Südengland 2007



Wiltshire, Somerset, Devon, Cornwall, West Sussex, Hampshire
08. - 16.05.2007

 
 
08.05.2007 (Dienstag) >Lengerich - Frankfurt - London - Salisbury>
Startzeit 6:58 h bei strahlend blauem Himmel, das kann ja nur schief gehen. Der erste Stau bei Münster, bis Ffm sind es dann nur 5 an der Zahl. Der längste davon hatte nur 15 km. Das Wetter ist eindeutig auf Seiten der LKW-Fahrer, denn die verursachen etliche Unfälle, auch mit tödlichem Ausgang. Die Blase drückt auch ohne Ende, aber das Vorwärtskommen ist entschieden wichtiger. Ab Herborn ist nur noch Vollgas angesagt.


Mit Sack  und Pack das Parkhaus am Terminal 2 gestürmt und knapp unter der 20 kg Grenze durchgekommen. Da das Terminal 2 ziemlich ungemütlich ist und ich wegen meines Zieles noch zwei Sicherheitskontrollen vor mir  habe, checke ich ein. Die haben von den durchsichtigen Plastikbeuteln bis zu den Schuhen und allen Hightech-Geräten alles durchgeflöht. In aller Gemütsruhe danach erst einmal einen Cappuccino trinken und dazu Käse-Schoko-Mokka-Kuchen verspeist. Das Rotweindepot im Duty Free aufgefüllt und ab durch die nächste Sicherheitskontrolle. Endlose Wege durch Terminal 2, einer Schnitzeljagd ähnelnd, durch zig Baustellen. Per Bus in den dürftig gefüllten Airbus A319. Der Flug wegen des Sturms etwas dazu angetan, mich leicht grünlich zu färben, aber ansonsten verläuft alles glatt.


Keine 15 Minuten nach Ankunft und ich habe meine Tasche und hole den Leihwagen. Per Bus werde ich zum Gelände von Europcar kutschiert; ein neuer Astra Vauxhall mit 1510 Meilen auf dem Tacho. Recht schnell durch die Rushhour raus aus London. Kreisverkehre bis zum Erbrechen machen das Fahren im Linksverkehr dann äußerst easy. Nun bin ich in der grünen, freien Natur – j.w.d.. Viel Grün und schmale Sträßchen und richtig idyllische kleine Häuschen. Fast auf direktem Wege finde ich die Witherington Farm Bed & Breakfast. Super freundliche  Aufnahme und ich werde auch gleich mit Stadtplan für die Fahrt zum „The Lemontree“ versorgt, wo ich zum meinem Geburtstag einen Tisch bestellt habe. Erst mal bin ich richtig platt, dass ich wirklich in einem Cottageroom untergebracht bin, der seinem Namen alle Ehre macht. Das ursprüngliche Cottage ist ca. 16. Jahrhundert und wurde mit dem etwa 100 Jahre später gebauten Hauptgebäude verbunden. Richtig urgemütlich und mit sehr viel Liebe zum Detail wurde hier alles eingerichtet. Selbst antike Möbelstücke und Kamin sind vorhanden. Ich bin mal gespannt, wie ich in der Totenstille schlafen kann


Der Weg zum Restaurant klappt auf Anhieb. Garlicbread darf zum Einstand natürlich nicht fehlen; Rib-eye-Steak sehr lecker und im Vergleich zu unseren Restaurantpreisen auch nicht teuerer.

Webadressen:
      
 
09.05.2007 (Mittwoch) <Salisbury - Stonehenge - Glastonbury - Wells - Cheddar - Bath>
Die Nacht ist einfach nur still, trotzdem plage ich mich wieder mit meinen nächtlichen Unterbrechungen ab 2 h. Das Frühstück entspricht erstaunlicherweise und entgegen allen Erwartungen, nach den Erfahrungen meines London-Aufenthalts vor zwei Jahren, meinem Geschmack mit meinem heißgeliebten Bacon mit Eiern und Champignons. Allein 8 Sorten Marmelade, alles hausgemacht, füllen den Frühstückstisch.


