorbei, der berühmteste Sohn der Insel ist der Fußballer Cristiano Ronaldo. Der Flughafen ist nach ihm benannt und bei den Inselbewohnern ist er in aller Munde. Er wird angebetet wie ein Gott und jedes seiner Tore lässt den Heldenepos wachsen.
Webadressen:
Wetter: 19° C, leicht bewölkt
Gefahrene km: 20


21.12. (Montag) > Santa Cruz - Funchal - Santa Cruz <
Nach einer gut durchschlafenen Nacht mache ich mich gegen 9 h auf den Weg nach Funchal, genauer gesagt zu den Gärten des Palheiro. Erneut gibt es irrsinnige Steigungen und Gefälle zu bewältigen. Kurz vor 10 h trudele ich ein. Viel ist nicht los und im Garten darf man ohne Maske laufen. Wie ich bereits hier feststelle, ist das alles ein einziges auf und ab. Mein Lieblingshobby „Treppensteigen“ holt mich mal wieder ein. Erstaunt, erfreut entdecke ich meine australischen Freunde "Banksien" in voller Blüte. Auch die Norfolk-Pine ist hier heimisch, ebenfalls ein Australier.

 Blick auf Funchal
 
Die Gärten des Palheiro liegen auf einer Höhe von rund 500 m über dem Meeresspiegel. Der ursprüngliche Eigentümer, der Conde de Carvalhal, hat auf dem Gelände viele Bäume gepflanzt und die Kameliensammlung angelegt. Einige seiner frühen Pflanzungen sind noch heute zu sehen. Die Gärten im „Quinta do Palheiro“ sind nicht nur berühmt wegen der Vielfalt der Pflanzen die dort wachsen, sondern auch wegen ihrer schönen Lage in den Hügeln östlich von Funchal, der Hauptstadt Madeiras.
 
Nach dem Tod von John Burden Blandy im Jahr 1912 ging das Anwesen an John Ernest Blandy (1866-1930). Er traf Elinor Reeder aus Washington, als sie Madeira an Bord des Schooner-Trainingsschiffs "St. Mary's"  besuchte, das von ihrem Vater, Captain Reeder, kommandiert wurde. Sie heirateten 1901 in Baltimore und lebten in Palheiro. Elinor kümmerte sich um die Gärten und brachte Bäume aus Amerika mit - vor allem Sequoias und Liriodendrons, die heute noch zu sehen sind.

Als John Ernest 1930 starb, erbte Graham das Anwesen und sollte bald Mildred heiraten, die in Südafrika geboren wurde. Sie war an der Reihe, sich um die Gärten zu kümmern, während Graham in der Stadt arbeitete und am Wochenende mit der Farm in Palheiro rang. Sie war eine leidenschaftliche Gärtnerin und importierte viele Pflanzen aus verschiedenen Teilen der Welt, namentlich Proteas aus Südafrika. Sie war es, die die Gärten berühmt machte, sie der Öffentlichkeit zugänglich machte und zusammen viele Berühmtheiten unterhielt, die die Insel besuchten. Die Casa Velha, das Alte Haus, blieb unterdessen verlassen und vergessen und leicht mysteriös. Aber es war ein toller Spielplatz für Kinder.

Und so übernahmen es die heutigen Besitzer nach Grahams Tod im Jahr 1972. Das Farmland und die Wälder wurden in den 1993 eröffneten Golfplatz umgewandelt, die Casa Velha wurde restauriert und in ein Hotel umgewandelt und Palheiro Village gebaut. Adam ist weiterhin Chairman des Estate, seine Frau Christina (aus Schweden) kümmert sich um die Gärten und beaufsichtigt Casa Velha, Adams Sohn Jonathan ist Chairman des Golfs, des Hotels und der Freizeitaktivitäten, während Tochter Louisa im Palheiro Village mit dem Anwesen arbeitet.
 
 Palheiro Gardens

Von diesen Gärten fahre ich in ein Parkhaus in der Innenstadt von Funchal, es liegt allerdings fast direkt am Meer. Für 3 ½ Std. zahle ich später die Kleinigkeit von 3,50 €. Ich laufe entlang der Meerespromenade und genieße das schöne Wetter. Bei einer Bäckerei kehre ich für ein Frühstück ein. Der Kaffee steht in der Tasse und ich kriege ihn ohne Zucker nicht durch den Hals. Dazu genieße ich 2 leckere süße Pasteten; Inhalt: keine Ahnung.

 Funchal

Funchal ist die Hauptstadt der Insel Madeira. Der Name der Stadt heißt übersetzt Fenchel“. Diesen hat die Hauptstadt dem zahlreichen Wachstum bei der Entdeckung durch die Portugiesen zu verdanken. Derzeit hat die Hauptstadt ca 115000 Einwohner. Der wohl wichtigste Wirtschaftszweig der Stadt ist der Tourismus. Eine Vielzahl von Hotels, Restaurants und Bars machen dies auf den ersten Blick schon ersichtlich.
 
1421 wurde die Stadt durch Joao Goncalves Zarco gegründet, nachdem er sich 1419 bereits im benachbarten Camara de Lobos niedergelassen hat. Dort begann er dann das Gebiet zu roden. In den nächsten Jahren wurde die Stadt immer wichtiger und ist seit dem 16. Jhr. auch Bischofssitz. Seit dem 16. Jhr. ist Funchal auch ein wichtiger Handelsplatz für Schiffe, die auf ihrem Weg zu den Kolonien in Afrika Station machten. Damals war Funchal eine der reichsten Städte und daher auch Umschlagplatz für Zucker und Wein. Im Jahre 1803 wurde Funchal von einer Überschwemmung getroffen bei der 600 Menschen ihr Leben ließen. In den darauffolgenden Jahren wurde die Stadt dann Stück für Stück wieder aufgebaut und seit dem 19.Jhr. wächst der Tourismus in der Stadt jährlich. Eines der ersten Luxushotels in Funchal war das Hotel „Reid’s Palace“, welches bis heute von einer Vielzahl an Gästen besucht wird. Ab dem Jahr 1950 wurden dann zahlreiche Hotels gebaut. Seither ist Funchal, auch für Urlauber mit kleinerem Budget, ein erschwingliches Reiseziel.
 
Die Stadt lockt mit vielen Sehenswürdigkeiten die jede für sich einen Besuch wert ist. So gibt es die wohl bekannteste Kathedrale Sé in Funchal oder auch den botanischen und tropischen Garten in Monte (oberhalb von Funchal). Auch für Kunst- und kulturell interessierte Gäste bietet Funchal einiges wie z.B. das Photographiemuseum oder die Kirche Nossa Senhora do Monte, wo der letzte österreichische Kaiser Karl I. begraben wurde.
 
Irgendwo biege ich ab Richtung Innenstadt und komme bei der Kathedrale aus. Wie bei allen katholischen Gotteshäusern ist sie geöffnet und ist innen wunderschön, was ich von außen nicht unbedingt sagen würde. Vor allem die mit allen Blumen und Früchten aufgebaute Krippe zieht die Besucher an.

 
Sie ist die älteste Kirche auf Madeira – die Sé Catedral de Nossa Senhora da Assunção. Die Kathedrale von Funchal wurde zum Ende des 15. Jahrhunderts geplant, 1514 wurde sie vom Bischof eingeweiht. Das Gotteshaus wurde komplett aus 12 verschiedenen Sorten Vulkanstein erbaut. Viele der ursprünglichen Ornamente und Statuen aus der Gründungszeit sind mittlerweile im nahe gelegenen Museum für sakrale Kunst ausgestellt.
 
Geblieben sind der Kathedrale Spenden des damaligen Königs Dom Manuel. Aus seiner Zeit stammen der Altar und die Kanzel, auch das Taufbecken war ein Geschenk des Königs.
 
Was man sich nicht entgehen lassen sollte, ist die Markthalle von Funchal. Zu bestaunen ist die Vielzahl von Leckereien die angeboten werden. Von Obst, Gemüse und Fisch bis hin zu kleinen Souvenirs und frischen Blumen.
 
Die 1940 gebaute Markthalle ist ein Festival für die Sinne. Es duftet nach Blumen und Obst (außer in der Fischhalle...), die bunten Fruchtstände und die angsteinflößenden Degenfische bitten geradezu darum, fotografiert zu werden. Mancher Obsthändler ist eifrig bemüht, einen zunächst (nicht selten heimlich gezuckerte) Maracujas oder andere Exoten probieren zu lassen, um einem dann die Früchte zu verkaufen.
 
Diese Mercado dos Lavradores sind mein nächstes Ziel. Überwiegend wird Obst und Gemüse angeboten, aber in einer zusätzlichen Halle gibt es auch Fisch. Leider ist niemand der Fischer in der Lage, mir zumindest die englischen Namen zu nennen. Zumindest riesige Thunfische, die bereits mitten durchgeschnitten sind, erkenne ich. Einige Fische sind ganz rot und erinnern mich an die australischen Red Snapper, aber wie gesagt, ich weiß es nicht. Bei einem Obsthändler probiere ich diverse Datteln und sonstige Früchte, die ich nie zuvor gesehen noch probiert habe. Aber letztendlich bleibe ich bei Zuckerbananen – gibt es bei uns nicht -, die sind auch viel kleiner und gelber im Fruchtfleisch. Und ich kaufe Tangelos, die habe ich zuletzt in Neuseeland gegessen. Es ist ein Mix aus Orange, Mandarine und Clementine. Bei einem Tee- und Gewürzstand darf ich verschiedene Kräuter, die alle auf der Insel wachsen, zum beschnuppern zerreiben – köstlich.

 
Da ich Hunger habe, nutze ich die Gelegenheit, mich gleich vor den Hallen draußen bei einem Restaurant hinzusetzen. Ich bestelle Carbonara Lulas, Google Übersetzer sagt, dass es Tintenfisch ist. Dazu gibt es runde kleine Nudeln, die aussehen wie Sago, aber lecker ist es. Da ich noch fahren muss, bleibt es bei einem Wasser.
 
Madeira wird seit langem als „Insel der Gärten“ bezeichnet, denn auf dem fruchtbaren Boden scheint fast alles zu gedeihen.

In Funchal haben zahlreiche tropische Pflanzen ein Zuhause gefunden. Der Besucher kann nahezu das ganze Jahr über Hibiskus und Bougainvillea blühen sehen – und zur entsprechenden Jahreszeit auch Jacaranda, afrikanische Tulpenbäume, Korallenbäume und Bauhinien.
 
Aus der Innenstadt fahre ich hoch zum botanischen Garten, um zunächst die Seilbahn zu nutzen.
 
Vom botanischen Garten fährt man mit einer Seilbahn nach Monte. Bei dieser Panoramafahrt genießt man einen  einzigartigen Blick über die Bucht von Funchal und das Tal Vale da Ribeira de João Gomes. Es gibt übrigens 2 Seilbahnen, diese und eine andere, die direkt aus der Stadt nach Monte fährt.