Einzig das Wetter ist mit Nieselregen nicht nach meinen Wünschen, man kann halt nicht alles haben. Salisbury erweist sich im Tageslicht entsprechend den Erwartungen des Abends zuvor. Tudor-Häuser wie sie schöner nicht sein können, die Kathedrale, erbaut zwischen 1220 – 1258, leider mit einem Gerüst versehen, aber in natura so mächtig wie bereits im Internet dargestellt.


Mein nächstes Ziel heißt Stonehenge, leider ebenfalls etwas feucht. Bedauerlich, dass man an die Steine nicht heran kommt; in weitem Bogen kann man zwar alles betrachten, aber das war es auch schon. Aber zumindest kann ich meinen, per Internet erworbenen, Passierschein von British Heritage einlösen, der mir wer weiß wo noch freien Eintritt verheißt. Meine Fantasie geht mit mir durch, ich kann mir durchaus Druiden in dem magischen Steinkreis vorstellen, vielleicht spielt mir auch das Wetter einen Streich. 2200 vor Chr. wurden die 22 Blausteine bereits an diesen Ort geschafft und durch die Geschichte haben alle Kulturen sich damit befasst.


Den Steinkreis von Avebury schenke ich mir, da mein Programm aufgrund der späten Ankunft des Vortages etwas aus der Spur gelaufen ist. Nächster Anlaufpunkt ist Glastonbury mit dem „Tor“, dem geheimnisvollen Turm von Avalon. Leider ist aufgrund von massenhaft auftretenden Touries der Pendelbus außerhalb des Fahrplans gefahren. Den Marsch zu Fuß von über einer Meile schenke ich  mir aufgrund des Wetters, die Aussicht könnte ohnehin daher nicht so berauschend gewesen sein. Zumindest kann ich in einem Teahouse eine heiße Schokolade genießen, welch ein Paradoxon.


Weiter geht es nach Wells, der kleinsten Stadt in England (ca. 9000 Einwohner) mit einer riesigen Kathedrale. Leider sind die Eintrittspreise genauso riesig, also verzichte ich dankend, zumal auch die Parkgebühren nicht ganz ohne sind. Außerdem schluse ich hier, da mir das entsprechende Kleingeld für den Parkgebührenautomaten ausgegangen ist.


Von Wells führt mich die Fahrt nach Cheddar durch eine Hügellandschaft wie sie schöner nicht sein könnte, wenn denn die Sicht entsprechend wäre. Cheddar ist sehr auf Touries ausgelegt, aber total interessant. Ich kaufe einen „kostenlosen“ Parkplatz verbunden mit einer Besichtigungstour durch die Caves und vieles mehr. Aber wie oft in der Vergangenheit bin ich für das volle Programm etwas zu spät. Gough’s Cave erweist sich als wahres Wunder: Kannibalen, Stalagmiten, Stalaktiten, sämtliche Wunder die ich von einer Höhle erwarte. Die spätere Nachlese der Fotos von der Digicam ist vielversprechend. Ich fühle mich an Naaracoorte in Australien erinnert, die Höhle ist rund 40000 Jahre alt. Die zweite Höhle schenke ich mir aufgrund der anstehenden Mengen von Kids, das muss ich mir nicht antun. Auf geht es zur Käserei. Cheddarkäse ist nicht nur in GB ein begehrtes Produkt. Nach ausgiebiger Probieraktion entscheide ich mich, die Haltbarkeit bis August 2007 spricht zudem dafür. Die anschließende Fahrt durch die Cheddar Gorge entspricht mehr als den gestellten Erwartungen. Diese Landschaft ist einzigartig in GB.


Der Weg nach Bath ist frei. Leider erweist sich die Fahrt durch die Stadt zum gewünschten Hotel als Desaster, das ist nicht mal mehr Stopp and Go. Nach mehr als 2 Stunden erfahre ich dann zu meinem Bedauern, dass das Hotel, entgegen der Internet-Recherchen des Vorabends, mittlerweile ausgebucht ist. Glücklicherweise ist noch was frei in einem Hotel, das dem gewünschten angegliedert ist. Der Preis von 100 £ für das Familienzimmer schreckt mich auch nicht unbedingt. Das Abendessen im Bridge Mill Hotel ist in Ordnung, ich probiere mich an Wildpilzen auf Taggliatelle. Wenn hoffentlich das Wetter mal mit mir ist, komme ich endlich zum ersehnten Wandern.
Webadressen:


Salisbury Cathedral, Wiltshire

Stonehenge, Wiltshire

Wells Cathedral, Somerset


Bishop's Lane, Wells, Somerset



Gough's Cave, Cheddar, Somerset


 
10.05.2007 (Donnerstag) <Bath - Selworthy - Parracombe>
Man glaubt es kaum, am Morgen scheint die Sonne. Das Frühstück entspricht wieder meinen Erwartungen. Ich wage es, mich erneut auf in die Stadt zu machen. Man glaubt es kaum, nur wenige Staus und ich lande in einem Parkhaus in der Nähe der gewünschten Besichtigungen.


Wie ich bei einem Rundgang lerne, haben schon die Kelten die heißen Quellen (46,5 ° Grad warm) besucht. Diverse Feuersteinfunde weisen auf noch frühere Besucher hin. Die Römer haben aus Bath schlicht und ergreifend Aquae Sulis gemacht. Sie erbauten einen Badekomplex, der auch zu heutigen Zeiten in völlig erhaltenem Zustand noch beachtlich wäre. Ich besichtige noch die Pulteney Brücke über den River Avon. Während der Brückenquerung ist von einer Brücke nichts zu merken, da zu beiden Seiten Geschäfte die Brücke säumen.


Danach mache ich mich auf Richtung Exmoor. Ein absoluter Blackout muss mich getrieben haben, Dunster Castle in das Programm für den Donnerstag aufzunehmen. Denn donnerstags ist das Castle geschlossen. Die Landschaften werden bei der Weiterfahrt immer spektakulärer, Gefälle und Steigungen von bis zu 25 % sind keine Seltenheit. Würde das Wetter weiterhin mitspielen, wäre alles noch erheblich spektakulärer. Verborgene Täler wechseln sich mit den Hochmooren ab.


In Selworthy erlebe ich ein Puppenspieldorf, kleine  mit Reet gedeckte Häuser schmiegen sich an die Hügelhänge. Über Lynmouth erreiche ich schließlich Parracombe, wo das am Vortag ausgesuchte Hotel „The Hunters Inn“ im Heddon Valley National Park liegt. Das sonstige Programm ist leider inzwischen dem eingetretenen Dauerregen zum Opfer gefallen. Die Fahrt von der Hauptstrasse führt über ein Sträßchen, welches kaum diesen Namen verdient. Entgegen kommen darf mir hier keiner. Zum Glück ist ein Zimmer frei. Der Regen lässt etwas nach und ich beschließe zur Woody Bay zu laufen. Ausgerüstet mit Regenjacke, Regenhose und Wanderschuhen tun sich mir wunderschöne Aussichten auf; wenn doch nur die Sonne scheinen würde. Dann wird der Regen sehr intensiv und ich ziehe mich in mein Hotel zurück. Zum Abendessen entscheide ich mich für eine wärmende Suppe und eine Quiche mit Spargel.
Webadressen:


römische Bäder, Bath, Somerset
 

Brücke über den River Pulteney, Bath, Somerset

Selworthy, Somerset


Hunter Inn, Parracombe, Devon


Heddon Valley National Park, Devon


 
11.05.2007 (Freitag) <Parracombe - Tintagel - Falmouth>
Unglaublich aber wahr, ich wache bei strahlendem Sonnenschein auf, es fragt sich nur, wie lange der noch hält. Schweinekalt ist es auch. Mein Frühstück ist okay, so dass ich nun mit Sack und Pack wieder on tour gehe. Ich sitze noch nicht lange im Auto und schon sammeln sich die Wolken über mir. Die Straßen werden zu Sträßchen, eng und immer enger. Zusätzlich als Erschwernis sind hier überall keine Seitenstreifen und dicht mit Grünzeugs bewachsene Mauern, so dass man sich wie in einer Achterbahn mit Tunnelgefühl vorkommt – immer in freudiger Erwartung, was einem hinter der nächsten Kurve blüht.