 Blick aus der Seilbahn
 
Die Seilbahn des Botanischen Gartens erstreckt sich über 1600 Meter und erreicht eine Höhe von bis zu 220 Metern. Sie hat 12 Kabinen mit 8 Sitzplätzen und bietet eine ca. neun Minuten dauernde, unvergessliche Rundfahrt. Die Seilbahn hat zwei Stationen: die Hauptstation liegt im Botanischen Garten, und eine zweite auf dem Monte, am Largo das Babosas. An jeder Station gibt es ein Café mit einer wundervollen Sicht über das Tal und die Stadt Funchal.
 
Der Monte Palace Madeira erstreckt sich über eine Fläche von 70000 m² und beherbergt eine riesige Sammlung exotischer Pflanzen aus aller Welt, zusammen mit Schwänen und Enten, die den zentralen See bevölkern, Pfauen und Hühnern, die in den Hauptgebieten frei laufen. Im zentralen See kann der Besucher auch die Schönheit und Majestät der Schwäne bewundern. Sie bevorzugen das relativ flache kühle Wasser von Seen und Teichen als natürlichen Lebensraum. Obwohl die schwarzen Schwäne in Gärten auf der ganzen Welt bewundert werden, stammen sie aus Australien und Neuseeland und die wilden weißen Schwäne haben ihren Ursprung in Island und Skandinavien.
 
Azaleen und Orchideen aus dem Himalaya, Heidekraut aus Schottland, Prteceae („Protea“) aus Südafrika und eine seltene und einzigartige Cycads-Sammlung sind nur einige von tausenden Arten, die man im Garten finden kann.
 
Bei einem Spaziergang durch den Garten können Besucher auf wunderschöne Pfauen stoßen, die im März 1995 aus dem Museum / Tropengarten von Belém (Lissabon) gebracht wurden, auch mit ihren bereits hier geborenen Nachkommen. In einigen Ländern werden diese Tiere sehr geschätzt. In Indien beispielsweise werden sie aufgrund religiöser Konventionen oder praktischer Überlegungen besonders geschätzt und geschützt. Die Tatsache, dass sie sich von kleinen Reptilien ernähren, von denen einige giftig sind, wird als Zeichen der Göttlichkeit und Unsterblichkeit angesehen, da sie ihre Immunität darstellen. Aus diesem Grund werden sie in hinduistischen Tempeln häufig als Schmuck verwendet. Der Pfau spielt auch eine grundlegende Rolle in der Folklore Vietnams und Chinas und wird als Botschafter des Friedens und des Wohlstands angesehen. In ganz Asien symbolisiert der Pfauentanz das Erwachen der Natur und die Ankunft des Monsuns und ist aus diesen Gründen mit der Fruchtbarkeit verbunden.



Auf einem alten Grundstück der Familie Reid’s – der Quinta do Bom Sucesso – in etwa 3 Kilometern Entfernung vom Zentrum Funchals wurde 1960 der Botanische Garten eingerichtet, eine der bekanntesten Attraktionen der Insel Madeira. Der Garten mit einer ansehnlichen Sammlung von Pflanzen erstreckt sich über eine Fläche von 35000 m² und befindet sich auf einer Höhenlage zwischen 200 und 350 Metern.
 
Die Farben von mehr als 2.500 exotischen Pflanzen aus allen Kontinenten mischen sich in einem bunten Mosaik, eingerahmt durch die schöne und üppige Vegetation des Amphitheaters von Funchal. Der Botanische Garten ist in fünf Bereiche eingeteilt, die vornehmlich der Erhaltung von Arten dienen:
Endemische und einheimische Pflanzen;
Baumschule-Pflanzen aus dem Himalaya und aus den Tropen;
Sukkulente Pflanzen – vornehmlich aus Südamerika;
Tropische Pflanzen, Kulturpflanzen, Kräuter, Heilpflanzen, tropische und subtropische Früchte (wie z.B. Mango, Avocado, Papaya, Kaffee oder Zuckerrohr);
 
Der Botanische Garten ist somit ein Bildungszentrum, ein Ort für wissenschaftliche Veröffentlichungen und ein Zentrum zur Arterhaltung. In seiner Sammlung befinden sich Pflanzen, die an ihrem Ursprungsort bereits ausgerottet sind oder von Ausrottung bedroht sind.
1997 wurde das Gelände des Botanischen Gartens erweitert und damit die Einführung von botanisch bedeutsamen Pflanzen ermöglicht, wie die Cycas-Palmfarne. In neuerer Zeit wurden diverse Bäume und Sträucher eingeführt, die als Zierpflanzen dienen. Außerdem wurden Orchideen angepflanzt und ein Aussichtspunkt und ein Amphitheater angelegt.

 
Müsste ich eine Empfehlung abgeben, wäre das auf jeden Fall für den Garten von Monte. Auch der botanische Garten hat seine schönen Ecken, aber er ist einfach noch zu jung, um wirklich zu punkten.
 
Zurück geht es nach Santa Cruz. Ich muss unbedingt in den Supermarkt um Wasser, Wein und diverse sonstigen Lebensmittel zu kaufen. Bei der Tourist-Info in Funchal habe ich die definitive Auskunft bekommen, dass Heiligabend ab Mittag alles verrammelt und verschlossen ist, kein Restaurant, außer in den Hotels, die ich als Nicht-Gast nicht betreten darf, hat auf. Also muss ich mich selbst versorgen. Auch entscheide ich mich, nicht mühselig erst ein/e Cafe/Bäckerei für das Frühstück zu suchen, damit geht zu viel Zeit verloren. Ich kümmere mich selbst drum. Meine Ferienwohnung ist mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet, also ist das alles kein Problem.
 
Übrigens bin ich bei der ganzen Lauferei (11,9 km) gehörig ins Schwitzen geraten. Es ist schon ein Unterschied von unseren gerade mal 4 – 8 °C hier auf 18° C und mehr zu stoßen, obwohl ich natürlich die entsprechende Kleidung mit habe.
 
Der Wein ist hier extrem günstig, aber es gibt tatsächlich nur portugiesische Sorten. Da es warm ist, entscheide ich mich für Vinho Verde; schmeckt gut und hat sogar noch einen richtigen Korken. Die Krönung leiste ich mir auf dem Rückweg zum Auto. Irgendwie komme ich ins Stolpern und lande lang auf der Nase. Alles ist heil geblieben, nur meine Knie und Handballen sind arg lädiert.
Webadressen:
Wetter: bewölkt, 14 – 21° C
Gefahrene km: 71


22.12. (Dienstag) > Santa Cruz – Eiro do Serrado – Curral das Freiras – Câmara de Lobos – Cabo Girão <
Heute ist mir klar geworden, dass ich sehr viel Glück habe, wenn ich nicht bis Ende meines Aufenthalts hier einen Köter oder eine Katze überfahre. Je abgelegener die Straßen werden, desto ungehemmter sind die Viecher unterwegs. Der zweite Unfallpunkt sind die Briten, die das Fahren auf der rechten Straßenseite nicht gewohnt sind und mir vor allem in den Kurven direkt entgegen kommen. Und eines steht auch fest, von den ganzen Serpentinen und Spitzkehren mit den 20% oder mehr Gefälle und Steigungen wird einem schwindelig. Es ist richtig fies, wenn beim Bergabfahren vor dem Autokühler keine Straße zu sehen ist, weil einfach nur steil. Autofahrertechnisch ist die ganze Insel eine Herausforderung. Hatte ich bereits 2014 in Neuseeland gepostet, dass die dortigen Straßen in den Bergen gewöhnungsbedürftig sind, kann ich durchaus behaupten, dass hier alles toppt, was ich bislang gefahren bin.



Nach einem Selfmadefrühstück lasse ich es ruhig angehen und bin erst gegen 9:30 h auf dem Weg nach zunächst Eira Do Serrado. Fast immer wird mich der Weg auf der Insel zunächst nach Funchal führen. Die VR 1 ist eine Art Autobahn, jedenfalls 4spurig mit unzähligen Tunneln. Die Aussichten links und rechts sind grandios. Es wird wirklich jedes Fleckchen für was auch immer genutzt.
 
Eira do Serrado ist ein Aussichtspunkt über dem Dorf Curral das Freiras, das in einem unzugänglichen Bergkessel nördlich von Funchal liegt. Ein bisschen östlich des Aussichtspunktes hat man einen Tunnel gebohrt, durch den der Bergkessel mit der Außenwelt verbunden ist. Der Tunnel ersetzt den oberen Teil der alten Passstraße, die, ebenfalls durch einen Tunnel unter dem Eira do Serrado verlaufend, auf der nördlichen, sprich der Bergkessel-Seite, gesperrt ist. Wegen Steinschlags und abrutschenden Hängen ist ihre Benutzung mittlerweile zu gefährlich geworden.

Der Bergkessel ist so etwas wie eine Insel inmitten einer Insel und war zu Beginn der Besiedlung Madeiras Zufluchtsort von ehemaligen Sklaven, die sich entweder selbst befreit hatten oder in Freiheit entlassen worden waren. Gleichzeitig entdeckten Hirten das Tal für ihre Tiere, woher der Name "curral", also (umzäunte) Viehweide, entstammt. Ende des 15. Jahrhunderts wurde der Bergkessel, aus welchen Gründen auch immer, dem Convento de Santa Clara gestiftet. Die Nonnen des Konvents machten sich mit Begeisterung daran, das gesetzlose Treiben im curral der Zivilisation anzugleichen, wodurch der zweite Teil des Namens aufkam… eine freira ist eine Nonne …

Zurück zum Eira do Serrado: Er ist nicht der einzige, aber wohl der bekannteste auf asphaltierter Straße zu erreichende Miradouro über die Nonnenviehweiden. Zum Beispiel liegt oberhalb von Estreito da Câmara de Lobos die Boca dos Namorados, das unbekannte, romantische Gegenstück zum Eira do Serrado, von der aus man in den Bergkessel hinab wandern kann. Zwar punktet die Boca dos Namorados durch ihre Abgeschiedenheit, am Eira do Serrado steht den Namorados aber ein Hotel
 zur Verfügung, um den Passionen in angemessenem Rahmen freien Lauf zu lassen
 
Auf einsamer Höhe von 1095 Metern, entlang demselben Weg nach Curral das Freiras und am Ende des Passes zum Tal der Nonnen, liegt das 4 Sterne Hotel Eira da Serrado. Es ist der Ausgangspunkt einer kurzen Wanderung zum „Adlernest“, einer Aussichtsplattform mit atemberaubender Sicht auf die kleine Ortschaft im Nonnental. 
 
Hier ist mein erster Stopp und es ist hier oben doch recht frischlich mit nur noch 10° C. Aber meine Fleecejacke hält mich warm. Das Laufen fällt mir etwas schwer aufgrund meines gestrigen Sturzes. Vor allem das linke Knie ist doch arg lädiert. Aber entsprechende Salbe und die Einnahme von Ibuprofen wirken dann doch langfristig. Das „Adlernest“ ist genial gelegen an einem Eckpunkt hoch über 2 Tälern. Auf der einen Seite der Blick hinunter ins Nonnental und auf der anderen Seite verstreute Weiler mit der durchführenden Straße. Von oben sieht es aus wie der Blick auf eine Modelleisenbahn, nur die Eisenbahn fehlt. Zurück am Parkplatz des Hotels falle ich in den Souvenirshop ein, weil die Samentütchen mit Banksien anbieten, leider nur portugiesisch beschriftet, was anderes gibt es leider nicht. Weil ich schon mal hier bin, trinke ich in der angeschlossenen Bar einen Kaffee zum Aufwärmen. Zum Glück ist er nicht ganz so stark wie erwartet.

Eira da Serrado, Adlernest

 
Ein kleines Dorf isoliert zwischen riesigen Berghängen im Herzen der Insel: das Nonnental Curral das Freiras nistet versteckt 19 km von Funchal entfernt im Landesinnern. Im 633 m hohen Tal gibt es ein beschauliches Bild, wie es dort in den Bergen klebt. Es gehört zur Gemeinde Camara de Lobos und beheimatet heute knapp 2000 Einwohner auf einer Fläche von 25 km². Der einzig befahrbare Weg wurde 1959 angelegt. Er ist sehr kurvig und führt entlang der steilen Flanken der Berge. Schon die Fahrt hinein ins Nonnental ist ein kleines Abenteuer wert.
 
Durch die geographische Isolation lebten und leben die Menschen immer noch von dem, was sie selbst anbauen. Diese Region ist sehr fruchtbar und das Hauptprodukt sind Kastanien. Sie bilden auch gleichzeitig die wichtigste Einkommensquelle: Kastanienkuchen, Kastanienlikör und Kastaniensuppe locken internationale Gäste zur Verköstigung an. Ginja ist ein lokaler Likör und wird aus Kirschen oder Kastanien hergestellt und ist ebenfalls eine Spezialität dieser entlegenen Gegend. Am 1.11. jeden Jahres findet das Kastanienfest zu Ehren der Natur statt.
 
Die Zufahrt führt durch einen 2,4 km langen Tunnel der hochmodern ist, alle paar 100 m gibt es sogar Parkplätze. Dies ist der bislang längste Tunnel, den ich auf der Insel gefahren bin. Ich frage mich, wie dieser Ort so vor 100 oder 200 Jahren erreichbar war. Eine richtige Lösung dazu habe ich nicht gefunden.
 
Câmara de Lobos ist eines der ältesten Fischerdörfer auf Madeira und befindet sich südlich auf der Insel, ca. 5 km westlich von Funchal entfernt.
Der Ortsname bedeutet „Höhle der Mönchsrobben“. Câmara de Lobos erhielt seinen Namen von den Entdeckern João Gonçalves Zarco und Tristão Vaz Teixeira, auf Grund der vielen Seelöwen, die zu jener Zeit dort lebten. Heute werden jedoch an diesem Küstenabschnitt kaum mehr Mönchsrobben gesichtet. In der Zeit um 1420, als Zarco sich hier für einige Jahre niederließ, ließ er die Kapelle Nossa Senhora dos Pescadores, die sich in der Nähe des Hafens befindet, errichten. 1723 wurde die kleine Kapelle im Barockstil vollständig erneuert, nur der Glockenturm stammt noch aus der Gründerzeit.

Nossa Senhora dos Pescadores
Charakteristisch sind die vielen bunten Fischerboote am Hafen. In den engen Gassen leben heute noch kinderreiche Fischerfamilien. Gegen Abend kann man dann die Vorbereitungen der Fischer für die Ausfahrt vom Kai aus beobachten. Hier werden auch die meisten Espadas, die Fischspezialität Madeiras, gefangen. Câmara de Lobos ist auch die Heimat des „Ponchas“, ein Getränk aus frisch gepresstem Zitronensaft, Honig und Zuckerrohrschnaps, das in den vielen kleinen Bars angeboten wird.
Der Fischerort Câmara de Lobos erlangte Berühmtheit, da der britische Premierminister Winston Churchill den Ort auf vielen seiner Bilder verewigte. Einige der damals entstandenen Bilder sind heute in seinem ehemaligen Wohnsitz in Kent (England) zu besichtigen. Die Stelle am Hafen, an der er saß und malte, ist heute mit einer Gedenktafel versehen. Oberhalb der Stadt befindet sich „Estreito de Câmara de Lobos“, das wichtigste Anbaugebiet für den landestypischen Madeirawein.
 
Wie bislang überall finde ich problemlos einen Parkplatz in der Nähe der See. Durch eine schmale Gasse laufe ich bis zu einer Klippe. Bunte Fischerboote sind auf den Sandstrand hoch gezogen. Das Churchill-Denkmal finde ich auch sowie die Kapelle mit einem sehr schönen Altar.

Câmara de Lobos

Es gibt diverse Tavernen links und rechts, die Wirte suchen verzweifelt Gäste und überall wird man genötigt einzutreten. Letztendlich überzeugt mich die deutsche Sprache und ich sitze draußen im Gastgarten. Die Übersetzung des portugiesischen Namens in die deutsche Sprache überzeugt mich nicht, denn danach hätte ich Hackfleisch gegessen. Da es sich zwar um Rindfleisch handelt, aber in Stückgröße wie Gulasch, kann das nicht sein. Die Soße ist mit Champignons und schwarzen Oliven durchsetzt, dazu gibt es Pommes: auf jeden Fall sehr lecker. Dazu schmeckt ein Orangensaft und als Dessert gönne ich mir je eine Kugel Erdbeer- und Orangeneis. Die Rechnung mit 14,50 € ist dafür sehr günstig.
 
Im Westen erhebt sich das Cabo Girão, die zweithöchste Steilklippe der Welt (580 Meter).
Es ist das höchste Kap in Europa und berühmt für seine hängende Glasplattform. Der Aussichtspunkt Cabo Girão auf dem höchsten Vorgebirge Europas auf 580 m Höhe bietet einen schwindelerregenden Blick über die Fajãs Rancho und Cabo Girão - kleine Landflächen am Fuße der Klippe sowie einen herrlichen Panoramablick über die Fajãs Ozean und die Gemeinden Câmara de Lobos und Funchal. Der Aussichtspunkt war Gegenstand von Requalifizierungsarbeiten, bei denen eine hängende Plattform aus Glas namens Skywalk gebaut wurde. Es ist ein privilegierter Ort für Paragliding und Base-Jumping. Kürzlich hat der portugiesische Fallschirmspringer Mário Pardo von hier aus einen spektakulären Motorradsprung gemacht. In der Nähe befindet sich die 1951 erbaute Kapelle von Nossa Senhora de Fátima, eine der wichtigsten Pilgerstätten der Insel.

Cabo Girão, 580 m in die Tiefe
 
Es sind erneut ausreichend Parkplätze vorhanden. Die Glasplattform hat die Größe von ca. 20 m² und die Glasplatten sind mit Metallfäden durchzogen, was die Sicht nach unten etwas schmälert. Ich amüsiere mich über einige weibliche Wesen, die sich zieren auf das Glas zu treten. Die Aussicht ist phänomenal und die Fahrt durchaus wert. Den Gang in die Kapelle den Berg hinauf spare ich mir. Damit ist meine Planung für den heutigen Tag abgearbeitet und ich fahre zurück ins Quartier.
 Webadressen:
 https://www.visitmadeira.pt/de-de/erkunden/detalhe/aussichtspunkt-von-„eira-do-serrado“
 https://www.madeira-web.com/de/orte/camara-de-lobos/besuchen/curral-das-freiras.html
 https://www.madeira-a-z.com/die-insel/lokalitaeten/madeiras-regionen/camara-de-lobos/camara-de-lobos.html
 https://www.madeira-live.com/de/newsflash/cabo-girao.html
Wetter: bewölkt, 10 – 21°C
Gefahrene km: 96
 

23.12. (Mittwoch) > Rundfahrt durch den Westen Madeiras <
Für den heutigen Tag war eigentlich eine Bootsfahrt zu den Ilhas Desertas gebucht. Aber diese wurde bereits vorgestern abgesagt und eine Anfrage für Samstag (die fahren nicht jeden Tag) leider auch. Das Meer ist zu unruhig. Da außerdem heute früh hier in Santa Cruz Regen fiel und die Wetteraussichten für den Ostteil der Insel sowie das Hochplateau nicht so gut aussehen, entscheide ich mich für die Tour in den Südwesten. Je weiter ich in den Westen komme, desto sonniger wird es.
 
Die Küste des Südwestens ist von Bergen geprägt, deren Flanken sich immer wieder bis an das Meer erstrecken. Wo immer es möglich war, haben sich Menschen angesiedelt. Landwirtschaft und Fischerei prägen deren Leben bis heute.
 
Der sonnige Südwesten Madeiras wird bei vielen Rundtouren ausgelassen. Das ist sehr schade. Diesen Fehler sollte man nicht machen.
 
Die Tour startet nach der Anfahrt von Santa Cruz in Ribeira Brava. Der „wilde Fluss“ (ribeira brava) hat ein dramatisches Tal geschaffen, in dem an manchen Stellen neben dem inzwischen „gebändigten“ Fluss und der Verbindungstraße zur Nordküste kaum noch Platz für anderes ist. Immer wieder verloren Talbewohner Haus und Hof, wenn der Wasserlauf zum reißenden Wildbach anschwoll – andererseits verdankte der Ort seine Bedeutung eben der Lage am Kreuzungspunkt der Handelswege zwischen Nordküste und Funchal. Das hübsche Städtchen öffnet sich mit einer schattigen Uferpromenade und einer runden Mini-Festung zum Meer hin. Die Igreja de Sao Bento zählt zu den ältesten Kirchen auf der Insel. Hier ist ganz schön was los. Vor den Supermärkten lange Schlangen, die auf Einlass warten. Ein Mitarbeiter des Marktes sprüht die Hände ein und dann darf man in den Markt.

 Igreda de Sao Bento
 
Der Straße folgend ist die Küstenstraße auf den nächsten Kilometern nicht mehr befahrbar, so dass unabdingbar die Nutzung der Schnellstraße bleibt. Allerdings nicht lange und die Küstenstraße hat mich wieder. Hatte ich gestern über die Tunnellänge zum Nonnental gestaunt, wird das heute locker übertroffen. Mit km-Angaben kann ich allerdings nicht dienen, das kann ich mir bei der Vielzahl nicht merken, aber es dürften rund 30 – 40 Durchfahrten gewesen sein.
 