Zunächst wandere ich in Tintagel im Museum auf den Spuren von King Arthur. Zum Glück hat man schon mal so einen alten Ritterfilm gesehen, so dass ich den Erklärungen in der Lightshow dort sehr gut folgen kann; Merlin, Guinevere und Lancelot und Arthur. Der runde Tisch, an dem die Ritter der Tafelrunde gesessen haben sollen, setzt mich fast in der Zeit zurück. Excalibur thront über dem Ganzen.


Danach fröne ich meiner alten Leidenschaft, dem Treppensteigen (im Vergleich zu meinem letzten Londonbesuch natürlich Peanuts). In Sturm und Regen bin ich an der Küste zu den Orten der ursprünglichen Schlösser von King Arthur und seinem Gesinde – gemsengleich – gekraxelt. Wow, etwas außer Puste von den kniehohen Stufen und dem Gegenwind, aber immerhin ist der Ausblick auch ohne Sonnenschein nicht schlecht. Ich stehe dort, wo auch King Arthur einst den räuberischen Schiffen entgegengesehen hat. Gut, es war etwas zugiger als damals, da die Überreste des Schlosses doch sehr wenige sind, aber immerhin. Wieder im Auto habe ich mehr als Glück, denn der Regen bricht erst richtig los, total idyllisch….


Weiter will ich zu den Bedruthan Steps. Dort eingetroffen teilt mir der Parkplatzwächter mit, dass gerade der Wasserstand so hoch sei, dass ich nur die Steine sehen könne – ohne Strand. Auch ist die Sicht nicht gut, der Weg runter nur nass, also entscheide ich mich für eine Pause mit meinem vor zwei Tagen erstandenen Käse aus Cheddar.


Weiter geht es durch die Botanik, um in der Stadt Falmouth meine Bleibe für die nächsten zwei Nächte zu finden. Wie weiß ich nicht, jedenfalls stehe ich auf einmal in der Einfahrt zum St. Michael’s Hotel. Nun scheint auch wieder die Sonne, aber der Sturm und die merkliche Kühle sind geblieben. Da es schon wieder reichlich spät ist, mache ich das Schwimmbad unsicher. Das tut nach der ganzen Autofahrerei richtig gut. Um ins Internet zu kommen, muss ich mir Zugangsdaten von der Rezeption holen. So kann ich wenigstens ein Mail an das nächste Hotel schicken und hoffen, dass die ein Zimmer für mich haben. Dabei gönne ich mir einen Aperitif. Auf meinen reservierten Tisch muss ich warten, der Kampf um die Bestellung ist hart, da mir nichts so zusagt. Also bestelle ich außerhalb der Karte gegrilltes Fischfilet mit Gemüse und Kartoffeln. Das ist jedenfalls sehr lecker. Eine Runde um den Block und nun harre ich der Dinge, die mich Morgen erwarten.
Webadressen:

Tintagel, Cornwall



 
12.05.2007 (Samstag) <Falmouth - Land's End - The Lizard - Falmouth>
Sehr skeptisch beäuge den Himmel während des Frühstücks. Denn heute ist ohne gutes Wetter nicht viel vom Tag zu verlangen. Land`s End hieß das Ziel. Je weiter ich dort hin komme, desto besser wird das Wetter. Die Wanderung über den Athleten-Weg ist easy und die Aussicht noch besser. Durch den heftigen Wind muss ich höllisch aufpassen, nicht über die Klippen geweht zu werden. Bei uns gäbe das meterdicke Zäune und hier ist rein gar nischt.


Danach entschließe ich mich zu einer Wanderung entlang der Steilküste nach Sennen Cove. Auch hier wieder Wind pur, aber ins Schwitzen komme ich trotzdem. Vor allem frage ich mich bei den Fotos und der Filmerei ständig, was da wohl bei raus kommt. Nun, zumindest die Digitalfotos sind alle gut geworden.


Die nächste Station, ein subtropischer Garten fällt wegen „is nich“, weil geschlossen, einfach aus. Ähnlich geht es mir beim St. Michaels Mount, bei Flut kommt man da nicht hin, so einfach ist das. Nächste Station St. Ives. So fluchtartig habe ich noch nie einen Ort verlassen. Dass die Leute mir nicht übers Auto geklettert sind, ist das einzige. Ich frage mich, wie die wohl die ganzen Absperrungen für die Pilcher-Filme zusammen bekommen, bei dem Massenauflauf hier.


Auf zum Lizard, zum südlichsten Zipfel Englands. Über sogenannte B-Strassen, selten so schmale Gässchen unter den Reifen gehabt und dann wegen zweier Orte mit dem gleichen Namen auch noch falsch abgebogen. Aber ich habe mächtig Spaß dabei. Unterwegs passiere ich einen Navy-Standort (ohne Wasser direkt in der Nähe), groß und breit steht da „HMS Seahawk“!!! Auch hier wieder spektakuläre Ausblicke bei schönstem Sonnenschein. Zur Feier des Tages gönne ich mir zwei Kugeln Eis.


Auf dem Rückweg nach Falmouth will ich noch bei der Seal Sanctuary Station machen, leider schon geschlossen. Also erneut über Mini-Sträßchen nach Falmouth. Tatsächlich lege ich trotz aller Bedenken wieder eine Punktlandung zum Hotel hin. Dann geht das Drama los. Einen Internetgutschein an der Rezeption geholt, die Gute dort ist nur etwas dämlich in all ihren Bemühungen. Jedenfalls keine Antwort von dem angeschriebenen Hotel. Daraufhin entschließe ich mich, das Hotel zu bitten, zwei Hotels in Exeter nach freien Zimmern zu fragen. Anscheinend überfordert das die Hotelkräfte, jedenfalls hänge ich mich dann ziemlich wütend ans Handy und lege aus dem Stegreif eine Hotelbuchung hin.

Das Abendessen ruft, ich habe einen Tisch im Nachbarhotel reserviert. So schnell (gute 45 Minuten) bin ich noch nie durch ein Menu gejagt worden. Ich sitze noch nicht richtig, da ist schon das Brot auf dem Teller. Geschmeckt hat es allerdings, irgendwie eine Form von Rinderbraten mit Beilagen. Nun bin ich so was von gespannt auf das Hotel, was ich für Sonntag eingekauft habe.

Webadressen:
https://www.cornwall-online.co.uk/attractions/lands-end/Welcome.html
https://www.sennen-cove.com/
https://www.visitlizardcornwall.co.uk/

Land's End, Cornwall 

 




St. Michaels Mount, Cornwall

The Lizard, Cornwall


13.05.2007 (Sonntag) <Falmouth - Eden Project - Lost Gardens of Heligan - Exeter>
Im „Eden Project“ ist zwar alles perfekt organisiert, aber es ist deutlich zu spüren, dass die auf Massenabfertigung getrimmt sind. Für die 39 Mio. £, die darin investiert wurden, ist es aber sehr spektakulär. Tropische und mediterrane Pflanzenhäuser sind zu bestaunen. Ich bin weitestgehend im Trockenen und mache mich nach einer kurzen Pause auf zum nächsten Ziel.

Petrus ist mit mir, denn als ich in den „Lost Gardens of Heligan“ eintreffe, kann ich trockenen Fußes durch die 81 ha wandern. Rauf und runter, mit einem Lageplan und einem Plastik-Einweg-Kompass bewaffnet, der für mehr Verwirrung als für den rechten Weg sorgt. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass mein Reisetagebuch noch mit weiteren Abenteuern bestückt wird, ist mein Orientierungssinn offensichtlich gar nicht so schlecht. Jedenfalls war Heinrich VIII verantwortlich für diese Gartenanlage. Es ist schier unglaublich, dass die mickrigen Rhododendren in unseren deutschen Gärten die gleichen sein sollen wie die baumhohen dort. Eine Blütenpracht ohne Ende, in allen möglichen Farben und vor allem riesig groß. Sogar Riesenrhabarber gibt es dort, an die 2 bis 3 Meter hoch. Das hätte sicherlich – falls genießbar – ein Riesenblech Rhabarber-Streuselkuchen gegeben. Aber hier kann ja nur der Wunsch Vater des Gedanken bleiben.