 Nach der Durchfahrt des Bananenanbaugebietes Lugar de Baixo und einem weiteren Tunnel wird das hübsche Städtchen Ponta do Sol erreicht. Übersetzt heißt das Sonnenpunkt, damit ist eigentlich alles gesagt. In einem Ort, der so heißt und der noch dazu die meisten Sonnenstunden der Insel verzeichnet, kann man’s wohl aushalten. Der alte Kern des Städtchens schmiegt sich malerisch in das Flusstal zwischen 2 Felsenkaps und umfasst nur knapp zwei Dutzend Häuser, ein Kulturzentrum und natürlich eine Kirche. Etwas weiter oben liegt ein Hotel und dahinter beginnen bereits die terrassierten Bananenfelder. Einen wunderschönen Ausblick auf die palmengesäumte Bucht hat man von dem vorgelagerten Felsen hinter dem Restaurant Sol Polente, den man über eine gemauerte Bogenbrücke erreicht.

 Ponta del Sol

das war der einzige Weg!

Der Ort liegt wirklich malerisch. Überall stehen lebensgroße Krippen. Wenn das in Portugal so üblich ist wie in Spanien, dann gibt es am ersten Weihnachtstag eine Prozession von Station zu Station. Bei dem vorgelagerten Felsen entdecke ich ein Schild und dahinter einen Trampelpfad, das war bis zum Bau der Straße der einzige Weg ins Dorf. Ehrlich: freiwillig würde ich da nicht entlang laufen wollen. Bei dem vorgelagerten Felsen kann man über diverse Treppenstufen bis an das Wasser. Das ist heute allerdings nicht empfehlenswert, will man nicht durch die recht hohe Brandung nasse Füsse bekommen.
 
Auf der Weiterfahrt kommt man über einen Straßenabschnitt, der mit Sicherheit einer der spektakulärsten der Insel ist: durch alte Felstunnel, links das Meer, rechts die Steilwand und dazu eine kostenlose Autowäsche unter einem Wasserfall. Hier kann ich nur sagen, denkste, denn die Straße ist leider wegen Bauarbeiten gesperrt und so bleibt nur der Weg über die Schnellstraße, um mit einem langen Umweg nach Madalena do Mar zu gelangen. Am Ortseingang gibt es einen Parkplatz, denn Straßen im eigentlichen Sinne gibt es im Ort nicht. Es sind enge und engste Gassen, wo es zum Teil schon schwierig ist, ein Fahrrad durchzuschieben. Allüberall stehen so kleine 2rädige Karren, mit denen alles Hab und Gut zu den Häusern transportiert wird. Eigentlich wirkt der Ort auf mich menschenleer, kämen nicht in der Mittagszeit leckere Gerüche aus diversen Fenstern und Stimmen sind auch zu hören. Nur meinen Magen kann ich nicht füllen.

 Gässchen in Madalena do Mar

 
Wenn man in eine Bananenplantage schauen möchte, ist Madalena do Mar der richtige Ort dafür. Direkt von der Uferstraße führt ein schmaler Pfad hinein in den Bananendschungel. Es ist nicht nur ein Pfad sondern viele, allerdings nur erreichbar über wunderliche Treppen-konstrukte, die mehr als marode aussehen. Da ich das mit dem Sturz gerade erst hinter mir habe, spare ich mir dieses Abenteuer. Zumal ich am Parkplatz eine Bananenstaude mit fast reifen Früchten entdecke.
 
Praia da Calheta ist der Inbegriff des Beachfeelings auf Madeira! Hier wurde vor einigen Jahren der erste künstliche Sandstrand der Insel angelegt, seitdem tummelt man sich hier in goldgelbem afrikanischen Saharasand. Weiter gehe ich auf diesen Irrsinn mal nicht ein. Gesehen habe ich ihn nur von weitem und kann nicht verstehen, was für ein Geschrei drum gemacht wird; maximal 50 m lang und 20 m breit, das ist alles.
 
Es gibt eine alte Zuckermühle, da Calheta bis heute eine der wichtigsten Regionen für den Zuckerrohranbau ist. Auch wenn aus Zucker heute nur noch Aguardente für die Poncha gebrannt wird. Auf diese Mühle war ich sehr gespannt, habe aber keinerlei Hinweis gefunden, allerdings gibt es hier im fast Nirgendwo auch nur Schilder in portugiesischer Sprache (Beispiel gefällig: Farol heißt Leuchtturm!)
 
Nach Calheta schlängelt sich die Regionalstraße durch die höher gelegene Ortschaft Estreito de Calheta und dann wieder hinunter zum Meer. In Jardim do Mar trifft sich die Surferszene, hier gibt es die besten und anspruchsvollsten Wellen der Insel. Es ist einfach malerisch, wie sich das Fischerdörfchen über das halbmondförmige Küstenplateau unterhalb der Steilwände verstreut. Damit man sich die schmalen Gässchen überhaupt anschauen kann, muss man erst mal das Auto loswerden, was wegen mangelndem Platz nicht ganz einfach ist.
 
Irgendwo beginnt eine steile Serpentinenstraße, die sich hinauf nach Faja de Ovelha schlängelt. Rückblickend sieht man große Teile der vorher befahrenen Strecke und Orte. Ab hier führt der Weg in vielen Kurven durch die Ortschaften auf den höher gelegenen Plateaus, bis schließlich der westlichste Ort Madeiras, Ponta de Parga erreicht ist. Man möchte ja gern langsam fahren um zu schauen. Das gefällt den Einheimischen gar nicht, vor allem weil man eigentlich nicht überholen kann, aber die können.
 
Eine schmackhafte Brassenart (parga), die in den Gewässern an der Westspitze häufig vorkommt, ist Namensgeberin des Hauptdorfes, das sich über sechs Ortsteile verteilt.
 
Tief im Westen steht der schönste Leuchtturm (Farol) Madeiras. Kein Leuchtturm in Portugal wurde auf einer so hohen Klippe erbaut wie dieser. Das 15 m hohe Gebäude thront seit 1922 auf einer Steilküste, die hier 312 m tief ins Meer abfällt – was für eine Aussicht. Ein kleiner Pfad führt bis auf die Felsnase, von wo aus man spektakuläre Ausblicke auf die einsamen grünen Hänge hat. Das Leuchtturmgebäude an sich ist völlig unspektakulär, aber der Platz ist ansonsten wunderschön.

 Küste  beim Leuchtturm Ponta de Parga
 
Mein Magen knurrt und mangels Restaurant fahre ich weiter und weiter. Und jetzt wird es spannend, ich fahre durch Eukalyptuswälder; einige von den Bäumen schälen sich. Allein der Duft ist berauschend. Am Straßenrand wachsen Hortensien in allen Stadien der Blüte, wunderschön anzusehen. Mitten im Nirgendwo ist ein Restaurant und da die Türen geöffnet sind, hat es auf. Es ist mittlerweise 14:30 h, aber ich bekomme noch was zu essen. Die Speisekarte ist in Englisch und ich entscheide mich für eine gemischte Grillplatte mit Pommes und Salat, dazu einen Orangensaft. Das Knofibrot vorab hätte ich lassen sollen, mehr als pappsatt rolle ich aus dem Restaurant und das für insgesamt 18€.

 
Weiter geht die Fahrt bis Achadas da Cruz, hat bestimmt noch keiner was von gehört, wenn nicht die Seilbahn die Hauptattraktion des verschlafenen Örtchens wäre. Fast senkrecht schwebt die Kabine hinab zu den einsamen Feldern der Faja da Quebrada Nova am von Felsen gesäumten Meer. Die 451 Höhenmeter werden in 5 Minuten überwunden und das für läppische 3 € retour. Das lasse ich mir nicht entgehen, habe aber zunächst wegen meinem übervollen Magen Bedenken. Ich will denen ja nicht in die Gondel spucken. Aber das geht ganz sinnig abwärts. Unten ist Brandung vom feinsten, Surfer würden sich freuen.

senkrecht nach unten!
 
Hier ist der Wendepunkt der heutigen Tour bzw. einige km weiter steht das Schild Richtung Funchal. Der Weg führt mich über die Hochebene zurück. Dazu nur soviel, es ist traumhaft schön, aber steht nicht auf dem Plan zum Filmen und Fotografieren. Die Zeit drängt etwas, ich muss unbedingt noch einkaufen für die Feiertage. Nur soviel dazu, dass hier kein Baum mehr steht, die Straße wird erst von blühendem Ginster gesäumt und wechselt dann zu etwas wacholderartigem oder Hochweide. Der Vergleich zu Schottland ist gar nicht so abwegig. Ein Rindvieh steht mitten auf der Straße, zum Glück bleibt es da als ich es passiere. In einem großen Supermarkt kaufe ich Brot, Müllbeutel, Käse und eine Flasche Rosé, sogar mit Schraubverschluss, die mir im Laufe des Abends aus der Kühlschranktür fällt und eine riesige Sauerei verursacht.
 
Zum Abschluss noch die Meldung, dass ich den Sturz gut verdaut habe. Der sofortige Einsatz von Salbe und Tabletten war sehr erfolgreich.
Webadressen:
Wetter: in Santa Cruz Schauer, ansonsten leicht bewölkt, bis 22° C
gefahrene km: 217


24.12. (Donnerstag) > Rabacal <
Heute klingelt der Wecker eine halbe Stunde früher. Da ich nicht weiß, ob die Tankstellen während der Feiertage geöffnet sind (ja, aber nur mit Automatenzahlung), lasse ich den Tank voll laufen und versuche in Funchal in einem großen Shopping-Centre die zerdepperte Flasche Wein zu ersetzen. Die anstehende Schlange ist ungefähr 100 m lang, daher nein danke.
 
Erneut fahre ich halbwegs die gestrige Strecke um auf die Hochebene zu gelangen, nach Rabacal.

 So sieht die Schnellstraße VR 1 aus
 
Bei Rabacal handelt es sich um ein Naturschutzgebiet welches sich im Westen der Insel Madeira befindet. Von Funchal kann man entweder über Ribeira Brava und den Encumeada Pass fahren oder entlang der Küste über Ribeira Brava, Ponta do Sol und Calheta. Schon die Hinfahrt auf den kurvigen Straßen wird zu einem kleinen Abenteuer, wie sie sich so durch die felsige Landschaft schlängeln. Das ist wirklich ein Abenteuer, finde ich doch tatsächlich unterwegs ein Schild mit dem Hinweis: 32% Steigung (Gefälle ist dann natürlich genauso). Und da muss ich nun hochfahren, höchstens im 2. Gang ist das möglich.
 