Aus den Regenklamotten und den Wanderschuhen geschlüpft und los zu meiner nächsten Bleibe. Der Landgasthof „Gissons Arms“, an der Schnellstraße wäre fast an mir vorbeigerauscht in diesem kleinen Nest hier. Trotzdem nehme ich mit Topreaktionszeit die Einfahrt und stehe auf dem Parkplatz. Fast ein Irrgarten, bis ich das Zimmer, unter Führung des Chefs persönlich, erreiche. Ganz frisch renoviert, bin ich im tiefsten Dartmoor in einer überraschend tollen Bleibe gelandet.


Speise- und Weinkarte versprechen zu viel, ich bin nicht nur sehr gut untergebracht, sondern auch in einem Gourmetrestaurant gelandet. Ich genieß ein exzellentes „Venison“ und kann  es mir natürlich nicht verkneifen, den krönenden Abschluss mit der Dessertkomposition des Hauses „Gissons Death“ (viel schlimmer!), zu setzen. Variationen in Schokolade – wenigstens lasse ich Teller und Besteck übrig. Danach muss aber noch ein kleiner Verdauungsspaziergang herhalten. Zehn Zentimeter über dem Boden schwebe ich in mein Zimmer und vernichte den im „Eden Project“ erstandenen Rotwein…

Webadressen:

Eden Project, Cornwall




Lost Gardens of Heligan, Cornwall


 
14.05.2007 (Montag) <Exeter - Lydford Gorge - Dartmoor - Exeter>
Dem tollen Zimmer zum Trotz schlafe ich miserabel, ich vermute, dass es an der frischen Farbe gelegen haben könnte, obwohl das Fenster weit offen stand. Schon um 9 h bin ich auf der Piste, dabei ist das gelinde gesagt, schon reichlich übertrieben. Hatte ich auf dem Lizard noch geglaubt, kleine schmale Sträßchen gefahren zu sein, ist das heute die Krönung. Kein Wegweiser unterwegs, kein nix, kein gar nix mehr, nur noch Gegend mit den nunmehr hinlänglich bekannten überwachsenen Mauern links und rechts. Wenn mir da ein Auto entgegen gekommen wäre, die nächste Ausweiche ist sonst wo, zum Glück kam keiner, weil einfach zu einsam. Meine Pfadfindereigenschaften sind dann durchgekommen und ich bin tatsächlich mit etlichen Abzweigen immer noch richtig. Die Käffer fast alle mit unaussprechlichen Namen.


Schließlich und endlich komme ich an der Lydford Gorge an. Der Mitarbeiter vom National Trust erklärt erst mal, dass gestern wegen zu hohen Wasserstandes einiges gesperrt war, aber heute alles wieder offen sei. Für die rund 5 Meilen werden 2 Stunden reine Wanderzeit benannt. Schweinekalt ist es, daher mummele ich mich  erst mal dick ein. Dann geht die Kraxelei los, zunächst noch ganz friedlich nur leicht bergauf und bergab. Am anderen Ende angekommen, dann die „White Lady“ in ihrer vollen Pracht, ein Wasserfall mit ca. 30 m Fallhöhe. Der Weiterweg ist durch ein Tor abgeschlossen, man hatte vergessen, es zu öffnen. Ich bin schon auf dem Rückweg, als es dann hieß, es wäre nun offen. Da wären mir  einige phantastische Ausblicke in eine wilde Gorge versagt geblieben. Dieser Weg geht aber wirklich über Stock und Stein, kein Geländer (unmöglich in Deutschland), nur ein Handrail zum Festhalten. Aufgrund des gestrigen hohen Wasserstandes ist alles auf dem Granit ziemlich nass und glitschig. Wieder einmal bin ich froh, die Wanderschuhe an den Füssen zu haben. Ziemlich zum Schluss Wasser fast von drei Seiten, von unten die Gorge und der nasse Weg, an der Seite eine nasse Felswand und von oben aus dem Fels tropft es immer mal wieder passend genau in den Nacken. Endlich wieder am Eingang hatte ich mir den Tee und das Stück Kuchen ja so was von verdient.