Dennoch sollte man sich einen Besuch des Naturschutzgebietes Rabacal nicht entgehen lassen, denn von hier aus hat man einen wunderschönen Blick über die Täler von Madeira. Dieser Ort ist wahrhaftig ein echtes Meisterwerk der Natur.
Der Ausgangspunkt ist die Hochebene von Paul da Serra. Von Rabacal aus beginnen auch wunderschöne Levadas welche man bewandern kann. Die Wege sind sehr gut beschildert. Ab dem Parkplatz beginnt ein asphaltierter Weg, der bis zum Forsthaus relativ steil nach unten führt. Normalerweise fährt hier ein Shuttle, aber nicht bis zum 31.12., also die 2 km per Pedes ablaufen. Zum Glück lässt der stürmische Wind nach je tiefer man kommt. Die Fleecejacke allein reicht nicht und ich ziehe noch eine Windjacke über, die jetzt wieder bereits durchgeschwitzt im Rucksack verschwindet.

 Blick in den Risco-Talkessel
Mein Ziel ist zunächst die Cascata de Risco. Bereits zu Hause war ich so clever, eine wirklich exakte Beschreibung aus dem Falk-Reiseführer Madeira zu kopieren. Nicht, dass ich unbedingt zweifle, aber ich gehe doch gern auf Nummer sicher, die Strecke ist so schon lang genug. Außerdem werde ich morgen mit Sicherheit die Muskeln spüren, die für Treppensteigen unab-dingbar sind. Bei etwas über 1000 Stufen höre ich auf zu zählen. Die Levadas sind kleine Wasserläufe, die von Sklaven? oder wem auch immer angelegt worden sind. Es sind ca. 40 cm breite gemauerte/betonierte Minikanäle, in denen kristallklares, eiskaltes Wasser fließt. Es fragt sich auch, wer das ganze Material in diese Wildnis geschleppt hat. Parallel dazu läuft der Wanderweg, meistens angelegt aus Steinplatten im Erdreich, oft aber auch hier gemauert mit den gleichen Steinplatten. Geht es an einer Seite steil bergab, gibt es noch eine Art Geländer mit Seilbespannung. Oft ist der Weg so schmal, dass ich mit meinem Rucksack anecke.

 rechts Levada, links Wanderweg
Eine dieser Levadas ist die zum Risco Wasserfall und den 25 Quellen. Man startet ebenfalls in Rabacal und wandert dann über eine kleine Levada zum Wasserfall Risco.  Die Levada de Risco führt in den Kessel der Cascata de Risco. Krüppelkiefern wachsen aus den Hängen über die Levada und den Weg. Oft so tief gewachsen, dass man aufpassen muss, sich nicht den Kopf anzuschlagen. Man hat die Möglichkeit, sehr nahe an den Wasserfall heranzukommen, die Levada verschwindet dann in einem kleinen Tunnel, der für den Wanderer aus Sicherheitsgründen gesperrt ist. Der Tropfenschleier der Cascata de Risco nässt jeden ein, der dem ca. 100 m in die Tiefe stürzenden Wasserfall zu nahe kommt. Dabei weiß ich nicht, wie hoch der oberhalb ebenfalls über eine Felswand stürzende Fall ist und sich in den 100 m fortsetzt.

 Cascata de Risco
Wenn man den Weg dann wieder zurück nimmt, kann man noch zu den 25 Quellen abbiegen. Hier geht es unzählige, breite Stufen hinunter und man folgt im Anschluss der kleinen Levada, bis sie einen kleinen See am Fuß einer überhängenden Felsklippe erreicht. Überall aus der Felsklippe stürzen 25 natürliche, kleine Wasserfälle in den blau-grünen See. See ist sicherlich übertrieben, bei uns würde man eher Tümpel sagen. Überall an den Felswänden des Kessels gibt es Mini-Wasserfälle. Ich nutze die Gelegenheit und suche mir auf einem dicken Wackerstein einen Sitzplatz um in aller Seelenruhe meinen mitgebrachten Lunch zu verspeisen. Zu meinen Füssen versammeln sich etliche Vögel, ich vermute Blaumeisen, weiß es aber natürlich nicht genau.

 25 Fontes
Der Weg zurück zunächst zum Forsthaus ist erst mal der gleiche wie auf dem Hinweg. Bis ich auf die Idee komme und eine Abkürzung nehme. Diese verheißt das Ziel bereits nach 700 m, allerdings ist nicht die Rede davon, dass es fast ausschließlich Stufen zu steigen gibt. Am Forsthaus angenommen, entdecke ich zu meiner Freude, dass die Restauration geöffnet hat und das in Anbetracht des Datums. Im Inneren ist alles sehr liebevoll rustikal eingerichtet. Da draußen alle Tische belegt sind, ergattere ich drinnen aber doch noch einen freien Tisch. Den Kaffee und das Stück Käsekuchen mit Maracuja-Guss habe ich mir sowas von verdient. Der Kuchen ist mehr als lecker und wird hier vor Ort home made hergestellt.

 Treppenstufen ohne Ende
So gut gestärkt mache ich mich an den 2 km langen steilen Aufstieg zum Parkplatz über die Asphaltstraße. Nach 10,8 km komme ich glücklich wieder beim Auto an. Um etwas Abwechslung in die Rückfahrt zu bringen, nehme ich eine andere Route. Dabei stelle ich fest, dass hier oben auch Windräder angekommen sind. Bei dem teils sehr starken Wind wohl kaum so absonderlich. Nach der baumlosen Hochebene folgt eine rasante Abfahrt. Hinter jeder Kurve warten neue Highlights und es ist nicht möglich, das alles auf die Geräte zu bannen.

 was für eine Aussicht

Zurück in Santa Cruz fahre ich den Supermarkt an, bei dem ich gleich nach der Ankunft eingekauft habe und siehe da, er hat trotz der Uhrzeit von nunmehr 17 h noch geöffnet. Also Maske auf und rein; Irrtum: erst mal die Hand ausstrecken zum Fiebermessen, mit 35,9° C liege ich absolut in der Norm, zwar sicherlich noch erhitzt von der Wanderung, aber ansonsten ok. Hände desinfizieren und ich gehe glücklich mit gleich 2 Flaschen Wein wieder raus.
Webadressen:
https://www.madeira-reisetipps.com/rabacal-25-quellen/
Wetter: stark windig, bewölkt, 7,5 – 22° C
Gefahrene km: 119


 
25.12. (Freitag) > Fahrt in den Norden <
Was für eine Nacht! Der angekündigte Sturm ist da und lässt alles klappern was nicht niet- und nagelfest ist. In meiner Ferienwohnung sind sämtliche Fenster verschlossen, trotzdem hört man die Orgelgeräusche des Sturms sowie den Donner der ständigen Gewitter.
 
Ich will versuchen, auf der Hochebene Paúl da Serra erneut zu wandern. Die karge Landschaft mag an schottische Hochmoorlandschaften erinnern. Nur robuste Pflanzen – Gras, Ginster und Adlerfarn – halten das raue Klima auf der rund 1400 m hohen Hochebene aus. Der Untergrund speichert wie ein Schwamm das Regenwasser. Von hier aus wird es über Levadas in viele Teile der Insel verteilt und gezielt in Kraftwerke geleitet. Aus diesem Grund verschandelt neuerdings auch ein riesiges Rückhaltebecken die Landschaft, aber irgendwo muss der Strom ja herkommen. Die Windgeneratoren reichen allein nicht aus. Wenn man gutes Wetter erwischt, erwarten einen von der Panoramastraße aus traumhafte Ausblicke in die Täler und über die Hochebene. Der berühmteste Lorbeerwald der Insel liegt rund um das Forsthaus von Rabacal.
 
Aber zunächst einmal bekomme ich vom Auto eine Warnmeldung, dass irgendwas mit den Reifen nicht stimmt. Ich hasse es, dass die Verleihfirmen grundsätzlich das Manual entfernen, weil es Idioten gibt, die das in die Tasche stecken. Alle Anzeigen im Auto sind auf Portugiesisch; ganz toll. An einer Tankstelle prüfe ich den Luftdruck, zumindest ist in der Fahrertür ein Aufkleber, aber das blöde Symbol geht nicht weg. Schließlich parke ich erneut und versuche über Google Übersetzer den Text zu begreifen; falsch liege ich nicht. Ich werde ehrgeizig und fummle solange am Menu-Knopf herum, bis ich tatsächlich die Einstellung für Deutsch finde. Nach etwas weiterer Fummelei ist auch das Symbol verschwunden. Das Auto hat übrigens 5,7lt/100 km verbraucht. Dafür, dass ich teils nur im 2. Gang die Steigungen hoch fahren kann, ist das erstaunlich wenig.
 
Ich setze meine Fahrt fort und fahre bei Ribeira Brava erneut in die Berge, im Prinzip die umgekehrte Strecke wie gestern, weil ich einen Abzweig nach Fanal entdeckt habe. Hier oben wird es richtig kalt, die Temperatur geht auf rund 6° C runter, aber es regnet nicht, noch nicht. Das Wandern kann ich mir abschminken bei dem beginnenden Nieselregen. Aber die ganzen Beschreibungen bezüglich der Vergleiche mit Schottland sind nicht aus der Luft gegriffen.

 bei Paúl da Serra
 
Weiter geht die Fahrt ins Fanal, eines der ursprünglichsten und grünsten Gebiete der Insel. Nicht weit vom Forsthaus stehen fantastische, alte Stinklorbeerbäume – im leichten Nebel verwandelt sich der Hang in einen wahren Feenwald. Wieder ein Ort, wo ich zumindest den Rundwanderweg ablaufen möchte. Gerade als ich aussteige, fängt es an zu schütten. So bleiben mir nur einige Fotos auf die Schnelle vom Parkplatz auf die alten Bäume.

 Stinklorbeerbäume im Fanal
 
Der nächste Ort ist Ribeira da Janela, allerdings geht die Fahrt erst mal durch die Wolken, die so dick sind, dass man die Hand nicht vor Augen sieht. Bei Ribeira da Janela ist der Name mal wieder Programm. Warum heißt das Rinnsal, das östlich von Porto Moniz ins Meer fließt, bloß Fensterfluss? Wenn man sich den fingerförmigen Felsen genauer anschaut, der sich direkt vor der Mündung aus dem Meer erhebt, sieht man die kleine fensterartige Öffnung (janela) im Fels. Vorne im Mündungsbereich gibt es tolle Fotomotive mit dem Felsen in der Brandung. Da hier die Brandung weit auf den Parkplatz klatscht, wird das nix, eine Salzwäsche ist nicht gut für das Auto.

 Ribeira da Janela
 
Als Mutter Natur Madeira schuf, fiel ihr ein: Moment, wir brauchen noch eine ordentliche Badestelle! Dann ließ sie den Vulkan erneut ausbrechen und die Lavazungen, die langsam ins Meer flossen, formten natürliche Pools und voilà fertig war die schönste Naturpoolanlage der Insel und ein Plateau für die nordwestlichste Gemeinde, Porto Moniz.
 
Kommt man vom Hochplateau, ist ein Stopp am Miradouro da Santa unabdingbar. Hier hat man einen Wahnsinnsblick auf das im 16. Jhr. von einem Ritter namens Francisco Moniz gegründete Dorf. Die Straße wurde übrigens ebenso wie die Küstenstraße erst in den 1950er Jahren gebaut, vorher erreichte man den Ort nur per Schiff oder über Fußwege. Den Stopp am Miradouro kann man sich heute getrost schenken, denn was man sieht ist absolut nix. Es regnet mittlerweile Hunde und Katzen. Die Brandung überschlägt sich an den Felsklippen im Meer vor dem Ort, ich schätze die Wellen auf 3 m und höher.
 
Attraktion Nummer eins sind natürlich die Lavapools. In diesen kann man ganzjährig baden, im Winter muss man angesichts des frischen Meerwassers allerdings etwas abgebrühter sein; dafür hat man die Becken dann aber auch fast für sich allein. Doch auch wenn das Wetter nicht unbedingt zum Baden einladen sollte, gibt es keinen Grund, auf einen Ausflug nach Porto Moniz zu verzichten. Ist das Meer rau und wild, sorgt die meterhohe Gischt für spektakuläre Bilder, wenn sie gegen die schwarzen Lavafelsen klatscht. Auch das verkneife ich mir, denn vom Parkplatz bis zu den Pools wäre ich trotz Regenkleidung und Schirm nass bis auf die Haut geworden.
 
Durch diverse Tunnel folge ich dem Verlauf der Küste. Leider gibt es nirgends eine geeignete Haltebucht um von weit oben die tosende Brandung auf die Geräte zu bekommen. In Sao Vicente reicht es mir und ich beschließe die Rückfahrt, allerdings nicht durch den langen Tunnel sondern herkömmlich über die Berge; das bereue ich nicht. Die Straße ist von Lorbeerwäldern und mannshohem Farn eingefasst und Verkehr ist so gut wie keiner. An diversen Stellen hat es durch das Wetter bereits Steinschlag gegeben und dicke Brocken liegen auf dem Asphalt. Auch fällt mir auf, dass sich die breiten Entwässerungskanäle füllen, kein Wunder bei den Niederschlägen.
 
Bei Ribeira Brava lockt die Sonne, ich glaube es kaum und sie begleitet mich bis Funchal. Unterwegs komme ich auf die glorreiche Idee, dem sagenumwobenen Reid‘s Palace Hotel einen Besuch abzustatten. Die sind berühmt für ihre Teatime mit Scones auf der Terrasse. Ein absoluter versnobter Concierge teilt mir von oben herab mit, dass das Vergnügen in den Wintermonaten nur den Hausgästen zukommt. Auf der Website steht was anderes, aber wahrscheinlich bin ich mit Trekkinghosen auch nicht fein genug angezogen. Also wieder zurück auf die VR 1 und gen Quartier. Es schüttet übrigens wieder. Was für ein Tag!
Webadressen:
Wetter: an der Küste 19° C, auf der Hochebene 6° C, im Nordosten 13° C, Gewitterstürme mit Starkregen und schweren Sturmböen, an der Südküste vereinzelt sonnige Abschnitte
gefahrene km: 162


 
26.12. (Samstag) > Rundfahrt Funchal, Monte, Poiso, Pico do Arieiro, Ponta de Sao Lourenco <
Um es vorweg zu nehmen und wer es in den deutschen Nachrichten noch nicht gesehen hat, der Nordosten Madeiras zwischen Santana und Porta Delgada hat gestern schwere Sturmschäden hinnehmen müssen. Die Wassermassen sind teils durch die Straßen gestürzt und haben Autos mitgerissen. Außerdem hat das Wasser eine Mauerböschung an einer Tunnelaus-/einfahrt zerstört und auf die Straße gespült. Wie ich gestern schrieb, brach ich die Fahrt wegen des starken Regens ab, sonst wäre ich ggf. genau in diese Zerstörungen geraten.
 
Es hat auch noch in der Nacht stark gestürmt und heute früh will es nicht richtig hell werden. Der Atlantik hat immer noch eine enorme Brandung, aber die gestrigen Schaumkronen sind weg. Ich werfe alle geplanten Dinge über den Haufen und beschließe hoffnungsvoll, hoch in die Berge zu fahren. Über Funchal und Monte geht es hoch zur Aussicht zum Pico do Ariero.
 
Hinter Monte bin ich allein auf der Straße und fühle mich zunehmend wie in einer Mondland-schaft. Hier hat es vor einigen Jahren wohl kräftig gebrannt, es steht nicht ein Baum mehr. Überall liegen noch abgeholzte verbrannte Stämme, aber die Wiederaufforstung ist in vollem Gange. Dann wechselt diese Landschaft zu Wald und man kann deutlich erkennen, dass das Feuer die Stämme der großen Bäume schwarz verbrannt hat, aber mehr ist nicht passiert. Es liegt eine Unmenge an Zweigen und Steinen auf der Straße. An einigen Stellen ist wohl bereits eine Kettensäge zum Einsatz gekommen, deutlich erkennbar an den hinterlassenen Spuren.
 
Bis Poiso bin ich noch sehr hoffnungsvoll hinsichtlich der Aussicht, aber dann komme ich nach der Abzweigung zum Pico der Arieiro in dicken Nebel, der kräftig wabert oder sind es Wolken?
Die Sicht ist fast bei null und ich fahre höchstens 25 km/h. Linker Hand taucht der Parkplatz des Berges auf, das Gasthaus hat geöffnet, aber was soll ich hier.
 
Ich wende auf dem Parkplatz und höre von hinten rechts ein hässliches Geräusch. Aussteigen und nachsehen: eine gelbe Eisenstange ragt aus dem Boden und hat dem hinteren Kotflügel eine heftige Schramme verpasst. Weder konnte ich die Stange im Außenspiegel erkennen noch haben die Sensoren, und davon hat der Audi jede Menge, angeschlagen. Shit happens kann ich da nur sagen! Die Richtlinien des Vermieters sagen, dass eine sofortige Verständigung erfolgen mussen. Wegen der Weihnachtsfeiertage und weil morgen Sonntag ist, muss das bis Montag warten. Bei allen genannten Telefonnummern läuft ein AB. Das Auto ist all inclusive gemietet, also kann es nicht teuer werden.
 
Der Pico do Arieiro ist mit einer Höhe von 1818 m zwar nur der dritthöchste Berg von Madeira, jedoch ist er der Einzige, der mit einer Straße erschlossen ist. Daher ist er auch der meistbesuchte Berg Madeiras. Die zwei noch höheren Berge Pico Ruivo (1862 m) und Pico dasTorres (1851 m) liegen etwas östlich der Hochebene Paul da Serra und bilden das Zentralgebirge der Insel. Unterhalb des Gipfels des Pico do Arieiro befindet sich ein Parkplatz, der den Startpunkt der Wanderung bildet.
 
Bei gutem Wetter offenbart sich hier ein atemberaubender Blick über die Insel Madeira. Auch die etwa 50 km entfernte Nachbarinsel Porto Santo sowie die  Ilhas Desertas sind bei freier Sicht am Horizont erkennbar. Im Herbst lässt sich an einem frühen Morgen dank der klaren Sichtverhältnisse auch schon mal die Ponta de Sao Lourenco erkennen. Dies ist der östlichste Teil der Insel Madeira, welcher zum gleichnamigen Naturschutzgebiet gehört. Im Winter kann auch Schnee und Eis auf dem Pico do Arieiro liegen. Das erklärt auch die Schneestangen links und rechts der Zufahrtstraße.
 
Da ich hier nichts mehr ausrichten kann, beschließe ich die Flucht gen Tal. Da mir das Brot für das Frühstück ausgeht, fahre ich erst mal ins Shopping-Center nach Machico. Der Supermarkt hat heute bis 19 h geöffnet. Die Brötchen sind noch warm, als ich sie in die Tüte packe.
 
Da hier auf der Ostseite fast die Sonne scheint, beschließe ich das Wagnis, auf der Ponta de Sao Lourenco wandern zu gehen. Google Maps füttert das Handy-Navi und obwohl der Parkplatz schon gut gefüllt ist, finde ich noch ein Plätzchen. Es windet immer noch stark, daher rätsele ich erst mal, was bei den 19° Grad an Jacke angemessen ist. Die Fleecejacke ziehe ich an und los geht es.





Karg und windig gibt sich die Ostküste Madeiras, schuld sind die ersten Siedler, die hier schon früh alles abgeholzt haben, und die Ziegen, die später jegliches Grün sofort wegfraßen. So prägen heute 4 kahle Kuppen, die im Frühjahr jedoch von einem phänomenalen Blütenteppich überzogen werden, das Landschaftsbild und bizarre, wie von Kinderhand hin gewürfelte Felsen steigen ockerfarben, rostrot, grau und grünschwarz aus dem türkisblauen Meer auf.
 
Die Zufahrtstraße zur Ponta de Sao Lourenco endet an einem Wanderparkplatz oberhalb der Baia de Abra. Die etwa dreistündige Wanderung zur östlichen Inselspitze und zurück eröffnet immer wieder andere Blicke auf die Landschaft.





 
Wie immer geht es natürlich wieder rauf und runter. Unterwegs gibt es teils atemberaubende Ausblicke auf die zerklüftete Küstenlinie mit der vor allem nach Norden noch enorm starken Brandung. Der Muskelkater von der Wanderung bei Rabacal hat mich heute früh richtig eingeholt. Ich merke auf den ersten Metern wirklich jeden Schritt. Der Weg führt teils über Holzplanken (zu Beginn) sowie erneut gemauerte Stufen aus „wilden“ Steinen oder führt direkt über die vor Millionen von Jahren erkaltete Lava in diversen Farben. An einer Stelle ist links und rechts des Weges nur etwa 1 ½ m Platz, dann geht es direkt ab in die Tiefe, ins Meer. Ca. 600 m vor dem Ziel, einer bewirtschafteten Hütte stoppe ich. Aufgrund der doch recht zahlreichen Wanderer ziehe ich die Reißleine und verzichte auf einen verlockenden Kaffee und laufe zurück.