Wieder durch schmalste Strassen < selbst „Gasse“ wäre noch geschmeichelt > Richtung Dartmoor Zuchthaus. Unterwegs passsiere ich wohl die höchste Erhebung ca. 1400 m sollen es gewesen sein) hierselbst. Ein Rundumblick, der seinesgleichen sucht. Allerdings auch mit einem eisigen Wind versehen, der mich relativ schnell wieder ins warme Auto flüchten lässt. Überall hat es Schafe, auf der Strasse, daneben usw.. Die s. g. Tors > steinerne Monumente aus der Bronzezeit oder noch älter, immer auf den höchsten Erhebungen, zeigen mir lebendige Geschichte an. Sogar ein Dartmoorpony in freier Wildbahn sehe ich.


In Princetown versuche ich, in das Zuchthaus zu gelangen. Einer der Wärter muss mich für nicht ganz dicht gehalten haben, jedenfalls hat er mich keines Wortes gewürdigt. Im Reiseführer steht, dass die „Nutzung“ des Zwecks nicht mehr sei, ich werde eines Besseren belehrt, 613 Insassen sitzen zur Zeit dort ein. Kein Wunder, dass man nur „one way“ rein kommt. Aber bedrückend ist die zugehörige Ausstellung.


Als nächstes Opfer auf meiner Liste steht Castle Drogo. Selten einen so hässlichen Steinklotz von innen und außen besichtigt. Es gibt doch tatsächlich Leute, die Anfang des Jahrhunderts über soviel Geld verfügt haben, um sich so etwas in die Gegend zu stellen. Jedenfalls rette ich mich mit vielen sarkastischen Gedanken durch die Besichtigung. Da es auch hier schweinekalt ist, spare ich mir die eigentlich noch geplante Wanderung zu einem weiteren Aussichtspunkt.


Auf nach Exeter heißt die Devise. Ich bin ja so was von blöde, wieder ist Feierabendverkehr angesagt, als ob ich nicht noch von Bath die Nase gestrichen voll habe. Also am nächsten Kreisel retour in ein Einkaufszentrum. Noch etwas Obst für die verbleibenden 2 Tage und dann hält mich nichts mehr davon ab, mein Hotel aufzusuchen. Sondermeldung zum Tagesabschluss, erneut ein regenfreier Tag… ich bin ja so was von genügsam geworden… Das Abendessen wieder vom Feinsten, ich versuche mich an Kabeljau. Danach plündere ich meine eigenen Fernet-Vorräte , weil der Stoff hier unbekannt ist.
Webadressen:


"White Lady", Lydford Gorge, Devon





Dartmoor, Devon


15.05.2007 (Dienstag) <Exeter - Portsmouth - Arundel>
Nach dem Begleichen der Rechnung geht es weiter Richtung Portsmouth, wo ich im „Historic Dockyard“ altehrwürdige Segelschiffe in Natura besichtigen kann. Die HMS Warrior 1860 und die HMS Victory, beide von 1800 ungerade. Erstere hatte mal an die 700, letztere fast 500 Mann Besatzung. Das muss schon ziemlich ekelhaft gewesen sein, da sich ja das ganze Schiffsleben der Mannschaft auf dem Deck mit den Kanonen abspielte. Zwischen den Kanonen wurden die Tische und Bänke zum Essenfassen reingeklappt. Die Hängematten an den Deckenbalken quer rübergehängt. Aber egal, ob Hängematte oder Koje, alle waren mal locker einen ganzen Kopf kleiner als ich. Jedenfalls war das Seemannsleben keinesfalls so toll, wie es immer in den verherrlichenden Historienfilmen dargestellt wird.

Die wenigen Überreste von der Mary Rose waren nach 437 Jahren auf dem Meeresgrund 1982 geborgen worden. Seit den 199x-igern mit Zuckerwasserlösung konserviert und 24 Stunden am Tag damit besprengt. In dieser versiegelten Halle kann man nur durch Glasscheiben und bei spärlicher Beleuchtung die Überreste besichtigen. Nun genug von der Schiffskraxelei über steile Treppen und durch muffige Decks.


Ich fahre weiter zum Arundel Parkhotel, das ich gestern ausgewählt hatte. Ich habe Glück und bekomme ein sehr schönes Zimmer. Nachdem ich meine Sachen dort raufgeschleppt habe, mache ich mich auf den Weg zum Arundel Castle. Ein riesiger Schlosskomplex, der zur Abwechslung mal nicht potthässlich ist. Der Teil, der zur Besichtigung freigegeben ist, ist durch reichlich steile und verwinkelte Treppen zwischen Absperrseilen zu bestaunen. Da die Nachfahren noch immer reichlich vorhanden sind, werden die wohl auch weiterhin diese unbezahlbaren Schätze aus vergangenen Raubzeiten für Besucher zur Verfügung stellen. Gegen nicht wenig Eintritt, versteht sich. Aber man stelle sich mal vor, welche Unsummen die Erhaltung all dieser Vergangenheitslasten verschlingen.


Nach einem Rundgang durch das Städtchen bleibt nicht mehr viel Zeit bis zum Dinner. Auch hier speise ich  wieder einmal vortrefflich und allen Vorurteilen zum Trotz, mich nicht mit Fish & Chips begnügen muss. Frische Champignons mit Knoblauch und Baguette, Rib Eyes-Steak mit Pfeffersoße und Apple Pie. Das Dessert ist so heiß und lecker, dass ich mir mit dem Genießen richtig Zeit lassen kann. Fast zwei Stunden in diesem kleinen Städtchen für das Dinner, wogegen ich in der Großstadt ja in Rekordzeiten durchgefüttert wurde. Meine „Henkersmahlzeit“ hat sich also in jeder Hinsicht als würdiger, krönender Abschluss erwiesen. Ich kämpfe mich durch meine letzte Flasche Rotwein, um das Ende meines Kurzurlaubs gebührend zu begehen.
Webadressen:


HMS Warrior, Portsmouth, Hampshire
 
 



HMS Victory, Portsmouth, Hampshire


Arundel Castle, West Sussex

 
16.05.2007 (Mittwoch) <Arundel - London - Frankfurt - Lengerich>
Mal wieder typisch für einen Abreisetag, die Sonne weckt mich bereits. Nochmals gut gefrühstückt,  und bereits um kurz vor 9 h bin ich auf der A 27 unterwegs in Richtung London Heathrow. Der Verkehr wird zunehmend dichter. Die Beschilderungen zum Flughafen sind topp und ohne Probleme finde ich das Depot von Europcar. Zum Glück hatte ich mich für eine Vollkaskoversicherung bei der Übernahme entschieden. Denn, ich glaube zwar nicht, dass ich es war, aber das Auto ziert einen Farbverlust durch was auch immer am linken vorderen Kotflügel. Außerdem hat die Windschutzscheibe eine Steinschlagmacke erhalten. Mit rund 1045 gefahrenen Meilen > 1681 km, gebe ich den Wagen ab.

Der Bus bringt mich zu Terminal 1. Dort heißt es erst mal warten, da die früheste Eincheckzeit 11:20 h ist. Nochmals ein Rundgang, dann auf durch die Sicherheitskontrolle. Zu meinem Erstaunen ohne große Probleme und es gibt auch keine zweite Kontrolle. Im Wartebereich harre ich der Dinge und spiele mit dem Laptop im Internet. Schließlich wird die A 319 zum Boarden angezeigt, diesmal ist die Maschine rappelvoll. Bei der Landung in Frankfurt regnet es heftig. Das Gepäck kommt schnell, dann stürze ich mich ins Gewühle des langen Wochenendes. Weit komme ich nicht , an der Auffahrt zur A 5 erwarten mich 20 km Stau. Das summiert sich dann auf insgesamt 42 km, unterwegs regnet es so heftig, dass selbst der Schnellgang des Scheibenwischers Probleme hat, trotzdem laufe ich kurz vor 22 h zu Hause ein. Wieder einmal habe ich mir einen wunderschönen Urlaub gegönnt, das Wetter hätte besser sein können, aber das kommt bestimmt in DU 2008…


Reiseroute