Webadressen:
Wetter: etwas Nieselregen, bis 19° C, stark bewölkt
gefahrene km: 101


 
27.12. (Sonntag) > Funchal, Sao Vicente, Porto Moniz, Ribeira de Janela, Fanal <
Vorgestern hat mich das Wetter an der Nordwestküste kalt erwischt. Heute früh lacht bereits beim Aufstehen die Sonne und ich fasse den Entschluss, nochmals das Wagnis einzugehen; allerdings in umgekehrter Streckenfolge. Außerdem möchte ich gern die Lavahöhlen in Sao Vicente besichtigen. Hier kann man eine Reise ins Innere der Insel machen, in den Grutas de Sao Vicente. Bei einer Führung auf portugiesisch und englisch durch das 700 m lange Lavatunnelsystem reist man in die geologische Vergangenheit Madeiras. Die gut erschlossenen Höhlen sind bei einem Vulkanausbruch vor rund 890000 Jahren entstanden und halten so manche Überraschung bereit. Laut Internet-Website haben sie ab 10 h geöffnet. Entsprechend fahre ich los. Dieses Mal fahre ich nicht durch die Berge, sondern nehme den rund 3,4 km langen Tunnel unten durch. Als ich aussteige, merke ich, dass meine Geldbörse in der anderen Hose im Quartier steckt. Aber meine Kreditkarte habe ich mit. Also los und eine herbe Enttäuschung erleben. An der Eingangstür erzählt eine Notiz, dass die Höhlen leider wegen Corona geschlossen sind. Da fragt man sich, warum auf der Website was anderes steht.
 
Also auf die Küstenstraße Richtung Porto Moniz. Mit fällt auf, dass ich hier im Norden erheblich mehr Weinstöcke sehe als auf der Südseite; keine Ahnung warum. Bei Sonnenschein sieht das alles gleich freundlicher aus. Ca. 100 m hinter der Ortsausfahrt ist ein Parkplatz, an dem ein schöner Wasserfall über die Felswand fällt. Eine relativ starke Brandung ist schon noch vorhanden, ich merke das an der zunehmend mit Salz eingesauten Windschutzscheibe. Diese reinige ich an einer Tankstelle gründlich mit Wasser. Die Kirche kann ich wegen einem laufenden Gottesdienst, die Besucher stehen bis vor die Tür, leider nicht besichtigen. Ich suche mir erst mal einen ATM, um wenigstens etwas Bargeld in der Tasche zu haben. Das sieht hier alles nicht nach Kreditkartenzahlung aus. Der mit einem Restaurant verbundene Aussichtspunkt auf die Lavapools hat geschlossen.



 Porto Moniz

 Lavapools

So langsam nagt der Hunger an mir und ich spaziere frech in ein Nobelrestaurant mit Sicht auf die Pools. Hier bin und bleibe ich tatsächlich der einzige Gast. Dabei sind die vor der Tür angezeigten Preise durchaus moderat und die Speisekarte ist sogar in deutsch. Neugierig bestelle ich ein Schweinekotelett mit Beilagen, denn die Schweine habe ich hier nur alle frei laufen sehen. Nach dem ersten Bissen bin ich restlos begeistert. So eine Fleischqualität gibt es in Deutschland vielleicht beim Bio-Bauern, wenn überhaupt. Zusammen mit einer Fanta und einem Espresso zahle ich 17,20 €, nicht zu viel meiner Meinung nach. Obendrauf bekomme ich einen auf der Insel hergestellten Bananenlikör. 
 
Von Porto Moniz fahre ich zum Ausgangsort der Straße auf die Hochebene, Ribeira de Janela. Aber erst ist ein Besuch beim Fensterfelsen fällig. Egal wie ich das Ding auch drehe, aus keiner Warte gelingt mir ein Blick auf das blöde Fenster. Dabei sah ich es von hoch oben auf der Zufahrtstraße, aber da war kein Stopp möglich.

 Fensterfelsen Ribeira de Janela
 
Auf der Straße in die Berge liegen immer noch sehr viele Steine und Zweige. Aufgrund des wenigen Verkehrs ist ein Ausweichen aber gut möglich. Je höher ich komme, desto dunstiger wird es, bis ich schließlich mal wieder in den Wolken unterwegs bin. Fanal ist gut besucht, an der Straße steht sogar ein Reisebus. Es ist völlig unmöglich, in der Suppe irgendwelche Hinweis-schilder zu finden, also laufe ich einfach mal der Nase nach. Zwischendurch ist für Minuten die Sonne zu sehen, aber das reicht natürlich nicht. Außerdem muss man gehörig aufpassen, um nicht in einen der vielen Kuhfladen zu latschen. Im Nebel wirken die Stinklorbeerbäume noch gespenstischer. Begleitet werde ich von etlichen kleinen Vögeln, die mir auch schon bei der Wanderung am Rabacal aufgefallen sind. Google sagt, dass es sich um den Madeira-Buchfink handelt, somit liege ich mit meiner Vermutung nur etwas daneben.

Fanal, Stink-Lorbeerbäume

 Madeira-Buchfink
 
Ich fahre weiter durch die Wolkensuppe und bin urplötzlich im hellen Sonnenschein. Die Wolken bilden eine scharfe Grenze. Erneut fahre ich die wunderschöne Serpentinenstraße Richtung Ribeira Brava und von dort über die Schnellstraße ins Quartier. Gerade noch rechtzeitig, um die Sonntagsmaschine von TUIfly aus Düsseldorf anfliegen und landen zu sehen.

 Wolkengrenze

 Passstraße abwärts

 TUI-Flight X3 2852 von Düsseldorf
Webadressen:
Wetter: 19 – 21° C, auf der Hochebene 11° C, bedeckt bis sonnig
gefahrene km: 154
 

 
28.12. (Montaq) > Fahrt zum Pico Ruivo und retour <
Die Wettervorhersage könnte nicht besser sein, sonnig/bewölkt aber kalt am Pico Ruivo. Der Wecker klingelt daher schon etwas früher und bald lenke ich das Auto auf die Schnellstraße Richtung Santana. Wie immer geht es steil den Berg hinauf. Bei etwa 1500 m endet die Fahrt auf einem großen Parkplatz mit Rasthaus, das den typischen Namen „Heidi“ trägt. Außer mir stehen gerade mal 6 weitere Fahrzeuge auf dem Parkplatz.

 
Hier oben waren es in der Nacht Minustemperaturen, dementsprechend kalt ist es immer noch. Daher ziehe ich sowohl die Fleecejacke wie auch die Goretexjacke an. Bei der Achada do Teixeira beginnt der rund 2,8 km lange Wanderweg zum höchsten Gipfel Madeiras, dem Pico Ruivo mit 1862 m. Wieder beginnt mein liebstes Hobby: Treppensteigen. Am ersten Aussichtspunkt stelle ich zu meinem Bedauern fest, dass ich hinunter ins Tal und an die Küste auf ein dickes Wolkenband schaue. Das reißt zwar immer mal punktuell auf, gibt aber nicht preis, was da eigentlich zu sehen ist.
 
Unterwegs wird es so kalt, dass ich mir Handschuhe wünsche. Die Basecap tausche ich gegen eine Softshellmütze, sonst fallen mir noch die Ohren vom Kopf ob des eisigen Windes.
Beim Aufstieg findet man verschiedene geschützte Unterstände und Rastplätze, da sich das Klima hier oben ganz plötzlich ändert und das Gebiet oft in einem Wolkenmeer verschwindet oder sich man über den Wolken befindet.
 
Auf dem Pfad gibt es Stellen, wo das heraustretende Wasser gefroren ist und eine rutschige Eisbahn bildet. An den Seiten liegt teils alter Firnschnee. Sobald man wieder auf der sonnigen Seite wandert, kommt man ins Schwitzen.
 
Diese Region ist Teil des Schutzgebietssystems der EU für Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung, Natura 2000, und ist bekannt als das zentrale Bergmassiv. Es umfasst die höchsten Gipfel bis Höhen von 1200 m über dem Meeresspiegel. Die Gegend ist gekennzeichnet von einer kraut- und strauchartigen Vegetation, die sich gut an die großen Temperaturschwankungen, starken Regenfälle und heftigen Winde angepasst hat. Überwiegend findet man hier verschiedene Arten von Heidegewächsen (Erica scoparia ssp maderensis und Erica aborea), die früher massenhaft zur Holzkohleherstellung verwendet wurden.

Der Pfad führt den Gebirgskamm hinauf, der die Berghänge von Faial und Santana teilt und bietet auf der linken Seite einen herrlichen Blick über das Tal Ribeira Seca, überragt von den Gipfeln Pico das Torres und, im Hintergrund, Pico do Areeiro. Zur Rechten erblickt man die „Giebel“ der Berge von Santana, von wo aus der Naturpark Queimadas zu sehen ist und etwas weiter vorn Achada do Marques (eine kleine Siedlung, charakteristisch für ihre strohgedeckten Spitzdach-Hütten und Ackerflächen), mitten im Tal von Ribeira dos Arcos gelegen. Etwas weiter im Inneren der Insel erstreckt sich das Tal Ribeira Grande, das an den „Toren“ der Talkessel Caldeirão Verde und Caldeirão do Inferno beginnt.



Bei guter Sicht nach Osten hat man die Möglichkeit einen Blick auf die Felsformation Penha d’Águia, auf das Gebirge Serra das Funduras und auf die Halbinsel Ponta de S. Lourenço (östlichster Teil der Insel Madeira) zu werfen.
 
Es überholen mich 3 junge deutsche Burschen mit lauter Handymusik. Auf meinen Einwurf, die Tierwelt zu erschrecken, kommt die Rückfrage, wo denn Tiere seien. Wie kann man nur so blöd sein, die Viecher bringen sich doch bei dem Lärm alle in Sicherheit.
 
Wie gesagt, ins Tal hinunter ist nix zu sehen, aber alles oberhalb der Wolkendecke rundum zeigt sich in ganzer Pracht. Deutlich ist der Pico de Areeiro mit seiner Radarkugel zu erkennen. Rund 200 Höhenmeter unter dem Gipfel gibt es ein bewirtschaftetes Haus. Von da an wird es richtig steil. Aber letztendlich komme ich am Gipfelkreuz an. Auch hier oben tummeln sich die Madeira-Buchfinken und sind fast handzahm. Deutlich sind die abgehenden Wanderwege in fast alle Richtungen zu erkennen.

 
Ich mache mich auf den Rückweg und bin froh, so früh unterwegs gewesen zu sein. Ganze Heer-scharen, sogar welche mit kleinen Kindern, kommen mir entgegen. Auf dem Parkplatz stehen 2 große Busse und jede Ecke ist belegt. Es waren übrigens 6,9 km hin und zurück und Umwege bin ich bestimmt nicht gelaufen.
 
Talabwärts fahre ich erst mal mit Sonnenbrille bis ich in die Wolken komme, da wird es richtig dunkel.
 
Das kleine Faial gehört zu den schönsten Dörfern Madeiras und bietet herrliche Aussichtspunkte mit wunderschönen Panoramablicken.
 
Faial liegt  eingebettet in einem der schönsten Täler der Insel im Norden von Madeira. Das kleine Dorf mit seinen knapp 1600 Einwohnern ist umrahmt von Terrassenfeldern, an deren Hängen Wein und Obst angebaut werden. Zur Weinlese im Herbst kann man in der Region noch die Borracheiros sehen – traditionelle Weinträger – die früher, als es noch keine Straßen gab, den frischen Most von Ort zu Ort transportiert haben.
 
Die beiden Orte Faial und Porto da Cruz sind vom »Adlerfelsen« getrennt, eines der Wahrzeichen von Madeira. Von dort oben hat man einen wunderbaren Panoramablick, genauso wie von einigen anderen Aussichtspunkten rund um Faial.

  In den Hügeln von Faial

Im Ortszentrum gibt es eine sehenswerte Kirche, einen netten Strand mit großem Naturbecken und die einzigen Go-Kart-Freiluftbahn auf Madeira.

Ich fahre hier kreuz und quer durch die Berge abseits der Hauptstraße und finde wunderbare Stellen, nur wie immer ist Anhalten schwierig. Nach Faial ist mein Ziel Ribera Frio mit der Forellenzucht. Die Zucht kann man besichtigen und im angehängten Lokal bekommt man den Fisch auf den Teller. Schon auf der Zufahrtstraße stehen viele Autos, der Parkplatz ist übervoll und vor der Lokaltür steht eine lange Schlange. Bloss nix wie weg hier! An einem ruhigen Punkt suche ich mir ein Lokal in Machico, will ich doch noch unbedingt Fisch essen. Weiter geht die Fahrt durch die Berge, mal über den Wolken, mal mitten drin und dann wieder drunter. Mitten drin wird es plötzlich gefährlich, auf der Straße laufen Schafe, die man aufgrund ihres hellen Fells erst in letzter Minute entdeckt. Oberhalb von Machico fahre ich an einem Golfplatz und einem Reitsportzentrum vorbei um dann im Ort am Restaurant fast eine Punktlandung zu machen.

Es ist schon spät und daher wohl auch nicht mehr so voll. Ich bestelle mir Degenfisch auf Madeira-Art, dazu gibt es Karotten und Zuckererbsen sowie Kartoffelschnitze (aber nicht von der Maschine geformt, sondern handgeschnitzt). Als Dessert suche ich mir einen Whisky-Kuchen aus. Oben drüber ist eine dünne gelierte Whiskyschicht, dann kommt heller Kuchen und zum Schluß Mangoeis, saulecker das Zeug!

 Degenfisch

Mein nächstes Ziel ist eine Autowaschanlage. Man hatte mir bei Fahrzeugübernahme gesagt, dass ich das Auto gewaschen zurückbringen soll. Eine Wäsche hat es aber auch nötig, man kann kaum noch durch die Scheiben schauen. In einer Selbstwaschanlage wird es für sage und schreibe 2 € blitzeblank. Im Quartier wische ich nur noch die letzten Wassertropfen ab.
Webadressen:
Wetter: im Tal bedeckt, über den Wolken reiner Sonnenschein, unten 19° C, oben 4 – 6° C
gefahrene km: 108


 
29.12. (Dienstag) > Madeira - Düsseldorf <
Heute habe ich alle Zeit der Welt, mein Flieger geht erst um 17:45 h und hier im Quartier kann ich bleiben solange ich möchte. Ein Nachmieter ist nicht vorhanden. Also den üblichen Handlungsablauf: duschen, frühstücken, packen und einmal kurz alles durchfegen; fertig.
 
Das Auto ist auch schnell gepackt, nur die Handyhalterung sollte ich nicht vergessen, die ist nämlich geliehen. Ich folge einer Empfehlung von Ulrike und fahre nach Garajau. Das liegt in Richtung Funchal.

 Blick von Garajau auf Funchal
 
Der Ort Garajau an der östlichen Südküste Madeiras hat eine kleine Sensation zu bieten, nämlich die Christus-Statue. Das Auto kann man auf einem Parkplatz abstellen. Tipp: lieber früher kommen, da es an einem sonnigen Nachmittag hier sehr voll werden kann. Von dort aus sind es nur ungefähr 100 Meter bis zur Statue, die gen Meer blickt. Eine Treppe führt zu einem Aussichtspunkt hinab, von wo aus man die Küste und die Christus-Statue von vorne betrachten kann. Natürlich wieder Treppenstufen ohne Ende und das in praller Sonne. Es ist gerade so, als ob die Insel zum Abschied ihr Prachtwetter ausgepackt hat.

 Cristo Rei, Garajau
 
Wenn man eine Cristo Rei-Statue erwähnt, denkt fast jeder an die in Rio de Janeiro, Brasilien. Die etwas kleinere Madeira-Version ist die älteste Cristo Rei-Version im portugiesischsprachigen Raum. Der Madeira Cristo Rei in Garajau ist 14 Meter hoch und stammt aus dem Jahr 1927. Rio de Janeiro errichtete 1931 seinen 30 Meter hohen Cristo Rei. Schließlich beendete Lissabon 1959 seine 28 Meter hohe Statue.
 
Anschließend kann man am Parkplatz mit einer kleinen Seilbahn abwärts zu einem sonnigen Felsenstrand fahren und ein wenig relaxen. Hier ist es auf Grund der Lage windgeschützt und, wenn die Sonne scheint, herrlich warm. Alternativ kann man den Strand über eine kurvige Straße erreichen. Die Seilbahn führt ähnlich steil hinab wie die kurz vor Porto Moniz und kostet hin und zurück die Kleinigkeit von 3 €. Von Strand in dem Sinne wie wir es verstehen, kann man nicht sprechen, eher von einer Anhäufung von mehr oder weniger großen Kieselsteinen, allesamt anthrazit bis schwarz.

 
Das Restaurant hat geöffnet und ich beschließe, hier meine Henkersmahlzeit zu mir zu nehmen. Ein Steak-Sandwich mit Ei mundet mir vorzüglich. Von der Terrasse muss ich mich eilig verziehen, aus heiterem Himmel gibt es einen Wolkenbruch. Als es wieder trocken ist, laufe ich die paar Meter zur Talstation.
 
Nach langem Überlegen, was ich mit den restlichen Stunden anfangen soll, entschließe ich mich, nochmals nach Machico zu fahren. Dort im Supermarkt gibt es alles, was das Herz begehrt und ich möchte doch zumindest einen der landestypischen Kuchen mitnehmen. Mit Hilfe einer Verkäuferin gelingt mir das auch, außerdem noch 1 Glas des hiesigen Honigs wandert in die Reisetasche. Das Auto noch voll tanken und die letzten 6 km, nämlich zum Flughafen, liegen vor mir. Insgesamt habe ich 1080 km gefahren und dabei hat das Auto 5,8 ltr/100 km verbraucht. Das ist mehr als akzeptabel.
 
Bei Hertz ist die Autorückgabe unproblematisch trotz des Kratzers am hinteren Kotflügel. Ich schildere kurz den Sachverhalt, unterschreibe das Protokoll und erfahre, dass die Schadens-beseitigung rund 418 € kostet. Alles wird fein säuberlich per Email an mich geschickt. Im Terminal rufe ich bei Sunny Cars an um dort den Schaden anzumelden. Da ich all inclusive gebucht habe, wird mir nach Ausfüllen diverser Fragebogen und entsprechender Antworten alles erstattet werden. Das kann ich in aller Ruhe von zu Hause machen.
 
Im Terminal dauert es knappe 30 Minuten, dann werden die TUI-Schalter geöffnet. Es ist wirklich nicht viel los. Ich habe sogar automatisch einen Fensterplatz bekommen. Bei der Sicherheitskontrolle muss ich die Schuhe ausziehen und die Hose gürtellos machen, bei den folgenden Metern verliere ich sie fast.

Wie immer lockt der Duty free, aber will man das wirklich alles nach Hause schleppen? Ich gönne mir noch einen Kaffee und einen letzten Weißwein bevor das Boarding beginnt. Die Plätze neben mir bleiben unbesetzt. Pünktlich hebt die Boing 737-800 mit 148 Passagieren an Bord zum Flug nach Düsseldorf ab. Über den Wolken gibt es einen schönen Sonnenuntergang. Die Flugroute führt u.a. über Lissabon, was wunderschön erleuchtet rund 12000 m unter uns liegt.

 Boing 737-800



 Lissabon
 
Um 22:45 h ist touch down in Düsseldorf. Erneut wird die Maschine auf dem Flugvorfeld geparkt und die Busfahrt in das Terminal ist ruppiger als der ganze Flug. Es dauert recht lange, bis das Gepäck kommt. Der ganze Flughafen ist wie ausgestorben. Keine Ahnung, wen man hätte suchen müssen bei „lost and found“, ist ja keiner da. Der Weg zum Maritim-Hotel ist gut beschildert. Nach Verlassen des Terminals laufe ich noch rund 200 m durch die Kälte, bis ich vor der verschlossenen Tür stehe. Die Brille ist total beschlagen wegen der Kälte und ich entziffere mühsam den Text: Nacheingang mit Klingel benutzen. Der Nacht-Portier lässt mich rein. Das Einchecken ist unproblematisch. Das Zimmer liegt im dritten Stock und ich freue mich nach dem wie üblich südländischen Lakengewühle auf die normale Steppdecke.

 Maritim Hotel, Düsseldorf
Webadressen:
Wetter: morgens Sonne pur, Schauer, zunehmend bedeckt, 18°C; in Düsseldorf 4° C
gefahrene km: 32

 
30.12. (Mittwoch) > Düsseldorf - Lengerich <
Der Wecker holt mich aus dem Tiefschlaf. Nach dem Duschen bereite ich mir einen Kaffee. Ja, es gibt tatsächlich Tea and Coffee making facilities auf dem Zimmer, die deutschen Hotels sind lernfähig, ist so ein Service doch in den Commonwealth-Ländern allgemeiner Standard. Im Terminal hole ich mir einen Softdrink und ein dickes Brötchen. Damit bewaffnet fahre ich mit dem Skytrain zum Flughafenbahnhof. In einer stillen Ecke verputze ich mein Frühstück. RE 2 hat zwar 10 Minuten Verspätung, holt diese aber fast ganz auf bis zum Zielbahnhof. Kalle bringt mich nach Hause und auch dieser Urlaub hat damit ein Ende.
 
Im Nachhinein betone ich ausdrücklich, dass ich es nicht bereue, in diesen Corona-Zeiten nach Madeira geflogen zu sein. Auf der Insel habe ich mich besser geschützt gefühlt als zu Hause. Einfach auch, weil die Sicherheitsmaßnahmen besser umgesetzt werden.
 
Die Insel ist eine Reise wert. Besonders beeindruckt bin ich von der allgemeinen Sauberkeit und der Freundlichkeit der Bewohner. Mal abgesehen von den moderaten Temperaturen und der üppigen Vegetation.
Wetter: 3° C, leicht nieselig


Autokilometer: 1080

Gesamtkosten 1408 €